Bundesliga 2001/2002, 13. Spieltag, Samstag, 17.11.01 um 15:30 Uhr in der AOL Arena bei schmuddeligen 11 Grad C (bevor die Zuschauer ins Stadion strömten übrigens nur 8 Grad ;-) )

Hamburger SV - FC Schalke 04   0:0 (0:0)

Heute war ich ausnahmsweise mal wieder sehr früh im Stadion, denn es stand eine Supporters Club – Sitzung an. Und leider war diese Versammlung auch interessanter und „sehenswerter“ als das nachfolgende Spiel. Wenn das nicht schon alles sagt....

Daher will ich sogar ein paar Worte zu der Sitzung sagen. Es standen keine Wahlen an und so konnte man eigentlich davon ausgehen, daß auch sonst nicht viel passiert. 
Interessant wurde es allerdings mal im Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“. Das mir bisher unbekannte SC-Gründungsmitglied Henning Trulsen ergriff das Wort zum Thema „Vermarktung / Entfremdung  „. Dabei lieferte er einen wirklich interessanten und hervorragend formulierten Beitrag ab. Er erklärte, daß wir Fans letztendlich selbst Schuld seien an der zunehmenden Vermarktung und daraus resultierenden Entfremdung von Verein/Mannschaft und Fans, da wir es sind, die die Verantwortlichen durch unsere sportlichen Forderungen unter Druck setzen und diese somit immer mehr Vermarktungsmöglichkeiten erschließen wollen/müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Seiner Meinung nach sei es also die logische Konsequenz, daß man den sportlichen Niedergang (zur Not bis in Amateurligen) hinnehmen müsse, damit den Verein wieder „uns“ gehört. Es hat allerdings nicht behauptet, daß dies der Weg sein MÜSSE, sondern erläutert, daß diese Entscheidung jeder für sich selbst fällen muß. Sportlicher Erfolg ohne Vermarktung/Entfremdung sei jedenfalls nicht möglich.

Da muß ich ihm auch Recht geben. Allerdings teile ich nicht seine Meinung, daß es mir den sportlichen Niedergang wert wäre, die Vermarktung/Entfremdung zu beenden. Ich kann mit Kommerz und einem gewissen Maß an Entfremdung leben,  so lange es Grenzen gibt. Für mich sind diese noch nicht überschritten.

Trotzdem war sein Beitrag hochinteressant und intelligent vorgetragen und lieferte die Vorlage für weitere Diskussionen. Ein weiterer Redner (aus Ostwestfalen) ging auf den Beitrag ein und meinte, daß dieses Rad der Zeit nicht zurückzudrehen sei und auch Herr Hackmann sowie Peter Krohn nahmen noch Stellung dazu. Insgesamt ein wirklicher interessanter Vormittag, der durch das Spiel hätte gekrönt werden sollen. Wohlgemerkt „sollen“.

Die Aufstellung war schon nicht sehr verheißungsvoll. Da trat schon wieder Panadic in der Abwehr an und Ujfalusi dafür davor. Außerdem im Mittelfeld Töfting, Albertz, Hollerbach und Maltritz und im Sturm dann Meijer und Barbarez. Also vollkommen ohne Außenstürmer, wie auch schon in München.

Insgesamt waren Aufstellung und leider vor allem auch die Einstellung der Mannschaft viel zu defensiv. Es wurde von HSV-Seite aus nie richtig nach vorne gespielt. Einen vernünftigen Spielaufbau gab es beim HSV überhaupt nicht zu sehen. Es war niemand da, der das Spiel an sich riss und es gab auch praktisch keine sehenswerten Spielzüge. Schalke hatte Torchancen, aber war dabei auch nicht gut im Spiel. Allerdings besser als der HSV.

Unsere Mannschaft wurde mit einem deftigen Pfeifkonzert in die Halbzeit verabschiedet. Und das hatten sie sich auch redlich verdient.

Zur zweiten Halbzeit gab es leider keine Wechsel und auch das Spiel wechselte nicht. Allerdings fand ich auch Schalke zunehmend schlechter. Es entwickelte sich immer mehr zum Spiel Not gegen Elend. Es gab zwar durchaus mal Torchancen (vornehmlich für Schalke), aber insgesamt war das von beiden Seiten zu wenig. Allerdings muß man das natürlich hauptsächlich der Heimmannschaft vorwerfen. Wir taten viel zu wenig, um jemals eine Chance zu haben, dieses Spiel zu gewinnen. Schalke muß sich m.E. den Vorwurf gefallen lassen, nicht erkannt zu haben, daß man heute sehr leicht zu einem Auswärtssieg hätte kommen können, wenn man etwas mutiger auf Sieg spielt.

Durch die bisherigen anderen Ergebnisse in der Bundesliga werden wir nicht abrutschen, aber es besteht starker Grund zur Sorge. Der HSV spielt in den letzten 3 Spielen überhaupt nicht mehr vernünftig nach vorne. Außerdem klappt es offensichtlich auch nicht mit der Aufstellung ohne Außenstürmer. Da nützt es wenig, daß Jara offenbar eine Aufstellung sucht, in der Albertz die für ihn perfekte Position im halblinken offensiven Mittelfeld spielen kann.

Nach der abermals äußerst bescheidenen Leistung mache ich mir große Sorgen für die kommenden Spiele, denn es gibt ja auch keine Verletzten, die dem HSV-Spiel dringend fehlen. Für das nächste Spiel in Leverkusen braucht man sich wohl realistisch überhaupt keine Hoffnungen zu machen und ich hoffe nur, daß da nicht wieder die Mauertaktik aufgefahren wird; allerdings würde ich wetten, daß es so sein wird.

Meine Spielerbewertung:

Pieckenhagen: Der einzige Spieler, der zu 100 % überzeugen konnte. Sicherer Rückhalt, der heute Garant für das „zu null“ war: Note 2+

Hoogma: unauffälliger und wieder zurückgezogener als zuletzt. Kann ihn wirklich nur schlecht einschätzen: Note 3-

Panadic: Man möge mir verzeihen, aber ich bekomme schon leichte „Kotzkrämpfe“, wenn „Mr. Ungelenk“ wieder mitspielen darf. Ich halte ihn für einen der sympathischten HSV-Spieler, aber das nützt mir auf dem Feld nur wenig. Er hat allerdings heute nicht all zu viel falsch gemacht: Note 4

Hertzsch: war für mich der beste Feldspieler des HSV. Sehr viele Zweikämpfe gewonnen und sehr konzentriert. Note 2

Ujfalusi: Sorry, aber das war deutlich zu wenig. Er versteckt sich viel zu sehr und machte nichts aus seinen Fähigkeiten: Note 4-

Maltritz: wirkt auf mich oft etwas überfordert, wenn er denn überhaupt mal auffällt. Fällt überhaupt bestenfalls mal in der Defensive auf. Zu wenig für einen Mittelfeldspieler: Note 5

Töfting: Ohne jede Bindung zum Spiel. Wurde völlig zu Recht, aber viel zu spät ausgewechselt: Note 5

Hollerbach: spielte zumindest seinen gewohnten Stiefel herunter: Note 4+

Albertz: Ich will es mal so sagen: Es gefiel mir zumindest besser als bei seinen bisherigen Einsätzen vor der Verletzung. Allerdings trotzdem meilenweit entfernt von einer „Chef-Rolle“ auf dem Feld: Note 3-

Barbarez: auch vollkommen ohne Bindung zu seinen Mitspielern. Lief oft falsch und war vollkommen torungefährlich: Note 5-

Meijer: War für die Aufstellung ohne Außen m.E. ohnehin der falsche Mann. Wieder mal nur Kampf, aber überhaupt keine Szenen, die ihn als Stürmer identifizieren konnten: Note 5

Schiri Fröhlich: wirkte teilweise etwas gediegen in seinen Entscheidungen, aber letztendlich nichts entscheidendes zu pfeifen. Ach nee, eigentlich hätte er m.E. einen Elfer für Schalke geben müssen. Aber Scchalke wollte ja auch gar nicht so recht gewinnen..... 

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1 meldet: 

TORE:   -  

GELBE KARTEN  
Hamburger SV: Sergej Barbarez (54.) , Andrej Panadic (87.)

FC Schalke 04: Jörg Böhme (72.), Jiri Nemec (74.), Michael Büskens (78.)

SCHIEDSRICHTER :  Lutz Michael Fröhlich  
ZUSCHAUER :  55,300 
DATUM :  17.11.01   15:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
Hamburger SV: Martin Pieckenhagen, Andrej Panadic, Ingo Hertzsch, Nico Jan Hoogma, Marcel Maltritz, Tomas Ujfalusi, Erik Meijer, Jörg Albertz, Stig Töfting, Sergej Barbarez, Bernd Hollerbach

FC Schalke 04: Oliver Reck, Tomasz Waldoch, Nico van Kerckhoven, Andreas Möller, Tomasz Hajto, Jörg Böhme, Gerald Asamoah, Marco van Hoogdalem, Sven Vermant, Jiri Nemec, Ebbe Sand
 
WECHSEL 
Hamburger SV: Roy Präger für Stig Töfting (67.), Roda Antar für Jörg Albertz (76.), Marek Heinz für Sergej Barbarez (90.)

FC Schalke 04: Youri Mulder für Sven Vermant (67.), Michael Büskens für Jörg Böhme (76.), Niels Oude Kamphuis für Gerald Asamoah (90.)

 
"Jara-Effekt" ist schon verpufft  

Man fühlte sich fast an alte HSV-Zeiten unter Ex-Trainer Frank Pagelsdorf erinnert, als Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich in der ausverkauften AOL-Arena zum Pausentee bat. Ein gellendes Pfeifkonzert der 55.400 Zuschauer begleitete die Spieler in die Kabine.   
 
Dies galt vor allem den Hausherren. Und auch in der zweiten Hälfte wurde es kaum besser, mit einem mageren 0:0-Unentscheiden endete die Partie gegen Schalke. 

Der "Jara-Effekt" ist schon nach fünf Spielen verflogen. 
Jara zieht ernüchterndes Fazit
"Im Spiel nach vorne hapert es. Wir spielen zu viele Quer- statt Steilpässe. Wir müssen schneller nach vorne spielen", lautete das ernüchternde Fazit des Pagelsdorf-Nachfolgers.
Insgesamt fünf Partien sind unter der Regie von Jara absolviert. Zunächst mit zwei Siegen gestartet, wurde ein neuer "König" gefeiert, nach zuletzt drei Spielen ohne Torerfolg folgt nun der Kater, herrscht altbekannte Tristesse.

Optimismus vor dem Spiel
Vor dem Spiel herrschte noch Optimismus. "Die Euphorie ist noch nicht verebbt. Es fehlen nur die drei Punkte aus Wolfsburg. Ansonsten sind wir im Soll", hatte Jara noch vor der Partie gesagt.
"Wir haben sehr gut und hart trainiert - mit vielen taktischen Übungen", führte der Österreicher aus. Der Erfolg gegen Schalke blieb jedoch verwehrt.

Pieckenhagen hält Punkt fest
Das lag vor allem Dank Torwart Martin Pieckenhagen, der am Vortag seinen 30. Geburtstag gefeiert hatte. Mit einer Glanzparade verhinderte er bereits in der 19. Minute einen drohenden Rückstand durch Ebbe Sand. 
In der hektischen Schlussphase, als die Knappen noch einmal alles nach vorne warfen, vereitelte er zudem drei hochkarätige Chancen. Damit blieben die Hanseaten zumindest in vier der letzten sechs Spiele ohne Gegentor - ein kleiner Fortschritt.

Immerhin "zu Null" gespielt
"Das Gute war heute wenigstens, dass wir wieder zu Null gespielt haben", bilanzierte Jara dann auch.
Doch was seine Offensivabteilung, sprich Jörg Albertz, Stig Töfting, Erik Meijer oder der im Vergleich zur vorherigen Saison nicht wiederzuerkennende Sergej Barbarez leisteten bzw. eben nicht, war erschreckend. Einige Zuschauer dachten sicherlich, sie erlebten ein Dejà-Vu.

Meijer flüchtet sich in Galgenhumor
"Die Zuschauer, die uns das erste Mal gesehen haben, kommen wahrscheinlich nicht wieder", meinte HSV-Stürmer Erik Meijer passend. Pieckenhagen will nur noch von "Spieltag zu Spieltag" denken.
"Natürlich fehlt uns die Kreativität eines Cardoso. Aber das müssen alle elf Mann auf dem Platz wieder wettmachen. Wir müssen das jetzt anders packen und wir werden es auch packen", gab "Piecke" aus.

Glauben versetzt Berge
"Nun müssen wir in Leverkusen gewinnen", meinte Pieckenhagen. Ein einfaches Unterfangen. Es geht ja schließlich nur zum in der Bundesliga bisher ungeschlagenen Tabellenführer, der die letzten sechs Spiele gewonnen hat. 

Aber Glauben versetzt ja bekanntlich Berge...
 

Fakten:
HSV baut Serie aus
Die HSV-Serie hielt: In den letzten neun Heimspielen gegen Schalke haben die Hamburger nicht verloren (fünf Siege, vier Remis). 

Wieder kein Auswärtstor
Sturmflaute: Schon zum sechsten Mal im siebten Auswärtsspiel blieb Schalke in dieser Saison ohne Tor. In der letzten Saison passierte das den Königsblauen nur vier mal. Letztes Jahr hatten die Königsblauen nach dem 13. Spieltag fast doppelt so viele Tore (29) auf dem Konto wie in diesem Jahr (15). 

Diesmal ohne Tor
Nach 23 Heimspielen in Folge gegen Schalke mit mindestens einem Treffer gelang dem HSV diesmal kein Treffer gegen Königsblau. 

0:0 Premiere
Erstmals im 34. Heimspiel trennt sich der Hamburger SV torlos von Schalke 04. 

Schlaglichter:
Schalke kann Überlegenheit nicht nutzen
Der FC Schalke bestimmte zwar über weite Strecken die Partie in der Hamburger AOL-Arena, mehr als ein Punkt nehmen die Knappen trotz einer Torschussbilanz von 17 zu zwölf aber nicht mit nach Hause. Auch 54% Ballbesitz, elf zu drei Ecken und 57% gewonnene Zweikämpfe reichten am Ende nicht zu mehr. 

Möller kurbelte Spiel an
Mit 94 hatte Andi Möller die meisten Ballkontakte aller Akteure auf dem Platz. Sechs der 17 Schalker Torschüsse bereitete er direkt vor, zweimal suchte er selbst den Abschluss. Einen Treffer erzielte er auch, allerdings zählte dieser aufgrund einer Abseitsstellung nicht. Das Bemühen war Andi anzusehen, belohnt wurde er nicht. 

Ebbe fehlt nur noch das Glück
Ebbe Sand vergab die besten Schalker Chancen auf den Sieg. In der 18. Minute lief er allein aufs HSV-Tor zu, scheiterte aber an Pieckenhagen, in Hälfte zwei verhinderte Hollerbach per Kopf einen Treffer des Dänen, der nach einem Eckball aus zehn Metern abgezogen hatte. Insgesamt gab Sand mit vier die meisten Torschüsse auf dem Platz ab (wie Meijer), bereitete zwei weitere Torschüsse vor. Wie gewohnt zeigte sich der Däne kämpferisch: Von seinen 22 Zweikämpfen gewann er die Hälfte, eine starke Quote für einen Stürmer. 

Albertz und Töfting nicht zu sehen
Eigentlich bilden sie die Schaltzentrale im Spiel des HSV, heute ließen sie alle anderen schalten und walten. Stig Töfting und Jörg Albertz enttäuschten im Mittelfeld des HSV. Albertz, erstmals seit dem achten Spieltag wieder dabei, merkte man die lange Verletzungspause an. Nur eine Torschussvorlage, nur drei seiner 14 Zweikämpfe gewann Ali, seine Anlaufschwierigkeiten waren spürbar. Noch enttäuschender war der Auftritt von Töfting: Nur der ebenfalls ausgewechselte Barbarez hatte weniger Ballkontakte. Mit einer hohen Fehlpassquote (fast ein Viertel der Zuspiele kamen nicht zum Mann) gelang dem Dänen nur eine Torschussvorlage. Aber er zeigte noch nicht einmal Biss, gewann nicht mal ein Drittel seiner Zweikämpfe. Mit einer so schwachen Mittelfeldzentrale wird es auch in Zukunft schwer für den HSV. 

Dem Torjäger fehlt der Riecher
Ein einziger Torschuss, ansonsten an keiner gefährlichen Aktion beteiligt, Beschreibungen, die eigentlich nicht zu Sergej Barbarez passen, aber gegen Schalke Realität waren. Er hatte die wenigsten Ballkontakte aller Hamburger, gewann nur schwache 22% seiner Zweikämpfe und brachte nicht einmal die Hälfte seiner Pässe zum Mitspieler, katastrophal. Da hilft auch die These von der fehlenden Unterstützung aus dem Mittelfeld nicht viel, der letztjährige Torjäger ist definitiv außer Form. 
 

Trainer Kurt Jara (Hamburger SV): 
"Vom Spielverlauf her müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein. Man hat deutlich gesehen, dass es im Spiel nach vorne hapert. Wir müssen unsere Offensive verbessern. Wir haben noch viel Arbeit. Ich bin aber zufrieden, dass wir wieder zu Null gespielt haben. Wir haben vorher sehr viele Gegentore bekommen."    
 
Trainer Huub Stevens (Schalke 04): 
"Hier hat heute eigentlich nur eine Mannschaft gewinnen können - das war Schalke 04. Die Spieler waren nach dem Spiel in der Kabine traurig. Das ist bemerkenswert, weil man normalerweise mit einem Punkt in Hamburg zufrieden sein kann."  

Topspieler: Martin Pieckenhagen (Hamburger SV)
Der HSV-Keeper feierte am Vortag seinen 30. Geburtstag und wurde sicher reich beschenkt. Im Spiel gegen Schalke, einen Tag später, bedankte er sich auf seine Art: Mit sensationellen Paraden, besonders in der Schlussphase, rettete er den Hanseaten das 0:0 und somit einen Punkt. Schon in der 19. Minute war Pieckenhagen hellwach, als er einen Schuss von Ebbe Sand meisterlich entschärfte. Insgesamt fünf Torschüsse wehrte "Piecke" ab. Damit blieben die Hanseaten in vier von den letzten sechs Spielen ohne Gegentor, "Pieckenhagen sei Dank".  

Spielwertung: 1 Ball (von 4)
 
Kommentar:
Nach der zweiwöchigen Länderspielpause hatten sich die Hanseaten viel vorgenommen. Die letzten beiden Spiele gingen verloren, gegen Schalke war Wiedergutmachung oberstes Gebot. Doch gegen die Knappen war wieder alles beim Alten: Solide Hamburger Defensive, im Spiel nach vorne brachten Jaras Mannen noch nicht einmal ein laues Lüftchen zu Stande. Auch Jörg Albertz nur bemüht, doch ohne Impulse. Wieder einmal wurde klar: Es fehlt einfach ein Spielmacher und das Team spielte fast wie unter Trainer Pagelsdorf. Die Schalker begannen holprig und verunsichert, steigerten sich aber mit zunehmender Spieldauer. Die Gastgeber feierten einen glücklichen Punktgewinn, doch wenn sie weiterhin so auftreten, wird dieser Gemütszustand nicht mehr lange andauern...
André Elsner  

 
Taktik:
Hamburger SV:
Vor Pieckenhagen im Tor ließ Jara die bewährte Dreierkette spielen: Hertzsch, Hoogma und Panadic (von links nach rechts). Zentral davor sicherte Ujfalusi ab. Hollerbach machte im linken Mittelfeld die Defensivarbeit, sein Pendant auf rechts war Maltritz. Hinter den Spitzen Meijer und Barbarez sollten Albertz halblinks du Töfting halbrechts das Spiel ankurbeln.

Schalke 04:
Reck hütete hinter der Dreierkette van Kerckhoven, Waldoch und Hajto (von links nach rechjts) das Schalker Tor. Davor sicherten van Hoogdalem halblinks und Nemec halbrechts ab. Böhme kam im linken Mittelfeld zum Einsatz, Vermant rechts. Hinter den Stürmern Asamoah und Sand zog Möller im zentralen offensiven Mittelfeld die Fäden.  


 
kicker meldet: 
Mit 0:3 hatte der HSV vor der Länderspielpause bei den Bayern verloren, für Coach Kurt Jara dennoch kein Grund für große Umstellungen. Jörg Albertz kehrte nach langer Verletzungspause (Leisten-OP) ins Team zurück, für ihn musste Groth weichen. Im Sturm kam diesmal Erik Meijer an Stelle des Tschechen Marek Heinz zum Zuge.

Auf Schalker Seite stellte Trainer Stevens seine Mannschaft trotz eines 3:1-Sieges gegen Köln um. Asamoah rückte für Mulder in die Sturmspitze, Vermant nahm seine Position auf der rechten Außenbahn ein. Kmetsch musste für van Hoogdalem weichen. Damit schickte Stevens die gleiche Elf wie auch beim 0:0 in Kaiserslautern vor drei Wochen aufs Feld.

Nicht nur die Schalker Aufstellung war somit die gleiche wie in Kaiserslautern, auch das Ergebnis war identisch: Das erste Mal in der Bundesliga-Geschichte trennten sich der HSV und Schalke 04 mit 0:0. Vor allem die Norddeutschen verrieten über die gesamte Spielzeit erhebliche Probleme im Spielaufbau, vor dem Tor kamen die Hamburger kaum einmal aussichtsreich zum Torschuss. Jörg Albertz war nach seiner Rückkehr nicht in der Lage, dem Spiel seiner Mannschaft Impulse zu verleihen. 

Ebbe Sand vergab in der 19. Minute die beste Chance der ersten Halbzeit, als er freistehend an Pieckenhagen scheiterte. Der HSV kam im gleichen Zeitraum zu keinerlei nennenswerten Gelegenheiten. Es entwickelte sich eine bewegungsarme Partie, in der sich das Geschehen jeweils 20 Meter links und rechts der Mittellinie abspielte. Sowohl Sand und Asamoah, als auch Meijer und Barbarez agierten zu statisch, die jeweiligen Abwehrreihen dagegen waren gut organisiert. Ein durchdachter Spielaufbau kam so nicht zu Stande.

In Durchgang zwei wurde es nur kurz etwas munterer, nach einer Stunde Spielzeit verfielen beide Teams wieder in den alten Trott. Die beiden besten Chancen nach der Pause hatten Asamoah für Schalke und Meijer für den HSV, die beide Pech hatten, dass ihre Schüsse am Innenpfosten landeten. Hauptproblem auf beiden Seiten war, dass die Akteure zu oft versuchten, ihre vermeintlich besser postierten Nebenleute zu bedienen, anstatt es selber zu versuchen. Regelmäßig stand diesen Abspielen ein gegnerisches Abwehrbein im Wege. Vor allem Oliver Reck verlebte so beschäftigungsarme 90 Minuten.

Wenn überhaupt, wären es die Schalker gewesen, die dank einer etwas engagierteren Leistung den Sieg verdient gehabt hätten. Sand und Möller vergaben in den Schlussminuten den Sieg. Viele der rund 55.000 Zuschauer verließen die AOL-Arena schon Minuten vor dem Abpfiff, zu enttäuschend war der Auftritt der gastgebenden Hamburger.

Schlusspfiff
89. Minute: Weitere Großchance für Schalke. Möller zieht ab, Pieckenhagen kann den Ball nicht festhalten und Hoogma klärt im letzten Moment zum 10. Eckball für die Königsblauen.
87. Minute: Marcel Maltritz versucht es mit Gewalt aus der Distanz, doch Reck reagiert glänzend.
84. Minute: Kopfballchance für Schalke nach einer Ecke, Hollerbach rettet für seinen chancenlosen Torhüter auf der Linie. Sein Abpraller kommt zu Sand, der zu überrascht ist, um aus kurzer Distanz zu treffen. Sein Schuss geht weit drüber.
58. Minute: Hollerbach flankt von links, Meijer grätscht in den Ball und hat Pech, dass sein Versuch am Innenpfosten landet. Bei seinem zweiten Versuch kann ein langes Schalker Abwehrbein in letzter Sekunde klären.
51. Minute: Querpass von Sand zu Asamoah, dessen satter Linksschuss klatscht an den rechten Innenpfosten. Möller, im passiven Abseits stehend, verwandelt im Nachschuss, doch der Linienrichter hat die Fahne oben.
Anpfiff 2. Halbzeit
Halbzeit
44. Minute: Böhme schießt aus spitzem Winkel von der rechten Seite auf das Tor des HSV. Sein Schuss ist aber zu hoch angesetzt.
38. Minute: Möller tut es Sand gleich und schießt vom Sechzehner. Doch auch hier steht der HSV-Keeper einem Erfolgserlebnis im Wege.
35. Minute: Auf der Gegenseite versucht sich Sand mit einem Schuss von der Strafraumkante, doch auch hier hat der Keeper keine Mühe das Leder festzuhalten.
34. Minute: Endlich auch ein Torschuss des HSV. Ujfalusi zeiht aus 25 Metern ab, sein Flachschuss kommt mittig aufs Tor. Kein Problem für Reck also, dennoch dankt es das Hamburger Publikum mit Beifall.
25. Minute: Über Meijer und Hajto hinweg segelt das Leder in den Schalker Strafraum zum völlig freistehenden Maltritz. Statt zu schießen, versucht es der Hamburger mit einem Flugkopfball, der keinerlei Gefahr für Reck darstellt.
19. Minute: Die erste große Chance des Spiels, und was für eine: Ebbe Sand läuft alleine auf Pieckenhagen zu, doch sein Abschluss ist zu überhastet. Pieckenhagen kann per Fußabwehr klären.
15. Minute: Nach einer Viertelstunde hat sich noch nichts getan. Drei Ecken für Schalke, harmlose erste Angriffe der Hamburger, der Rest spielt sich im Mittelfeld ab.
Anpfiff


 
dpa meldet: 
Der FC Schalke 04 kann seinen HSV-Komplex einfach nicht ablegen. Trotz einer desolaten Leistung des Hamburger SV kam der Revierclub nicht über ein 0:0 hinaus. Die Hanseaten blieben damit auch im zehnten Spiel in Folge gegen ihren Lieblingsgegner ungeschlagen. 

In der erstmals in dieser Saison mit 55 300 Zuschauern ausverkauften AOL-Arena hatten die Gäste eindeutig mehr vom Spiel und die besseren Torchancen. «Ich kann mit dem Unentschieden schlecht leben, weil wir die bessere Mannschaft waren», sagte Rudi Assauer. «Normalerweise geht man hier als Sieger vom Platz», meinte der Manager des Pokalsiegers.

Entgegen der Ankündigung von HSV-Coach Kurt Jara, offensiv in die richtungweisende Partei zu gehen, begannen die Gastgeber verhalten und ohne Leidenschaft. Nach sechs Wochen Verletzungspause fand Rekordeinkauf Jörg Albertz bei seinem Comeback nur schwer ins Spiel. Der für 9,5 Millionen Mark verpflichtete Mittelfeldakteur konnte keine entscheidenden Impulse nach vorn setzen und wurde eine Viertelstunde vor Ende ausgewechselt. «Wir haben Probleme mit dem Spiel nach vorne. Diese Defizite müssen wir abstellen», meinte Jara, der dem Vizemeister die besseren Chancen attestierte.

Im Verlauf der ersten Hälfte bekam Schalke immer mehr Spielanteile und verbuchte zwingende Tormöglichkeiten. In der 19. Minute hatte Ebbe Sand eine hundertprozentige Chance auf dem Fuß, scheiterte aber freistehend vor Keeper Martin Pieckenhagen, der eine gute Partie spielte. Bundesliga-Torschützenkönig Sand, der ebenso wie Sergej Barbarez erst ein Tor in dieser Spielzeit schoss, vergab auch in der 33. Minute. Mittelfeldmotor Andreas Möller, der gerade seinen Vertrag verlängert hat, schlenzte fünf Minuten später in die Arme des HSV-Schlussmannes.

Die erste gute Möglichkeit bot sich für die Hanseaten erst in der 59. Minute, als Schalkes Torhüter Oliver Reck eine Flanke von Bernd Hollerbach nicht festhalten konnte. Stürmer Erik Meijer setzte den Nachschuss an den Pfosten. Jara setzte ab der 67. Minute mit der Einwechslung von Roy Präger auf drei Spitzen, doch auch diese taktische Maßnahme brachte keine Belebung. Zwei Minuten vor Ende der einseitigen Begegnung vergab Möller den Führungstreffer. Der Schalker hatte schon in der 51. Minute bereits zum Torjubel angesetzt, doch Schiedsrichter Fröhlich entschied berechtigt auf Abseits.