Bundesliga 2000/2001, 19. Spieltag, Sonntag, 28.01.01 um 17:30 Uhr im Hamburger Volkspark bei 4 Grad C und trockenem Wetter

Hamburger SV - Hertha BSC Berlin 1:2 (1:0)

Das Spiel war der üble Abschluss eines der beschissensten Wochenenden meines Lebens.

Nur mal kurz der Vollständigkeit halber. Samstag schon mittags nach Kiel gefahren, um dann mit zwei Damen der Handballmannschaft (der wir mit einer Clique oft zuschauen) nach Flensburg zu fahren. Dort verfuhren sich die, die angeblich wußten, wo die Halle ist, total. Also mußte ich dann vorweg fahren, obwohl ich mich in Flensburg nun gar nicht auskenne. 

Das Spiel wurde dann wieder einmal verloren und irgendwie bekam ich während des Spiels schon wieder recht heftige Rückenschmerzen. Nach Spielende dann wieder nach Hause. Aber noch in Flensburg schaffte ich den ersten selbstverschuldeten Unfall meines Lebens. An einer Ampel fuhr ich nach rechts. Von gegenüber kam ein Krankenwagen mit Blaulicht, dem ich so lange hinterher schaute, bis ich schließlich auf meinen Vordermann auffuhrt, der wegen eines Fußgängers an der Ampel halten mußte. 

Suuuuper..... Wenigstens ist an meinem Auto so gut wie nichts. Abends sind wir dann auch nicht mehr (entgegen meiner Hoffnung) gemeinsam weggegangen. Das war vielleicht auch ganz gut so, denn meine Rückenschmerzen wurden langsam auch unerträglich. 

Deshalb mußte ich dann Sonntag morgens auch das Fußballspielen ausfallen lassen, was ich sonst sehr gerne mache. So konnte ich mir von Stunde zu Stunde Gedanken darüber machen, ob ich überhaupt zum Fußball fahren könnte. Ich entschloss mich dann auch schließlich, daß ich nur fahre, wenn mich mein Kumpel mitnimmt. Das tat er dann auch. Etwas mulmig war mir aber trotzdem dabei, denn ich konnte eigentlich nicht allzu lange in einer Position verharren. Naja, Autofahrt habe ich überstanden und das Sitzen im Stadion ging sogar besser als erwartet.

Aber es wäre vielleicht trotzdem besser gewesen, zu Hause zu bleiben. Das Spiel gab einem irgendwie noch den Rest.

Dabei fing der HSV gar nicht mal schlecht an. Wir spielten durchaus druckvoll, hatten dabei aber nicht all zu viele gefährliche Chancen. Die Berliner fielen mir von Anfang an durch scheinbar unendlich viele Fouls auf. Nicht einen Ball konnte ein HSV-Spieler annehmen, ohne daß er von hinten gleich die Beine des Gegners in seinen Hacken zu spüren bekam. Hier hat der Schiedsrichter m.E. auch insgesamt versagt. Viele kleine Fouls ergeben auch mal eine gelbe Karte. Das sah Herr Fandel aber wohl anders.

Schließlich hatte sogar Hertha dann die erste 100%ige Chance, die Alves auch hätte verwerten müssen. Durch unser Abwehr-Unaufmerksamkeit stand er völlig frei vor Butt und hatte ihn quasi schon ausgespielt, als Butt es doch noch gelang, Alves mit einer Hand den Ball vom Fuss zu schlagen. Da hat er endlich mal wieder eine Glanzparade gemacht, unser Goalie. Wurde ja auch langsam mal wieder Zeit. Seine Schuld war diese Niederlage diesmal jedenfalls nicht.

Dann kam die hektische 29. Minute. Yeboah war rechts frei durch und Kiraly ging ihm dummerweise an´s Strafraumeck entgegen. Yeboah spielte ihn aus und schoß den Ball hoch in Richtung Tor. Dort war Maas mitgelaufen und spielte den Ball ins Aus. Für mich ein klares Handspiel, das meine Nachbarn allerdings nicht gesehen hatten. Ich sprang da schon wild umher, weil weder Schieds- noch Linienrichter auf den Elferpunkt zeigten. Doch dann passierte etwas Kurioses und Einmaliger. Der Linienrichter auf der gegenüberliegenden Seite, der also wie ich auf Höhe der Mittellinie war, DER zeigte dem Schiri an, daß er sich um ein Handspiel handelte. Fandel gab dann doch noch Rot und den fälligen Elfer. Butt verwandelte ihn gewohnt sicher.

Doch leider war schon nach diesem 1:0 nicht mehr viel mit dem HSV los. Obwohl in Überzahl nutze man dies nicht aus. Man ließ die Herthaner weitestgehend gewähren.

Richtig schlimm wurde das in der 2. Halbzeit. Man bemerkte es wirklich nicht im Geringsten, daß Berlin einen Mann weniger auf dem Feld hatte. Man ließ die Berliner munter bis weit in die eigene Hälfte kommen, bevor man überhaupt daran dachte, sie mal anzugreifen.

Michael Preetz schaffte dann den (in dieser Situation) zwar sehr glücklichen, aber insgesamt absehbaren Ausgleich. Einige Minuten konnte sich der HSV danach nochmal aufraffen, aber insgesamt war leider zu spüren, das heute wohl nichts mehr gehen würde.

Dann bekam auch noch Cardoso zu allem Überfluss Rot. Im Gegensatz zu fast all meinen Nachbarn und auch dem Fernsehen bin ich absolut NICHT der Meinung, daß diese Karte berechtigt war. Es standen in dieser Situation zwei Mann bei ihm. Zunächst foulte ihn Kostadinidis, doch Cardoso behielt den Ball. Als er sich den Ball dann zu weit vorlegte, drohte Kostadinidis den Ball doch zu bekommen. Cardoso machte auf dem Boden einen „Scherenschlag“ und kam dabei den Bruchteil einer Sekunde zu spät. So war der Ball gerade vom Bein des Herthaners weg und Cardoso traf dafür ihn. Zwar voll, aber nicht von hinten. Und da zog der Schiri Rot.

Wenn er das ganze Spiel so gepfiffen hätte, hätten einiger Herthaner vorher und nachher mit gelb-rot duschen gehen müssen, denn ich habe selten eine so häufig foulende Mannschaft gesehen wie die Hertha diesmal.

Es kam dann, wie es natürlich kommen mußte. Der HSV bekam durch eine an Laufunfähigkeit nicht zu überbietende Abwehrleistung noch das 2:1 von Preetz eingeschenkt. Dabei lief der nicht gerade als Sprinter bekannte Preetz sowohl Hoogma als auch Fukal einfach weg. Peinlich, peinlich.

Leider erinnerte zumindest die 2. Hälfte wieder voll an die letzten Spiele des letzten Jahres. Die Mannschaft bewegt sich insgesamt viel zu wenig. Wenn der Trainer das nicht schleunigst abstellen kann, bin leider auch ich mir nicht mehr sicher, ob Pagel es noch richten kann. Man kann ja leider nicht ins Team reinschauen, um zu sehen, ob die Mannschaft noch mit dem Trainer will oder nicht. Jedenfalls sollte Pagel spätestens jetzt die Peitsche rausholen. Es gibt keine Doppelbelastung mehr und somit in die Bewegungsunwilligkeit jetzt noch unentschuldbarer geworden als sie es schon vorher war.

Das Spiel war insgesamt von beiden Seiten auf recht schwachem Niveau, was sich auch in den wenigen hochprozentigen Torchancen äußerte. Und wer nicht in der Lage ist, einen Vorteil auch so langer zahlenmäßiger Überlegenheit zu ziehen, der hat es wohl auch nicht anders verdient, als mit einer Niederlage abgestraft zu werden.

Meine Spielerbewertung:

Butt: Klasse ! Endlich auch mal mutig im Strafraum, als er seinen eigenen Mitspieler per Faustschlag niederstreckte. Wenn das natürlich auch nicht gewollt ist, so ist er wenigstens nicht auf der Linie stehen geblieben wie sonst so oft. Außerdem einen 100%igen gehalten. Er war diesmal nicht Schuld: Note 2+

Hoogma: peinlich beim 1:2, sonst kaum zu sehen. Note 5

Panadic: beim 1:1 war er Preetz zugeteilt bei der Ecke. Als die Ecke kam, stand er auch noch bei ihm. Nur nicht mehr als der den Ball dann bekam: Note 5

Ujfalusi: Einer der wenigen, die da zur Zeit Hoffnungen machen. So lang er spielte, war Preetz vollkommen abgemeldet: Note 3+

Fukal: wurde ein- und wieder ausgewechselt. Sah beim 1:2 ebenfalls nicht gut aus, aber er stand auch weiter weg als Hoogma. Ansonsten kaum aufgefallen: Note 4

Groth: Es ist mir das ganze Spiel über nicht so recht klar geworden, welche Position er da bekleiden sollte. Jedenfalls habe ich so gut wie nichts von ihm gesehen. Wenn er spielen sollte, dann gefälligst im rechten Mittelfeld: Note 5

Töfting: Der Rasenmäher tauchte heute ebenfalls völlig ab. Note 5

Hollerbach: auch auf seiner linken Seite gab es keine Aktionen: Note 5

Präger: da setzt sich die Liste derer, die mir alle so gut wie gar nicht aufgefallen sind, fort. Naja, ihn habe ich schon mehrfach gesehen, allerdings riß er dabei auch nicht fiel: Note 4-

Cardoso: bemüht, aber ohne Glanz: Note 4

Meijer: Unglaublich schlecht. Konnte kaum einen Ball behaupten und hatte nicht eine gefährliche Aktion: Note 5 ---

Yeboah: Neben Butt und Ujfalusi der einzige, der zu gefallen wußte. Leider bekam er in der 2. Hälfte fast keinen Ball mehr. Man sah aber deutlich, daß man sich wohl wieder auf den „alten“ Yeboah freuen kann. Er war in HZ1 wieder richtig gut drauf. Hätte Maas nicht Hand gespielt, hätte er sich ja auch endlich mal wieder in die Torschützenliste eingetragen. Aber in dieser Form ist das nur eine Frage der Zeit: Note 2

Schiri Fandel: gefiel mir gar nicht. Die Rote Karten für Cardoso, die vielen nicht geahndeten Nickligkeiten und den Elfer hätte er selbst ja auch nicht mal gegeben, wenn er nicht seinen 50 m entfernten Assi gehabt hätte. Note 5 

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1 meldet: 
Telegramm 
TORE :   1:0 Hans-Jörg Butt (29.), 1:1 Michael Preetz (63.), 1:2 Michael Preetz (81.)

GELBE KARTEN 
Hamburger SV: Tomas Ujfalusi (50.), Erik Meijer (87.)
Hertha BSC Berlin: Kostas Konstantinidis (23.), Michael Hartmann (42.)

PLATZVERWEISE 
Hamburger SV: Karte rot für Rodolfo E. Cardoso (77.)
Hertha BSC Berlin: Karte rot für Rob Maas (28.)

SCHIEDSRICHTER :  Herbert Fandel 
ZUSCHAUER   40,057 
DATUM :   28.01.01   17:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
Hamburger SV: Hans-Jörg Butt, Nico Jan Hoogma, Tomas Ujfalusi, Martin Groth, Andrej Panadic, Stig Töfting, Erik Meijer, Bernd Hollerbach, Rodolfo E. Cardoso, Anthony Yeboah, Roy Präger

Hertha BSC Berlin: Gabor Kiraly. Josip Simunic, Kostas Konstantinidis, Dariusz Wosz, Eyjölfur Sverrisson, Pal Dardai, Michael Preetz, Michael Hartmann, Rob Maas, Sebastian Deisler, Alex Alves

WECHSEL 
Hamburger SV: Milan Fukal für Tomas Ujfalusi (56.), Mehdi Mahdavikia für Roy Präger (66.), Marek Heinz für Milan Fukal (83.)

Hertha BSC Berlin: Rene Tretschok für Alex Alves (46.), Tony Sanneh für Dariusz Wosz (84.)
 
 

Hertha stürzt Hamburg in die Krise

30 Punkte wollte Frank Pagelsdorf nach der Winterpause holen. Klares Ziel: Das Erreichen eines UEFA-Cup-Platzes. Nach den guten Spielen in der Champions League waren sowohl die Anhänger als auch das Team etwas verwöhnt. 
Mit Eric Meijer und Tomas Ujfalusi verstärkte man den Kader noch während der Hinrunde. Aber die Doppelbelastung war zu viel für die Hanseaten. 
Von den letzten sieben Spielen vor der Winterpause verlor der HSV sechs. In der Vorbereitung versuchten die Hanseaten die Kräfte zu sammeln - vergeblich. Was das Team von Frank Pagelsdorf gegen Hertha ablieferte, war schlichtweg miserabel. 

Optimaler Start für den HSV
Dabei konnte es gar nicht besser laufen für die Norddeutschen. Nach einem Stellungsfehler von Eyölfur "Jolly" Sverrisson lief Anthony Yeboah alleine auf Gabor Kiraly zu. Der Ghanaer umspielte den Ungarn und schoss aufs verwaiste Berliner Tor. 
Rob Maas, in seinem ersten Einsatz nach fast zwei Jahren, wehrte den Ball im Zurücklaufen mit der Hand ab. Klare Entscheidung: Rote Karte für Maas und Elfmeter für den HSV. Hans-Jörg Butt ließ sich diese Chance nicht entgehen - 1:0 für Hamburg (29.). 

Keine Überlegenheit gegen zehn Herthaner
Nun sollte man denken, dass der HSV gegen zehn Berliner dominieren würde, aber weit gefehlt. Einfalls- und konzeptlos agierten sie. Die Berliner hatten keine Mühe, die Hamburger auf Distanz zu halten. 
Nach dem Wechsel das gleiche Bild. Die Hamburger zu ungenau in ihren Aktionen, die Berliner mit Kontern immer gefährlich. Und so war es keine Überraschung, dass Michael Preetz nach einer Ecke den Ausgleich erzielen konnte (63.). 

Auch Rot gegen Cardoso
Und dann erlaubte sich Rudolfo Cardoso gegen Kostas Konstantinidis ein grobes Foul im Mittelfeld. Schiedsrichter Fandel zückte sofort die Rote Karte. Somit war die numerische Überlegenheit der Norddeutschen dahin. Und das schien den HSV noch mehr zu verunsichern. 
Nach einem präzisen Tretschok-Pass lief Preetz auf Torhüter Butt zu. Im Stile eines Torjägers überwand er den Hamburger Keeper mit einem Rechtsschuss ins rechte obere Eck. 

Enttäuschte HSV-Fans
Danach versuchten die Hanseaten noch einmal, das Ruder herum zu reißen - ohne Erfolg. Hertha BSC entführte nicht unverdient drei Punkte aus dem Volksparkstadion. Die Pfiffe der 40.000 Fans waren unüberhörbar. 

Pagelsdorf gegen Werder unter Druck
Es bleiben noch 15 Spieltage. Maximal können da 45 Punkte geholt werden. Die Vorgabe von Frank Pagelsdorf ist also noch zu erreichen. Aber mit dieser Spielweise ist das zu bezweifeln. Ein Punkt ist man von den Abstiegsrängen entfernt.
Jetzt geht es zum Nordderby gegen die wiedererstarkten Bremer. Wenn es dort wieder eine Niederlage setzt, kann man das Ziel UEFA-Cup-Platz vergessen. "Wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel denken", so Pagelsdorf nach dem Apfiff. Anspruch und Wirklichkeit klaffen an der Elbe zur Zeit weit auseinander. Das realistische Ziel heißt eher: 40 Punkte zum Saisonende. Dann wäre man wenigstens nicht abgestiegen. 
 

Daten
Fakten:
Ältester HSV aller Zeiten 
Der HSV trat mit der ältesten Startelf seiner Bundesligageschichte an! Im Schnitt waren die Spieler erstmals über 30 Jahre alt (30,5)! Ob's am Alter lag, dass man selbst gegen nur zehn Berliner nie die Partie kontrollierte?

Hertha mit Elfmeter-Rekord 
Nach dem Handspiel von Rob Maas war es wieder mal so weit: Ein Elfmeter gegen die Hertha. Es war schon der zehnte in dieser Saison - nie zuvor in 37 Jahren Bundesliga hatte ein Team zu diesem Saisonzeitpunkt schon so viele Elfmeter verursacht. 

Der HSV verspielte die Führung 
Das letzte Mal zuvor, dass die Hamburger trotz zwischenzeitlicher Führung ein Heimspiel noch verloren, ist schon ein Weilchen her: Am 15.02.97 gab es ein 2:3 gegen 1860 München.

Wo ist die Heimstärke hin? 
Das 1:2 gegen Berlin war schon die dritte Heimniederlage, die der HSV in dieser Saison hinnehmen musste - eine mehr als in der gesamten letzten Saison! 

Schlaglichter:
Power-Preetz 
Im entscheidenden Moment war er zur Stelle: Michael Preetz bezwang den HSV mit seinem vierten Doppelpack der Saison (Ligaspitze) beinahe im Alleingang. Kein Wunder, gegen die Hanseaten trifft "Preetzer" eben besonders gerne: Im zwölften Spiel gegen die Hamburger erzielte er die Treffer Nummer acht und neun. 

ardoso sah Rot 
Zum ersten Mal in seiner Bundesligakarriere flog Hamburgs Spielmacher Rodolfo Esteban Cardoso vom Platz - und dann gleich mit leuchtend "Rot". Sein Nachtreten dürfte ein echtes Frustfoul gewesen sein - gelang es ihm doch trotz vieler Ballkontakte nicht, das Spiel des HSV in ruhige Bahnen zu lenken. Ganz zu schweigen von seinen unglaublich ungefährlichen Freistoßflanken, über die sich die Berliner Abwehr wohl immer noch köstlich amüsiert. 

Da war das Maas schon voll 
Das hatte sich Herthas Rob Maas wohl auch anders vorgestellt: Da stand er erstmals seit über zwei Jahren wieder in der Anfangsformation und musste den Platz nach nur 28 Minuten schon wieder verlassen. Ein sicheres Tor von Hamburgs Anthony Yeboah verhinderte er mit einer tollen Torwartparade, war aber leider als Feldspieler aufgeboten und sah deshalb von Schiedsrichter Herbert Fandel zu Recht die Rote Karte. 

Butt, Butt, Butt, 18-mal Butt 
Nach Rob Maas' Handspiel im eigenen Strafraum war wieder "Butt-Time" im Volkspark angesagt. Hamburgs Keeper versenkte den Elfmeter gewohnt sicher, hat jetzt schon 18 Strafstöße verwandelt - die meisten aller aktuellen Bundesligaspieler.

Stimmen
Trainer Frank Pagelsdorf (Hamburger SV):
"Das war vom Verlauf her ein ungewöhnliches Spiel. Die Berliner haben den Libero aufgegeben, dadurch hat sich im Mittelfeld nichts verändert. Die Situation haben wir nicht ausgenutzt. Dieses erste Spiel war von großer Bedeutung. Jetzt müssen wir unsere Ziele korrigieren und erst einmal sehen, dass wir wieder Anschluss ans Mittelfeld finden." 

Trainer Jürgen Röber (Hertha BSC Berlin):
"Nach dem 0:1 haben wir hinten eins gegen eins gespielt und auf das Unentschieden gehofft. Wir hatten schon in der ersten Hälfte gute Möglichkeiten. Nach dem Ausgleich haben wir nicht nur auf Halten gespielt. Jetzt sind wir wieder in Kontakt mit den internationalen Plätzen. Unsere Vorbereitung war sehr gut, das hat sich im Spiel gezeigt." 
 

Topspieler: Michael Preetz (Hertha BSC)
Michael Preetz - dieser Mann ist ein Phänomen. Vor einigen Jahren noch nicht einmal Stammspieler in der zweiten Liga, mauserte sich der "Lange", wie er liebevoll genannt wird, mit Ende 20 zum Top-Torjäger der Bundesliga und zum Nationalspieler. Egal, welchen Stürmer die Hertha-Verantwortlichen an die Spree holten, an Preetz kamen sie nicht vorbei. Auch in dieser Saison erzielte der Linksfuß schon elf Tore. Zwei davon gegen den HSV, war damit Matchwinner und verdient so zurecht die Auszeichnung "Topspieler des Tages". 

Spielwertung: 1Ball (von 4 möglichen)

Kommentar:
Diese Partie sollte Weichen setzen. Für beide Teams stand viel auf dem Spiel. Nach einer schlechten Phase vor der Winterpause war man hinter den Erwartungen zurück geblieben. Herthas Weg führt nach dem 2:1 in Hamburg wieder in Richtung Tabellenspitze, Hamburg muss sich vorsehen, nicht in den Abstiegskampf zu geraten. Jürgen Röber kann nun durchatmen, Frank Pagelsdorf steht noch mehr unter Druck als zuvor. Diese Partie sollte Weichen stellen. Und das hat sie wohl auch getan. Der Berliner Zug fährt nach oben, der Hamburger nach unten. Was ein einziges Spiel so bewirken kann... 
Robert Burkhardt 

Taktik:
Hamburger SV: Die Hamburger spielten mit Butt im Tor, davor agierten Ujfalusi, Hoogma und Panadic in der Dreierkette. Töfting und Groth teilten sich das defensive Mittelfeld. Präger, später Mahdavikia, kam über rechts Hollerbach über links. Das Sturmduo bildete Yeboah und Meijer. Fukal kam für Ujflusi und musste später für Heinz Platz machen. 

Hertha BSC: Bei den Berlinern stand Kiraly im Tor. In der Abwehr spielten Sverrisson, Maas (nach knapp zwei Jahren das erste Mal wieder im Team) und Simonic. Maas musste wegen der Roten Karte bereits nach 30 Minuten wieder vom Platz. Konstantinidis räumte vor der Abwehr auf. Rechts kam Deisler, links Hartmann. Wosz und Dardai waren für die Kreativität zuständig. Preetz und Alves bildeten das Sturmduo. Nach der Pause kam Tretschok für Alves. Wosz rückte in den Sturm. 


 
dpa meldet: 
Preetz beendet Herthas Negativserie gegen HSV
Hamburg (dpa) - Mit einem Doppelschlag hat Michael Preetz die Negativserie von Hertha BSC in der Bundesliga gestoppt und die Berliner wieder auf UEFA-Cup-Kurs geschossen. Der Torjäger sorgte mit seinen Saisontreffern zehn und elf (63./81.) für den verdienten 2:1 (0:1)-Erfolg der zuletzt vier Mal in Folge sieglosen Berliner beim Hamburger SV. Während die nach einer Roten Karte für Rob Maas (28.) fast 45 Minuten lang in Unterzahl spielenden Gäste kämpferisch überzeugten, bot der HSV eine enttäuschende Vorstellung und steckt weiter im Tabellenkeller.

Mit einem verwandelten Handelfmeter hatte Hans-Jörg Butt (29.) die Hanseaten vor 40 057 Zuschauern im Volksparkstadion in Führung gebracht. Nach Maas musste auch HSV-Regisseur Rodolfo Cardoso (76.) wegen groben Foulspiels vorzeitig mit Rot vom Feld.

«Jedem sollte bewusst sein, wie schnell das nach unten gehen kann. Wir wollen so schnell wie möglich die nötigen Punkte holen, damit wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben», sagte Torhüter Butt, der bekannte: «Wir haben es einfach nicht verstanden, in Überzahl Druck auszuüben.» Für den Doppel-Torschützen Preetz war der Erfolg ein Produkt des größeren Selbstbewusstseins: «Wir sind mit breiterer Brust aus der Winterpause gekommen als der HSV. Ich hoffe, dass wir damit in der Erfolgsspur zurück sind.»

Obwohl nach dem Ausfall von fünf verletzten oder gesperrten Stammkräften mit einer Notbesetzung angetreten, erspielten sich die Berliner von Anfang an die besseren Chancen als der HSV, der viel zu statisch agierte. Weil Hamburgs etatmäßiger Spielmacher Cardoso in Kostas Konstantinidis einen unerbittlichen Sonderbewacher hatte, fehlte dem Spiel der Gastgeber ein Lenker im Mittelfeld.

Zur tragischen Figur im Berliner Trikot avancierte bei seinem ersten Bundesliga-Einsatz seit März 1999 Maas, als er einen Schuss von Yeboah in Torwart-Manier am Überschreiten der Linie hinderte. Der Ghanaer war mustergültig von Erik Meijer bedient worden und hatte auch Hertha-Schlussmann Gabor Kiraly umspielt. Nach Befragen seines Assistenten an der Seitenlinie entschied Referee Herbert Fandel (Kyllburg), der zunächst auf Eckball erkannt hatte, auf Rote Karte und Strafstoß, den Butt sicher zu seinem zweiten Saisontor nutzte.

Selbst in Überzahl schaffte es der HSV im zweiten Durchgang nicht, die Begegnung zu kontrollieren. So war der Ausgleich der Berliner durch das zehnte Saisontor von Preetz, der Butt aus kurzer Distanz überwinden konnte, hoch verdient. Neun Minuten vor dem Ende schlug der Hertha-Torjäger, der praktisch ohne Vorbereitung in das Spiel gegangen war, weil er sich im Trainingslager einen Magen-Darm-Virus zugezogen hatte, zum zweiten Mal zu.


 
kicker meldet: 
Chancenverhältnis: 4:5 
Eckenverhältnis: 3:2 
Schiedsrichter: Fandel (Kyllburg), Note 1,5 - gute Zusammenarbeit beim Platzverweis für Maas, als der weiter entfernt stehende Assistent das Handspiel richtig erkannte, auch der Platzverweis gegen Cardoso war berechtigt. 
Zuschauer: 40057 
Spielnote: 3 
Spieler des Spiels: Preetz - Drehte mit seinen Treffern die Partie zu Gunsten der Berliner. 

Analyse 
Personal: Hamburgs Trainer Frank Pagelsdorf brachte Töfting für den verletzten Kovac (Oberschenkelzerrung). Der lange verletzte Groth war in der Bundesliga erstmals seit dem vierten Spieltag wieder mit von der Partie. Überraschend: Kientz gehörte überhaupt nicht zum Kader. Berlins Coach Jürgen Röber ersetzte den Gelb-gesperrten Van Burik durch Maas sowie die verletzten Rehmer (Oberschenkelprobleme), Schmidt (Zehenprellung) und Beinlich (Zehenentzündung) durch Simunic, Dardai und Konstantinidis. Röber plante mit Tretschok hinter den Spitzen, doch der konnte grippegeschwächt zunächst nur auf der Bank sitzen. Für ihn spielte Wosz.

Taktik: Beide Teams setzten auf identische 3-5-2-Formationen. Beide Hamburger Manndecker Panadic und Ujfalusi (schied mit Platzwunde am linken Ohr aus) blieben gegen die rochierenden Berliner Spitzen auf ihrer Seite. Hoogma rückte vor allem bei Standards mit vor, für ihn sicherte Groth ab. Entsprechend widmete sich Töfting vornehmlich um Herthas Spielmacher Wosz.

In der Berliner Deckung konzentrierte sich Maas auf die Defensive, agierte dabei sporadisch vor den Manndeckern - diese übergaben die Berliner Stürmer. Im Mittelfeld kümmerte sich Konstantinidis um Cardoso; Dardai spielte entsprechend gegen den zweiten, sich zentral Einschaltenden, Töftig oder Groth.

Spielverlauf: Nach gut 25 Minuten erarbeitete sich Hertha durch Alves (scheiterte freistehend an Butt) und Preetz gute Chancen. Etwas überraschend fiel das 1:0, dem ein Handspiel und der Platzverweis von Maas vorausgingen. Hertha ging nach Rückstand und Dezimierung höheres Risiko, agierte hinten Mann gegen Mann, Konstantinidis ließ sich phasenweise ins Zentrum zurückfallen.

Tretschok übernahm die Rolle von Wosz, der für Alves in den Angriff rückte. Hamburg versäumte es, das Match zu entscheiden. Hertha fand mit Tretschok die Ordnung wieder und gewann zunehmend übernehmend gegen konfuser werdende Hamburger.

Fazit: Verdienter Sieg für Berlin, weil es auch in Unterzahl die Linie nicht verlor. 

Das Spiel im Ticker: 
Schlusspfiff
81. Minute: Preetz die Zweite! Nach Zuspiel von Wosz markiert der Berliner seinen zweiten Treffer und wendet ein verloren geglaubtes Spiel.
76. Minute: Harte Entscheidung des Referees! Cardoso geht nach gelb-würdigem Foul mit Rot vom Platz.
63. Minute: 1:1: Preetz´ Linksschuss bringt die Berliner nochmal ran.
Anpfiff 2. Halbzeit
Halbzeit
45. Minute: Die Hamburger können das Spiel zwar kontrollieren, doch deutlich wird auch, dass sich die Berliner keineswegs aufgegeben haben.
37. Minute: Trotz Unterzahl kommen die Hauptstädter zu ihren Chancen: Nach Eckball kann Butt gerade noch mit dem Fuß klären.
29. Minute: Doppelschlag für den HSV: Yeboah lupft den Ball über Maas, der mit der Hand klärt. Den fälligen Elfer verwandelt Butt gewohnt sicher.
22. Minute: Der Herthaner Alves vergibt die bislang größte Chance des Spiel, als er sich den Ball von Butt vom Fuß fischen lässt.
21. Minute: Eine Hereingabe fast von der rechten Eckfahne verpasst Präger nur knapp.
15. Minute: Die Herthaner haben den Anfangsdruck der Hanseaten in den Griff bekommen, halten sich in ihrer Spielanlage aber noch zurück.
6. Minute: Die Hamburger beginnen druckvoll. Gleich nach Anpfiff kommen die Hanseaten nach Zuspiel auf Präger fast zur ersten Großchance.
Anpfiff