Bundesliga 2001/2002, 31. Spieltag, Samstag, 13.04.02, 15:30 Uhr in der Hamburger AOL Arena bei sehr bewölkten ca. 10 Grad C

Hamburger SV - Bayer 04 Leverkusen 1:1 (1:1)

Einmal mehr stimmt mich der HSV nachdenklich. Wenn es sowas denn gibt, sind wir bestimmt „moralischer Sieger“ dieses Spiels. Gegen eine solche Klassemannschaft wie Leverkusen, die  momentan jeden Gegner an die Wand spielt, so mitzuhalten und sogar deutlich mehr erstklassige Chancen zu haben, spricht natürlich deutlich für den HSV. Andererseits macht es mich irgendwie traurig, daß wir so eine Leistung nur bei Spielen gegen die Topmannschaften der Liga bieten. 

Ich muß aber ehrlich eingestehen, daß ich vor diesem Spiel gar nicht so recht wußte wie ich mit diesem Spiel umgehen sollte. Ja, man soll ja ehrlich sein: Plastikclub hin oder her. Ich wünsche mir, daß Leverkusen Meister wird. Sie spielen für mich mit Abstand den besten Fußball und ich wünsche mir bei Leverkusen in der Tat schon seit Jahren, daß das auch mal mit der Meisterschaft belohnt wird. 

Und das war dann heute mein Dilemma. Vorm Spiel dachte ich  noch, daß es ja am einfachsten wäre, wenn Dortmund auch recht schnell zurückliegen würde. Dann könnte ich ja problemlos, einem HSV-Sieg entgegenfiebern. Leider verließ mich dabei einmal mehr mein Gehirn, denn ich wußte aus meinem Managerspiel eigentlich genau, daß Dortmund erst morgen in Lautern antritt. 

Im Spiel hatten wir jedenfalls nach wenigen Sekunden schon die erste Chance, in Rückstand zu gehen und mir schwante da schon Übles. Das bestätigte sich allerdings absolut nicht. Der HSV konnte durch Barbarez nach Groth-Ecke und Meijer-Verlängerung aus kurzer Entfernung zum 1:0 einschieben. Allerdings fiel auch nur wenige Minuten später der Ausgleich zum 1:1 durch Neuville, nachdem sich Zé Roberto links im Strafraum durchsetzte. Die rechte Abwehrseite bereitete mir ohnehin schon vorher die größten Kopfschmerzen, denn ich sah wenig Chancen für den sehr langsamen Groth, gegen Zé Roberto zu bestehen. Gegen meine Erwartung sollte dies aber das einzige Mal bleiben, das sich Zé Roberto so stark in Szene setzen konnte und Groth seine Hacken sah. Leverkusen spielt auch viel zu wenig über die Flügel und konnte unsere Schwächen dort so gar nicht nutzen.

In der 1. Halbzeit war es jedenfalls ein Spiel, daß von vielen Nickligkeiten geprägt war. Da gab es einige Tritte und persönliche Anfeindungen. Ich denke aber, daß Leverkusen in puncto Härte den HSV dann doch überragte. Es gab bestimmt mindestens 10 gelbe Karten, denke ich. 

In der 2. Halbzeit bot der HSV dann ein weiter sehr gutes Spiel. Während man in der 1. Halbzeit zwar noch viel Ballbesitz aber nur seltene Torchancen hatten, ergaben sich jetzt – insbesondere bei Kontern – einige gute bis sehr gute Chancen. Daraus hätten meiner Meinung nach 2 Tore resultieren müssen. Die wieder einmal eindeutigste Chance hatte Romeo, der in einer Strafraumszene schließlich, 5 m vor dem Tor frei stehend,  den Ball bekam und das Kunststück zeigte, Butt den Ball genau in die Arme zu schießen. Da hätte er nun wirklich fragen können, in welche Ecke er den Ball haben möchte. Ausreichend Zeit und das ganze Tor vor sich – und dann direkt in die Arme des Keepers.... Nee, nee, nee, irgendwann treibt mich Romeo in den Wahnsinn. 
Eine fast ebenso gute Chance hatte dann auch noch Antar, der heute ein gutes Spiel machte. Als er von links in den Strafraum eindrang, hätte er aber eigentlich nur den Abschluß suchen müssen oder flach in die Mitte zum freistehenden Romeo zu passen brauchen.

Während Leverkusen die ganze 2. Halbzeit über auch immer wieder mal gefährlich vor unser Tor kam, wurde es aber nur selten richtig brenzlig. Einen Schuß parierte Piecke brilliant und einmal verpaßte es Ramelow, den finalen Paß zu spielen, sodaß Hertzsch klären konnte. Als dann irgendwann in den 80er Minuten Leverkusen Neuville rausnahm und Sebescen brachte anstatt eines anderen Stürmers, beantwortete sich damit meine Frage, ob Leverkusen wohl noch mit der Brechstange versucht, einen Sieg zu erzielen. Wahrscheinlich sahen sie, daß das ohnehin ein schwieriges Unterfangen werden würde, denn der HSV spielte heute wirklich gut. Und so war es dann auch durchaus eher der HSV, der noch einen späten Sieg hätte erringen können.

Insgesamt trennten man sich 1:1 und ich denke, daß der HSV eher an einem Sieg dran war als Bayer. Wie ich eingangs schon sagte, ist es zwar toll zu sehen, daß der HSV mit der Topmannschaft Leverkusen so mithalten kann, aber es stimmt mich auch sehr nachdenklich, daß unsere Spieler nur in der Lage sind solche Leistungen abzurufen, wenn es gegen die besten Gegner sind. Warum müssen wir uns in den anderen Spielen so oft so einen Grützfußball ansehen ?
Für die fast 55000 anwesenden Zuschauer war es zumindest eine schöne Werbung für den HSV und für den jetzt startenden Dauerkartenverkauf kann es sich auch nur förderlich auswirken. Wenn der HSV gegen Pauli und danach gegen Dortmund auch noch solche ansprechenden Leistungen bringt, werden viele Fans versöhnt sein. Trotzdem bleibt bei mir irgendwie auch eine unerklärbare Leere...

Meine Spielerbewertung:

Pieckenhagen: Am Gegentor schuldlos und ansonsten nur mit guten Szenen: Note 2

Hoogma: Die Abwehr stand insgesamt gut und das muß man wohl auch deren Organisator gutschreiben. Selbst wenn der gar nicht besonders auffällt: Note 3

Hertzsch: Heute einer der besten im Team. Er klärte mehrfach in brenzligen Situationen: Note 2+

Hollerbach: Auch er hatte viele gute Szenen. Hinten und endlich auch mal wieder ein bißchen mehr im Spiel nach vorne: Note 2

Groth: wenn Leverkusen mehr über den linken Flügel gespielt hätte, hätte er vermutlich Probleme bekommen. So war er eher unauffällig, aber stark beteiligt am Gegentor: Note 3-

Ujfalusi: Schalte sich (wie auf Schalke) auch heute wieder mehrfach in die Angriffe ein. Da muß er zwar noch besser werden, aber fußballerisch hat er auf jeden Fall das Zeug dazu: Note 3

Antar: tauchte zwar auch immer wieder ab; hatte aber auch viele starke Szenen: Note 3

Albertz: gute Szenen im Aufbauspiel, aber auch Fehlpässe und leider seine mangelnde Antrittsgeschwindigkeit lassen es nicht zu, daß er mich richtig verzückt: Note 3

Barbarez: Bester Offensivspieler mal wieder. Wenn es gefährlich wird, ist er fast immer daran beteiligt: Note 2

Meijer: Gewann viele Kopfballduelle und bereitete das 1:0 per Kopf vor: Note 3

Romeo: es fällt mir bald nicht mehr viel zu diesem putzigen Kerlchen ein. Leider bestätigt sich meine Meinung der ersten Spiele von ihm immer mehr, obwohl ich das gar nicht möchte. Was er jedenfalls heute gezeigt hat, kann man wohl nur mit einem Wort bezeichnen=> Chancentod. Wenn man schon eher unauffällig agiert und nicht viele gute Szenen hat, sollte man doch zumindest die sich ergebenden 100 %igen Chancen nutzen: Note 4-

Schiri Strampe: Hatte gut zu tun in der 1. Halbzeit, damit das Spiel die Chance hat, mit 22 Akteuren zu enden. Das hat er m.E. ganz gut gemacht. Das meiste hätte ich auch so entschieden: Note 2  

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1 meldet: 
 
TORE  
1:0 Sergej Barbarez (5.)
1:1 Oliver Neuville (13.)
 
GELBE KARTEN  
Hamburger SV: Ingo Hertzsch (1.) , Sergej Barbarez (30.) , Nico Jan Hoogma (57.) ,    Bayer 04 Leverkusen: Ze Roberto (21.), Lucio (25.), Carsten Ramelow (36.), Yildiray Bastürk (56.), Michael Ballack (68.)
 
SCHIEDSRICHTER :  Hartmut Strampe  
ZUSCHAUER :  54,503 
DATUM :  13.04.02   15:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
Hamburger SV: Martin Pieckenhagen, Nico Jan Hoogma, Tomas Ujfalusi, Martin Groth, Ingo Hertzsch, Jörg Albertz, Bernardo Romeo, Sergej Barbarez, Roda Antar, Bernd Hollerbach, Erik Meijer

Bayer 04 Leverkusen: Jörg Butt, Lucio, Diego Rodolfo Placente, Ze Roberto, Jens Nowotny, Yildiray Bastürk, Oliver Neuville, Michael Ballack, Bernd Schneider, Carsten Ramelow, Dimitar Berbatov
 
WECHSEL 
Hamburger SV
Kim Christensen für Erik Meijer (81.)

Bayer 04 Leverkusen
Ulf Kirsten für Dimitar Berbatov (74.)
Zoltan Sebescen für Oliver Neuville (81.) 
 

Bayers 1:1 in Hamburg hält Meisterschaft offen  

Mit dem insgesamt gerechten Remis beim Hamburger SV zeigte sich Bayer-Trainer Klaus Toppmöller nach der Partie sichtlich zufrieden: "Ich glaube, dass wir mit dem Punkt leben können." Tatsächlich geriet die Werkself schon früh in Rückstand. Zum 14. Mal schon in dieser Saison. Und zum zehnten Mal konnte Bayer die Begegnung zumindest noch unentschieden gestalten. Sergej Barbarez (5.) und Oliver Neuville (13.) mit seinem 13. Saisontreffer erzielten vor 54.503 Zuschauern in der ausgeglichenen Partie die Tore.
 
Harte Partie
Nach dem furiosen Beginn hemmten viele kleine Nickligkeiten und unnötige Härte den Spielfluss empfindlich. Schiedsrichter Hartmut Strampe hatte während der gesamten 90 Minuten wahrlich alle Hände voll zu tun. Acht Mal zückte der Unparteiische Gelb. Ganz bitter für den HSV: Sergej Barbarez ist nach seiner zehnten Gelben für das Derby gegen St. Pauli nächste Woche gesperrt.

Der HSV wartet seit nunmehr neun Jahren auf einen Heimsieg gegen Leverkusen und blieb in der sechsten Bundesliga-Partie in Folge sieglos. Dennoch: Seit nunmehr zehn Spielen sind die Hanseaten zu Hause ohne Niederlage. Leverkusen dagegen ist nach dem insgesamt glücklichen Punktgewinn seit zehn Spielen ungeschlagen.

Butt hielt Punkt fest
Ausgerechnet "Heimkehrer" Hans-Jörg Butt hielt der Elf vom Rhein mit tollen Paraden den wichtigen Punkt fest. Und gab sich im Hinblick auf den Meistertitel optimistisch: "Heute hat sicherlich ein bisschen die Kraft gefehlt. Man hat gesehen, dass der HSV weniger Spiele gemacht hat und frischer war. Aber wenn man auswärts punktet und zu Hause gewinnt, reicht das zur Meisterschaft."
Dem konnte Mannschaftskollege Michael Ballack nur zustimmen: "Wir können mit dem Punkt leben. Je länger die Saison dauert, desto mehr merkt man die Anstrengungen. Wir müssen unsere Heimspiele gewinnen, wir haben es weiterhin selbst in der Hand."

Schon 53 Pflichtspiele
Ist das Remis denn nun zu wenig? Oder ausreichend im Kampf um die Schale? Hätte Leverkusen in Hamburg gewonnen, der Titel wäre bei drei noch ausstehenden Spielen (davon zwei in der BayArena) so gut wie sicher gewesen. Also zu wenig. Andererseits muss Dortmund in Kaiserslautern erst mal nachlegen. Denn nun hat Bayer schon fünf Punkte Vorsprung auf den westfälischen Rivalen.
Den Rheinländern fehlte es in der AOL-Arena vor allem an der geistigen Frische. Und mit zunehmender Spieldauer waren bei einigen Spielern auch körperliche Defizite unübersehbar. Kein Wunder, war es doch bereits das 53. Pflichtspiel in dieser Saison. Zum Vergleich: Der HSV musste erst 33 Mal ran.

Hamburger Wiedergutmachung
A propos HSV. Der entwickelt sich offensichtlich zum Stolperstein für die "Großen". Vor 14 Tagen das 0:0 gegen die Bayern, jetzt wieder remis. Und am vorletzten Spieltag kommt der BVB in die AOL-Arena. Trainer Kurt Jara hat dafür eine ebenso simple, wie einleuchtende Erklärung: "Wir wollten unserem Publikum etwas bieten."
Um im selben Atemzug zu sagen: "Ich frage mich allerdings, warum wir nicht immer so spielen." Und auch Idol Uwe Seeler wunderte sich bereits zur Halbzeit: "So will ich meinen HSV eigentlich immer sehen. Hätten wir immer so gespielt, hätten wir nicht erst 36 Punkte." Die Hamburger sozusagen auf Wiedergutmachungs-Tour.
Ein Aspekt noch, der für Leverkusen als Meister sprechen könnte: In der vergangenen Saison kürten sich die Bayern in Hamburg zum Meister. Mit einem 1:1...
 

Fakten:
Bayer trotz Patzer mit guter Ausgangsposition
Nach fünf Siegen in Folge verliert Leverkusen zwei wichtige Punkte - ein Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft, aber Bayer hat es immer noch selbst in der Hand und ist nun schon seit zehn Spielen ungeschlagen. 

Festung AOL-Arena
Auch gegen Angstgegner Leverkusen (nur ein Sieg in den letzten zwölf Spielen) hielt die Serie - der HSV ist nunmehr seit zehn Heimspielen ohne Niederlage (fünf Unentschieden, fünf Siege). Die letzte Pleite gab es im Oktober letzten Jahres gegen Hansa Rostock (0:1). 

Bayer vom HSV nicht zu schlagen
Der HSV ist seit sieben Spielen ohne Sieg gegen Leverkusen (vier Unentschieden, drei Niederlagen). 

Ze Roberto zum 17. Mal Vorbereiter
Die Torvorlage des Brasilianers auf Neuville war die 17. in dieser Saison - Ligaspitze. Mehr Torvorlagen in einer kompletten Saison gelangen seit 1992 nur zwei Spielern: Herzog (20) in der Saison 94/95 und Wosz (19) in der Spielzeit 96/97. 

Schlaglichter:
Remis geht in Ordnung
Bayer zeigte sich nach dem frühen Rückstand nicht geschockt und zeigte Reaktion: 5:2 Torschüsse, 53 Prozent gewonnene Zweikämpfe und mehr Ballbesitz in der Anfangsviertelstunde – der Ausgleich war der verdiente Lohn. Nach dem Wechsel hatten die Hamburger mehr Ballbesitz (52 Prozent) und entschieden deutlich mehr Zweikämpfe für sich (57 Prozent), ohne daraus Kapital schlagen zu können. Leverkusen sorgte mit seinen Kontern zwar hin und wieder für Gefahr für das HSV-Gehäuse, jedoch fehlte im Abschluss die Entschlossenheit und vielleicht auch die Kraft. Am Ende ein gerechtes Remis: 13:14 Torschüsse und fast gleich viel Ballbesitz. 

HSV zweikampfstärker
Die Hamburger waren zweikampfstärker als Bayer: 53 Prozent der Zweikämpfe gewannen die Hanseaten. Überraschend, denn sonst gewann Bayer durchschnittlich 53 Prozent seiner direkten Duelle und ist nach dem BVB die zweikämpfstärkste Mannschaft der Liga. 

Ze Roberto ist "Mr. Assist"
Der Brasilianer wirbelte einmal mehr auf seiner linken Seite und stellte seinen Gegenspieler Groth des öfteren vor unlösbare Probleme. Ze Roberto bereitete über die Hälfte der Leverkusener Torschüsse (acht von 14) vor, darunter seine mustergültige Vorarbeit zum Ausgleichstreffer – Neuville musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben. 

Barbarez enorm wichtig
Sergej Barbarez ist langsam wieder in der Top-Form der vergangenen Saison und erzielte die letzten drei Hamburger Treffer – dreimal spielte der HSV in diesen drei Spielen 1:1. Er hatte gegen Bayer die meisten Ballkontakte bei den Hanseaten und war Initiator vieler guten Hamburger Angriffe. 

Romeo trifft nicht mehr
Der Argentinier wartet nun schon seit sieben Spielen auf einen Treffer, nachdem er in seinen ersten sechs Spielen noch dreimal erfolgreich war. Gegen Leverkusen hatte Romeo die wenigsten Ballkontakte aller Feldspieler und kam nur zweimal zum Abschluss. Dennoch hätte er zum Matchwinner werden können, schoss jedoch aus sechs Metern Torhüter Butt in die Arme. Der schon als Knipser gefeierte Romeo entwickelt sich immer mehr zum Chancentod. 

 
Trainer Kurt Jara (Hamburger SV): 
"Wir haben ein sehr gutes Bundesliga-Spiel gesehen, in dem beide Mannschaften über 90 Minuten den Sieg wollten. Wir wollten unserem Publikum etwas bieten und meine Mannschaft hat eine hervorragende Leistung gebracht. Ich frage mich allerdings, warum wir nicht immer so spielen."    
 
Trainer Klaus Toppmöller (Bayer Leverkusen): 
"Wir wissen, dass es in Hamburg sehr schwer ist, zu gewinnen. Deshalb sind wir mit dem Punkt zufrieden. Wir haben frech nach vorne gespielt und Möglichkeiten gehabt, um zu gewinnen. Allerdings haben wir in der Schlussphase Konter zugelassen, die mir nicht gefallen haben."  

Topspieler: Ze Roberto (Bayer Leverkusen)
Wieder einmal war der Brasilianer bester Mann auf dem Platz. Fast selbstverständlich schon die Torvorlage zum Ausgleich von Neuville. Seine 17.(!) schon in dieser Saison. Sensationell. Acht Mal legte der "Wirbelwind" für seine Kollegen auf. Das sind bei 14 Torschüssen mehr als 50 Prozent. Jeder gefährliche Angriff von Bayer ging über links. Kein Wunder, hatte Ze Roberto doch sagenhafte 68 Ballkontakte.  

Spielwertung: 2 Bälle (von 4)

Kommentar:
Ein Selbstläufer wird die Meisterschaft für Bayer nun doch nicht. Der HSV hielt gegen Leverkusen mit gesunder Härte dagegen. Bayer fehlte vor allem die geistige Frische. Die Kreativabteilung im zentralen Mittelfeld fand nie richtig ins Spiel. Vor allem von Ballack war wenig zu sehen. "Die Meisterschaft bleibt unser oberstes Ziel", hatte Klaus Toppmöller vor der Partie gesagt. Jetzt muss die Werkself Dortmunds Auftritt in Kaiserlautern abwarten. Und in den verbleibenden drei Spielen muss Bayer für seinen langersehnten Traum noch mindestens eine Schippe drauflegen.
Stefan Rommel  

Taktik:
Hamburger SV
Der HSV mit einem 4-4-2-System. Im Tor Pieckenhagen. In der Viererkette bildeten Hoogma und Hertzsch die Innenverteidigung. Links Hollerbach, rechts Groth. Ujfalusi als defensive Absicherung für Spielgestalter Barabarez. Albertz machte über links Dampf, Antar über rechts. In der Spitze das Duo Meijer und Romeo.

Bayer Leverkusen
Bayer mit einem sehr offensiven 3-5-2. Butt bei seiner Heimkehr nach Hamburg im Kasten. Davor Lucio zentral, Nowotny rechts und Placente links in der Dreierkette. Ramelow als Staubsauger vor der Abwehr. Im zentralen Mittelfeld Bastürck und Ballack sehr offensiv. Über rechts Schneider. Links wirbelte Ze Roberto. Im Sturm die "Auswärtsformation" Neuville und Berbatov.  


 
kicker meldet: 

Spielbericht 
HSV-Trainer Kurt Jara änderte sein Team gegenüber der 0:2-Pleite "AufSchalke" auf zwei Positionen: Hollerbach spielte nach abgesessener Gelb-Sperre für Fukal, Ujfalusi ersetzte Maltritz.

Nach dem grandiosen 4:2-Erfolg im Champions-League-Viertelfinalrückspiel gegen Liverpool kehrte der international Gelb-gesperrte Ramelow ins Team zurück, Sebescen blieb zunächst auf der Bank. Im Angriff ließ Trainer Klaus Toppmöller Neuville und Berbatov für Kirsten und Brdaric von Beginn an auflaufen.

Von Anfang an entwickelte sich eine schnelle und rassige Begegnung in der AOL-Arena. Bayer hatte schon in der ersten Minute die Möglichkeit, in Führung zu gehen, doch der durchgebrochene Berbatov wurde von Hertzsch kurz vor der Strafraumlinie noch durch ein Foul gestoppt. Vier Minuten später lag der HSV in der emotionsgeladenen Partie nach einer Standardsituation plötzlich vorne. Einen Groth-Eckball verlängerte Mejier mit dem Kopf zu Barbarez, der das Leder aus kurzer Distanz über die Linie bugsierte. Doch Bayer unterstrich in der Folge seine derzeit ausgezeichnete Verfassung, antwortete prompt und kam nach einer gelungenen Kombination nach 13 Minuten zum Ausgleich. Ballack schlenzte den Ball gefühlvoll auf Berbatov, der das Leder in den Lauf von Zé Roberto legte. Der Brasilianer drang in den Strafraum ein und bediente den in der Mitte frei stehenden Neuville, der keine Mühe hatte, zum 1:1 einzuschieben.

Nach der turbulenten Anfangsphase ließen es beide Teams fußballerisch etwas ruhiger angehen. Viele kleine Nicklichkeiten und unnötige Härte hemmten den Spielfluss empfindlich. Dem HSV fehlten die Mittel, die gut gestaffelte Defensive des Tabellenführers auszuspielen, doch auch die Angriffe der Leverkusener waren wenig Erfolg versprechend angelegt. Da die Schaltstationen Ballack und Bastürk von Albertz und Ujfalusi an die Kette gelegt wurden, suchte die Toppmöller-Elf immer wieder Zé Roberto auf der linken Seite. Doch bis auf zwei Kopfballmöglichkeiten von Berbatov (36., 45.) sprang wenig dabei heraus. 

Der zweite Durchgang begann wie Hälfte eins. Beide Teams konzentrierten sich wieder mehr auf den Ball wie auf den Gegner, und so bekamen die Zuschauer endlich auch wieder Torchancen geboten. In der 51. Minute bot sich Berbatov die große Möglichkeit, Bayer in Führung zu bringen, doch nachdem er Groth und Hoogma ausgetanzt hatte, brachte er den Ball nicht an HSV-Keeper Pieckenhagen vorbei. Auf der Gegenseite scheiterte Romeo mit einem Drehschuss aus elf Metern an Butt (52.). Mit zunehmender Spieldauer verstärkte Leverkusen den Druck. Im Strafraum zeigte sich die Werkself aber zu zögerlich. So verpassten die gut in Szene gesetzten Neuville (62.) und Ramelow (64.) in aussichtsreicher Position den Abschluss. Hamburg spielte in der Deckung engagiert und aggressiv und verlegte sich aufs Kontern, doch die über Barbarez und Romeo vorgetragenen Angriffsaktionen waren zu durchsichtig angelegt. Eine Viertelstunde vor Schluss reagierte Bayer-Coach Klaus Toppmöller und brachte Ulf Kirsten für Berbatov ins Spiel. Doch auch der Torjäger konnte dem nun müde wirkenden Leverkusenern nicht mehr zum erhofften Sieg verhelfen. Vielmehr hatte Bayer Glück, als Torwart Butt zwei Minuten vor dem Ende einen Kopfball von Ujfalusi gerade noch über die Latte lenken konnte.

Der Hamburger SV trotzte dem Tabellenführer aus Leverkusen insgesamt verdient einen Punkt ab. Die auch im zehnten Heimspiel in Folge ungeschlagenen Hanseaten machten mit diesem Remis den Titelkampf wieder spannend. 

Höhepunkte des Spiels:
Schlusspfiff
88. Minute: Nach einer Ecke steigt Ujfalusi hoch, doch den gewaltigen Kopfball kann Butt mit einem tollen Reflex gerade noch über die Latte lenken.
77. Minute: Riesenmöglichkeit für den HSV! Barbarez schickt Antar, der Nowotny umspielt, aber Ramelow kann den Schuss des HSV-Akteurs im letzten Moment abblocken.
70. Minute: Butt lenkt einen Albertz-Freistoß über die Latte.
66. Minute: Ramelow erhält den Ball rechts im Strafraum, doch er bringt den Ball nicht an Hertzsch vorbei zum frei stehenden Neuville.
64. Minute: Berbatov schickt Neuville, der in den Strafraum eindringt und auf Bastürk flankt. Der Mittelfeldspieler von Bayer umspielt zwar einen HSV-Abwehrspieler, doch Hoogma kann den Schuss von Bastürk im letzten Moment abblocken.
52. Minute: Erst bringt Romeo einen tollen Drehschuss aus elf Metern nicht an Bayer-Keeper Butt vorbei, dann scheitert Antar mit einem Schuss von der Strafraumlinie knapp.
51. Minute: Berbatov tanzt an der Strafraumlinie Groth und Hoogma aus, doch frei vor Pieckenhagen schiebt er dem HSV-Keeper den Ball in die Arme.
Anpfiff 2. Halbzeit
Halbzeit
45. Minute: Zé Roberto flankt von links, Berbatov ist einen Schritt schneller als Hoogma, doch der Kopfball des Bulgaren geht knapp über das Tor.
43. Minute: Eine Flanke von der rechten Seite köpft Lucio nicht weit genug weg, doch der Kopfball von Albertz geht knapp am rechten Pfosten vorbei.
36. Minute: Endlich wieder einmal eine gelungene Aktion, doch Berbatov kann die Flanke von Zé Roberto über die HSV-Abwehr hinweg nicht mit dem Kopf verwerten.
34. Minute: Viel Leerlauf und Härte prägen im Moment die Begegnung.
18. Minute: Romeo setzt einen Kopfball bedrängt von einem Leverkusener knapp neben das Tor. Wenig später kann Butt einen Mejier-Schuss nur abklatschen, doch im Nachfassen erreicht er den Ball vor Romeo.
13. Minute: Eine gelungene Kombination bringt Bayer den Ausgleich! Berbatov legt den Ball in den Lauf von Zé Roberto, der dringt in den Strafraum ein und bedient den in der Mitte frei stehenden Neuville. Der Nationalspieler trifft zum 1:1.
7. Minute: Leverkusen versucht sofort zu antworten, doch Ballack kann einen Kopfball nicht an Pieckenhagen vorbei im Tor unterbringen.
5. Minute: Einen Groth-Eckball verlängert Meijer mit dem Kopf zu Barbarez, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie bugsiert.
1. Minute: Hertzsch kann Berbatov kurz vor der Strafraumlinie nur durch ein Foul stoppen, doch der von Schneider getretene Freistoß ist zu schwach.
Anpfiff


 
dpa meldet: Bissiger HSV ringt Titelaspirant Leverkusen ein 1:1 ab 
  
Hamburg (dpa) - Vier Tage nach dem Triumph in der Champions League hat Bayer 04 Leverkusen gegen einen bissigen Hamburger SV nur ein 1:1 (1:1) herausgespielt. Mit fünf Punkten Vorsprung führt die Werkself (66) nun die Bundesliga an. Doch Borussia Dortmund kann an diesem Sonntag in Kaiserslautern mit einem Sieg den Rückstand verkürzen und den Titelkampf noch einmal richtig spannend machen. 

Sergej Barbarez schockte den Titelaspiranten mit dem frühen Gegentor in der fünften Minute. Leverkusen fing sich aber schnell und kam durch Oliver Neuville (13.) zum verdienten Ausgleich.

Damit sind die Hamburger seit acht Heimspielen gegen Leverkusen ohne Sieg - der letzte datiert vom 1. September 1993. «Wir wollten unbedingt siegen und Leverkusen mit den eigenen Waffen schlagen«, sagte HSV-Trainer Kurt Jara, der seine Mannschaft offensiv eingestellt hatte. Immerhin eine Serie setzten die Hanseaten fort: Seit nunmehr zehn Partien sind sie zu Hause ungeschlagen.

«Wir müssen uns vor dem HSV in Acht nehmen, denn er ist zu Hause eine Macht und besonders bei Standardsituationen gefährlich», hatte Leverkusens Coach Klaus Toppmöller vor der Begegnung gewarnt. Prompt kam Barbarez nach einer Ecke von Martin Groth frei zum Schuss. Das Gegentor fiel nach einer hervorragend herausgespielten Kombination über Berbatow, Zé Roberto und Neuville, der nach der Hereingabe des Brasilianers nur noch den Fuß hinhalten musste.

Die Gastgeber spielten sich danach aber die besseren Chancen heraus: So hatten Eric Meijer (19.) und Jörg Albertz (42./69.) in der ersten Halbzeit gute Möglichkeiten, Bernardo Romeo und Roda Antar (beide 52.) kurz danach ihre Topchancen. Auch Lucio (6.) und Berbatow (45./51.) scheiterten nur knapp vor dem Tor.

Die Atmosphäre in der mit 54 503 Zuschauern fast ausverkauften AOL-Arena war über die gesamten 90 Minuten vom erstaunlich hitzig geführten Duell angeheizt. «Mich überrascht die Härte des HSV, denn bei ihnen geht es ja um gar nichts mehr», sagte Premiere-Kommentator Franz Beckenbauer. Die Gäste spielten auch in den zweiten 45 Minuten den technisch feineren Fußball, konnten sich aber nicht die zwingenden Torchancen erarbeiten. Das lag auch an der kompakten HSV- Abwehr, in der für den angeschlagenen Milan Fukal Groth spielte.

Nach und nach musste Bayer auch der großen Belastung in dieser Woche Tribut zollen und verlor an Spritzigkeit. Fast hätte der HSV sogar noch den Sieg herausgespielt, als Tomas Ujfalusi (88.) nur knapp an Torhüter Butt scheiterte. «Wir können mit dem Punkt leben», war der Kommentar von Gäste-Trainer Klaus Tppmöller. Keeper Butt fand seine ehemalige Mannschaft auch «frischer und aggressiver».