Champions League 2000/2001 Vorrunde 1. Spieltag, Mittwoch, 13.09.00 um 20:45 Uhr im Hamburger Volkspark bei Nieselregen und 16 Grad  C 

Hamburger SV - Juventus Turin 4:4 (1:2)

Das war wohl eines der Spiele, die man ein Leben lang nicht vergessen wird.

Und dabei ging es alles eigentlich eher schlecht los. Schon nach ganz kurzer Zeit ging nach der ersten Juve-Ecke ein Kopfball von Inzaghi nur ganz knapp über das Tor.  Der zweite Eckball sollte dann auch leider schon sitzen. Von rechts segelte die Ecke in den Strafraum und wurde irgendwie abgefälscht. Tudor konnte dann aus ca. 5 – 10 m unbedrängt einköpfen zum 0:1.

Den eventuellen Todesstoß hätten wir dann schon zwei Minuten später bekommen können. Da ging ein Turiner nach schönem Doppelpaß völlig frei mittig auf Butt zu, doch Butt konnte diesen Ball parieren.

Doch dann kam der HSV langsam in Fahrt. Nachdem Yeboah schon zwei Kopfball-Chancen hatte, die nicht zum Torerfolg führten, stand er dann schließlich nach einem Freistoß von Cardoso (fast von der Mittellinie) ähnlich frei wie Tudor beim Turiner Führungstreffer. Tony konnte den Ball problemlos gegen die Laufrichtung des Torhüters köpfen und van der Sar mußte das 1:1 hinnehmen.

Der HSV war auch in der Folgezeit recht druckvoll, doch Turin nutze später in dieser Halbzeit den nächsten HSV-Fehler eiskalt. Zidane dreht Kovac schwindlig und Panadic ließ seinen Gegenspieler Inzaghi entkommen. Zidane spielte einen wunderschönen Pass direkt in die Lücke und Inzaghi schoß den Ball am herauseilenden Butt vorbei in´s Tor.

1:2 hinten, nachdem man erst das 0:1 aufgeholt hatte. Da bekommt man natürlich schon ein etwas mulmiges Gefühl, denn Juventus Turin ist ja nun auch eines der weltbesten Teams mit den herausragenden Stars Zidane und Edgar Davids. 

Dabei fiel mir über das ganze Spiel gesehen übrigens Davids wesentlich positiver aus als Zidane. Ich dachte immer, daß Zidane eher so der echte Spielmachertyp ist, aber das finde ich nach diesem Spiel nicht mehr. Er ist ganz einfach ein großartiger Fußballer, der eigentlich nicht vom Ball zu trennen ist. Und da er so unglaublich stark am Ball ist, kann er eben auch immer wieder schöne Pässe spielen. Was ich unter „Spielmacher“ verstehe, verkörpert ein Cardoso allerdings tatsächlich mehr als Zidane.

Der HSV ging jedenfalls mit dem 1:2- Rückstand in die Pause. Nachdem Töfting schon für Groth eingewechselt worden war, weil dieser einen Rippenbruch erlitt, machte sich in der Halbzeit Ketelaer warm. Ich war nun der sicheren Ansicht, daß er für Barbarez käme, der mir ohnehin nicht so gut gefallen hatte. Ich finde Barbarez durchaus gut, aber als Außenstürmer gefiel er mir nicht so recht, weil er doch immer wieder viel zu sehr in die Mitte zog. Jedenfalls wurde nicht Barbarez ausgewechselt, sondern Hollerbach. Und das fand ich nun wirklich unverständlich. Ich bin ja nun gewiß nicht gerade ein Hollerbach-Anhänger, aber er hat in dieser Saison bisher hervorragend gespielt und gerade in der Halbzeit gehörte er für mich zu einem der besten.

Nun sollte die zweite Halbzeit beginnen und damit wohl das beste, was ich bisher vom HSV sah. Dabei legte der HSV gleich wieder offensiv los, wurde aber wieder durch die cleveren Turiner abgestraft. Es fiel das 1:3. Die Schuld daran müssen sich wohl Panadic und Hertzsch teilen. Hertzsch war in diesem Moment der direkte Gegenspieler von Inzaghi. Doch Hertzsch spielte auf Abseits. Panadic machte allerdings nicht mir. So stand Inzaghi meterweit frei und konnte wiederrum Butt überwinden.

Nun stand es 1:3 und irgendwie war zu vermuten, daß nun alles für den HSV gelaufen wäre. Aber das sollte ganz anders werden. Die Zuschauer machten nur ein kurzes Schock-Päuschen, doch dann ging es wieder weiter mit dem Super-Support. Das war allerdings das ganze Spiel über so. Auch nach dem 0:1 und 1:2 wurde die Mannschaft sofort wieder nach vorne gepeitscht. Die Stimmung war wirklich das ganze Spiel über gigantisch.

Aber auf ewig unerreichbar sollte es nun erst noch werden. 1:3 gegen Juventus Turin zurück. Da muß jedem normalen Betrachter klar sein, daß das Spiel gelaufen ist. Aber der HSV hatte sich das wohl irgendwie anders vorgestellt.

Zwei der vielen herausragenden Spieler der 2. Halbzeit schickten sich nun an die Wende einzuleiten. Nachdem der HSV schon drückend überlegen war, sollte nun endlich der Anschlußtreffer zum 2:3 gelingen. Ketelaer ließ einen Juventini ganz alt aussehen auf der linken Seite, indem er den Ball links an ihm vorbeilegte und selbst rechts vorbeiließ. Er schlug dann von der Grundlinie eine scharfe, flache Flanke in den Strafraum. Yeboah und sein Gegenspieler verpaßten. Direkt dahinter verpaßte auch der Torwart den Ball, sodaß er schließlich in der Mitte zum Pärchen Mahdavikia und ? kam. Jedenfalls konnte sich Mahdavikia durchsetzen und stocherte den Ball schließlich ins Tor.

Die ohnehin schon tolle Stimmung wurde immer besser, weil man irgendwie auch spürte, daß der Ausgleich drin sein würde. Der HSV rannte unentwegt an. Und schließlich wurde die Überlegenheit ausgenutzt.

Mehdi Mahdavikia wurde schön in die Gasse geschickt und lief halblinks in den Strafraum. Der Verteidiger, der ihm den Ball abnehmen wollte, war zu langsam und als er zur Grätsche ansetzte, erwischte er letztendlich nur die Beine von Mahdavikia. Elfmeter ! Ganz klar ! Und der Schiri gab ihn auch. Nun folgte natürlich das (heute noch lautere) Butt, Butt, Butt. Ich selbst habe nicht mitgebrüllt, aber ich habe schon dran gedacht, daß Europa jetzt was zu sehen bekommen sollte. Trotzdem hatte ich Angst, ob Butt treffen würde. Es gingen Gedanken in meinem Kopf herum, was passieren würde, wenn er gerade heute scheitert. Da hätte es ungerechtfertigte Vorwürfe gehagelt, daß er vielleicht doch nicht mehr mit seinen Gedanken beim HSV wäre.

Aber dazu ließ es Butt ja nicht kommen. Er verwandelte gewohnt souverän und ließ die Stimmung überkochen. 3:3 nach 1:3 ! Da flippte sogar die Besucher der Business-Seats aus. Er gab nach diesem Tor einen HSV-Sitzkissen-Hagel auf die Spielfläche. Das gibt zwar eine Geldstrafe von der UEFA, aber das war es troztzdem wert. Denn irgendwie war es symbolisch, daß heute sogar die VIPS auflippten.

Und der HSV spielte nun nicht auf Ergebnissicherung sondern rannte weiter an. Jetzt hatte allerdings auch wieder Juventus Chancen. Bisher hatten sie ja eigentlich jede sich bietende Chance genutzt und daraus ein Tor gemacht, aber jetzt sollten sie doch auch mal scheitern aus sehr aussichtsreicher Position. So traf Darko Kovacevic, der für den total enttäuschenden Del Piero eingewechselt wurde, nur den langen Pfosten als er von links frei auf Butt zulief. 

Aber die Überlegenheit des HSV sollte sich erneut auszahlen. Es passierte das unbeschreibliche, wovon wir alle nicht zu träumen gewagt hatten. Der HSV erzielte nun auch noch die Führung zum 4:3. Nach einem Freistoß konnten die Italiener den Ball nicht aus dem Strafraum befördern. Der Ball flog rechts im Strafraum zu Mahdavikia. Der hielt voll drauf und brachte den Ball hart und flach an den 5m-Raum. Da stand Kovac vollkommen frei und brauchte nur den Fuss hinzuhalten ! Tooooor ! 4:3 gegen Juventus Turin.

Was für ein Jubel ! Unglaubliche Stimmung im Stadion. So etwas werde ich nie wieder erleben. Ich hatte ungelogen einen leichten Hauch von Freudentränen in den Augen. Ich konnte mich gerade noch beherrschen, nicht loszuflennen wie ein kleines Kind ! 

Jetzt galt es nur noch 7 Minuten den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Diese Zeit kam einem natürlich unendlich vor. Ich machte mir schon halb in die Hose, wenn Turin nur die Mittellinie überquerte. Und schließlich passierte tatsächlich noch, was nicht passieren durfte. Juve bekam in der 87. Minute einen Elfer geschenkt ! Dachte ich zumindest im Stadion. Ich konnte es gar nicht fassen. Da war doch gar nichts. Inzaghi war rechts in den Strafraum eingedrungen und lief Richtung Grundlinie. Plötzlich sank er zusammen und der Schiri deutete auf den Punkt. Absolut unfaßbar.

Als ich es dann im Nachinein im TV gesehen habe, fand ich es immer noch unfaßbar. Nun war es allerdings unfaßbar für mich, daß Barbarez so dusselig sein konnte und Inzaghi im 16er deutlich am Trikot zog. Wie kann man nur so doof sein ? Inzaghi ging nicht mal in Richtung Tor sondern nur geradeaus in Richtung Grundlinie.

Naja, der Elfmeter wurde schließlich von Inzaghi selbst versenkt. Schon für die bekannte Fußballer-Regel, daß der Gefoulte nie selbst schießen sollte, hätte Inzaghi es eigentlich „verdient“, daß Butt den Ball hält. Er war auch in der richtigen Ecke, aber leider konnte er an den präszise geschossenen Ball nicht rankommen. Hätte er ihn gehalten, hätte vielleicht sogar ich überlegt, wieder einmal „Butt, Butt, Butt“ zu rufen. Aber in diese „Verlegenheit“ kam ich ja nun leider nicht mehr.

Ich war total enttäuscht. Ich fühlte mich angesichts des Ausgleichstreffers so, als ob ich gerade das 0:6 miterleben mußte. Kein Lächeln durchzog mehr mein Gesicht. Es war letztendlich wie eine Niederlage. Ein Nachbar meinte zu mir, ich solle doch mal wieder lächeln, aber dem konnte ich nur sagen „ Heute nicht mehr.“

Das Spiel endete auch 4:4. 

Turin hatte dem HSV gezeigt, was man wohl langläufig unter internationaler Klasse versteht. Das zeigt Bayern ja auch öfter. Da geht es nicht darum, daß man ein Spiel dominiert oder schön spielt und die Fans begeistert. Es kommt darauf an, die wenigen entscheidenen Szenen richtig zu erfassen und dann perfekt zu sein. Das war Juventus im Vorwärtsgang weitgehend. Bis zum 1:3 haben sie wirklich jede sich bietende Lücke genutzt. Angesichts der Tatsache, daß man so wohl „internationale Klasse“ definiert, frage ich mich schon, ob ich mir dann überhaupt Wünsche, daß der HSV mal wieder diese Art der internationalen Klasse präsentiert. Da könnte es mir fast auf Dauer lieber sein, nie nach den ganz großen Sternen zu greifen, sondern dafür eine herzerfrischende Mannschaft zu sehen !

Ich war mir jedenfalls klar, daß ich etwas erlebt hatte, was ich so nie wieder erleben werde. Ein 4:4 habe ich ja schon mal in Wolfsburg letzte Saison erlebt, aber das war ja dann doch kein Vergleich. Das hier war der erste Auftritt des HSV in der Champions League. Und das gegen „unseren“ alten Gegner aus dem Landesmeister-Cup-Finale 1983. 

Was ich vor allen Dingen aber nie mehr so erleben werde, war die Stimmung. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, daß es noch einmal so wird. Das lag natürlich auch am ganz besonderen Spielverlauf. Aber ich kann mich da nur wiederholen. Es war gigantisch. Es wurde die ganze Zeit geklatscht, gesungen, geschrien. Und endlich machte auch unsere Tribüne mal ordentlich mit. Alle waren sich offenbar von Anfang an der Bedeutung des Spiels bewußt. Der HSV ist zurück auf der euopäischen Bühne ! Und das mit einer imposanten Leistung der Mannschaft! Aber auch insbesondere der Fans ! Man kann allen nur danken, die zu diesem unvergeßlichen Abend beitrugen.

Meine Spielerbewertung:

Butt: bekam eigentlich gar keine Chance, sich auszuzeichen. Einmal hat er nach ca. 7 Minuten hervorragend pariert, aber dann war wirlich jeder Schuß auf´s Tor ein Treffer. Das ist ihm aber absolut nicht vorzuwerfen: Note 3

Hoogma: Gefiel mir gut und schaltete sich später auch mit nach vorne ein: Note 2

Panadic: eher nicht so gut. Beim 0:2 schaute er zu, wie Inzaghi sich davonstahl und beim 1:3 sprengte er die Abseitsstellung: Note 4

Hertzsch: Gewohnt gut am Mann. War oft bei Del Piero und der Starstürmer war nun wirklich gar nicht zu sehen: Note 2

Hollerbach (bis 45.): War für mich eigentlich bis dahin einer der besten Männer auf dem Platz. Für mich ist seine Auswechslung jetzt noch ein Rätsel, wenngleich es natürlich irgendwie funktioniert hat. Er kämpfte toll und war mit seiner Härte diesmal genau an der richtigen Stelle: Note 1

Ketelaer (ab 45. für Holler): Tolle Flankenläufe. Was bei ihm besonders auffiel: Man merkte gleich, daß es nicht für ´n Groschen Respekt von den Juve-Stars hatte. Lief sie alle in Grund und Boden und bereitete auch das 2:3 vor: Note 1

Groth: wurde bereits nach 20 Minuten verletzte ausgewechselt. Bis dahin unauffällig: Note 3

Töfting (kam für Groth): Der Rasenmäher hat mir auf der rechten Seite hervorragend gefallen. Ich denke, daß er Groth gut ersetzen kann, da Groth nun durch einen Rippenbruch wochenlang fehlen wird: Note 2

Kovac: sah zwar teilweise nur Zidanes Hacken in der 1. Halbzeit, aber was soll man da machen ? Der ist einfach zu gut. Trotzdem eine Super-leistung von Kovac und besonders in der 2. Halbzeit war er maßgeblich am Super-HSV-Spiel beteiligt !: Note 1

Cardoso: lenkte das Spiel des HSV heute eher unauffällig. Trotzdem hatte er viele Ballkontakte und wußte zu gefallen. Als seine Kräfte nachließen, wurde Präger für ihn eingewechselt: Note 3

Präger (kam für Cardoso) : blieb eher unauffällig. Strotzte aber vor Einsatz und fiel mir besonders durch ein brutales Foul auf, das gar nicht geahndet wurde: Note 3

Mahdavikia: machte ein sehr gutes Spiel. War an 3 Toren beteiligt, in dem er eines selbst schoß, einen Elfer rausholte und beim dritten die Vorlage gab. Trotzdem habe ich ihn nicht soooo überragend gesehen wie einige andere. Da ich eigentlich nicht nach Toren beurteile, bekommt er von mir „nur“ : Note 2+

Yeboah: was habe ich mich über sein Tor zum 1:1 gefreut. Er konnte seinen Kritikern endlich mal wieder zeigen wie wichtig er ist. Er holte viele Freistöße in Strafraumnähe heraus. Gegen Ende wurde er allerdings unauffälliger: Note 2-

Barbarez: Nun ja, der „herausragende“ Mann kommt am Schluß. Er hat mir wirklich schon das ganze Spiel über nicht so sehr gut gefallen. In der 1. Halbzeit fand ich ihn richtig schlecht. In der 2. Halbzeit ging es dann eigentlich. Er hätte eigentlich eine schlechte 3 oder 4 von mir bekommen. Seine Dusseligkeit, die zum Elfer führte, finde ich aber unglaublich. Und noch schlimmer wird es, wenn er dann im Interview den Unschuldigen mimt und nur darauf beharrt, daß Inzaghi so abgehoben sei. Sorry, aber er allein hat uns den übergalaktischen Abend am Ende ein bißchen eingetrübt: Note 5

Schiri: Tja, jetzt weiß ich wohl auch, was man unter internationaler Härte versteht. In diesem Spiel gab es doch so einige (teils brutale) Fouls, die nicht mit Gelb geahndet wurden. In der Bundesliga wären die Mannschaften jedenfalls nicht mit voller Spieleranzahl wieder in die Kabinen gegangen. Da hätte es so einige gelbe Karten mehr gegeben. Aber der Schiri hat damit niemanden benachteiligt, denn er pfiff auf beiden Seiten gleich. Außerdem hat er kaum eine Fehlentscheidung dabei gehabt. Auf jeden Fall hat er alle wichtigen Szenen korrekt entschieden: Note 1 (wenn man es denn so hinnimmt, daß international weniger gepfiffen wird).

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
RTL meldet: Inzaghi rettet Juve mit drei Treffern einen Punkt 
Der Hamburger SV und Juventus Turin haben sich nach einem hochdramatischen Spiel im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion mit 4:4 getrennt. 45.800 Zuschauer erlebten eine Partie, die wohl lange in Erinnerung bleiben wird. Juventus sah schon wie der sichere Sieger aus, doch der HSV wandelte einen 1:3-Rückstand in eine 4:3-Führung um. Turin schaffte kurz vor Schluss noch den Ausgleich in der Neuauflage des Finales im Europapokal der Landesmeister von 1983, das Hamburg damals mit 1:0 gewonnen hatte.
Der HSV ging mit viel Respekt ins Spiel und das rächte sich prompt. Nach einer Ecke von Alessandro Del Piero köpfte der Kroate Igor Tudor schon in der sechsten Minute zum 0:1 ein. Der HSV verdaute den frühen Gegentreffer erstaunlich gut – Bernd Hollerbach scheiterte in der siebten Minute mit einem Gewaltschuss an Juve-Torwart Edwin Van der Sar. Sekunden danach hätte Del Piero bereits für die Vorentscheidung sorgen können als er allein vor Hans-Jörg Butt (Bild) auftauchte, doch der rettete per Fußabwehr.
Turin spielte abgeklärter, der HSV setzte auf Kampf und wurde belohnt. Anthony Yeboah war in der 17. Minute mit dem Kopf zur Stelle und drückte den Ball nach einem Freistoß von Rodolfo Cardoso zum 1:1 ins Juve-Netz. In der 36. Minute hatte Juves Superstar Zinedine Zidane seinen ersten großen Auftritt. Der Franzose tanzte Nico Kovac aus, passte genial zu Filippo Inzaghi und der Stürmer lupfte cool über den herausstürmenden Butt – 2:1 für Turin. Kurz vor der Pause scheiterte Kovac mit einem Kopfball am glänzend reagierenden Van der Sar. 
Hamburger Aufholjagd wurde belohnt 
Nach dem Wechsel hatte Mark Iuliano Glück, dass ihm Schiedsrichter Melo Pereira aus Portugal nach einer rüden Attacke gegen Cardoso nur die Gelbe und nicht die Rote Karte zeigte (50.). Eine Minute später hatte Mehdi Mahdavikia das 2:2 auf dem Fuß, aber völlig freistehend schoss der Iraner über das Tor. Wie abgezockt ein Stürmer vor dem Kasten sein muss, zeigte Inzaghi in der 52. Minute. HSV-Verteidiger Ingo Hertzsch schlief, der Torjäger sagte danke und schob an Butt vorbei zum 1:3 ein. 
Auf der anderen Seite hatten die Hamburger mehr Glück. Der eingewechselte Marcel Ketelaer setzte sich über links durch und Mahdavikia stocherte den Ball zum 2:3 über die Linie (65.). Der HSV wurde jetzt immer stärker und kam zum Ausgleich. Nach einem Foul an Mahdavikia im Strafraum verwandelte Butt (Bild) den fälligen Elfmeter in der 72. Minute eiskalt zum 3:3. Die begeisterten Fans trieben den HSV nach vorne und dem gelang tatsächlich noch das 4:3. Kovac stand in der 82. Minute goldrichtig und schob den Ball aus sieben Metern über die Linie. Zwei Minuten vor dem Ende verwandelte Inzaghi aber noch einen Elfmeter zum gerechten 4:4-Ausgleich. Barbarez hatte Inzaghi im Strafraum am Trikot gezogen

Stimmen zum Spiel:
HSV-Trainer Frank Pagelsdorf: ”Ich bin stolz und verärgert zugleich. Zunächst ist es eine Riesenleistung, wenn man ein 1:3 gegen Juventus aufholt. Ich bin aber total verärgert darüber, dass man in einer solchen Situation solch einen dummen Elfmeter verursacht. Ich hatte auch nach dem 1:3 noch Hoffnung, denn meine Mannschaft hat sehr gut gespielt.“
Hans-Jörg Butt: Die Enttäuschung ist riesengroß. Wir haben bei den Gegentoren dumme Fehler gemacht. Darüber ärgere ich mich. Die Turiner waren bei zwei Toren frei durch – das darf so nicht passieren. Für die Zuschauer war es ein tolles Spiel. Es ist schwer gegen Turin ins Spiel zu kommen. Als Lehrling waren wir gut, zum Gesellenstück fehlt uns noch einiges.“
Marcel Ketelaer: ”Wir haben ein Riesenspiel gemacht. Ich war nicht aufgeregt, weil wir nichts zu verlieren hatten.“
Berti Vogts (Ex-Bundestrainer): ”Ein Superspiel des HSV. Er hat das Tempo enorm hoch gehalten. Da konnte Juventus konditionell nicht mithalten.“
Werner Hackmann (HSV-Vorsitzender): ”Der Ausgleich war zwar ärgerlich..Aber unterm Strich ist das ein Erfolg für uns.“


 
dpa meldet: 
Grandioses Hamburger Europacup-Comeback.17 Jahre nach seinem legendären Europapokalsieg ist dem Hamburger SV am Mittwochabend eine grandiose Rückkehr in die europäische Club-Elite gelungen.:
Der Bundesliga-Fünfte erkämpfte vor 48 500 Zuschauern im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion gegen Juventus Turin nach einer überragenden Leistung ein 4:4 (1:2)-Unentschieden  und feierte damit einen respektablen Auftakt in die Champions League- Vorrundengruppe E. Anthony Yeboah (17.), Mehdi Mahdavikia (65.), Jörg Butt (72./Foulelfmeter) und Niko Kovac (82.) erzielten die Treffer für die Gastgeber, während sich beim italienischen Rekordmeister Filippo Inzaghi (36., 52., 88./Foulelfmeter) und Igor Tudor (5.) als Torschützen auszeichneten.
Die Beobachter gerieten ob des tollen Fußball-Abends ins Schwärmen. «Ein Superspiel des HSV. Er hat das Tempo enorm hoch gehalten. Da konnte Juventus konditionell nicht mithalten», resümierte Ex-Bundestrainer Berti Vogts. HSV-Vorsitzender Werner Hackmann stimmte in das Lob ein: «Der Ausgleich war zwar ärgerlich. Aber unterm Strich ist das ein Erfolg für uns.»
Die Gastgeber hatten sich das Unentschieden in einem begeisternden Spiel dank ihres nimmermüden Engagements redlich verdient. Bei Nieselregen ereilte den HSV schon nach fünf Minuten eine weitere kalte Dusche. Verteidiger Igor Tudor nutzte die zweite klare Chance des italienischen Rekordmeisters per Kopf zu Führung für die Gäste, für die ihr erstes Pflichtspiel in dieser Saison nicht besser hätte beginnen können. Eine Minute zuvor hatte schon Inzaghi das Gehäuse der Hamburger mit einem Kopfball nur knapp verfehlt.
Der HSV, in der Kapitän Martin Groth verletzungsbedingt schon nach 27 Minuten gegen Stig Töfting ausgetauscht werden musste, steckte den Rückschlag jedoch ungerührt weg und suchte selbst die Initiative. Zunächst fand ein straffer 20-Meter-Schuss von Bernd Hollerbach zwar seinen Meister in Hollands National-Torhüter Edwin van der Sar (7.). Nur elf Minuten später hatte aber auch der 29-Jährige das Nachsehen, als ein Kopfball von Yeboah im linken unteren Toreck einschlug. Angesichts seiner seit dem 9. Februar anhaltenden Ladehemmungen fiel der Torjubel des Ghanaers besonders euphorisch aus.
In einer Phase, als der HSV die Partie zu dominieren schien, schlug Juventus jedoch noch vor der Pause eiskalt zurück. Inzaghi verwertete ein glänzendes Zuspiel von Weltmeister Zinedine Zidane zur neuerlichen Führung der Italiener, die damit aus vier Chancen vor der Pause zwei Treffer machten. «Unsere Mannschaft kann mithalten. Das stimmt mich optimistisch», schätzte HSV-Vorsitzender Werner Hackmann zur Pause zufrieden ein. Und auch Bürgermeister Ortwin Runde war von dem ansehnlichen Spiel angetan: «Bei Juventus sieht alles sehr spielerisch aus. Der HSV muss sich das hart erarbeiten.»
In der Halbzeitpause richtete HSV-Trainer Frank Pagelsdorf seine Mannschaft noch offensiver aus, indem er Hollerbach durch Marcel Ketelaer ersetzte. Die Maßnahme schien zunächst zu greifen, doch schon nach sechs Minuten war das Vorhaben mit Inzaghis zweitem Streich praktisch zum Scheitern verurteilt. Auch danach bäumte sich der HSV noch einmal auf und erarbeitete sich einige hochkarätige Chancen. Die Bemühungen wurde schließlich belohnt, als Mahdavikia eine Eingabe von Ketelaer ins Tor lenkte. Danach brachte Pagelsdorf mit Roy Präger noch einen fünften Stürmer und wurde für den Mut belohnt. Zunächst erwies sich Butt auch in der Champions League als cooler Elfmeterschütze, nachdem er schon in der Bundesliga 16 Mal vom «Punkt» getroffen hatte. Zehn Minuten gelang Kovac die Führung, ehe Inzaghi ebenfalls per Elfmeter den Schlusspunkt unter eine denkwürdige Partie setzte. 

 
kicker meldet: Vorrunde, 1. Spieltag, Saison 2000/01

Hamburger SV - Juventus Turin 4:4 (1:2) 

Hamburger SV: Butt (2,5) - Panadic (3), Hoogma (4), Hertzsch (4,5) - N. Kovac (3,5) - Groth, Hollerbach (2) - Cardoso (3,5) - Mahdavikia (1,5), Barbarez (4,5) - Yeboah (2,5) - Trainer: Pagelsdorf

Juventus Turin: van der Sar (3) - Tudor (3), Ferrara (4,5), Iuliano (4,5) - O'Neill (3,5) - Tacchinardi (3), Davids (2,5), Pessotto (3) - Zidane (2) - Inzaghi (1,5), Del Piero (4,5) - Trainer: Ancelotti

Eingewechselt:  27. Töfting (3) für Groth, 46. Ketelaer (2,5) für Hollerbach, 67. Präger für Cardoso - 59. Birindelli (3,5) für Iuliano, 59. Kovacevic (3) für Del Piero, 71. Bachini für O'Neill

Tore:  0:1 Tudor (6., Kopfball, Vorarbeit Del Piero), 1:1 Yeboah (16., Kopfball, Cardoso), 1:2 Inzaghi (36., Rechtsschuß, Zidane), 1:3 Inzaghi (52., Rechtsschuß, Ferrara), 2:3 Mahdavikia (65., Linksschuß, Ketelaer), 3:3 Butt (69., Foulelfmeter, Rechtsschuß, Mahdavikia), 4:3 N. Kovac (82., Rechtsschuß, Mahdavikia), 4:4 Inzaghi (88., Foulelfmeter, Rechtsschuß, Inzaghi)

Chancenverhältnis: 8:7

Eckenverhältnis: 2:4

Schiedsrichter: Melo Pereira, Victor (Lissabon), Note 3 - Einziger Schönheitsfehler: Iuliano hätte nach dem Foul an Cardoso Rot statt Gelb sehen müssen.

Zuschauer: 48500

Gelbe Karten: O'Neill, Davids, Iuliano, Inzaghi

Spielnote: 1,5

Spieler des Spiels: Inzaghi - Dreifacher Torschütze und ständiger Unruheherd für die Hamburger Hintermannschaft.
 

Analyse 
Personal: Gegenüber der Mannschaft, die zuletzt in Bochum 4:0 gewann, gab es beim HSV einen Neuen. Yeboah kehrte auf die angestammte Mittelstürmer-Position zurück. Barbarez, der ihn zuletzt vertreten hatte, rückte auf die linke Angriffsseite. Für Groth, der wegen einer Rückenprellung ausschied, kam Töfting. Juve- Trainer Ancelotti hatte Mittelfeldspieler Binrindelli draußen gelassen. Conte, Paramatti und Montero fehlten wegen Rot-Sperren.

Taktik: Der HSV wie gewohnt mit drei Spitzen, Turin mit zwei echten Stürmern, die ständig rochierten. Zidane agierte direkt dahinter. Außerdem entwickelten die Außenspieler Pessotto und Tacchinardi Druck. Hamburg kam gefährlich über die linke Seite, wo der starke Hollerbach Akzente setzte und direkt vor dem Tor durch Yeboah, gegen den Bewacher Ferrara nicht nur beim 1:1 das Nachsehen hatte.

Spielverlauf: Kalte Dusche für die Hamburger: Beim zweiten Eckball für die stürmisch angreifenden Turiner durch Del Piero schlief die Abwehr. Verteidiger Tudor, der den eigentlichen Abwehrchef Montero vertrat, konnte ungehindert einköpfen. Doch der HSV zeigte sich keineswegs geschockt und erkämpfte sich eine zeitweilige Überlegenheit. Die Situation, die beim Ausgleich war ähnlich wie beim Turiner Führungstor. Bei Cardosos Freistoß pennte die Juve-Abwehr und Yeboah köpfte freistehend in die linke Torecke. Als Zidane allerdings in der 36. Minute seine Spielkunst aufblitzen ließ und Inzaghi den Traumpass clever verwertete, hatte der Favorit wieder das Heft in der Hand. Beim 1:3 (Stellungsfehler Hertzsch) leistete die schwache HSV-Abwehr Inzaghi Schützenhilfe. Die Hamburger gaben nicht auf. Mahdavikias Anschlusstreffer war erste Belohnung, Butts Elfmetertor gerechter Ausgleich. Kovacs Führungstor schien drei Punkte wert für den HSV, doch der dumme Trikot-Zupfer von Barbarez brachte den gerechten Ausgleich.

Fazit: Gerechtes Unentschieden in einem Spiel, das keinen Verlierer verdient hatte. 

Höhepunkte des Spiels:
Schlusspfiff
88. Minute: Das Torfestival geht weiter. Nach einem dummen Foul von Barbarez an Inzaghi verwandelt der gefoulte sicher zum 4:4. Bereits der dritte Treffer des Juve-Stürmers.
83. Minute: Ein Wahnsinnsspiel in Hamburg: Die Juve-Defensive ist dem HSV-Druck nicht mehr gewachsen. Niko Kovac erzielt nach scharfer Hereingabe des starken Mahdavikia das 4:3!!!
78. Minute: Juve bleibt bei Kontern gefährlich: Immer wieder bringt Zidane seine Mitspieler in Position. Jetzt scheitert Inzaghi nur knapp.
76. Minute: Der HSV ist jetzt am Drücker und Juve schwimmt in der Hintermannschaft. Madahvikia prüft van der Saar.
72. Minute: Grenzenloser Jubel im Volkspark! Nachdem Ferrara Mehdi Mahdavikia im Laufduell zu Fall brachte, verwandelt Keeper Jörg Butt den fälligen Elfmeter gegen van der Saar mit aufreizender Lässigkeit.
66. Minute: Marcel Ketelaer setzt sich auf der linken Seite herrlich durch und passt in die Mitte, Mahdavikia setzt sich gegen Pessotto durch und bringt den Ball aus kurzer Distanz über die Linie.
63. Minute: Nach schönem Zuspiel von Inzaghi hätte der eingewechselte Kovacevic für die Entscheidung sorgen können, setzt den Ball aber freistehend an den Pfosten.
60. Minute: Der HSV setzt nach: Niko Kovac kommt aus 20 Metern frei zum Schuss, verzieht aber knapp.
52. Minute: Im Gegenzug macht es Juve besser: Erneut taucht Inzaghi alleine vor Butt auf und überwindet den HSV-Keeper.
52. Minute: Riesenchance für den HSV: Nach schöner Hereingabe verpasst zunächst Cardoso Mahdavikia zielt über das Tor.
Anpfiff 2. Halbzeit
Halbzeit
41. Minute: Ausgleichschance für die Gastgeber. Erneut war eine Freistoß-Flanke von Cardoso der Ausgangspunkt. Aber den Kopfball von Kovac wehrt van der Saar ab.
36. Minute: Lange war wenig von den Italienern zu sehen, aber durch einen wunderbaren Spielzug über Zinedine Zidane lässt sich die HSV-Abwehr düpieren. Inzaghi vollsteckt eiskalt und lässt Butt keine Chance.
27. Minute: Erneut kommt der brandgefährliche Yeboah zum Kofball, der Ball geht aber neben den Kasten.
21. Minute: Gefährlicher Freistoß von Mehdi Mahdavikia, doch der Ball geht knapp über das Tor von Juventus.
17. Minute: Ausgleich in Hamburg: Nach einem Freistoß von Cardoso steigt der unbewachte Yeboah hoch und lässt van der Saar keine Abwehrchance.
16. Minute: Schöner Angriff der Hamburger: Nach Flanke von Barbarez kommt Yeboah zu Kopfball, doch der Ghanaer verfehlt.
7. Minute: Tolle Rettungstat von Jörg Butt: Der Hamburger Keeper klärt gegen den alleine auf Tor zulaufenden Del Piero.
6. Minute: Kalte Dusche für den HSV. Igor Tudor bringt die Iitaliener früh in Führung
Anpfiff