Bundesliga 2002/2003, 24. Spieltag, Samstag, 08.03.03 im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion 

VfB Stuttgart - Hamburger SV 1:1 (1:1)

Nun ist es ausnahmweise mehr als 24 Stunden her, da ich nun etwas zum Spiel schreiben möchte und da fallen wir dann noch weniger Szenen ein als sonst.

Das Spiel habe ich jedenfalls nur auf premiere gesehen, weshalb einem schon ohnehin viele Eindrücke fehlen.

Die ersten 20 – 30 Minuten waren für mich mal wieder unfaßbar. Nach dem positiven Lauf, den wir seit Monaten haben, ist es mir absolut unerklärlich, wie man auswärts immer wieder so ängstlich und abwartend ins Spiel gegen kann.

Die Stuttgarter durften nach Belieben aufspielen. Besonders schlimm war das über unsere linke Abwehrseite, auf der Christian Rahn als Hollerbachs Krankenersatz zum 2. Mal eingesetzt wurde. Der wurde aber von Hleb ein ums andere Mal schwindelig gespielt. Und so wurde das verdiente 1:0 der Stuttgarter (wenn auch mit der ersten richtig guten Chance) natürlich über die rechte Seite eingeleitet. Nur war es diesmal nicht Hleb sondern Hinkel, der Rahn und auch Maltritz schlecht aussehen ließ. Da in der Mitte zudem auch Hoogma ein Nickerchen hielt und Kuranyi frei zum Kopfball kommen ließ, war der Ball für Piecke nicht zu halten.

Doch Pieckenhagen sollte dann doch noch entscheidend ins Spiel eingreifen. Nachdem wieder einmal über unsere linke Abwehrseite Hleb durchgelaufen war, senste ihn Marcel Maltritz dann schließlich im 16er um. So ein dämliches Foul habe ich auch lange nicht gesehen. Maltritz verfolgte Hleb bereits ab kurz hinter der Mittellinie. Und dann wartet er genau so lange, bis Hleb den Fuß in unserem Strafraum setzt, um ihn total dusselig von den Füßen zu holen. Bestenfalls hätte Hleb eine Flanke schlagen können. Wieso man ihm da in die Beine fährt, wird mir wohl genauso ewig verschlossen bleiben; genau wie die Frage, wieso er ihn dann nicht schon auf dem langen Weg bis zum 16er umreißt.

Trotzdem sollte diese Szene wohl entscheidenden Charakter zum Wohle des HSV haben. Hleb wollte schießen, Kuranyi nahm ihm den Ball weg und schoß dann so schlecht und langsam, daß Piecke den Elfer locker halten konnte.

Und nun brachen die Stuttgarter total ein bzw. wir wachten endlich auf. Von da an nahm wir das Spiel in die Hand und die Stuttgarter kamen (insbesondere in der 2. Halbzeit) kaum noch zu Chancen, bei denen ich zitterte.

Noch in der 1. Halbzeit konnten wir den Ausgleich erzielen durch einen wunderschönen und unerwarteten Schuß unseres Persers Mehdi Mahdavikia. Er wurde von Barbarez im Strafraum angespielt und schoß von sehr weit rechts den Ball in den linken Winkel. Sehr geiles Tor.

Auch in der zweiten Halbzeit waren wir weiter dominant. Vor allem konnte Stuttgart sich auf der rechten Sturmseite kaum noch durchsetzen, nachdem Christian Rahn für Lars Jacobsen ausgewechselt wurde.
Ich denke mal, daß das der letzte Einsatz Rahns in dieser Saison war. Wenn man schon ohnehin nur Ersatz für Holler ist und dann noch nach 45 Minuten ausgewechselt wird, kann ich mir kaum vorstellen, unter welchen Umständen er nochmal eine Chance bekommen sollte.

Einige Chancen hatten wir noch. Die größte durch den eingewechselten Takahara, der nach Barbarez-Flanke zum Kopfball aus wenigen Metern kam; leider konnte Ernst den Ball parieren.

So ca. in der 75 Minuten stellten wir dann leider unsere Bemühungen, dieses Spiel vielleicht sogar gewinnen zu können, leider vollends ein. Allerdings waren jetzt zumindest so sicher in der Abwehr, daß ich auch keinesfalls mehr Angst hatte, daß wir noch einen Treffer kassieren.

Hätten wir weiter nach vorne gespielt, wäre vielleicht sogar ein Sieg drin gewesen. Andererseits bin ich äußerst zufrieden, daß wir beim Tabellen-Dritten nicht verloren haben. Da uns auch noch Schalke den Gefallen tat, erneut ein Heimspiel nicht zu gewinnen (Unentschieden gegen Bielefeld), bin ich doch recht guter Dinge, daß wirklich der UEFA-Cup-Platz drin sein könnte. Ich habe mich sogar dabei ertappt, mich über die Niederlage Dortmund zu freuen und ein klitzekleines bißchen auf den 3. Platz zu schielen. Immerhin sind der 2. und 3. auch nur 6 Punkte vor uns. Wenn wir nun unser kommendes Heimspiel gegen Schalke gewinnen, ist das Tor nach Europa jedenfalls weit aufgestoßen.

Spielerwertung:
Wie immer, wenn ich das Spiel nur auf premiere gesehen habe, möchte ich keine Einzelbewertung mit Noten vornehmen. Insgesamt hat mir das Team in den ersten 30 Minuten nicht gefallen und danach sehr gut. Als herausragend gut ist mir eigentlich niemand aufgefallen. Benjamin und Cardoso fand ich recht gut, während ich Rahn und Maltritz grottenschlecht fand. 

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1: 
TORE 
1:0 Kevin Kuranyi (20.)
1:1 Mehdi Mahdavikia (43.)

GELBE KARTEN 
VfB Stuttgart: 
Michael Mutzel (69.) 
Silvio Meißner (77.) 

Hamburger SV:
Nico Jan Hoogma (2.)
Milan Fukal (35.)
Bernardo Romeo (49.)
Sergej Barbarez (77.)

PLATZVERWEISE 
VfB Stuttgart: Karte gelb/rot für Silvio Meißner (90.)
Hamburger SV: - 

SCHIEDSRICHTER :   Dr. Markus Merk 
ZUSCHAUER :  37,000 
DATUM :  08.03.03   15:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
VfB Stuttgart: Thomas Ernst, Marcelo Jose Bordon, Fernando Meira, Silvio Meißner, Andreas Hinkel, Heiko Gerber, Kevin Kuranyi, Alexander Hleb, Jochen Seitz, Zvonimir Soldo, Ioannis Amanatidis

Hamburger SV: Martin Pieckenhagen, Nico Jan Hoogma, Milan Fukal, Tomas Ujfalusi, Marcel Maltritz, Christian Rahn, Mehdi Mahdavikia, Sergej Barbarez, Collin Benjamin, Rodolfo Esteban Cardoso, Bernardo Romeo

WECHSEL 
VfB Stuttgart:
Michael Rundio für Zvonimir Soldo (58.)
Michael Mutzel für Jochen Seitz (58.)
Ioan Viorel Ganea für Ioannis Amanatidis (64.)

Hamburger SV:
Lars Jacobsen für Christian Rahn (46.)
Naohiro Takahara für Rodolfo Esteban Cardoso (61.)
Raphael Wicky für Bernardo Romeo (82.)
 

Stuttgarts Kuranyi die tragische Figur beim 1:1 gegen Hamburg 
In einem waren sich nach dem 1:1-Unentschieden alle Akteure einig: Die 35. Minute und der verschossene Elfmeter von Stuttgarts Kevin Kuranyi war der Knackpunkt des Spiels gegen den Hamburger SV.
"Nach dem verschossenen Elfmeter haben wir die Linie in unserem Spiel verloren", meinte Stuttgarts Coach Magath. Sein Gegenüber, HSV-Trainer Kurt Jara, sagte: "Für uns begann das Spiel erst nach dem Elfmeter. Da waren wir wach, nachdem wir uns zuvor das Leben schwer gemacht haben." 
Richtige Analyse. Hamburg tat sich schwer gegen engagierte Stuttgarter, die auch ohne Spielmacher Krassimir Balakov (Adduktorenprobleme) zu ihren Chancen kamen. 
Besonders Balakovs designierter Thronfolger Alexander Hleb sorgte vor allem über rechts für Gefahr und zeigte Hollerbach-Ersatz Christian Rahn seine Grenzen auf.

Kuranyi traf zur Führung
So war es auch nicht verwunderlich, dass die 1:0-Führung von Kuranyi über diese Seite durch Andreas Hinkel mustergültig vorbereitet wurde (20. Minute). Dass Kuranyi allerdings nicht seine 14. Saison-Treffer bejubeln durfte, lag an HSV-Keeper Martin Pieckenhagen – er hielt den schwachen Strafstoß.
"Wir haben bis zum Elfer sehr, sehr schlecht gespielt. Wenn wir Pech haben, liegen wir mit 0:2 zurück. Aber Kuranyi hat den Elfer sehr schlecht geschossen", ließ Pieckenhagen kein gutes Haar an dem Jung-Nationalstürmer.

"Im Innern kotzt es mich an"
Während Magath keine Schuldzuweisungen abgeben wollte - "Wer schießt, wird auf dem Platz entschieden. Und die Entscheidung, die dann fällt, die ist dann auch richtig. Es wird keine Vorwürfe an Kevin geben." - , gab sich der Fehlschütze einsichtiger:
"Ich wollte schießen und Alex wollte auch schießen. Dann habe ich mir den Ball genommen, aber leider nicht getroffen. Mein verschossener Elfmeter war der Knackpunkt. Ich bin schuldig, im Inneren kotzt es mich an", übte Kuranyi Selbstkritik und fügte leise an:

Mahdavikia mit dem ersten Saisontor
"Den nächsten Elfer schieße ich aber bestimmt nicht mehr. Dann schießt Alexander." Der Weißrusse hielt sich zurück und meinte nur: " Was Kevin gemacht hat, war okay."
Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte - diesmal war es der HSV. Nach dem Fehlschuss befreiten sich die Hanseaten, kamen besser ins Spiel und durch den ersten Saisontreffer durch Mehdi Mahdavikia (43.) zum 1:1-Ausgleich. Dabei blieb es bis zum Schlusspfiff und wieder herrschte bei beiden Trainern Einigkeit.

Pieckenhagen haderte
"Wir haben heute wieder gegen einen Uefa-Cup-Aspiranten ein gutes Spiel gemacht und auf Grund des Spielverlaufes bin ich mit dem einen Punkt zufrieden. Damit können wir leben, man muss nicht immer gewinnen", lautete Magaths Fazit. Und Jara? - "Wir haben auswärts Glück gehabt, hätten auch gut 0:2 zurückliegen können. Mit dem Punkt sind wir zufrieden", sagte der Österreicher.
HSV-Keeper Pieckenhagen haderte: "Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Wir wollten hier gewinnen. Wenn man sich die Ergebnisse ansieht, haben wir unseren Platz wieder verloren, was wir eigentlich nicht wollten. Das ist schade", meinte "Piecke" und forderte Wiedergutmachung gegen Schalke: "Nun müssen wir nächste Woche unser Heimspiel gewinnen."
Immerhin. Stuttgart lauert auf Platz drei punktgleich mit Borussia Dortmund und der Hamburger SV kann mit einem Sieg gegen Schalke auf Rang vier vorrücken.

Fakten:
Auswärts verbesserte Hamburger
Wie schon beim Tabellenführer Bayern (20. Spieltag) nahm der HSV auch beim bisherigen Rückrunden-Spitzenreiter Stuttgart einen Punkt mit und demonstrierte den Aufwärtstrend in der Fremde: Nur eines der letzten acht Gastspiele verloren die Hanseaten. 

Stuttgart nervenschwach vom Punkt
Kevin Kuranyi trat erstmals in der Bundesliga zum Elfmeter an und verschoss. Damit setzte der 21-Jährige die schwarze VfB-Serie vom Strafstoßpunkt fort: Sechs der zehn Elfmeter in dieser Saison (in allen Wettbewerben) vergaben die Schwaben. 

Ungewohnte Punkteteilung
In den vorherigen zehn VfB-Spielen hatte es immer einen Sieger gegeben. Nun gab es erstmals seit dem 13. Spieltag (1:1 in Rostock) wieder ein Remis für Stuttgart. 

Elfer-Killer Pieckenhagen
Martin Pieckenhagen parierte den achten Strafstoß seiner Bundesligakarriere – bei 26 gegen ihn geschossenen Elfmetern ein starke Quote. 

Schlaglichter:
Zu viele VfB-Fehlpässe
Stuttgart leistete sich im Aufbauspiel zu viele Fehlpässe (26 Prozent). Vor allem Gerber und Bordon taten sich hierbei unrühmlich hervor. Die beiden Defensivakteure spielten die meisten Fehlpässe auf dem Platz (17 bzw. 15) und brachten nur knapp über die Hälfte ihrer Pässe zu einem Mitspieler – schwach. 

Mahdavikia 'mal anders
Der Top-Vorbereiter der Liga, Mehdi Mahdavikia (Note 6,5), lieferte in Stuttgart keine einzige Torschussvorlage, erzielte dafür mit seinem einzigen Torschuss den 1:1-Ausgleich. Es war der erste Bundesligatreffer des Iraners seit Dezember 2001. 

Meißner überfordert
Silvio Meißner (Note 2,6) war im defensiven Mittelfeld des VfB überfordert: Gegen Sergej Barbarez gewann der 30-Jährige nur einen von acht Zweikämpfen, gegen Rodolfo Cardoso nur einen von vier. Zudem kassierte Meißner in der Schlussminute die Gelb-Rote Karte, sein dritter Bundesliga-Platzverweis binnen eineinhalb Jahren. 

Seitz nutzte die Chance nicht
Jochen Seitz (Note 4,7) stand erstmals im Jahre 2003 in der Anfangself des VfB, nutzte diese Chance jedoch nicht. Der zukünftige Schalker gewann gegen Milan Fukal keinen Zweikampf, bereitete keinen einzigen Torschuss vor und wurde folgerichtig nach einer Stunde ausgewechselt. 

Hinkel sorgte für Druck
Andreas Hinkel (Note 6,1) sorgte in der ersten Hälfte für viel Druck nach vorne: Der Rechtsverteidiger hatte die meisten Ballkontakte auf dem Platz (39) und war an der Hälfte der sechs VfB-Torschüsse direkt beteiligt (darunter die Torvorlage zum 1:0). Nach dem Seitenwechsel war von dem 20-Jährigen in der Offensive nicht mehr viel zu sehen, defensiv stand er jedoch meist gut und verlor gegen den eingewechselten Takahara keinen einzigen Zweikampf. 

Trainer Felix Magath (VfB Stuttgart):
"Auf Grund des Spielverlaufes bin ich mit dem einen Punkt zufrieden, zumal wir nach dem verschossenen Elfmeter die Linie in unserem Spiel verloren haben. Wir können mit dem Remis leben. Man muss nicht immer gewinnen, zumal wir nach dem Ausscheiden von Soldo nur noch junge Spieler auf dem Platz hatten." 

Trainer Kurt Jara (Hamburger SV):
"Für uns begann das Spiel erst nach dem Elfmeter. Da waren wir wach, nachdem wir uns zuvor das Leben schwer gemacht haben. Zudem hätten wir schon nach einer Minute nach dem Foul von Hoogma ohne weiteres nur mit zehn Spielern auf dem Feld stehen können. Vielleicht muss ich in Zukunft den Mittagsschlaf meiner Mannschaft streichen. Wir sind mit dem Punkt zufrieden." 

Topspieler: Martin Pieckenhagen (Hamburger SV)
Der Schlussmann des Hamburger SV sorgte für den Knackpunkt des Spiels. Es war die 35. Minute. Elfmeter für den VfB Stuttgart. Kevin Kuranyi, der 15 Minuten vorher schon den Führungstreffer erzielt hatte, führt aus. Zu schwach, um Martin Pieckenhagen zu schlagen. "Piecke" pariert. Danach fand Stuttgart nicht mehr so zwingend in die Partie, dem HSV gelang noch vor der Pause der Ausgleich. Mit einem 0:2 im Rücken wäre das Spiel sicherlich ganz anders gelaufen. Pieckenhagen hat das an diesem Nachmittag verhindert. Seine Note: 6,8. 

Spielwertung: 2 Bälle (von 4)

Kommentar:
Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Ein Punkt Stuttgart, ein Punkt Hamburg. Im Duell um die Uefa-Cup-Plätze trennten sich beide Teams mit einem 1:1-Remis. Dabei war Stuttgart engagierter, doch der verschossene Elfmeter, den eigentlich Hleb schießen wollte, sorgte dafür, dass die Schwaben ihr Konzept verloren. Dennoch können die Stuttgarter besser mit diesem Punkt leben: Sie bleiben auf Rang drei, nun punktgleich mit dem BVB. Hamburg dagegen fiel auf Platz sechs zurück. Nun geht es in der nächsten Woche zu Hause gegen Schalke 04. Die Wochen der Wahrheit gehen weiter, der internationale Wettbewerb bleibt hart umkämpft. Dabei wird den Hamburgern sicherlich wieder Hollerbach helfen. Denn: Rahn blieb auf links alles schuldig, Jacobsen zeigte ihm ab der zweiten Hälfte, wie man es machen muss.
André Elsner 

Taktik
VfB Stuttgart:
Vor Keeper Ernst eine Viererkette: Gerber, Bordon, Meira und Hinkel (von links). Davor sicherten Soldo und Meißner im defensiven Mittelfeld ab. Hleb kurbelte das Spiel über halbrechts an, Seitz über halblinks. Im Sturm Kuranyi und Amanatidis.

Hamburger SV:
Pieckenhagen im Tor der Hanseaten, eine Viererkette in der Abwehr: Rahn, Ujfalusi, Hoogma, Fukal (von links). Im zentralen defensiven Mittelfeld teilten sich Benjamin und Maltritz die Aufgaben. Cardoso im zentralen offensiven Mittelfeld. Als Angriffsspitze Romeo, unterstützt von Barbarez über links und Mahdavikia rechts. 


 
kicker:
Spielbericht 

1:0 gewann der VfB letzte Woche in Bielefeld. Im Vergleich zur Startaufstellung auf der Alm änderte Trainer Felix Magath sein Team nur auf einer Position und brachte Seitz für Mutzel. Auf Seiten des HSV vertraute Coach Kurt Jara auf die Erfolgself, die Hertha mit 1:0 nach Hause schickte.

Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, da setzte Bordon mit einem Latten-Freistoß aus 18 Metern ein erstes Ausrufezeichen. 

Der VfB übernahm sofort die Initiative, gewann im weiteren Verlauf deutlich die Spielkontrolle. Gegen die Hamburger, die zumeist tief in der eigenen Hälfte standen, war aber zunächst selten ein Durchkommen. Erfolgversprechend sahen die Angriffszüge der Schwaben vor allem dann aus, wenn es über die starke rechte Seite mit dem sehr offensiven Hinkel und Hleb ging. 

Hinkel scheiterte nach Zusammenspiel mit Kuranyi (14.), war aber wenige Minuten später entscheidend an der Führung seiner Farben beteiligt. Nach Hlebs vorzüglichem Anspiel startete der Verteidiger rechts durch und flankte in die Mitte. Dort schaltete Kuranyi schneller als Hoogma und ließ Pieckenhagen per Kopfball aus sieben Metern ins kurze Eck keine Abwehrchance (20.).

Die Magath-Elf blieb am Drücker, hatte aber bei einer der wenigen Gegenangriffe des HSV nach einer Unachtsamkeit von Meira Glück, dass Romeo nach Maltritz-Flanke knapp daneben köpfte (24.).

Ansonsten kontrollierten die Schwaben das Spiel auch ohne die sonstige Schaltzentrale Balakov. Akzente setzte weiterhin der gut aufgelegte Hleb, der nach Sololauf aus der eigenen Hälfte von Maltritz im Sechzehner von den Beinen geholt wurde. Kuranyi erlaubte sich den Luxus, den fälligen Strafstoß zu verschießen - der Goalgetter scheiterte mit zu schwachem Schuss an Pieckenhagen (35.).

Dieser Lapsus sollte sich rächen. Barbarez spielte den rechts im Strafraum freilaufenden Mahdavikia an. Der lief noch ein paar Schritte und zog dann von halbrechts aus spitzem Winkel ab. Das Leder landete unhaltbar für Ernst im langen Eck (43.).

Nach dem Wechsel verflachte die Partie. Mit der Einwechslung von Jacobsen für Rahn reagierte HSV-Coach Jara auf die Schwachstelle auf der linken Abwehrseite. Der Däne stellte sich gut auf seine Aufgabe ein und nahm den Schwaben damit eine Triebfeder.

Nach einer guten Stunde versuchten beide Trainer, mit frischen Kräften der leblos vor sich hinplätschernden Begegnung neues Leben einzuhauchen. Als erstes von den eingewechselten Akteuren machte Takahara auf sich aufmerksam, als er mit der besten Chance in Durchgang zwei per Kopfball aus kurzer Distanz an Ernst scheiterte (64.). Auf der Gegenseite konnte Ujfalusi "Joker" Ganea nach Zuspiel von Hleb, der mittlerweile in die Mitte gewechselt war, abblocken (68.).

In der Schlussviertelstunde wurden die Stuttgarter zwar wieder etwas stärker, bis auf Gerbers Einschussmöglichkeit (82.) gab es aber für die Fans beider Teams keine weiteren Chancen zu sehen. Den unrühmlichen Schlusspunkt nach einer langweiligen zweiten Hälfte setzte Meißner, der kurz vor dem Ende nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte sah.

So endete die Partie zweier technisch starker Mannschaften mit einem letztlich gerechten Remis. Der VfB versäumte im ersten Durchgang, seine Vorteile besser umzumünzen und musste kurz vor dem Wechsel den Ausgleich hinnehmen. Nach der Pause sahen die Fans beider Teams eine Begegnung ohne große Höhepunkte. 

Spielereignisse im Detail 
Schlusspfiff 

90     Meißner setzt den unrühmlichen Schlusspunkt unter eine langweilige zweite Halbzeit und sieht Gelb-Rot. 

82     Glänzendes Zusammenspiel zwischen Hleb und Gerber. Der Verteidiger schießt mit rechts vom linken Fünfereck, Mahdavikia bringt aber den Fuß noch dazwischen und klärt zur Ecke. 

79     Pieckenhagen nimmt Ganeas Roller aus 20 Metern ohne Mühe auf. 

78     Maltzitz Knaller aus 25 Metern geht von halblinks in die Wolken. 

68     Hleb auf Ganea, der halblinks aus elf Metern abzieht. Doch Ujfalusi blockt den Rumänen rechtzeitig ab. 

64     Der eingewechselte Takahara scheiterte per Kopf aus kurzer Entfernung an Ernst. 

56     Die Partie verflacht etwas. Der VfB nicht mit dem Elan der ersten Hälfte, der HSV erzwingt ein gleichverteiltes Spiel. 

50     Freistoß für den VfB von links. Pieckenhagen pflückt die Hereingabe von Seitz sicher runter. 

Anpfiff 2. Halbzeit 

Halbzeit 

43     Barbarez spielt den rechts im Strafraum freilaufenden Mahdavikia an. Der läuft noch ein paar Schritte, zieht dann von halbrechts aus spitzem Winkel ab und trifft exakt ins lange Eck. 

40     Die Schwaben diesmal über links. Gerber auf Amanatidis, der aus fünf Metern aber in Rücklage gerät und den Ball hoch über die Latte schießt. 

36     Dummes Foul von Maltritz am durchgebrochenen Hleb im Strafraum. Kuranyi tritt an, schießt aber zu schwach, so dass Pieckenhagen ohne Mühe abwehren kann. 

24     Diesmal Glück für den VfB - Romeo kommt nach Flankenball von Maltritz am linken Fünfereck frei zum Kopfball. Nur um Zentimeter streicht das Leder am linken Pfosten vorbei. 

19     Wunderbare Kombination des VfB: Hleb mit überraschendem Pass auf den rechts startenden Hinkel. Der flankt von links, in der Mitte schaltet Kuranyi schneller als Hoogma und besorgt per Kopf die Führung. 

14     Maltritz' Roller nimmt Ernst locker auf. Im Gegenzug tolles Zusammenspiel zwischen Kuranyi und Hinkel, der aus halblinker Position aus 16 Metern abzieht. Die Kugel saust einen Meter über die Querstange. 

12     Langsam aber sicher reißt der VfB die Spielkontrolle an sich. Gegen die kompakte Abwehr der Gäste ist aber bisher kein Durchkommen. 

7     Der HSV löst sich etwas aus der anfänglichen Umklammerung. Barbarez flankt nach schönem Spielzug von links, findet in der Mitte aber keinen Abnehmer. 

2     Ujfalusi vertändelt das Leder Mitte der eigenen Hälfte. Kuranyi geht auf und davon und wird von Hoogma 18 Meter vor dem Tor gefoult. Bordon zirkelt den Freistoß über die Mauer an die Latte. Glück für den HSV! 

Anpfiff 


 
dpa meldet:
HSV knöpft VfB Stuttgart Punkt ab: 1:1

Von Elmar Dreher, dpa

Stuttgart (dpa) - Der VfB Stuttgart hat die große Chance, seinen Champions-League-Platz zu festigen, leichtfertig vertan. Die Schwaben kamen gegen den Hamburger SV nur zu einem 1:1 (1:1), obwohl sie in der ersten Halbzeit die klar Spiel bestimmende Mannschaft waren. Die Hanseaten untermauerten durch den Punktgewinn ihre Ambitionen auf die UEFA-Pokal-Teilnahme. 

Kevin Kuranyi (20.) hatte den Tabellendritten mit seinem 13. Saisontor in Führung gebracht, verschoss aber später aber einen Elfmeter. Mehdi Mahdavikia glückte der Ausgleich (43.). Der Stuttgarter Silvio Meißner sah in der 90. Minute die Gelb-Rote Karte wegen wiederholten Foulspiels.

«So wie es gelaufen ist, muss man auch mit einem Unentschieden zufrieden sein», meinte Stuttgarts Trainer Felix Magath. «Der Knackpunkt war der verschossene Elfmeter, danach sind wir aus dem Tritt gekommen.» Kuranyi hatte sich in der 35. Minute den Ball vom eigentlich zur Ausführung des Elfmeters bereiten Alexander Hleb geholt und war nach seinem Lapsus etwas zerknirscht: «Es hat leider nicht geklappt, das nächste Mal schießt Alexander.» HSV-Torwart Pieckenhagen hatte wenig Mühe, den schwach geschossenen Ball und damit seinen achten von 26 Bundesliga-Strafstößen zu halten. «Unsere erste halbe Stunde war eine Katastrophe», kritisierte der 31-Jährige seine Mitspieler.

Der VfB begann vor 37 000 Zuschauern im Daimlerstadion äußerst druckvoll und ließ die Gäste lange nicht zur Entfaltung kommen. Das verletzungsbedingte Fehlen von Spielmacher Krassimir Balakow (Adduktorenprobleme) und Stammtorwart Timo Hildebrand (Bänderriss im Knie) wirkte sich nicht negativ aus. Vor allem Nationalmannschafts- Kandidat Andreas Hinkel auf der rechten Außenbahn und Hleb im rechten Mittelfeld trieben das Offensivspiel der Schwaben an.

Verdienter Lohn der ständigen Angriffsbemühungen war das 1:0 durch Kuranyi: Nach feiner Flanke von Hinkel erzielte der Stuttgarter Torjäger per Kopf die verdiente Führung. Neben seinem verschossenen Strafstoß - Marcel Maltritz hatte Hleb gefoult - hatte der VfB weitere gute Chancen: Marcelo Bordon traf mit einem Freistoß nur die Latte (3.), Hinkel (14.) und Ioannis Amanatidis (40.) vergaben.

Wie aus heiterem Himmel fiel der Ausgleich für die Hanseaten: Ein Stuttgarter fälschte den scharfen Schuss von Mahdavikia noch leicht zum überraschenden 1:1 ab. Davor hatten die deutlich unterlegenen Hamburger nur eine Möglichkeit durch Bernardo Romeo, dessen Kopfball knapp vorbei ging (24.).

Der HSV-Treffer hatte die Schwaben schwer geschockt und völlig aus dem Konzept gebracht. Nach der Pause konnten sie kaum noch an ihre Klasse und spielerische Linie anknüpfen. Die Norddeutschen kamen stärker auf, ohne aber die Stuttgarter Schwächen nutzen zu können. Allerdings wäre Naohiro Takahara 60 Sekunden nach seiner Einwechslung beinahe das 2:1 gelungen, doch VfB-Torhüter Thomas Ernst wehrte den Kopfball des Japaners aus Nahdistanz mit einem Reflex ab (65.). Der VfB hatte keine zwingende Möglichkeit mehr.