Bundesliga 2000/2001, 34. Spieltag, Samstag, 19.05.01 um 15:30 Uhr im Hamburger Volkspark bei Sonnenschein.

Hamburger SV - FC Bayern München 1:1 (0:0)

Das war ja nun wirklich ein unbeschreibliches Saisonfinale, das wieder einmal leider den „ewigen“ Sieger als Triumphator erkor. Und das einmal mehr in typischer Bayern-Manier. In der 90. Minute waren sie noch der Verlierer und in der 93. Dann plötzlich wieder Meister. So ungerecht kann das Leben sein.

Für den HSV selbst ging es heute um nichts mehr. Aber hätte man sich von den Bayern schlachten lassen, wäre ganz Fußball-Deutschland über den HSV hergezogen. Diese Tatsache und vielleicht auch die ewig währende Rivalität mit dem FC Bayern München trieben die HSV-Spieler dann offenbar doch zu einer wirklich sehenswerten Leistung.

Das Spiel fing etwas verspätet an, weil Olli Kahn und einige Ordner den bayrischen Strafraum zunächst von etlichen kg Bananen befreien mußte ;-) So kam es das sofort bei Spielbeginn schon eingeblendet wurde, daß Schalke bereits 0:1 zurücklag. Die Bayern-Fans jubelten natrürlich ohne Ende. Bei einer Schalker Niederlage brauchte Bayern ja nicht mal den sonst nötigen einen Punkt für die Meisterschaft.

Das Spiel ging dann auch in Hamburg los und Bayern hatte zunächst einige Torchancen. Doch spätestens mit dem vermeldeten 0:2-Rückstand der Schalker wurden die Bayern auch zunehmend defensiver. Man bemühte sich gar nicht mehr so recht, nach vorne zu spielen. Der HSV fightete und spielte sehr gut. Allerdings nur bis zum Strafraum. Der letzte Ball kam dann leider nie. 

Trotzdem konnte man aus HSV-Sicht zufrieden in die Kabine gehen. Die Schalker hatten es in Ihrem Heimspiel gegen Unterhaching in den Schlußminuten der ersten Halbzeit sogar noch geschafft, den 2:2-Ausgleich zu erreichen. So war also bislang noch alles offen.

In der 2. Halbzeit spielte der HSV weiterhin stark und von den Bayern gab es kaum noch offensive Szenen. Irgendwann wurde aus Schalke der 2:3-Rückstand verkündet. Bei der Bayern führte das natürlich wieder zu einem Jubel-Orkan. Doch dann wurde es langsam turbulent.

Zunächst einmal auf dem Schalker Platz. Es fiel der Ausgleich und nur kurze Zeit später bekam man über den Äther die Schalker Führung mit. Als die Sekunden später auf der HSV-Anzeigetafel angezeigt, brandet im weiten Rund Jubel auf. „Schalke, Schalke“ – Fanchöre in ohrenbetäubender Lautstärke.

Und dann sollte in Hamburg sogar noch das Unglaubliche passieren. Das Schicksal schien den Bayern endlich mal ein Schnippchen schlagen zu wollen. Sergej Barbarez ( wer auch sonst ??? ) bestrafte die Bayern für Ihre defensive Einstellung und schoss in der 90. Minute das 1:0 für den HSV. Es passiert ja nicht so oft, aber ich lag mir mal wieder mit wildfremden Menschen in den Armen. Was für ein Jubel im Volkspark.

Auf Schalke war das Spiel kurz danach bereits beendet und da man dachte, das Spiel bei uns in Hamburg sei bereits beendet, feierte man dort bereits die Meisterschaft. Doch dann kam wieder einmal der ominöse Bayern-Sudel. In der 93. Minute (!!!) bekamen die Bayern einen indirekten Freistoss im HSV-16er bei ca. 10 – 12 m Torentfernung. Ujfalusi hatte den Ball direkt vorm Gegenspieler weggespitzelt in Richtung TW Schober. Anstatt den Ball einfach wegzudreschen, nahm der Unglücksrabe Schober den Ball mit der Hand auf. Ich griff mir noch vor dem Pfiff des Schiris an den Kopf und fragte mich, weshalb der Idiot (Verzeihung!) den Ball mit der Hand aufnahm. Nach Ansicht der TV-Bilder würde ich zwar sagen, daß man da keinen Rückpaß zu pfeifen braucht, aber Schober hätte auf jeden Fall Zeit genug gehabt, auf Nummer sicher zu gehen und den Ball weit wegzudreschen. Warum hat er das nur nicht getan ? Damit hat gerade der Schalker Schober, der nur von Schalke an den HSV ausgeliehen ist, einen Teil dazu beigetragen, daß seine Schalker nun doch nicht die Salatschüssel bekommen.

„Natürlich“, wie soll es auch anders sein, haben die Bayern diesen Freitoss dann auch noch versenkt. Das war dann auch die letzte richtige Aktion im Spiel und die Bayern feierten mit Ihren Fans die Meisterschaft in Hamburg. Zumindest wurden sie dabei anständig ausgepfiffen. Das gab zumindest minimalste Genugtuung.

Der HSV muß sich für dieses Spiel absolut nichts vorwerfen lassen. Als bekannt war, daß die Schalker führen wurde in den Schlußminuten vom HSV noch einmal alles nach vorne geworfen. Bester und Yilmaz wurden eingewechselt und es liefen alle Mann nach vorne. 

Nur leider scheint der Fußball-Gott eben doch ein Bayer zu sein. Oder zumindest Fortuna. Bleibt die Hoffnung auf das Champions-League-Finale .... ;-)

Meine Spielerbewertung:

Schober: hat super gehalten. Hätte er doch nur den Ball in der Schlussminute weggedroschen, anstatt ihn aufzunehmen: Note 2

Hoogma: souverän aber relativ unauffällig: Note 3

Hertzsch: gefiel mir heute sehr gut. Lässt hoffen für die nächste Saison, wenn er denn bei uns bleibt. Sehr stark in der Defensive: Note 2

Ujfalusi: besser kann wohl wohl nicht spielen. Hat irgendjemand Elber auf dem Platz gesehen ? Perfekte Abwehrleistung: Note 1

Hollerbach: zwar zweikampfstark, aber doch eher unauffällig: Note 3

Kientz: souveräne Leistung, wenn man auch noch bedenkt, daß er so selten eingesetzt wurde: Note 2

Töfting: emsig und einsatzfreudig: Note 3

Heinz: nicht so viele gute Szenen wie zuletzt, aber trotzdem eine Hoffnung für die nächste Saison für die Position hinter den Spitzen: Note 3-

Präger: ihm wollte heute nicht so recht viel gelingen. Wie immer einsatzfreudig: Note 4+

Barbarez: Der Mann hat echt Zug zum Tor. Der einzige, der über die ganze Saison seine Leistung zumindest mit Toren gebracht hat. In der Rückrunde hat er aber auch  das Fighten gelernt. Heute wieder einmal erfolgreich und damit zu Recht zusammen mit Ebbe Sand Torschützenkönig: Note 2

Mahdavikia: Für mich der schlechteste HSVer auf dem Platz. Irgendwie unsichtbar. Mir spielte er heute wieder viel zu unauffällig, wenn man bedenkt, wieviel wir nach vorne spielten: Note 4

Schiri Merk: Naja, was soll man sagen. Ich hatte für beide Parteien einige gelbe Karten mehr verteilt. Der Rückpaß in der Schlußminute war zwar wohl doch keiner, aber dafür hatte er den Bayern auch ein Tor weggepfiffen in Halbzeit 1, welches nach TV-Bildern doch kein Abseits war: Note 3

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1 meldet: 

1:0 Sergej Barbarez (90.)
1:1 Patrik Andersson (90.)

GELBE KARTEN 
Hamburger SV: Marek Heinz (39.), Ingo Hertzsch (63.), Bernd Hollerbach (79.), Stig Töfting (83.)
FC Bayern München: Mehmet Scholl (57.), Samuel Osei Kuffour (92.)

SCHIEDSRICHTER :  Dr. Markus Merk 
ZUSCHAUER :  55,400 
DATUM :  19.05.01   15:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
Hamburger SV: Mathias Schober, Ingo Hertzsch, Nico Jan Hoogma, Tomas Ujfalusi, Jochen Kientz, Stig Töfting, Roy Präger, Sergej Barbarez, Bernd Hollerbach, Marek Heinz, Mehdi Mahdavikia

FC Bayern München: Oliver Kahn, Samuel Osei Kuffour, Patrik Andersson, Thomas Linke, Willy Sagnol, Bixente Lizarazu, Carsten Jancker, Mehmet Scholl, Stefan Effenberg, Owen Hargreaves, Giovane Elber

WECHSEL 
Hamburger SV: Marinus Bester für Jochen Kientz (77.), Mahmut Yilmaz für Roy Präger (77.), Andreas Fischer für Mehdi Mahdavikia (93.)

FC Bayern München: Paulo Sergio für Mehmet Scholl (68.), Alexander Zickler für Carsten Jancker (78.), Roque Santa Cruz für Giovane Elber (88.)
 
 

"Ein Wunder" 
Die Gesichter sprachen Bände. Uli Hoeneß, Ottmar Hitzfeld, Franz Beckenbauer und wohl alle Fans von Bayern München einte in der 90. Minute das lähmende Entsetzen. 

Sergej Barbarez hatte kurz gerade zum 1:0 für den Hamburger SV eingeköpft, sich damit gemeinsam mit Ebbe Sand zum Torschützenkönig und Schalke 04 in diesem Augenblick zum Deutschen Meister gemacht.

Scholl hatte den Glauben bereits aufgegeben
"In diesem Moment war mir klar, dass wir nicht Meister werden", sagte Mehmet Scholl. "Der Einzige, der die Hoffnung nicht aufgegeben hatte, war der Trainer."
"Das hätte natürlich wieder ein Trauma werden können, wenn man wieder so ein entscheidendes Spiel in der letzten Minute verliert und geht zum Champions-League-Finale", erklärte Ottmar Hitzfeld später. "Die Enttäuschung wäre unmenschlich gewesen."

"Eigentlich unmöglich, dass der Ball rein geht"
4:38 Minuten ließ Schiedsrichter Markus Merk nachspielen. Ein letzter verzweifelter Angriff: Rückpass von Ujfalusi und HSV-Keeper Schober nahm den Ball verbotener Weise in die Hände – Freistoß für die Bayern.
Patrik Andersson lief an, traf den Ball nicht optimal, doch der Schuss ging durch die Beine von Fischer irgendwie ins Hamburger Tor. Auch Hitzfeld musste zugeben: "Es ist eigentlich nicht möglich, dass hier der Ball durch geht."

Hoeneß: "Eine Sache fürs Gruselkabinett"
Doch es stand 1:1, Merk pfiff gar nicht mehr an. Die 17. Meisterschaft war perfekt. Der Jubel bei den Bayern kannte nach dem dramatischsten Bundesliga-Finale aller Zeiten keine Grenzen mehr.
"Unfassbar", sagten Kahn, Jancker und Effenberg unisono. Und der völlig aufgelöste Uli Hoeneß bilanzierte die Achterbahnfahrt: "Das ist eine Sache fürs Gruselkabinett."

Beckenbauer fand kritische Worte
Präsident Franz Beckenbauer fand als Erster zu einer kritischen Analyse: "Wir haben das ganze Jahr in der Bundesliga nicht gut gespielt. Daher ist es eigentlich ein Wunder, dass wir Meister geworden sind."
Oliver Kahn wollte der These von den "Dusel-Bayern" allerdings nicht zustimmen. Im Rückblick auf das in der Schlussminute verlorene Champions-League-Finale gegen Manchester United 1999 meinte der Nationaltorwart:
"Der Fußball hat uns einmal so bitterböse bestraft, dass er jetzt auf unserer Seite ist. Und das zurecht."

Hitzfeld zeigte Mitgefühl mit Schalke
Ähnlich kommentierte Hitzfeld die unglaubliche Wendung zugunsten des Rekordmeisters. "Wir haben das Positive aus dem Manchester-Syndrom gezogen, dass man in den letzten Minuten noch Tore schießen kann", sagte der 52-Jährige.
Daher wertete der "General" den dritten Titel unter seiner Führung in Folge als verdient, zeigte aber auch Mitgefühl mit den untröstlichen Verlierern: "Es tut mir leid für die Schalker, sie haben auch eine Super-Saison gespielt. Wir waren einfach die Glücklicheren."
 

Fakten:
Das Meister-Team
Ottmar Hitzfeld hat als Trainer fünf der letzten sieben Meisterschaften eingefahren (zwei mit Dortmund), die Bayern als Verein zehn der letzten 17 - zusammen scheint diese Kombination also fast unschlagbar zu sein. 

Titel-Hattrick
Die Bayern feiern zum dritten Mal einen Titel-Hattrick - insgesamt gab es seit 1903 nur viermal drei Meistertitel in Folge (außer Bayern schaffte es noch Gladbach). Gibt es jetzt noch einen Sieg gegen Valencia, hätte Ottmar Hitzfeld als erster Bundesligatrainer fünf Titel in drei Jahren geholt. 

HSV wieder ohne Sieg
Der HSV kann gegen die Bayern nicht mehr gewinnen: Seit zehn Spielen gab es keinen Erfolg gegen den Rekordmeister. Insgesamt haben die Hamburger die schwächste Saison unter Pagelsdorf gespielt und nur in zwei der letzten zehn Jahre einen Platz unter den ersten sechs in der Tabelle erreicht. 

Auswärts abwehrstarke Bayern 
Bayern München hat auswärts deutlich die wenigsten Gegentore kassiert (17). Seinen Treffer ließ sich der HSV aber nicht nehmen - die Hamburger haben damit als einziges Team der Liga in jedem Heimspiel mindestens ein Tor erzielt. 

Schlaglichter:
Ein verdienter Punkt
Die Bayern kontrollierten das Spiel über weite Strecken und waren insgesamt das Team mit mehr Torschüssen, Ballkontakten und gewonnenen Zweikämpfen. In den letzten zwanzig Minuten machten sie allerdings den Fehler, auf 0:0 zu spielen - das hätte sich fast gerächt. 

Anderssons Meistertor
Patrik Andersson erzielte sein erstes Tor für die Bayern - zur Meisterschaft! Und keiner hätte es wohl mehr verdient: Andersson hat in der ganzen Spielzeit keine Gelbe Karte gesehen und war der zweikampfstärkste Spieler dieser Bundesligasaison. In Hamburg verlor er nur drei von 14 Duellen, darunter aber den (fast) entscheidenden Zweikampf gegen Sergej Barbarez vor dem 1:0 - darüber muss sich der Schwede jetzt wirklich nicht mehr ärgern. 

Jancker engagiert, Elber schwach
Ottmar Hitzfeld hätte ausnahmsweise fast nicht alles richtig gemacht: Er wechselte mit Carsten Jancker seinen besten Offensivspieler aus, danach lief bei den Bayern nach vorne fast nichts mehr. Jancker hatte Top-Werte, er war an acht Torschüssen beteiligt, gewann 21 von 31 Zweikämpfen und hatte Pech, dass sein regulärer Treffer nicht anerkannt wurde. Neben den Schuhen stand demgegenüber Giovane Elber, der von Tomas Ujfalusi "abgekocht" wurde und nur 27 Prozent seiner Zweikämpfe für sich entschied. 

Knipser Barbarez 
Und wieder war er zur Stelle: Sergej Barbarez erzielte seinen 22. Saisontreffer und teilt sich mit Ebbe Sand die Torjägerkanone. Der Bosnier ist der erste Bundesliga-Torschützenkönig aus Osteuropa und der dritte vom HSV - zuvor hatten das Uwe Seeler (1964) und Horst Hrubesch (1982) im Trikot der Hamburger geschafft. Nahezu sensationell sind vor allem die elf Kopfballtore von Barbarez - diesen Wert hat in den letzten zehn Jahren kein anderer Spieler erreicht! 

Schobers Blackout
Ausgerechnet ein Schalker Junge entschied die Meisterschaft gegen seinen Ex-Klub: Mathias Schober nahm nach zuvor guter Leistung (drei abgewehrte Torschüsse) in der Nachspielzeit völlig unnötig eine Rückgabe in die Hand - die Schalker Fans werden Schober "lieben"... 

Top-Spieler: Patrik Andersson (Bayern München)
Als es im Hamburger Volksparkstadion drunter und drüber ging und die Bayern die Meisterschaft schon fast abgeschrieben hatten, blieb einer wie immer cool. Patrik Andersson übernahm beim Stand von 0:1 die Verantwortung und hämmerte den Ball zum Ausgleich ins Netz. Der Schwede schoss die Münchner zum Titel. "Damit hat er seine überragenden Leistungen der letzten Wochen gekrönt", lobte Trainer Ottmar Hitzfeld. Zudem machte der auch in Hamburg starke Andersson seinen einzigen Fehler vor dem 0:1 durch Barbarez wett. 

Spielwertung: 2 Bälle (von 4 möglichen)

Kommentar:
Eine dramatische Saison endete mit dem unglaublichsten Finale aller Zeiten. Nach einer schwachen Begegnung ohne viele Torszenen überschlugen sich zum Schluss die Ereignisse. Die Bayern bekamen nach der Schalker Führung gegen Haching das große Nervenflattern. Und als Barbarez das 1:0 für den HSV erzielte, schien der Titelkampf entschieden.
Doch wie schon vor einer Woche gegen Kaiserslautern lachte den Münchnern das Fußball-Glück. Andersson traf in der Nachspielzeit zum 1:1 - Bayern München ist zum 17. Mal Deutscher Meister!
Martin Volkmar 

Taktik:
Hamburger SV:
Vor Torwart Schober spielte die Viererkette mit Kientz, Hoogma, Ujfalusi und Hertzsch (von rechts). Im Mittelfeld agierten Töfting, Heinz und Hollerbach und im Dreier-Sturm Mahdavikia, Barbarez sowie Präger. Für Kientz verstärkte Bester in der 77. Minute den Angriff.

Bayern München:
Die Bayern spielten mit der Stammformation der vergangenen Wochen: Vor Kahn stand die Dreierabwehr mit Kuffour, Andersson und Linke. Im Mittelfeld agierten (von rechts) Sagnol, Hargreaves, Effenberg und Lizarazu sowie im Sturm als hängende Spitze Scholl und davor Jancker und Elber. 

Stimmen:
"Ein Wunder" 
Trainer Frank Pagelsdorf (Hamburger SV):
"Wir können den Bayern nur gratulieren. Wer am Ende oben steht, hat die Meisterschaft sicherlich verdient. Wir haben von unserer Seite aus alles versucht, um das Titelrennen spannend zu halten. Ich denke, das haben alle gesehen." 

Trainer Ottmar Hitzfeld (Bayern München):
"Die Mannschaft hat unheimlich Charakter bewiesen. Ich hoffe, dass uns das jetzt hilft, bis zum Champions-League-Finale noch schneller zu regenerieren. Schalke hätte die Meisterschaft auch verdient gehabt. Ich kann es ihnen nachfühlen, denn ich habe mit Dortmund 1992 auch schon einmal den Titel in letzter Minute verloren." 

Stefan Effenberg (Kapitän Bayern München):
Unglaublich, was hier passiert ist. Bei dem Freistoß habe ich Patrik nach vorne gerufen, weil er einen guten Schuss hat. Kompliment an die Schalker, auch wennsie das nicht trösten wird. Wir haben immer daran geglaubt, dass wir Meister werden. Nun ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Drei Mal in Folge Meister zu werden, haben nur ganz wenige Mannschaften geschafft. 

Uli Hoeneß (Manager Bayern München):
Es war eine unglaubliche Dramatik. Mit diesem Ende konnte man nicht rechnen. Nach dem 1:0 habe ich gedacht, das war's. Aber die Mannschaft hat Charakter gezeigt und ihre Chance genutzt. 

Franz Beckenbauer (Präsident Bayern München):
Was soll ich dazu sagen. Es ist ein Wunder, dass wir Meister geworden sind. Es ist nicht der Moment, Kritik zu üben. Aber wir haben das ganze Jahr in der Bundesliga nicht gut gespielt. 


 
dpa meldet: Bayern nach «Foto-Finish» Meister 
Von Volker Gundrum, dpa 
Hamburg (dpa) - Der FC Bayern München ist nach «Foto-Finish» zum 17. Mal deutscher Fußball-Meister. Der Titelverteidiger sicherte sich die Trophäe am Samstag mit einem 1:1 (0:0) über den Hamburger SV. 

 Damit gelang den Münchnern zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte ein Titel-Hattrick. Patrick Andersson sicherte vor 55 400 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion den Titelgewinn mit dem Ausgleichstor in der vierten Minute der Nachspielzeit. Den Führungstreffer für die Hamburger hatte Sergej Barbarez in der 90. Minute erzielt. Mit diesem Erfolg stimmte sich die Mannschaft von Trainer Ottmar Hitzfeld auf das Champions-League-Finale am Mittwoch in Mailand gegen den FC Valencia ein. Für den Gewinn der Meister- Schale kassiert jeder Bayern-Spieler stolze 230 00 Mark. Weitere 400 000 Mark werden für einen Sieg gegen Valencia ausgeschüttet. 

Der Rekordmeister musste allerdings bange Minuten bis zum Triumph überstehen, da Verfolger Schalke 04 einen 0:2-Rückstand gegen die SpVgg Unterhaching noch in ein 5:3 umgewandelt hatte. Die stets über das Resultat in Gelsenkirchen per Anzeigetafel informierten Bayern- Spieler ließen unter diesem nervlichen Druck ihre zuletzt demonstrierte Souveränität vermissen. 

In einer auf mäßigem Niveau stehenden Partie war der HSV die aktivere Mannschaft. Die Gastgeber, die ohne neun verletzte bzw. gesperrte Spieler antreten mussten, wollten ihre Fans mit einem Sieg über den Rekordmeister für den missratenen Saisonverlauf entschädigen. Der mit dem Schalker Ebbe Sand um die Torjäger-Kanone kämpfende Sergej Barbarez zwang Bayern-Torhüter Oliver Kahn zwei Mal binnen fünf Minuten zu Paraden (18., 23.), und Abwehrspieler Ingo Hertzsch verpasste das Tor mit einem 18-Meter-Distanzschuss nur knapp (43.). Dagegen verzeichneten die zurückhaltend agierenden Bayern in der ersten Halbzeit lediglich zwei Möglichkeiten durch Carsten Jancker (9., 43.), die von HSV-Torhüter Mathias Schober (43.) vereitelt wurden. 

Bayern-Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge hatte zur Pause seine Mannschaft kritisiert: «Wir müssen aktiver spielen», monierte der «Vize». Doch auch nach dem Seitenwechsel gaben die Gastgeber den Ton an. Allerdings verwehrte Schiedsrichter Markus Merk den Münchnern ein von Jancker korrekt erzieltes Tor (61.). Der Unparteiische entschied auf Abseits. 

Das Hamburger Volksparkstadion war für die Bayern in den zurückliegenden Jahren immer ein hervorragendes Pflaster. In nunmehr zehn Partien haben die Münchner sieben Mal gewonnen und drei Unentschieden erreicht. 


 
kicker meldet:

Beim Hamburger SV kam es im Vergleich zur jüngsten 2:4-Pleite in Cottbus zu folgenden Änderungen: Defensivspieler Fukal fehlte ob seiner 5. Gelben Karte, für ihn kam Kientz. Hertzsch lief an Stelle von Kovac (Oberschenkelzerrung), der zur kommenden Saison zum FC Bayern wechseln wird, auf. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld musste nach dem 2:1-Sieg gegen Kaiserslautern auf den Gelb-gesperrten Salihamidzic verzichten, für ihn stand Sagnol in der Startelf. Im Angriff stürmte Scholl neben Elber und Jancker, Santa Cruz musste weichen, ebenso wie Sforza.

Der Anpfiff im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion verzögerte sich zunächst, nachdem HSV-Fans hunderte von Bananen in Kahns Strafraum warfen. Nachdem eine Minute gespielt war, verloren alle Akteure den Durchblick - dicke Schwaden aus Nebelbomben erforderten eine zweiminütige Unterbrechung.

Beide Teams zeigten von Anbeginn hohen Einsatz, Lauf- und Zweikampfbereitschaft. Die Bayern agierten schwungvoll und selbstbewusst, suchten, anders als Schalke in der Vorwoche in Stuttgart, das Heil in der Offensive. Der HSV ließ sich hinten aber nicht rauslocken, stand dicht und hoch konzentriert. In der Vorwärtsbewegung überbrückten die Hanseaten das Mittelfeld schnell, kamen meist über rechts, die aufmerksame Bayern-Abwehr war jedoch nicht zu knacken. Nach einer knappen halben Stunde sank das Niveau insgesamt, die Bayern taten (eventuell beeinflusst durch den Zwischenstand aus Schalke: 0:2) zu wenig. Der HSV hatte das Heft fester in der Hand, allerdings kam der finale Pass meist zu ungenau, so dass die muntere wie hitzige Partie in der ersten Hälfte summa summarum arm an spielerischen Höhepunkten und Torchancen war.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild kaum. Das Spiel war schnell, allerdings waren viele Aktionen zu aufgeregt und überhastet. Die Zahl der Fouls erhöhte sich sprunghaft, die vielen Unterbrechungen behinderten den Spielfluss auf beiden Seiten. Es fehlte hüben wie drüben an den entscheidenden Ideen und Überraschungsmomenten, die meisten Versuche waren zu durchsichtig, so dass die Abwehrreihen leichtes Spiel und die Torhüter nichts zu tun hatten. Jubel auf den Rängen brandete nur bei Einblendungen von Zwischenständen aus Gelsenkirchen auf - bei den HSV- und den Bayernfans, je nach dem. Die Partie lebte mehr von der Dramatik und Spannung des Titelfernduells denn von spielerischer Klasse. An Einsatz und Engagement mangelte es nicht, eher am Durchsetzungsvermögen in vorderster Front und Risikobereitschaft. Unverständlich, das die Bayern trotz des Schalker Vorsprungs gegen Unterhaching nicht aktiver nach vorne spielten. In der 90. Minute sah denn auch alles danach aus, dass der Rekordmeister nach dem Treffer von Barbarez für seine Zurückhaltung bestraft worden sei. Doch Schiedsrichter Dr. Markus Merk ließ vier Minuten nachspielen, Schober nahm einen Rückpass mit der Hand auf, und Andersson verwandelte den folgenden indirekten Freistoß zum 1:1 durch Freund und Feind.

In einer nicht hochklassigen, aber munteren wie dramatischen Partie sicherte sich der FC Bayern München seinen 17. Meistertitel.
 

Chancenverhältnis: 5:3 
Eckenverhältnis: 5:7 
Schiedsrichter: Merk, Dr. (Kaiserslautern), Note 4 - viele kleine Fehler, falsche Abseitsentscheidung bei Jancker-Tor (61.) 
Spielnote: 2 
Spieler des Spiels: Andersson - Souveräner Abwehrchef, der beim 1:0 seinen einzigen Fehler machte, anschließend mit dem Freistoßtor Fußball-Geschichte schrieb. 
 
Analyse 
  
Personal: Kovac (verletzt) und Fukal (gesperrt) mussten beim HSV passen, Kientz und Hertzsch kamen in die Mannschaft. Drei Änderungen bei Bayern gegenüber der Vorwoche: Santa Cruz, Sforza und Salihamidzic (gesperrt) blieben draußen, dafür begannen Scholl, Elber und Sagnol.

Taktik: Hamburg präsentierte sich hinten in einer Vierer-Formation mit Hoogma, der sich zumeist etwas hinter den drei Verteidigern bewegte. Hertzsch und Hollerbach trafen auf den Seiten auf Scholl und Jancker, in der Mitte deckte Ujfalusi Elber ab. Töfting und Kientz fingen in der Mitte die beiden Bayern-Zentralen Hargreaves und Effenberg auf, Heinz spielte wieder hinter den Spitzen, die sich gewohnt präsentierten: Barbarez in vorderster Front, dazu Mahdavikia und Präger auf den Flügeln.

München hielt dem eine Dreierkette entgegen, die sich im Bedarfsfall um Lizarazu (links) oder Sagnol (rechts) erweiterte. Effenberg und Hargreaves agierten aus der Tiefe, vorne versuchte es Scholl von seiner linken Seite aus mit Positionswechseln, auch in die zweite Reihe. Elber und Jancker hielten sich davor auf.

Spielverlauf: Von Beginn an übernahm der HSV die Initiative, die ihm der FC Bayern aber auch bereitwillig überließ. Die Hanseaten erarbeiteten sich Feldvorteile durch ihr schnelles, teilweise direktes Spiel nach vorne, das vor allem über die rochierenden Außen Präger und Mahdavikia angekurbelt wurde. Gefällig - doch zwingende Torchancen blieben die Ausnahme, zwei Mal fand Barbarez in Kahn seinen Meister.

Die Gäste spielten bei ihren seltenen Vorstößen zu unpräzise nach vorne, nur Jancker erarbeitete sich Szenen, Elber dagegen war bei Ujfalusi völlig abgemeldet. Das änderte sich auch im zweiten Durchgang nicht. Bayern verlegte sich weiter kühl darauf, das Spiel zu kontrollieren und eroberte Bälle zu halten. Der HSV mobilisierte in der Endphase nochmals schwindende Kräfte, schien mit der späten Führung für seinen tadellosen Auftritt belohnt zu werden - bis die Schlussminute der Nachspielzeit anbrach.

Fazit: Ein HSV-Sieg wäre in Ordnung gegangen. Aber das Glück blieb dem alten und neuen Meister bis zur letzten Sekunde der Saison treu. 
 

Höhepunkte des Spiels:
Schlusspfiff
90. Minute: In der vierten Nachspielminute schießt Andersson auf Vorlage von Effenberg einen indirekten Freistoß aus 10 Metern in die Maschen.
90. Minute: Heinz flankt aus dem linken Halbfeld, Barbarez steigt in der Mitte hoch und köpft unhaltbar für Kahn neben den rechten Pfosten ein.
87. Minute: Heinz kommt nach einem Fehler von Lizarazu aus sieben Metern zum Schuss, der Ball geht aber rechts vorbei.
80. Minute: Effenberg schießt einen direkten Freistoß aus 17 Metern zentraler Position flach, knapp rechts vorbei.
76. Minute: Effenberg steil auf Jancker, der schirmt den Ball gut ab, schießt aus 16 Metern, doch Schober pariert mit einer Fußabwehr.
51. Minute: Weiter Diagonalpass aus dem Mittelfeld auf Präger, der aus 13 Metern halbrechter Position abzieht, Kahn pariert jedoch sicher.
Anpfiff 2. Halbzeit
Halbzeit
45. Minute: Hertzsch setzt sich rechts gegen zwei Bayern-Spieler durch, zieht parallel zur Strafraumlinie nach innen und schießt aus 18 Metern mit links flach knapp rechts vorbei.
43. Minute: Scholl spielt steil auf Jancker, der allein vor Schober auftaucht, aber mit seinem Lupfer am HSV-Keeper scheitert.
23. Minute: Barbarez tanzt am linken Strafraumeck Kuffour aus und zieht mit rechts aus 16 Metern ab - Kahn fischt den Flachschuss mit den Fingerspitzen aus dem rechten Eck.
19. Minute: Präger flankt von der linken Seite, Barbarez steigt hoch, aber Kahn boxt den Kopfball aus sieben Metern über die Latte zur Ecke.
14. Minute: Sagnol spielt fein in den Lauf von Elber, der dringt in den Strafraum ein, doch seinen Schuss aus acht Metern blockt Hertzsch in letzter Sekunde ab.
10. Minute: Effenberg spielt steil aus dem Mittelfeld auf Jancker, dessen Volley-Drehschuss aus 14 Metern jedoch genau in die Arme von Schober fliegt.
5. Minute: Zunächst verzögerte sich der Anpfiff, da HSV-Fans hunderte von Bananen in Kahns Strafraum warfen, dann war eine Minute gespielt, ehe dicke Schwaden von Nebelbomben eine zweiminütige Unterbrechung erforderten.
Anpfiff