Bundesliga 2002/2003, 18. Spieltag, Samstag, 25.01.03 in der Hannoveraner AWD-Arena bei sonnigen vielleicht 5 - 10 Grad.

Hannover 96 - Hamburger SV 2:2 (1:0)

Ich muß ehrlich sagen, daß ich nicht ganz so hoffnungsfroh nach Hannover gefahren bin wie wohl viele andere HSV-Fans. Und in der ersten Halbzeit sah ich mich mehr als bestätigt. Ein absoluter Grottenkick vom HSV. Eine absolute Unleistung. Erst nach einigen Minuten war mir aufgefallen, was wohl einer der Gründe für die schlechte Leistung gewesen ist: Der Ausfall Cardosos. Ich sah plötzlich Antar auf dem Feld und fing dann an, fieberhaft nach Rodolfo zu suchen. Der ist wohl kurzfristig ausgefallen, und das schadete dem HSV sehr.

Das Mittelfeld war einfach grottenschlecht und offensiv wie defensiv praktisch nicht existent. Die ganze Halbzeit war furchtbar anzusehen und es gab wohl nicht eine einzige herausgespielte Torchance; falls es denn überhaupt eine echte Chance gab.

Folgerichtig schoß Hannover dann irgendwann das 1:0, nachdem sie schon einige Chancen knapp vergeben hatten. Mit diesem Elend gingen wir in die Halbzeit und ich hatte nicht im Entferntesten das Gefühl, daß sich daran noch etwas ändern würde. Die zweite Halbzeit bestätigte dieses „beglückende“ Gefühl dann leider zunächst, in dem wir uns noch das 2. Gegentor fingen.

Aber jetzt war die Mannschaft dann doch wenigstens bereit, sich etwas gegen die Niederlage zu stemmen und endlich wenigstens ein bißchen Fußball zu spielen. Und das wurde dann sogar nach einiger Zeit mit dem Anschlußtreffer belohnt. Nachdem Maltritz eher einfach so hinfiel anstatt gefoult worden zu sein, bekam der HSV halbrechts einen Freistoß. Den trat Mahdavikia in die Mitte und es war kein Hannoveraner bereit, Ujfalusi zu decken, sodaß dieser ungehindert einköpfen konnte. Nun hatte der HSV ein wenig Blut geleckt und versuchte, ein weiteres Tor zu erzielen. Und das gelang sogar noch. Wieder war es Mahdavikia, der die Vorlage gab. Doch dieses Mal war es eine flache Hereingabe, die Erik Meijer in die Maschen jagen konnte. Nun war mir auch endlich mal nach Jubeln, was mir beim ersten HSV-Treffer noch gar nicht gelungen war, da ich doch sehr enttäuscht war.

Danach versuchte man leider nicht mehr konsequent, den geschockten Hannoveranern den „Gnadenstoß“ zu versetzen und somit endete das Spiel letztlich verdient unentschieden.

Aus Hannoveraner Sicht hätte das aber eigentlich nicht Not getan. Weshalb Hannover in der zweiten Halbzeit dann so einbrach, ist mir ein Rätsel. Der HSV spielte zwar endlich etwas besser, aber nun bei weitem auch nicht so gut, daß dem nichts entgegenzusetzen war. In der „Halbzeitbesprechung“ sagte ich zu Freunden, daß ich eigentlich nicht schon nach dem 1. Rückrundenspiel jede kleine Hoffnung auf den UEFA-Cup-Platz aufgeben wollte.

Das Spiel hat aber wohl wieder einmal gezeigt, wie abhängig wir von Cardoso sind. Antar konnte nicht mal ansatzweise den Spielmacher geben und wurde in der 2. Halbzeit auch völlig zu Recht ausgewechselt. Das Mittelfeld war für mich heute wirklich grauenhaft. Ganz besonders natürlich in der ersten Halbzeit, als nun wirklich gar nichts gelingen wollte.

Takahara hing in seinem ersten Bundesligaspiel ziemlich in der Luft. Es fehlt schon noch die Bindung zu den Mitspielern. So konnte er sich praktisch nie gut in Szene setzen. Allerdings fiel mir wieder, wie auch schon beim ersten Testspiel auf, daß er keinesfalls zaghaft und körperlos spielt, wie man es vielleicht von einem Japaner erwartet hätte. Er geht schon richtig rein und legte auch mehrere Verteidiger.

Begeistert bin ich abschließend vom ersten Bundesligaspiel des Jahres 2003 gewiß nicht, obwohl ich vorher gewiß mit einem Punkt zufrieden gewesen wäre. Mit dem Punkt bin ich auch so zufrieden, aber mit der Art und Weise, wie wir uns hier über lange Zeit präsentierten gewiß nicht. Da muß sich noch einiges verbessern, wenn wir irgendwie die Chance auf einen internationalen Wettbewerb wahren würde. Wir müssen wohl alle hoffen, daß Cardoso wieder spielen kann und wir gegen Bremen gewinnen. Danach geht es nämlich schon nach München und wir sind ja zumindest nicht bekannt dafür, dort Sieg auf Sieg zu landen.....

Meine Spielerbewertung:
Pieckenhagen: Bei den Gegentoren machtlos. Hielt ansonsten, was es zu halten gab. Die besten vergebenen Chancen der Hannoveraner landeten ja an Pfosten und Latte: Note 3

Hoogma: gab Bobic die ungewollte Vorlage zum 1:0 und legte schon davor ebenfalls einem Gegner den Ball auf: Note 4-

Ujfalusi: Besser als Hoogma, aber teilweise auch überfordert: Note 4

Fukal: defensiv wie immer sehr robust; offensiv aber ohne Glanz: Note 4

Holler: hätte mal die linke Seite halten sollen, wenn es in die Offensive ging. Note 4-

Maltritz: wie immer ohne jeden Glanz: Note 4-

Benjamin: machte heute sehr viele „kleine“ Fehler, die aber zu Ballverlusten führten. In der ersten Halbzeit war er für mich noch schlechter als Maltritz. Dafür war er in der 2. Halbzeit mehr an der Offensive beteiligt als Maltritz. Kommt dann wohl auf die gleiche Note raus: Note 4-

Antar: war der dabei ? Muß ja, ich habe ihn ja irgendwann mal gesehen. Einen Spielmacher, den man überhaupt nicht wahrnimmt, darf man wohl als Fehlbesetzung sehen: Note 5-

Barbarez: In der ersten Halbzeit ohne Bindung zum Spiel; in der zweiten Halbzeit gingen dann zwar viele positive Szenen von ihm aus. Trotzdem kann er es besser: Note 4+

Mahdavikia: Auch er wußte erst in der zweiten Halbzeit zu gefallen. Bereitete dann aber beider Tore vor und war für mich der beste HSVer auf dem Platz. Trotzdem „nur“: Note 3+

Takahara: richtig doll war das noch nicht. Man muß ihn mal sehen, wenn der HSV richtig nach vorne spielt und nicht ganz so gequält wie heute: Note 4

Meijer: wie immer sehr guter Einsatz, nachdem er eingewechselt wurde. Der wurde dann sogar noch mit dem Ausgleichstreffer belohnt. Schön, Jung!: Note 3

Schiri: Der fiel eigentlich kaum auf, weil es auch recht sportlich zuging: Note 2

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1: 
TORE  
1:0 Fredi Bobic (40.)
2:0 Mohamadou Idrissou (50.)
2:1 Tomas Ujfalusi (63.)
2:2 Erik Meijer (78.)
 
GELBE KARTEN  
Hannover 96:
Nebojsa Krupnikovic (78.) 
Markus Schuler (91.) 

Hamburger SV:
Sergej Barbarez (44.)
 
SCHIEDSRICHTER :  Dr. Helmut Fleischer  
ZUSCHAUER :  43,183 
DATUM :  25.01.03   15:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
Hannover 96: Gerhard Tremmel, Steven Cherundolo, Vinicius Bergantin, Altin Lala, Markus Schuler, Nebojsa Krupnikovic, Mohamadou Idrissou, Kostas Konstantinidis, Jaime, Fredi Bobic, Blaise N'Kufo

Hamburger SV: Martin Pieckenhagen, Nico Jan Hoogma, Milan Fukal, Tomas Ujfalusi, Marcel Maltritz, Sergej Barbarez, Naohiro Takahara, Collin Benjamin, Roda Antar, Bernd Hollerbach, Mehdi Mahdavikia
 
WECHSEL 
Hannover 96
Jiri Stajner für Nebojsa Krupnikovic (85.)
Daniel Stendel für Blaise N'Kufo (85.)

Hamburger SV
Erik Meijer für Roda Antar (54.)
 

Hannover 96 wie so oft: Starke Leistung - kein Erfolg  

77 Minuten waren gespielt in der AWD Arena zu Hannover. Die Gastgeber führten gegen den Hamburger SV mit 2:1, als Mohamadou Idrissou auf das HSV-Tor zu rannte. Rechts stand Fredi Bobic völlig frei, doch Idrissou ignorierte seinen Sturmpartner. 
Anstatt zu spielen schloss der Kameruner selbst ab - und schoss den Ball weit über's Tor. Bobic schimpfte, der HSV traf: Im direkten Gegenzug erzielte der Gast den Ausgleich zum 2:2-Endstand.  
"Ich mache dem Jungen keinen Vorwurf. Das ist eine Sache von Sekunden Bruchteilen, er hat instinktiv entschieden. Aber alles in allem müssen wir abgewixter werden", gab sich Fredi Bobic großzügig. Dennoch: Einmal mehr wurde Hannover das Opfer seiner eigenen Unzulänglichkeiten.
Die Gastgeber spielten 60 Minuten starken, attraktiven Fußball, belohnt mit einer 2:0 Führung durch Tore von Bobic (40.) und Idrissou (50.). Dann aber patzte Idrissou, und der HSV fand prompt zurück ins Spiel. 

Die Luft wird dünner
Erst traf Ujfalusi (62.), später der eingewechselte Erik Meijer (78.). "Bei einem Sieg wären wir ganz dicht an den Nicht-Abstiegsrängen dran gewesen. Wir haben gegen den HSV zwei Punkte verloren, die wir fest eingeplant hatten", sagte 96-Coach Ralf Rangnick.
Für den Übungsleiter dürfte die Luft auf der Trainerbank durch die verlorenen beiden Punkte noch einen Hauch dünner geworden sein. Aus den Partien gegen 1860 München, den 1. FC Nürnberg und Energie Cottbus muss Hannover wohl mindestens sechs Punkte holen, will Rangnick seinen Job auch über den Februar hinaus ausüben. 

Leistung gut - Ergebnis schlecht
Gegen Hamburg war es wie so oft: Hannover spielte stark, drei Punkte gelangen dennoch nicht. "Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich über weite Strecken zufrieden, mit dem Ergebnis natürlich nicht", sagte Rangnick.
Die Fakten sind deutlich: Hannover hat weiterhin nur einen Heimsieg auf dem Konto, wartet zudem seit sechs Spielen auf einen Sieg. "Mir fehlen die Worte", stammelte ein konsternierter Abwehrchef Kostas Konstantinidis, "wir müssen hier das 3:1 oder 4:1 schießen. Mich kotzt an, dass wir immer die gleichen Fehler machen." 

60 Minuten Katastrophe
In die gleiche Kerbe schlug Fredi Bobic, der nicht mehr glauben mag, "dass wirklich alle aus ihren Fehlern lernen."
Beim HSV war es wenigstens so, dass die Mannschaft nach 60 Minuten ihre Fehlerquote entscheidend reduzierte. "In den letzten 30 Minuten haben wir so gespielt, wie ich mir das vorstelle", sagte HSV-Coach Kurt Jara, "zuvor war das eine Katastrophe." 

Selbsbewusste Jungs gefordert
Sportchef Dietmar Beiersdorfer wollte gar nichts beschönigen. "Gemessen an dem, was wir können, war unsere Leistung desaströs. Die Mannschaft hat nicht einmal bewiesen, dass sie in der Bundesliga wettbewerbsfähig ist. Es hat nichts funktioniert", lautete sein vernichtendes Urteil.
Auch das Fehlen eines Rodolfo Cardoso (Rückenprobleme) wollten die Mitspieler nicht gelten lassen. "Das wäre zu billig", sagte Erik Meijer, "wir brauchen selbstbewusste Jungs die sich zutrauen, Rodolfo zu ersetzen." 

Metzger mag Sushi
Einen Bernardo Romeo zu ersetzen, das war auch die Aufgabe des Japaners Naoshiro Takahara. Bei seinem Debüt wurde der von über einem Dutzend japanischer Journalisten kritisch beäugte Angreifer den Anforderungen der Bundesliga noch nicht vollauf gerecht.
"Er hat sich schwer getan, wurde aber auch kaum richtig in Szene gesetzt. Taka wird sich steigern müssen", sagte HSV-Trainer Kurt Jara. Immerhin: Am Ausgleich durch Meijer war der Neuzugang im Zusammenspiel mit Mahdavikia entscheidend beteiligt.
Im Mannschaftskreis jedenfalls hat Takahara bisher einen guten Eindruck hinterlassen. Der gelernte Metzger Bernd Hollerbach hat sich mit den Leistungen des "Sushi-Bombers" jedenfalls schon angefreundet. "Er ist ein guter Junge der das Potenzial hat, uns zu helfen."
 

Fakten:
Zwei Tore - aber nur ein Punkt
Da schoss Hannover 96 nach 540 erfolglosen Minuten sogar gleich zwei Tore - und trotzdem langte es nur zu einem Unentschieden. Bitter vor allem, weil Hannover zudem zwei Mal an die Latte schoss. Es waren in dieser Saison die Alu-Treffer Nummer zwölf und 13 – das ist ligaweiter Höchstwert. 

Ungewohnt auswärtsstark
Der HSV ist jetzt seit fünf Auswärtsspielen unbesiegt - das gelang den Hamburgern zuletzt im Frühjahr 1999. Damals landete man am Saisonende sogar auf einem Champions-League-Platz. 

Zwei-Tore-Führung verspielt
Hannover gewann die Partie trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung nicht. So etwas unterlief 96 in der Bundesliga zuletzt vor über 15 Jahren, im September 1987 (damals 3:3 gegen Stuttgart). 

Erster Japaner seit über 13 Jahren
Naohiro Takahara gab gegen Hannover sein Bundesligadebüt. Der letzte Japaner, der in einem Bundesligaspiel dabei war, war am 10. Juni 1989 Kazuo Ozaki – damals für den Hamburger Lokalrivalen St. Pauli. 

Schlaglichter:
Zwei unterschiedliche Hälften
In der ersten Hälfte zeigte sich Hannover äußerst entschlossen, war klar die bessere Mannschaft. Die Halbzeitbilanz: neun zu drei Torschüsse, 55 Prozent Ballbesitz und 58 Prozent der Zweikämpfe gewonnen. An diese gute Vorstellung knüpfte das Team von Ralf Rangnick nach dem Wechsel aber nur kurz an, der HSV kam besser ins Spiel. So lautete die Bilanz für die zweite Hälfte dann sieben zu fünf Torschüsse, 57 Prozent Ballbesitz und 56 Prozent der Zweikämpfe gewonnen – aber für die Hamburger. 

Premiere mit wenig Glanz
Naohiro Takahara ist Hamburgs neuer Star – zumindest, was den Medienrummel angeht. Denn gegen Hannover zeigte sich der Neuzugang kaum als Verstärkung. In 90 Minuten gab er nur einen Torschuss ab – und der war zudem vollkommen ungefährlich. Takahara fehlte noch die Bindung zum Spiel, er hatte die wenigsten Ballkontakte aller Spieler. Zudem bekam ihm die Härte der 96-Innenverteidiger nicht, gegen das Duo Konstantinidis und Vicinius gewann er gerade mal jeden fünften Zweikampf. Einen Lichtblick gab es dann aber doch: Den Ausgleich leitete der Japaner mit einem schönen Doppelpass (mit Mahdavikia) mit ein. 

Topvorbereiter Mahdavikia
Dass der HSV in Hannover tatsächlich noch einen Punkt rettete, war in erster Linie Mehdi Mahdavikia zu verdanken. Der kleine Iraner war in der Offensive der einzige mit Normalform, bereitete einen Großteil der HSV-Torschüssemustergültig vor (sechs von zehn) – darunter auch beide Tore seines Teams. Es waren in dieser Saison schon Mahdavikias Vorlagen Nummer sieben und acht – damit ist er der beste Vorbereiter der Liga. Und das, obwohl der 25-Jährige verletzungsbedingt erst zehn Spiele absolvierte. 

Idrissou als verhinderter Held
Hannovers Linksaußen machte ein ganz starkes Spiel. Das 1:0 von Fredi Bobic bereitete er vor, das 2:0 machte er dann gleich selbst. Sein erstes Tor nach sieben erfolglosen Spielen. Idrissou war seinem hüftsteifen Gegenspieler Milan Fukal in allen Belangen überlegen, war an neun von 14 Hannoveraner Torschüssen als Schütze oder Vorbereiter direkt beteiligt. Zudem zeigte er sich äußerst einsatzfreudig, bestritt die meisten Zweikämpfe aller Spieler (48). Einziger Wermutstropfen: Vor dem Ausgleich zum 2:2 schoss er frei vor dem HSV-Tor stehend selbst – anstatt auf den besser postierten Bobic zu passen. 

Lebensnotwendiger Bobic
Ohne Mittelstürmer Fredi Bobic hätte Hannover wohl überhaupt keine Chance auf den Klassenerhalt. Denn natürlich war es Bobic, der gegen den HSV in der 40. Minute die Führung schoss – und damit die lange Durststrecke der 96er beendete. Kein Wunder, Bobic gab schließlich die meisten Torschüsse aller Spieler ab (fünf). Zudem bereitete Bobic mit einem feinen Hackentrick das Tor von Kollege Idrissou genial vor. Angesichts des Endergebnisses wird sich der 31-Jährige aber wohl selten so wenig über eine so gute persönliche Leistung gefreut haben.  

Ralf Rangnick (Hannover 96):
"Wir können mit dem Spiel über weite Strecken zufrieden sein, mit dem Ergebnis jedoch nicht. Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir schwächer gespielt und die drei Punkte geholt hätten. Bei einem Sieg wären wir absolut dran gewesen. Wir haben zwei Punkte nicht geholt, die wir eigentlich eingeplant hatten."    

Kurt Jara (Hamburger SV):
"Wir sind glücklich über den Punkt. Bis zur 60. Minute war meine Mannschaft auf dem Platz nicht präsent. Die Spieler haben sich versteckt. Erst nach unserem Anschlusstreffer haben wir dann den Fußball gespielt, den ich von meinen Spielern erwarte."  

Topspieler: Fredi Bobic (Hannover 96)
Typen mit Ecken und Kanten hat Hannover 96 nur wenige in seinen Reihen. Fredi Bobic ist einer davon. Bobic ist einer, der die Ärmel hochkrempeln kann und über Führungsqualitäten verfügt. Darum hat Trainer Rangnick den Stürmer auch zum Hoffnungsträger Nummer eins auserkoren. Und Bobic bewies gegen den HSV, dass mit ihm auch in der Rückrunde zu rechnen ist. Nach zuletzt 540 Minuten ohne Tor beendete er seine persönliche Torflaute - und somit auch die seines Vereins. Weitere fünf Mal schoss der Angreifer auf das HSV-Tor, zudem bereitete Bobic das 2:0 durch Idrissou clever per Hackentrick vor. Doch ein Bobic allein ist für Hannover 96 wohl zu wenig.  

Spielwertung: 3 Bälle (von 4)
 
Kommentar:
Hannovers Misere setzt sich auch zu Beginn der Rückrunde fort: Die 96er spielten stark, brachten sich am Ende jedoch zum wiederholten Male um den Lohn ihrer Arbeit. Trotz einer 2:0-Führung verpassten es die Gastgeber, den Sack zuzumachen. Pech (zwei Mal Latte) und Unvermögen (Idrissou verpasste das 3:0, im Gegenzug kam der HSV zum Anschlusstreffer) bildeten wieder einmal eine bittere Mischung für den Aufsteiger. Hamburg dagegen bewies in den letzten 30 Minuten, dass das Potenzial für einen Uefa-Pokal-Platz durchaus vorhanden ist.
Gregory Straub  

Taktik:
Hannover 96:Bei den Gastgebern hütete Tremmel das Tor. Vor ihm die Viererkette mit Schuler, Konstantinidis, Neuzugang Vinicius und Cherundolo. Im defensiven Mittelfeld agierten Lala und Jaime. Krupnikovic sollte die drei Stürmer Idrissou, Bobic und N' Kufo unterstützen.

Hamburger SV: Pieckenhagen im Tor, davor die Innenverteidiger Hoogma und Ujfalusi, auf den Außenbahnen verteidigten Fukal und Hollerbach. Maltritz und Benjamin sicherten im defensiven Mittelfeld ab. Offensiv sollten Antar, Mahdavikia und Barbarez Akzente setzen. Die einzige Spitze bildete Takahara.  


 
kicker:

Spielbericht 
Hannover 96-Coach Ralf Rangnick setzte beim Rückrundenstart auf Tremmel an Stelle von Routinier Sievers auf der Torhüterposition. Der brasilianische Neuzugang Vinicius bildete zusammen mit Konstantinidis die Innenverteidigung in der Viererkette. Im Angriff ging Goalgetter Fredi Bobic (Fußprellung) angeschlagen in die Partie. Unterstützt wurde der Nationalspieler von N‘Kufo und Idrissou auf den offensiven Außen. 

HSV-Trainer Kurt Jara setzte als einzige echte Spitze auf Japans Stürmerstar und Neuzugang Naohiro Takahara, weil Romeo (Bandscheiben-Operation) verletzt ausfiel. Unterstützt wurde der 23-jährige von Barbarez sowie Mahdavikia und Antar im offensiven Mittelfeld. Cardoso, der nach überstandener Wadenverletzung wieder fit war, musste kurzfristig mit Rückenproblemen passen.

Beide Mannschaften starteten zunächst engagiert in die Partie. Nach kurzer Zeit aber konnten sich die Hannoveraner ein Übergewicht erspielen. Obwohl der HSV im Mittelfeld durch schnelle Kombinationen der 96er ein ums andere Mal das Nachsehen hatte, konnte die Abwehrformation der Hansestädter zunächst große Chancen bereits im Ansatz vereiteln. Einzige Ausnahme war ein Lattentreffer von Bobic (15.), der ein schönes Zusammenspiel mit N’Kufo nicht zum Torerfolg nutzen konnte. Eigene Offensivaktionen der Hamburger fanden praktisch gar nicht statt. Keine einzige echte Gelegenheit war in der ersten Hälfte zu verbuchen. Takahara konnte als vorderste Spitze keine Akzente setzen, bekam allerdings auch kaum Unterstützung aus dem Mittelfeld. Ganz anders Hannover 96: Noch zwingender wurden die Angriffe der Rangnick-Schützlinge gegen Ende der ersten Hälfte. Scheiterte N’Kufo zunächst noch erneut am Aluminium (36.), machte es Bobic schließlich wenige Minuten besser. Eine Kombination über Krupnikovic und Idrissou schloss der 31-jährige im Nachschuss zur hochverdienten Pausenführung ab (40.). 

Nach dem Seitenwechsel bestimmten die Hannoveraner weiterhin die Begegnung. Die Hanseaten kamen einfach nicht ins Spiel. Ein Geniestreich von Bobic, der per sehenswertem Absatzkick Idrissou frei spielte, beschehrte den frühen Lohn in der zweiten Hälfte. Der Kameruner ließ sich allein vor Pieckenhagen die Chance nicht entgehen und netzte überlegt ein (49.). Kurt Jara verstärkte daraufhin mit Meijer für Antar, der an der Seite von Takahara für mehr Druck sorgen sollte, den Angriff. Doch auch dies blieb vorerst wirkungslos, zu kampf- und spielfreudig zeigten sich die 96er, die ihrerseits weiterhin Gelegenheiten erarbeiteten. Dann aber die kalte Dusche: Durch eine umstrittene Freistoßentscheidung – Idrissou hatte nach Meinung von Schiedsrichter Dr. Fleischer Maltritz zu Fall gebracht – konnte Mahdavikia auf den Kopf des unbedrängten Ujfalusi flanken, und dieser den überraschenden Anschlusstreffer erzielen (63.). Zwar zog sich Hannover danach ein wenig zurück, aber dennoch gelang es dem HSV immer noch nicht, das Heft in die Hand zu nehmen. Die 77. Minute entschied dann über die Punkteverteilung der Partie. Erst vergab Idrissou eine sehr gute Möglichkeit nach guter Einzelleistung, weil er seinen Schuss etwas zu hoch ansetzte. Im direkten Gegenzug waren die Hamburger in Person von „Joker“ Erik Meijer cleverer. Der Niederländer verwertete die Hereingabe von Mahdavikia im Stile eines Torjägers (78.). Damit sicherte er seinem Team einen mehr als schmeichelhaften Punkt.

Trotz einer starken Leistung über die volle Spieldistanz mussten sich die 96er mit einem Unentschieden begnügen, weil man in den entscheidenden Situationen Kaltschnäuzigkeit vor des Gegners Tor vermissen ließ, und im eigenen Strafraum sowohl Ujfalusi als auch später Meijer frei zum Abschluss kommen konnten. Cleverness bei den wenigen Gelegenheiten, gepaart mit einer gehörigen Portion Glück bei den beiden Lattentreffern brachten dem HSV einen Punkt ein. 

Spielereignisse im Detail 
Schlusspfiff 
 
86     Bobic hat noch einmal eine gute Chance, verzieht aber um circa zwei Meter am rechten Pfosten vorbei. 
 
78     2:2! Meijer mit dem Ausgleich im direkten Gegenzug! Barbarez schickt den Iraner Mahdavikia steil, der nach Doppelpass mit Takahara in der Mitte den frei stehenden Meijer bedienen kann, der nur noch vollstrecken muss. 
 
77     Idrissou vergibt nach schöner Einzelleistung die Vorentscheidung, er schießt über das Tor. 
 
66     Bobic kann einen tollen Fallrückzieher nicht genug platzieren, so dass Pieckenhagen mühelos halten kann. 
 
63     Aus dem Nichts das 2:1! Einen umstrittenen Freistoß zirkelt Mahdavikia genau auf den Kopf von Ujfalusi, der unbedrängt Tremmel keine Abwehrchance lässt. 
 
62     Hannover 96 bleibt das bessere, agilere Team. Der HSV kommt einfach nicht in die Partie, zu pomadig und auf Zufall angelegt sind die Aktionen bisher. 
 
58     Krupnikovic scheitert aus spitzem Winkel im Strafraum an Pieckenhagen. 
 
55     Der HSV versucht nun zu retten, was zu retten ist, hat sein Offensivengagement gesteigert. Zudem verstärkt Jara mit der Einwechselung von Meijer für Antar, der neben Takahara im Sturm agiert, den Angriff. 
 
49     2:0 für die 96er!! Ein Geniestreich von Fredi Bobic, der Idrissou per Absatzkick wunderbar frei spielt, leitet den Treffer ein. Allein vor Pieckenhagen nutzt der Kameruner daraufhin die Chance und schließt souverän mit links ab. 
 
 Anpfiff 2. Halbzeit 
 
 Halbzeit 
 
40     Verdiente Führung für die 96er! Über Krupnikovic und Idrissou kommt der Ball zu Bobic, der im ersten Versuch an Pieckenhagen scheitert, im Nachschuss dann aber doch das Leder im leeren Tor unterbringt. 
 
36     Zweiter Lattentreffer für Hannover! Diesmal scheitert N'Kufo aus halbrechter Position am Aluminium. 
 
26     Nach einem zunächst harmlos anmutenden Luftkampf zwischen Pieckenhagen und N'Kufo, ist der HSV-Keeper kurzzeitig erregt, die Gemüter beruhigen sich aber schnell wieder. 
 
20     Erste Chancen für den HSV. Zunächst unterläuft Tremmel eine Freistoßflanke, aber kein Hamburger kann daraus Profit schlagen, kurz darauf scheitert Barbarez an einem Abwehrbein vor dem Tor der Hannoveraner. 
 
15     Riesenmöglichkeit für Bobic! Nach toller Kombination über N'Kufo hämmert der Torjäger den Ball an die Unterkante der Latte. 
 
10     Die 96er haben sich ein leichtes Übergewicht erarbeitet, können aber noch keine klare Chance verbuchen. Die Hamburger wirken etwas zu passiv. 
 
5     Beide Teams starten engagiert ins Nordderby. Schuler hat mit einem Fernschuss die erste Gelegenheit, zieht aber knapp über das Tor. 
 
Anpfiff 


 
dpa meldet: Hannover 96 verschenkt Sieg gegen HSV

Von Peter Hübner, dpa
Hannover (dpa) - Für Trainer Ralf Rangnick wird die Luft bei Hannover 96 immer dünner. Aufwand und Ertrag stimmen bei seiner Mannschaft auch zu Beginn der Bundesliga-Rückrunde nicht überein. Das 2:2 gegen einen schwachen Hamburger SV war nach einer ordentlichen Leistung und einer 2:0-Führung ein Geschenk für den Nordrivalen und viel zu wenig für den seit sechs Partien sieglosen Aufsteiger.

«Das Ergebnis stellt den Spielverlauf auf dem Kopf. Wir hatten zwei Punkte mehr fest eingeplant», sagte Rangnick. Gegen 1860 München, Nürnberg und Cottbus sind zur Sicherung seines Arbeitsplatzes nun mindestens sechs Punkte Pflicht.

«Uns fehlt die Abgeklärtheit. Man darf nicht nach dem ersten Gegentor in Panik verfallen», klagte der frustrierte 96-Torjäger Fredi Bobic. Die symptomatische Schlüsselszene des Nord-Derbys in der 77. Minute machte auch Rangnick zu schaffen. Sturmkollege Mohammadou Idrissou übersah den freistehenden Bobic, schoss selbst über das Tor und im Gegenzug markierte HSV-Angreifer Erik Meijer den 2:2-Endstand. «Da hätten wir den Sack zumachen müssen», sagte Rangnick, der dennoch «viele positive Ansatzpunkte» in seinem Team sah.

96-Clubchef Martin Kind hatte einen Sieg als «Zeichen» im Abstiegskampf gefordert. Das schien vor 43 183 Zuschauern aber nur Bobic ernsthaft verstanden zu haben. Mit seiner Effizienz - er erzielte sein neuntes Saisontor, bereitete das 2:0 von Idrissou vor und traf zudem die Latte - stahl der deutsche Nationalspieler zumindest auf dem Platz der HSV-Neuerwerbung Naohiro Takahara die Show. Der von mehr als 50 japanischen Reportern beobachtete und nach Spielschluss belagerte Hoffnungsträger blieb bei seinem Bundesliga- Debüt blass. Ein Doppelpass mit Mehdi Mahdavikia vor dem 2:2 war noch die beste Szene des 23-jährigen Japaners.

«Er ist nicht groß abgefallen», kommentierte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer die Leistung des J-Liga-Torjägers in neuer Umgebung. «Takahara muss sich steigern», stellte Trainer Kurt Jara fest. Er ließ seinen neuen Stürmer die 90 Minuten durch spielen. «Konditionell hatte ich keine Probleme», meinte der vom Medienrummel um seine Person genervte Takahara. Seine Kollegen taten allerdings wenig, um ihm den Einstand zu erleichtern. «Wir waren 60 Minuten nicht präsent. Die Spieler haben sich versteckt», sagte Jara zu der lange Zeit kläglichen Vorstellung des UEFA-Cup-Anwärters.

Ohne Rodolfo Esteban Cardoso agierte der HSV kopflos. Mit dem Argentinier als Ballverteiler - er fiel wegen einer Rückenverletzung kurzfristig aus - dürfte auch Takahara besser zur Geltung kommen. Da Tomas Ujfalusi (63.) und Meijer (78.) zwei Abwehrschnitzer konsequent nutzten, überstand man auch das achte Match in Serie ohne Niederlage. Der neunte Auswärtspunkt stärkte zudem das Projekt Europacup, auch wenn die Hamburger zwei Plätze in der Tabelle zurückfielen.