Bundesliga 2000/2001, 21. Spieltag, Samstag, 10.02.01 um 15:30 Uhr im Hamburger Volksparkstadion bei 3 Grad

Hamburger SV - VfL Bochum 3:0 (3:0)

Vor dem Spiel hatte ich irgendwie Muffensausen. Allerdings hatte ich natürlich auch noch das Hinspiel in Erinnerung, als sich die Bochumer doch wie ein Schlachtopfer darstellten.

Heute hoffte ich zwar vorher irgendwie auf ein 3:0 (echt!), aber ich konnte mir auch ein ganz mieses Spiel mit einem glücklichen 1:0 am Ende vorstellen.

Aber letztendlich präsentierte sich Bochum wieder als absoluter Abstiegskandidat. Man kann es wirklich nicht anders sagen: Wenn man gegen einen wirklich verunsicherten HSV sooo schlecht spielt, dann hat man wohl wirklich nichts in der Bundesliga zu suchen.

Der HSV legte druckvoll los und schoß bereits nach 3 Minuten das erste Tor durch Yeboah. Das wurde allerdings nicht gegeben, weil Barbarez sich bei der Kopfball-Vorlage aufgestützt haben soll. Habe ich allerdings nicht so gesehen.

Danach hatte Bochum sogar eine realistische Chance, in Führung zu gehen, als Peschel halblinks frei vor Butt auftauchte. Doch Butt konnte diese Chance gut parieren. 

Danach nahm das Elend für Bochum dann seinen Lauf. Innerhalb von 22 Minuten erlaubte Bochum dem HSV, drei Tore zu schießen. Besonders gefreut hat es mich für Yeboah, daß er das 1:0 erzielen konnte. Allerdings unter gütigster Mithilfer der Bochumer Abwehr.

Einen Befreiungsschlag von Hertzsch schießt ein Bochumer am eigenen Strafraum gegen seinen Mitspieler. Als der Ball wieder runterkommt, köpft er den Ball dann schließlich völlig unkoordiniert in den eigenen Strafraum zu Yeboah. Der legt muß den Ball erstmal runterholen, wobei ein Bochumer ihn auch nochmal anschießt und schließlich drischt Yeboah den Ball (der neben dem Bochumer liegt) ins Tor. War schon etwas für Kuriositäten-Kabinett!

Das 2:0 hätte Barbarez dann auch ganz allein erledigen können, aber nachdem Yeboah geschickt seinen Gegner geblockt hatte und Barbarez unbedrängt im Strafraum sogar den TW ausspielen konnte, lief er noch so weit nach rechts mit dem Ball, daß ein Bochumer noch die Chance bekam, ihn zu foulen. So gab es Elfmeter und unverständlicherweise NICHT die rote Karte für den Bochumer, der eine 1000%ige Torchance vereitelt hatte.
Den Elfer verwandelte Butt gewohnt sicher. Dabei hatte ich allerdings erstmals etwas Angst. Das mag aber auch an der Wichtigkeit dieses Spiels gelegen haben.

Schließlich konnte Barbarez doch noch treffen – natürlich mit dem Kopf. Nach einem Freistoß von Mahdavikia verlängerte er den Ball unhaltbar ins lange Eck.

So ging es in die Halbzeit und das Spiel war eigentlich auch bereits gegessen. Nach der Halbzeit schaltete der HSV einige Gänge runter. Bochum bemühte sich zwar, aber war dabei auch äußerst ungefährlich.

So hätte Bochum kurz vor Schluß noch ein Tor schießen können, aber Peschel hämmerte den Ball nach einem Rückpaß von der Grundlinie völlig freistehend weit über das Tor.

Der HSV seinerseits hätte in der 2. Halbzeit ebenfalls noch treffen können. Die beste Chance vergab Barbarez, als er – natürlich wieder mit dem Kopf – nur den Pfosten traf.

Mehr gibt es darüber eigentlich nicht zu sagen. Bochum war einfach zu schwach, um wirklich beurteilen zu können, ob es mit dem HSV nun wieder bergauf geht. Sehr schön war jedoch, daß es während des Spiels häufig „Pagelsdorf“-Rufe gab. Die große Mehrheit der Fans scheint doch deutlich hinter dem Trainer zu stehen. Dies sollte den Vorstand ebenfalls in seiner Pro-Pagel-Haltung bestätigen.

Meine Spielerbewertung:

Butt: hat heute sehr gut gehalten und z.B. einen vielleicht folgenschweren Rückstand verhindert. Insgesamt hatte er aber wenig zu tun: Note 2+

Hertzsch: Mir gefiel er heute gut. Ich habe seinen Gegenspieler kaum gesehen. Zu den Szenen, als er mal am Ball vorbeigrätschte und sich danach Chancen  der Bochumer ergaben, sei gesagt, daß er da jeweils versuchte, den Fehler eines Mitspielers auszubügeln. Das war nicht sein Gegenspieler. Note 3

Hoogma: unauffällig, aber es brannte hinten ja auch nur ganz selten: Note 3

Ujfalusi: Hat seinen Gegenspieler im Griff und versucht auch oft, den Ball nach vorne zu treiben: Note 2

Kovac: hat gewohnt souverän gespielt. Ist aber grundsätzlich überfordert, wenn er neben seinen „normalen“ Aufgaben auch noch den Spielmacher „geben“ soll: Note 3

Hollerbach: kaum spielerischer Glanz, aber heute sehr kämpferisch und mit vollem Einsatz: Note 3

Groth: hat teilgenommen: Note 4-

Barbarez: blieb wieder einige Male aufreizend lässig stehen. Allerdings hat er durch seine Aktionen wieder ganz entscheidend zum Sieg beigetragen: Note 3+

Heinz: war zwar häufig in Ballbesitz und spielte auch besser als zuletzt, aber letztendlich kommt bei seinen Flanken zu wenig Gefahr auf: Note 3

Mahdavikia: war viel zu passiv. Kaum Szenen: Note 4

Yeboah: naja, ich mag ihn nun mal sehr! Für mich war er neben Barbarez einer der wichtigsten Männer auf dem Platz. Immer ein Aktivposten und anspielbar. Note 2

Präger (kam für Mahdavikia): war zwar aktiver als Mahdavikia, aber auch nicht effektiver: Note 3-

Schiedsrichter Strampe: Er hat zwar m.E. die meisten Foulentscheidungen korrekt getroffen, aber viel zu sehr an Karten gespart. Mehrere Bochumer hätten noch gelb bzw. rot bekommen MÜSSEN. Hätten wir nicht gewonnen, wäre der Aufschrei unter uns HSVern sehr laut gewesen: Note 4

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1 meldet: 

Telegramm 
TORE :  1:0 Anthony Yeboah (16.), 2:0 Hans-Jörg Butt (34.), 3:0 Sergej Barbarez (38.)

GELBE KARTEN 
Hamburger SV: Martin Groth (45.)
VfL Bochum: Frank Fahrenhorst (31.), Rein van Duijnhoven (34.), Damir Milinovic (55.), Sebastian Schindzielorz (71.), Ante Covic (81.)

SCHIEDSRICHTER :  Hartmut Strampe 
ZUSCHAUER :  31,827 
DATUM :  10.02.01   15:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
Hamburger SV: Hans-Jörg Butt, Nico Jan Hoogma, Tomas Ujfalusi, Martin Groth, Ingo Hertzsch, Niko Kovac, Anthony Yeboah, Sergej Barbarez, Bernd Hollerbach, Marek Heinz, Mehdi Mahdavikia

VfL Bochum: Rein van Duijnhoven, Thomas Reis, Michael Bemben, Frank Fahrenhorst, Damir Milinovic, Sören Colding, Zdravko Drincic, Peter Peschel, Sebastian Schindzielorz, Paul Freier, Delron Buckley

WECHSEL 
Hamburger SV: Roy Präger für Mehdi Mahdavikia (58.), Erik Meijer für Sergej Barbarez (71.), Milan Fukal für Nico Jan Hoogma (83.)

VfL Bochum: Axel Sundermann für Frank Fahrenhorst (46.), Ante Covic für Zdravko Drincic (64.)
 

Bochum fast schon abgestiegen

Auch im dritten Spiel nach der Winterpause konnte der VfL Bochum nicht punkten. Gegen den direkten Konkurrenten aus Hamburg ließ der Tabellenletzte jegliche Erstligatauglichkeit vermissen und unterlag verdient mit 0:3.
Nach einer Chance für Peschel in der 13. Minute - die bezeichnend für Bochums Abschlussdefizit vom offensiven Mittelfeldspieler kläglich vergeben wurde - genügte den Hanseaten eine starke halbe Stunde, um den klaren Sieg herauszuschießen.

Bochums Abwehr katastrophal
Vor allem die Abwehr des Revierklubs zeigte sich von ihrer schlechtesten Seite. Vor dem 1:0 (16.) von Yeboah hatte Thomas Reis den Ball eigentlich schon sicher, doch der Bochumer Abwehrspieler schaffte es nicht, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern. Der Ghanaer war zur Stelle, stahl Reis den Ball vom Fuß und schob aus sieben Metern ein.
Es sollte nicht die einzige Szene bleiben, in der die Bochumer Abwehr an einen Hühnerhaufen erinnerte. Obwohl Zumdick auf "Pechvogel" Thomas Stickroth, mit dem der VfL in sechs Spielen fünf Mal verloren hatte, verzichtete, fehlte jegliche Zuordnung und Disziplin in den Reihen der Bochumer.

Bochum wie ein Absteiger
Die "Katze" musste konsterniert mit ansehen, wie seine Mannschaft nach dem Gegentor von Yeboah einbrach und vom HSV teilweise an die Wand gespielt wurde.
Nach weiteren Toren von Butt per Elfmeter in der 34. und Barbarez in der 38. Minute war das Spiel zur Pause bereits entschieden. Alles in allem war Bochum mit drei Gegentreffern zur Halbzeit noch gut bedient.

Defizite in der Chancenauswertung
Nach der Pause versäumten es die Hausherren, ihr Torverhältnis aufzubessern und ließen den Gegner ins Spiel kommen. Doch selbst klarste Gelegenheiten wurden fahrlässig vergeben. So brachte es Peschel in der 77. Minute fertig, aus elf Metern frei stehend den Ball auf die Tribüne zu hämmern.
Ohne Bastürk fehlte den Bochumern der Ideengeber im Mittelfeld. Peschel konnte die ihm zugedachte Rolle als Ersatz für den gelbgesperrten Bastürk im zentralen Mittelfeld in keinster Weise erfüllen.

Zumdick ohne Konzept
Für Zumdick wird es trotz der Lippenbekenntnisse von Seiten des Vorstandes jetzt richtig eng. Zu sehr ließ seine Mannschaft auch nach der Pause jegliches Aufbäumen vermissen.
Auch die mitgereisten Fans reagierten empört auf die Leistung ihrer Mannschaft und forderten lauthals: "Wir wollen euch kämpfen sehen."

Bochums Trainer vor dem Aus
Und gerade weil die Bochumer auch nicht durch Kampf und Einsatz zu überzeugen wussten, stellt sich nach dem heutigen Spiel die Frage, ob Zumdick sein Team noch zu motivieren versteht.
Gegen Hamburg jedenfalls sah es sehr danach aus, dass die "Katze" kein Konzept hat, mit dem der VfL dem Abstieg noch entrinnen kann. Dass in Bochum etwas geschehen muss, ist klar. Und im Bundesligageschäft stellt der Rauswurf des Trainers die übliche Maßnahme dar.
 

Daten
Fakten:
0:1 ist das Aus 
Der VfL Bochum geriet zum 13. Mal in dieser Saison mit 0:1 in Rückstand und verlor danach zum zwölften Mal. Lediglich gegen 1860 München am elften Spieltag gelang dem VfL noch ein Remis (1:1).

VfL auswärts harmlos 
Schon zum siebten Mal in Folge verloren die Bochumer auf fremden Plätzen. Damit streben die Bochumer ihrem Rekord von 1993 entgegen, als sie neunmal in Folge auswärts keine Punkte mitnahmen.

Hamburger Bollwerk 
Die Hamburger Abwehr stellte für Bochums Sturm einmal mehr ein Bollwerk dar. In vier der letzten fünf Spiele gegen Bochum kassierte der HSV kein Gegentor. 

Bann gebrochen - Yeboah traf zu Hause 
Anthony Yeboah traf endlich wieder. Mit dem 1:0 gegen Bochum gelang ihm erst das zweite Saisontor. Zuletzt war er am 11.11.2000 beim 2:4 in Köln (zwölfter Spieltag) erfolgreich. Die heimischen Fans mussten sogar noch viel länger warten. Im Volksparkstadion traf der Afrikaner letztmals am 18.12.1999. Damals gab es beim 6:1 gegen den MSV Duisburg sogar einen Doppelpack zu bewundern.
 

Schlaglichter:
HSV drückte Bochum das Tempo auf 
Die erste Halbzeit ging klar an den HSV bei 12:1 Torschüssen und fast 58% Ballbesitz. Die Bochumer Abwehr war ob der Dynamik der HSV-Stürmer ein ums andere Mal überfordert. Auch Libero Reis erwies sich mit seiner schwachen Zweikampfbilanz von 5:8 nicht als Turm in der Schlacht. In der zweiten Halbzeit schafften die Bochumer ein ausgeglichenes Verhältnis nach Torschüssen mit 6:6. Die Last ruhte aber vornehmlich auf den Mittelfeldakteuren, während sich die Spitzen Drincic und Buckley selten ins Szene setzen konnten. Letztlich bestimmte der HSV über 90 Minuten das Tempo, das der VfL häufig nur durch Fouls herauszunehmen wusste. 27 Fouls der Bochumer standen nur zwölf des HSV gegenüber. Besonders beeindruckend dabei war, dass die Dreierkette des HSV um Hoogma, Ujfalusi und Hertzsch im ganzen Spiel nur ein einziges Foul beging. 

Butt verwandelte auf Hosenboden 
Hans-Jörg Butt trat mal wieder zum Elfmeter an, Michael Bemben hatte zuvor Sergej Barbarez zu Fall gebracht. Todsicher verlud Butt in der 35. Minute seinen Kollegen van Duijnhoven, und obwohl er nach dem Schuss auf dem Hosenboden landete, nahm der Ball seinen Weg ins verwaiste rechte Torwarteck. Butt erzielte mit seinem 20. Elfmeter sein 19. Bundesligator. Kein anderer aktueller Bundesligaspieler war so oft vom ominösen Punkt aus erfolgreich.

Barbarez hielt Schädel zum 3:0 hin 
Sergej Barbarez gelang gegen den VfL Bochum sein 13. Saisontor. Schon das siebente Mal traf er per Kopf. Damit ist er in der Hitliste der Kopfballungeheuer unangefochtener Spitzenreiter. Die glänzende Vorbereitung leistete Mehdi Mahdavikia, der schon seinen zehnten Scorerpunkt einfuhr. So schön Barbarez´ Tor war, ein Doppelpack wie im Hinspiel blieb dem Bosnier aber verwehrt. Die Chance dazu hatte er, als er kurz vor seiner Auswechselung nur den Pfosten des Bochumer Tores traf. Im direkten Duell hatte es Barbarez, der wieder die Cardoso-Rolle übernahm, am häufigsten mit Frank Fahrenhorst zu tun, den er wie beim Kopfballtor vor große Probleme stellte. 

Hertzsch mehrmals nicht auf dem Posten 
Ingo Hertzsch hatte wieder Probleme in den direkten Duellen. In der ersten Halbzeit gewann er lediglich sechs Zweikämpfe, verlor aber sieben. Für einen Abwehrspieler ist dies eine grausame Bilanz, zumal er bei den wenigen Offensivaktionen der Bochumer eine unglückliche Figur machte. Fast alle gefährlichen Aktionen der Gäste kamen über die linke Angriffsseite, auf der Hertzsch nicht nur bei der Großchance für Peschel in der Anfangsphase nicht auf dem Posten war. Gegenüber Hertzsch sammelte Tomas Ujfalusi weitere Pluspunkte. Von seinen elf Zweikämpfen verlor er lediglich einen einzigen.

Peschel als Kapitän - ein schlechtes Omen 
Peter Peschel trug zum zweiten Mal in dieser Saison die Kapitänsbinde der Bochumer. Beim letzten Mal, in der 16. Runde am 09.12.2000, gab es ein 0:5 in Freiburg. Auch diesmal kamen die Bochumer - zumindest in der ersten Halbzeit - unter die Räder. Peter Peschel zeigte dabei zwei Gesichter. Zwar war er entschlossenster VfL-Aktiver und schoss mehrmals gefährlich auf das HSV-Tor, er gab vier der sieben Torschüsse der Bochumer ab. Andererseits hatte er viele Ballverluste zu beklagen und wies am Ende eine dürftige Zweikampfbilanz auf. Nur in sechs seiner 22 direkten Duelle ging er als Sieger hervor. 
 

Stimmen
HSV-Trainer Frank Pagelsdorf
"Wir haben in der ersten Halbzeit mit viel Druck viel erreicht. Danach haben wir das Tempo verständlicherweise ein bisschen herausgenommen. Nicht gefallen haben mir einige Unkonzentriertheiten, da gibt es in den kommenden Wochen noch viel zu verbessern." 

VfL-Coach Ralf Zumdick
`Wir wollten zeigen, dass wir auch in Hamburg punkten können, daraus ist nichts geworden. Bei allen drei Gegentoren haben wir kräftig mitgeholfen. Unser Manko liegt aber auch im Angriff, wo wir einige Chancen vergeben haben." 
 

Topspieler: Anthony Yeboah (Hamburger SV)
Der Ghanaer brachte den HSV durch das 1:0 in der 16. Minute auf die Siegerstraße. Sein Tor ließ die anfangs nervösen Hanseaten sicherer werden. Auch sonst war Yeboah über den Rest des Spiels der gefährlichste Mann auf Hamburger Seite. So führte sein Pass auf Barbarez zu dem Elfmeter in der 34. Minute, den Butt zum 2:0 verwandelte. Alles in allem war der bullige Stürmer zu keiner Zeit von den Bochumern zu halten. 

Spielwertung: 2 Bälle (von 4 möglichen)
 

Kommentar:
Frank Pagelsdorf kann aufatmen. Vor 35.000 Zuschauern kam der HSV zu einem nie gefährdeten 3:0 Erfolg über den Tabellenletzten VfL Bochum. Damit sitzt der Coach der Hamburger wieder fester im Sattel. Vor allem die Umstellung auf die im letzten Jahr so erfolgreiche Dreierkette im Sturm war der Garant für einen teilweise fulminanten Sturmlauf des HSV. Eine furiose erste Hälfte genügte den Hanseaten, um nach den zwei Pleiten zum Auftakt den ersten Dreier nach der Winterpause zu verbuchen. Im letzten Spiel gegen Bremen waren schon erste Anzeichen der Besserung zu erkennen, gegen Bochum gelang es den Hamburgern dann auch, ihre Torchancen zu verwerten. Auch ein Verdienst von Goalgetter Anthony Yeboah, der wiedr einmal bewiesen hat, wie wertvoll er für den HSV ist, wenn er in Form ist.
Philipp Würz 

Taktik:
Hamburger SV
Die Gastgeber spielten vor Torhüter Butt mit einer Dreierkette. Hoogma agierte zentral, auf der linken Abwehrseite kam Hertzsch für den gelbgesperrten Panadic zum Einsatz, rechts spielte Groth. Im zentralen defensiven Mittelfeld spielte Kovac, links Hollerbach und rechts Ujfalusi auf einer Reihe. Barbarez übernahm die Rolle von Cardoso im zentralen offensiven Mittelfeld. Im Sturm spielte eine Dreierkette mit Heinz auf der linken Seite, Yeboah als Mittelstürmer und Mahdavikia auf der rechten Außenbahn. Frank Pagelsdorf wechselte nach der Pause drei Mal aus: Präger kam für Mahdavikia, Meijer für Barbarez, beide übernahmen die Position ihrer Vorgänger. Kurz vor Schluss kam dann Fukal für Hoogma, Fukal übernahm die Position von Groth, der die Rolle von Kovac besetzte; Kovac wiederum spielte die Partie auf der Position des ausgewechselten Hoogma zu Ende.

VfL Bochum
Vor Torhüter van Duijnhoven spielte Reis als Libero. Vor ihm agierten in einer Dreier-Abwehrkette Bemben auf der linken Seite, Milinovic zentral und Fahrenhorst auf der rechten Seite. Im defensiven Mittelfeld spielten Freier auf links, Schindzielorz zentral und Colding auf rechts in einer Reihe. Im zentralen offensiven Mittelfeld übernahm Peschel die Rolle des gelbgesperrten Bastürk. Bochum spielte mit zwei Sturmspitzen, Buckley auf links und Drincic auf rechts. Zumdick wechselte nach der Pause Sundermann für den überforderten Fahrenhorst und 25 Minuten vor Schluss Covic für Drincic ein. Beide übernahmen die Position ihrer Vorgänger. 


 
dpa meldet: HSV erlöst Pagelsdorf mit 3:0 über Bochum

Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV hat seine rasante Talfahrt beendet und den VfL Bochum noch tiefer in den Abstiegsstrudel gestürzt. Nach vier Niederlagen in Folge setzten sich die Gastgeber am Samstag vor 31 827 Zuschauern im Volksparkstadion mit 3:0 (3:0) gegen den Tabellenletzten durch und stellten damit den bedenklich wackelnden Stuhl von Trainer Frank Pagelsdorf wieder auf festeren Untergrund.

Die Treffer für die Hamburger erzielten Anthony Yeboah (16.), Torwart Hans-Jörg Butt per Foulelfmeter (34.) und Sergej Barbarez (38.). Für VfL-Trainer Ralf Zumdick wird nach der 13. Saisonniederlage die Luft indes immer dünner. «Ich will ja keine Personalpolitik machen, aber ich denke, dass er nicht mehr lange Trainer ist», prophezeite der frühere Bochumer Profi Uwe Leifeld.

Im Kellerduell der abwehrschwächsten Mannschaften der Bundesliga bestimmte der HSV das Geschehen über die gesamte Spielzeit. Um die Solidarität mit dem Trainer zu demonstrieren, hatte erstmals der stellvertretende HSV-Vorsitzende und Sportchef Holger Hieronymus auf der Trainerbank Platz genommen. Pagelsdorf hielt es in der als «Schicksalsspiel» apostrophierten Begegnung kaum auf seinem Stuhl; stehend verfolgte er das Geschehen auf dem Rasen und sah eine engagiert angreifende Hamburger Mannschaft, die mit dem harmlosen Tabellen-Schlusslicht keine große Mühe hatte.

Den sich nur auf sporadische Konter verlassenden Bochumern gelang kaum etwas. Ohne den gelb-gesperrten Spielmacher Yildiray Bastürk fehlte die Kreativabteilung beim VfL. Lediglich Peter Peschel (13.) und Zdravko Drincic, der das Außennetz traf (28.), sorgten für verheißungsvolle Möglichkeiten. «Der HSV hatte Glück, dass Bochum nicht in Führung gegangen ist. Aber dann war es eine klare Sache», sagte der frühere HSV-Star und DFB-Trainer Horst Hrubesch. Den Führungstreffer des HSV, dem mit den verletzten Rodolfo Esteban Cardoso und Andrej Panadic ebenfalls Leistungsträger fehlten, legte der VfL gar selbst auf: Einen Querschläger der Bochumer Innenverteidigung nutzte Yeboah, um den Ball aus Nahdistanz in das von Rein van Duijnhoven gehütete Tor zu wuchten.

Binnen fünf Minuten entledigten sich die Gastgeber dann aller Sorgen: Torhüter Butt verwandelte seinen dritten Foulelfmeter in dieser Saison sicher, nachdem Barbarez von Michael Bemben von den Beinen geholt worden war. Schließlich legte der agile Barbarez mit einem Kopfball nach Mahdavikia-Flanke zum 3:0 nach. Es war bereits das 13. Saisontor des Bosniers. Zehn Minuten nach dem Seitenwechsel hätte er sein Torkonto weiter erhöhen können, doch sein Kopfball traf nur den Pfosten. Im zweiten Durchgang verschleppten die Gastgeber das Tempo. Die Bochumer konnten daraus aber kein Kapital schlagen, wehrten sich lediglich mit Schüssen von Delron Buckley (58.) und Peter Peschel (67.) gegen die Niederlage. 


 
kicker meldet: 
Chancenverhältnis: 8:4 
Eckenverhältnis: 4:1 
Schiedsrichter: Strampe (Handorf), Note 3,5 - versagte aus fragwürdigen Gründen dem Yeboah-Tor in der 3. Minute die Anerkennung, hätte Drincic nach Foul an Butt eine Gelbe Karte geben müssen 
Spielnote: 3 
Spieler des Spiels: Barbarez - Glänzend aufgelegter Offensivantreiber, gefährlich als Torschütze und Vorbereiter. 
 
Analyse 
  
Personal: Nur eine Umstellung im HSV-Team: Hertzsch ersetzte den gelb-gesperrten Panadic in der Abwehr. Beim VfL fehlten dagegen sechs Spieler, die zuvor beim 1:3 gegen Berlin noch in der Anfangsformation standen: Bastürk (Gelbsperre), Dickhaut, Maric, Mandreko, Stickroth (verletzt) und Christiansen (Bank). Für sie kamen Bemben, Buckley, Drincic, Fahrenhorst, Freier und Reis neu in die Mannschaft.

Taktik: Nur in einer Nuance änderten die Hamburger gegenüber der 1:3-Niederlage in Bremen ihr System. Abwehrchef Hoogma spielte nicht hinter, sondern zwischen und häufig auch vor den Manndeckern. Ein Offensiv-Signal, das sich über Kovac bis zu Barbarez, der oftmals als vierter Stürmer auftrat, fortsetzte. Entsprechend massiv die Defensivabteilung der Bochumer. Vor Libero Reis mühten sich die Manndecker Bemben, Milinovic und Colding in fester Zuordnung gegen Mahdavikia, Yeboah und Heinz, Fahrenhorst und später Sundermann versuchten (zumeist vergeblich) die Kreise von Barbarez einzuengen, und Schindzielorz musste oft seine Offensivaufgaben vernachlässigen, um Kovac' Vorwärtsdrang zu bremsen.

Spielverlauf: Engagiert und diszipliniert steuerte das HSV-Team von Anfang an einem klaren Sieg entgegen. Auch die Nicht-Anerkennung eines Yeboah-Tores und die große VfL-Chance von Peschel (12. Minute) brachte keinen Sand in das Offensivgetriebe. Konsequente Angriffe, schnell und gradlinig vorgetragen, setzten die Bochumer unter mehr Druck, als sie aushalten konnten. Fahrenhorst und Reis leiteten dilettantisch Yeboahs 1:0 ein, Bembens ungeschickte Attacke an Barbarez ermöglichte Butt ein weiteres Elfmetertor, und abermals Fahrenhorst stand Pate beim Barbarez-Kopfball zum 3:0. Dass das muntere Toreschießen nach dem Seitenwechsel nicht weiter ging, lag in erster Linie an den Hamburgern, die einen Gang zurück schalteten, ohne jedoch die Kontrolle über das Spiel zu verlieren.

Fazit: Ungefährdeter Sieg des wieder erstarkten HSV gegen eine nicht bundesligareif auftretende VfL-Mannschaft. 
 
 

Trainer Frank Pagelsdorf musste im Vergleich zur 1:3-Niederlage in Bremen auf Panadic (Gelb-Sperre) verzichten, dafür rückte Hertzsch als Manndecker in die HSV-Elf. Bei den Bochumern ersetzte Trainer Ralf Zumdick gleich sechs Spieler, die noch bei der 1:3-Heimniederlage gegen Hertha BSC mit von der Partie waren. Für die Tore sollten diesmal Drincic und Buckley sorgen, dafür blieben Christiansen und Maric draußen. In der Abwehr waren Fahrenhorst, Bemben und Reis für Stickroth, Dickhaut und Mandreko von Anfang an dabei. Ebenfalls aussetzen musste wegen einer Gelb-Sperre der Spielmacher Bastürk, dafür wurde Freier aufgestellt. 

Der HSV vertraute wieder dem 3-4-3-Rautensystem und startete druckvoll ins Spiel. Aber der VfL hatte die erste große Chance, jedoch scheiterte Peschel an dem herauslaufenden Hamburger Keeper Butt. Die Gastgeber blieben in der Folge die klar dominierende Mannschaft, die gleich mit drei Angreifern die Bochumer Abwehr bedrängten. In der 16. Minute wurden die Hamburger Bemühungen mit dem 1:0 belohnt. Yeboah nutzte dabei eine eklatante Schwäche der Bochumer Hintermannschaft, vor allem Reis schaffte es nicht, den Ball rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu befördern. Die Dominanz des HSV zahlte sich auch weiterhin aus. Schiedsrichter Strampe entschied in der 33. Minute auf Elfmeter, als Barbarez im Fünfmeterraum von Bemben gefoult wurde. Diese Gelegenheit ließ sich Butt nicht entgehen und brachte seine Mannschaft 2:0 in Führung. Nur vier Minuten später erhöhte Barbarez auf 3:0. Dabei verwertete er einen Freistoß von Mahdavikia, indem er den Ball nur leicht mit dem Kopf tuschierte. Mit dieser komfortablen Führung der Hamburger endete die erste Halbzeit.

In der 2. Halbzeit verflachte das Spiel nun erwartungsgemäß. Die Hanseaten beschränkten sich zunächst auf die Verteidigung der 3:0-Führung. Dagegen versuchten die Gäste nur halbherzig eine Aufholjagd zu starten. Denn die Bemühungen von Peschel alleine reichten nicht aus, um die Abwehr des HSV rund um Libero Hoogma zu ernsthaft zu bedrängen. Das Bochumer Angriffsduo Buckley und Drincic war viel zu harmlos. Im Gegensatz dazu kam der HSV immer wieder gefährlich vor das Tor der Bochumer. So in der 55. Minute als ein Kopfball von Barbarez nach einer Flanke von Groth an den Pfosten knallte. In der Schlussphase hatte noch Meijer, der für Barbarez eingewechselt wurde, mit einem satten Rechtsschuss die Chance zu einem Tor, aber van Duijnhoven wehrte gekonnt ab. Viel passierte nicht mehr und der HSV siegte verdient gegen den VfL.
 

Das Spiel im Live-Ticker:
Schlusspfiff
87. Minute: Eine Ecke von Hollerbach erreicht Heinz. Der Tscheche köpft aus sieben Metern, aber Reis klärt vor der Linie.
77. Minute: Buckley setzt sich auf der linken Seite durch und passt auf Peschel. Der Kapitän nimmt den Ball direkt. Die Kugel fliegt in die Wolken.
74. Minute: Heinz legt für den eingewechselten Meijer auf. Sein Drehschuss aus 18 Metern landet in den Armen von van Duijnhoven.
67. Minute: Wieder versucht es Peschel. Diesmal geht der Schuss von der Strafraumgrenze einen Meter am Ziel vorbei.
58. Minute: Peschel Schuss von halbrechts hält Tormann Butt. Drincic stößt den Nationaltorhüter sammt Ball ins Netz. Schiri Strampe entscheidet auf Foul.
55. Minute: Eine Freistoßflanke von Groth erreicht Barbarez. Der Spielgestalter köpft aus acht Metern. Der Ball fliegt vorbei am geschlagenden van Duijnhoven und knallt an den Pfosten.
Anpfiff 2. Halbzeit
Halbzeit
38. Minute: 3:0! Der Wahnsinn! Einen Freistoß von Mahdavikia von der linken Seite tuschiert Barbarez leicht mit dem Kopf. Der Ball landet in den Maschen.
34. Minute: 2:0! Die überlegen Gastgeber bauen ihre Führung aus. Barbarez wird von Bemben von den Beinen geholt, nachdem der Bosnier van Duijnhoven umkurvt hat. Den fälligen Foulelfmeter verwandelt Torwart Butt souverän.
30. Minute: Heinz setzt sich erneut auf der linken Seite gegen Bemben durch. Mit seinem schwächeren rechten Fuß hämmert der Tscheche aus zwölf Metern ab. Van Dujinhoven steht auf seinem Posten.
18. Minute: Wieder die Hamburger. Heinz zieht von der halblinken Position aus 17 Metern ab. Der Bochumer-Torwart klärt.
16. Minute: 1:0! Der Sportverein geht in Führung. Heinz will den Ball auf Yeboah spielen. Der Ball springt von einem Bochumer zum anderen. Yeboah nutzt die Verwirrung und schießt aus sieben Metern. Van Duijnhoven hat keine Chance.
13. Minute: Erste Großchance von Bochum. Peschel bekommt einen Pass in den Lauf und steht allein vor Butt. Der Kapitän schießt aus 15 Metern mit dem Außenrist, aber der HSV-Kepper kommt noch mit dem Fuß dran.
4. Minute: Hamburg beginnt druckvoll. Einen langen Ball leitet Heinz per Kopf auf Yeboah weiter, der Milinovic entwischt ist. Der Ghanar trifft aus sechs Metern ins Schwarze, aber Schiri Strampe lässt das Tor nicht zählen.
Anpfiff