Bundesliga 2002/2003, 30. Spieltag, Samstag, 26.04.03 in der Hamburger AOL Arena bei ca. 15 Grad (habe tatsächlich vergessen auf das Thermometer unter der Anzeige zu schauen - vielleicht ein gutes Omen ;-) )

Hamburger SV - 1. FC Nürnberg 4:0 (2:0)

Wie geeeeil!

Das war dann doch deutlich mehr als ich erwartet, ja sogar mehr als ich überhaupt zu wünschen gewagt hätte. Ich hatte vor dem Spiel ja sogar Angst, ob wir das Spiel wohl überhaupt gewinnen würden.

Zudem habe ich selbst bei einem Sieg für uns keinerlei Hoffnung gehabt, daß unsere Konkurrenten Hertha und insbesondere Schalke heute evtl. nicht siegen können.

Unter diesen meinen Gedanken an den Spieltag, kann man sich ja vorstellen wie glücklich ich jetzt bin. Und selbst die Optimisten unter den HSV-Fans werden wohl geglaubt haben, daß wir so deutlich gewinnen UND dann auch noch Schalke verliert. Wenn die nur einen Punkt geholt hätte, wäre ich ja schon sehr dankbar gewesen. Aber zum Schluß auch noch eine Niederlage der Schalke – nur noch geil. Das hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Theoretisch auch nett, daß Dortmund und Stuttgart beide nicht gewonnen. Da könnte man auch auf den nur noch 4 bzw. 5 Punkte entfernten CL-Platz 3 bzw. 2 schielen. Aber das wäre wohl etwas vermessen. Das wir nach diesem Spieltag, an dem Hertha, Schalke und wir Heimspiele hatten, wieder auf dem UEFA-Cup-Platz stehen – ich weiß, ich wiederhole mich - NUR GEIL. 

Und es war heute auch ein echt ungefährdeter Sieg. Wir brauchten zwar eine ganze Zeit, bis wir die Führung erzielten, aber Nürnberg war wirklich ungefährlich. Die hatten m.E. während der ganzen 90 Minuten keine einzige Szene, in der sie gefährlich IN unserem Strafraum waren. Zwar hatten sie ein paar Schußchancen und hätten dabei durchaus auch treffen könne; aber direkt vor Pieckenhagen stand nie einer. Zudem erspielten sie sich m.E. auch exakt 0 Ecken. Aber wie soll das auch gehen, wenn man die Hälfte des Gegners nur sporadisch besucht. 

Wie gesagt brauchten wir eine ganze Zeit und einige gute Chancen (zumeist Kopfballchancen; mehrere durch Fukal) bis wir das 1:0 erzielen konnte. Nach fast 40 Minuten traf  - natürlich – Fukal – natürlich – per Kopf zum 1:0. Und damit war der Bann gebrochen. Und die Nürnberger auch.

Nur wenig später konnten wir sogar noch das 2:0 vor der Pause erzielen und damit war der Drops gelutscht. Nach (lt. Hörensagen meiner HSV-Kumpanen *grins* ) schöner Flanke von Ledesma war Romeo frei im 16er und schoß sehr überlegt aus der Drehung ins lange Eck. Aus meiner Sicht ein Torwartwartfehler, denn Kampa lief zuerst ein paar Schritte raus auf Romeo zu und dann zurück. Jedenfalls zirkelte Romeo den Ball überlegt ins Tor.

Das war doch nochmal schön, so siegesgewiß in die Halbzeit gehen zu können. Angemerkt sei noch, daß in der ersten Halbzeit leider mal wieder nicht wir Fans sondern dann letztendlich der Schiri es schaffen mußte, Stimmung in die nahezu totenstille AOL Arena zu bringen. Cardoso hatte am gegnerischen Strafraum den Ball an zwei Gegnern vorbei in den Strafraum gelegt und wäre nun frei vor dem Torwart gewesen. Doch dabei fiel er. Ich kann so ohne TV-Bilder nicht beurteilen, ob es ein Foul war oder nicht. Wenn es aber eine Schwalbe gewesen sein sollte, dann war es eine der dämlichsten von Cardoso, denn er hätte frei im 16er vor dem orwart gestanden. Danach gab es jedenfalls tumultartige Szenen auf dem Platz. Cardoso und ein Nürnberger keiften sich an und schnell bildete sich eine schöne Spielertraube. Letztendlich erhielten Cardoso und Barbarez Gelb für Meckern. 

Von da an sollte der Schiri aber nicht mehr sehr bedeutsam ins Spiel eingreifen. Genauso wie die Nürnberger, die in der zweiten Halbzeit teilweise nur noch wie Slalomstangen in der Gegend standen.

Der HSV konnte auf 3:0 erhöhen durch ein KOPFBALLTOR unseres Luftungeheuers Mehdi Mahdavikia. Richtig geil. Super getimte Flanke von Hollerbach, der heute ein bärenstarkes Spiel OHNE gelbe Karte machte, und dann tatsächlich ein Kopfballtor von Mehdi. Das wurde auch von der ganzen Mannschaft entsprechend gewürdigt. Der kleine Super-Perser wurde richtig lange bejubelt.

Danach sollte Mehdi wieder zu seiner „üblichen“ Aufgabe übergehen. Er widmete sich nun wieder dem Vorlagengeben. Nachdem er schon das 1:0 durch Fukal per Freistoß vorbereitete, gab es nun auch noch die Millimetergenaue Flanke auf den Kopf von Takahara zum 4:0. 3 Kopfballtore in einer Partie. Da kann man wohl schon erkennen, daß Nürnberg das Spiel insbesondere in der Luft verlor.

Es wären auch noch weitere Tore drin gewesen, aber die Konter konnten wir leider nicht mit einem Tor abschließen. Insbesondere der sonst stets torgefährliche Barbarez hatte heute, trotz mehrerer guter Chancen, kein Glück beim Torschuß. Ich denke sogar, daß man nach dem 4:0 noch etwas konsequenter weiter nach vorne hätten spielen müssen, denn weitere Tore wären auf jeden Fall drin gewesen. Und da wir die schlechteste Tordifferenz der UEFA-CUP-Anwärter haben, wäre das Gold wert gewesen. Aber es ist ja schon mal sehr schön, daß man sich überhaupt solche Gedanken machen kann.

Nun haben wir es wieder in unserer eigenen Hand, den UEFA-CUP-Platz zu verteidigen. Es dürfte allen klar sein, daß wir nächste Woche in Cottbus nicht so auftreten dürfen wie zuletzt, sondern dort mit breiter Brust auf Sieg spielen müssen. 

Da ich Karten für mich und einen Freund gekauft habe und nach Cottbus fahren will, hoffe ich umso mehr, daß ich mich nicht einmal mehr in Cottbus ärgern muß.

Nun bleibt nur noch zu hoffen, daß Werder morgen in Klautern verliert und einen schönen Rückstand auf uns hat. Außerdem wäre es mir sehr recht, wenn Cottbus in Bielefeld verliert und damit praktisch zum nächsten Spieltag bereits abgestiegen wäre. Theroretisch könnten sie es zwar noch schaffen, aber wer mag bei so einem Punkterückstand noch an den Nicht-Abstieg glauben.

Wir müssen da einfach endlich mal beherzt auftreten und nicht wieder in unseren typischen Auswärts-Kack-Fussball verfallen.

Meine Spielerbewertung:

Pieckenhagen: Hatte nicht viel zu tun. Was kam, hielt er sicher: Note 3

Hoogma: Die Abwehr war heute bärenstark und das war natürlich auch der Verdienst des „Führers des Abwehrverbandes“: Note 2

Ujfalusi: Bekam im Internet-Manager-Spiel „Fuxx“ die Höchstnote 10 und auch ich muß sagen, daß er wirklich überragend viele Zweikämpfe heute gewann: Note 1

Fukal: Auch er war sehr gut und konnte häufig gefährliche Flanken schlagen. Defensiv nur wenig gefordert: Note 2+

Hollerbach: Ich muß fast sagen, daß er neben Mehdi heute fast der beste Mann für mich auf dem Platz war. Er hatte sehr viele gute Szenen und Flanken. Besonders allerdings, als die Nürnberger in der 2. Halbzeit nachließen. Da er aber, im gegensatz zu Mehdi, die offensive und defensive linke Seite beackern muß, ist das sehr hoch zu werten: Note 1

Ledesma: spielte erstmals nach Monaten und hatte daher leider nur seine bekannten Rück- und Querpässe drauf. Ich denke, daß er mehrere Einsätze bräuchte, um sich auch wieder mehr zuzutrauen. Ich glaube allerdings nicht, daß er die in dieser Saison noch bekommen wird, wenn Benjamin wieder fit werden sollte. Er hatte übrrigens Glück, daß er nach mehreren gestreckten Beinen nicht vorzeitig durschen gehen durfte: Note 3

Maltritz: Im Vorwärtsgang mit gewohnt beschränktem Überblick. Ansonsten gefiel er mir aber ganz gut: Note 3+

Cardoso: fand ich heute deutlich stärker im Vergleich zu den Vorwochen. Hatte einige starke Szenen: Note 2-

Barbarez: heute zwar wieder mit insgesamt ansteigender Form, aber die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig: Note 3

Mahdavikia: kann man wohl nur als den Matchwinner bezeichnen. 2 Torvorlagen und ein Tor (dazu auch noch per Kopf) selbst erzielt. Da bekommt er beim „Fuxx“ und auch bei mir wohl vollkommen zu Recht: Note 1

Romeo: Wie immer unauffällig. Schönes Tor.  Könnte aber auch gern mal das Auge für den freistehenden Mitspieler entdecken: Note 2-

Schiri Aust: Wie gesagt teilweise etwas seltsam, aber insgesamt fand ich ihn ganz o.k.. Es gab auch nicht sehr viel zu entscheiden. So überhart ich die ersten gelben Karten für den HSV fand, so nachsichtig ging er in der 2. Halbzeit damit um. Note 3

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1: 

TORE 
1:0 Milan Fukal (36.)
2:0 Bernardo Romeo (43.)
3:0 Mehdi Mahdavikia (55.)
4:0 Naohiro Takahara (76.)

GELBE KARTEN 
Hamburger SV: Sergej Barbarez (31.), Rodolfo Esteban Cardoso (32.), Cristian Raul Ledesma (65.) 
1.FC Nürnberg: Cacau (42.)

SCHIEDSRICHTER :  Jürgen Aust 
ZUSCHAUER :  43,627 
DATUM :  26.04.03   15:30 Uhr 

AUFSTELLUNG 
Hamburger SV: Martin Pieckenhagen, Milan Fukal, Bernd Hollerbach, Tomas Ujfalusi, Nico Jan Hoogma, Marcel Maltritz, Mehdi Mahdavikia, Cristian Raul Ledesma, Rodolfo Esteban Cardoso, Bernardo Romeo, Sergej Barbarez, 

1.FC Nürnberg:
Darius Kampa, Marek Nikl, Stephan Paßlack, Thomas Stehle, Milorad Popovic, Jacek Krzynowek, Cacau, Tommy Svindal Larsen, Lars Müller, Junior, Kai Michalke

WECHSEL 
Hamburger SV:
Naohiro Takahara für Rodolfo Esteban Cardoso (66.)
Erik Meijer für Sergej Barbarez (72.)
Lars Jacobsen für Mehdi Mahdavikia (80.)

1.FC Nürnberg:
Marco Villa für Cacau (55.)
Stefan Kießling für Kai Michalke (80.)
 

Starke Hamburger berauben Nürnberg beim 4:0 aller Illusionen 
Bei den obligatorischen Durchhalteparolen nach der herben 0:4-Schlappe beim Hamburger SV dachte Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler offensichtlich schon gar nicht mehr in erster Linie an seine eigene Mannschaft. "Wir werden weiter arbeiten", versprach der Coach des Tabellensiebzehnten trotz der trostlosen Club-Vorstellung Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag. "Denn sonst wäre das ja Wettbewerbsverzerrung." Von Selbstaufgabe wollte der langjährige Münchner Abwehrchef angesichts von nur vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer zwar nichts wissen. 

Doch die Vorstellung seiner Schützlinge kam der praktischen Umsetzung der verbotenen Vokabel doch beträchtlich nahe. "Wir haben so schlecht gespielt und nie gekämpft... So geht das nicht", meinte FCN-Kapitän Tommy Larsen sichtlich deprimiert.
Auch Torwart Darius Kampa, der mit Abstand beste Nürnberger in der AOL-Arena, konnte an den Darbietungen seiner Teamkollegen wenig Gutes entdecken. 

Kampas nüchterner Schluss
"Mit so einer Leistung haben wir in der Bundesliga nichts zu suchen. Wir können froh sein, dass wir nur vier Tore bekommen haben, denn in der zweiten Halbzeit haben wir uns total aufgegeben. So darf man sich einfach nicht hängen lassen." 
Das harmlose Auftreten der Franken, die in der Rückrunde nur zwei von 13 Partien für sich entschieden haben und seit vier Spielen auf einen Torerfolg warten, gibt trotz des eigentlich noch machbaren Rückstands kaum Anlass zur Hoffnung auf ein Verbleiben in der Bundesliga. 

Augenthaler mit Galgenhumor
"Wir sind Realisten", sagte Kampa. "Mit so einer Leistung geht überhaupt nichts." Augenthaler weiß wohl auch nicht mehr, wie er sein Team zu der benötigten Steigerung bringen kann.
"Draufhauen bingt nichts", meinte der Trainer nach dem Abpfiff. "Dann sind wir morgen früh damit noch nicht fertig und kommen nicht mehr rechtzeitig zum Bus." 

Hamburg genau zur rechten Zeit voll da
Mit dem Timing hat der HSV überhaupt keine Probleme. Rechtzeitig zum Saisonendspurt um die Uefa-Cup-Plätze sind die Hamburger in bester Verfassung. "Wir haben von der ersten Minute an Dampf gemacht", kommentierte Trainer Kurt Jara den deutlichen Erfolg zufrieden, mit dem die Hanseaten an Schalke 04 vorbei auf den begehrten fünften Platz vorrückten. 
"Man muss dem Gegner permanent zeigen, wer der Herr im Haus ist. Und das haben wir heute getan." 

Höherer Erfolg war möglich
Milan Fukal (36. Minute), Bernardo Romeo (43.), Mehdi Mahdavikia (55.) und der eingewechselte Naohiro Takahara (76.) erzielten die Tore für die "Rothosen", die mit ein wenig mehr Konsequenz auch die doppelte Trefferquote hätten zustande bringen können.
Seit 13 Begegnungen ist der HSV in der AOL-Arena nun ungeschlagen, punktgleich mit dem frisch gebackenen Meister Bayern München das zweitbeste Heimteam der Liga. 

Auswärtsschwäche das einzige Problem
Wenn der Teilnahme am internationalen Geschäft noch etwas entgegen steht, dann ein mögliches Anhalten der Auswärtsschwäche der Hamburger. 
"Wenn wir solch eine Leistung wie heute auch auswärts einmal bringen", schloss Jara, "dann werden wir auch dort noch unsere Punkte einfahren." 

Fakten:
Höchster Saisonsieg des HSV
Die Hamburger feiern ihren höchsten Saisonsieg und gewinnen erstmals seit über einem Jahr wieder mit vier Treffern Unterschied (zuletzt am 19. April 2002 mit 4:0 bei St. Pauli). 

Club auswärtsschwach
Nürnberg verlor in der Rückrunde sechs der sieben Auswärtsspiele. Damit bleiben die Franken das schwächste Team im Jahr 2003. 

Festung AOL-Arena
Der Hamburger SV ist seit 13 Heimspielen ungeschlagen – das ist die längste aktuelle Serie aller Bundesligisten. In der Rückrunde holte der HSV zu Hause 19 von 21 möglichen Punkten. 

Schwächster Angriff 2003
Nürnberg hat in den letzten vier Spielen kein Tor erzielt. Das passierte den Franken zuletzt vor exakt zehn Jahren (im Frühjahr 1993). Mit nur sieben Treffern stellt der Club zudem den schwächsten Angriff 2003. 

Schlaglichter:
Ganz schwache Franken
Der Club spielte in Hamburg wie ein Absteiger. Die Franken verbuchten deutlich weniger Torschüsse als die Hamburger (24:10 für den HSV), waren im Zweikampf unterlegen (nur 42 Prozent gewonnen) und kamen in 90 Minuten nur zweimal im Strafraum der Gastgeber zum Torschuss. 

Michalke sah keinen Stich
Kai Michalke (Note 4,3) hatte gegen seinen Widersacher Tomas Ujfalusi (Note 10,0) kaum eine Chance und war in den kompletten 90 Minuten an keinem Torschuss seiner Mannschaft beteiligt. 

Aktiver Hollerbach
Bernd Hollerbach (Note 7,5) war gegen die Franken ein Aktivposten der Hamburger und schaltete sich immer wieder ins Angriffsspiel ein. Vor lauter Offensivbemühungen (drei Torschüsse, drei Torschussvorlagen) vergaß der Franke tatsächlich, sich seine sonst obligatorische Gelbe Karte abzuholen. 

Fleißiger Barbarez
Sergej Barbarez (Note 8,6) ging weite Wege und suchte immer wieder das direkte Duell. Der Bosnier gab von allen Spielern die meisten Torschüsse ab (sechs) und bestritt auf dem Platz die meisten Zweikämpfe, von denen er für einen Angreifer sehr gute 63 Prozent gewann. So viel Einsatz hätte ein Tor verdient gehabt. 

Topspieler: Mehdi Mahdavikia (Hamburger SV)
Der Iraner war beinahe an jeder wichtigen Offensivaktion der Hanseaten beteiligt. Den ersten Treffer von Fukal und das letzte Tor durch Takahara bereitete der beste Vorlagengeber der Liga in gewohnt gekonnter Manier vor. Es waren seine Torvorlagen Nummer 13 und 14 in dieser Saison. Insgesamt legte er gegen den Club neun Torschüsse vor. Das wird nur von seinem Vereinskameraden Cardoso überboten (zehn in einem Spiel). Der Höhepunkt war allerdings Mahdavikias zweites Kopfballtor in der Bundesliga zum 2:0. Das erste hatte er 1999 noch für Bochum gegen den HSV markiert. 

Spielwertung: 3 Bälle (von 4)

Kommentar:
Es ist den Hamburgern nicht wirklich schwer gemacht worden, den Pflichtsieg gegen Nürnberg einzufahren. Allerdings hat die Mannschaft von Trainer Kurt Jara entschlossen zugegriffen, als der Club mit den drei Punkten auf dem Silbertablett daher kam - auch wenn der Erfolg um ein paar Tore zu niedrig ausfiel. Der verdiente Lohn ist der Sprung auf den Uefa-Cup-Platz. Der Club ergab sich mit Ausnahme von einer Handvoll Spielern widerstandslos in sein Schicksal. So darf sich kein Verein in der Bundesliga präsentieren. Der Abstieg ist auf diese Weise nicht zu verhindern. Ohne den 1.FC Nürnberg wird der Bundesliga ein Traditionsklub fehlen. Diese Mannschaft allerdings wird mit Ausnahme der Franken-Fans keiner vermissen
Martin van de Flierdt 

Taktik:
Hamburger SV: Vor Torwart Pieckenhagen stand die bewährte Viererformation aus Hollerbach, Hoogma, Ujfalusi und Fukal (von links). Ledesma und Maltritz schirmten im defensiven Mittelfeld Spielmacher Cardoso ab. Barbarez, Romeo und Mahdavikia (von links) hießen die Hamburger Spitzen. Nach 65. Minuten kam Stürmer Takahara für Cardoso. Barbarez übernahm deswegen Cardosos Position, bevor er für Meijer Platz machte (72.). Jacobsen vertrat in den zehn Schlussminuten Mahdavikia.

1.FC Nürnberg: Kampa hatte die Verteidiger Popovic, Nikl, Stehle und Paßlack (von links) auf einer Höhe vor sich. Im Mittelfeld agierte Krzynowek auf dem linken, Junior auf dem rechten Flügel. Dazwischen bemühten sich Larsen und der leicht vorgezogene Müller um den Spielaufbau. Michalke und Cacau waren die nominellen Angreifer der Franken. Den Brasilianer ersetzte Trainer Augenthaler nach 56 Minuten durch Villa. Für Michalke brachte er den Debütanten Kießling aus der eigenen A-Jugend (80.). 


 
kicker:
Spielbericht 

Kurt Jara, der Trainer des Hamburger SV, nahm drei Veränderungen in seiner Startformation gegenüber dem 1:1-Unentschieden bei München 1860 am vergangenen Spieltag vor. Für Wicky und Benjamin kamen im Mittelfeld Maltritz und Ledesma zum Zug und in der Offensive ersetzte Cardoso den Japaner Takahara. Klaus Augenthaler auf Seiten des 1. FC Nürnberg nahm vier Änderungen im Vergleich zum 0:0 gegen Bielefeld am 29. Spieltag vor. In der Innenverteidigung ersetzten Stehle und Nikl die angeschlagenen Wolf und Kos. Im Mittelfeld kam Krzynowek für den Gelb-Rot-gesperrten Jarolim ins Team, und im Angriff ersetzte Cacau Ciric.

Der HSV begann offensiv und hatte durch Fukal, mit einem Kopfball nach einer Ecke, und Romeo mit einem Distanzschuss zwei gute Möglichkeiten in den ersten Spielminuten. Der 1. FC Nürnberg war von Beginn an nicht in der Lage, den Druck des HSV bereits im Mittelfeld aufzufangen, so dass sich die Franken oft mit dem Rücken zur Wand am eigenen 16 m-Raum eingeschnürt vorfanden. Die seltenen Konter der Nürnberger wirkten harmlos und sorgten kaum für Entlastung. Doch der HSV machte sich das Leben selbst schwer, indem die Norddeutschen einige vielversprechende Möglichkeiten ausließen. Doch das Anrennen der Hamburger brachte in der 36. Minute den erhofften Erfolg. Während der 1. FC Nürnberg noch einer verpassten Chance von Paßlack nachtrauerte, hob Mahdavikia ein Freistoß in den Strafraum des FCN. Ein völlig freier Fukal hatte wenig Mühe, aus zehn Metern per Kopf das 1:0 zu erzielen. In der Folgezeit brachten die Nürnberger gar keinen Fuß mehr auf den Boden. Die Offensive lag völlig brach, während die Abwehr anfing zu schwimmen. Als Konsequenz erzielte der HSV kurz vor der Pause das 2:0. Ledesma hob einen Pass in den Lauf von Romeo. Der Argentinier spazierte durch die Abwehr der Nürnberger und hatte elf Meter vor dem Tor keine Mühe den Ball an Kampa vorbei ins Tor zu schießen. Die Nürnberger schienen froh zu sein, kurz danach in die Pause gehen zu dürfen.

Zu Beginn der zweiten Hälfte versuchte der 1. FC Nürnberg nach vorne zu spielen, doch die Nürnberger Offensivkräfte überboten sich in Harmlosigkeit. Nur kurze Zeit schaute der HSV dabei zu. Nach wenigen Minuten übernahmen die Hanseaten wieder das Kommando. Dies führte prompt zum 3:0. Hollerbach durfte in aller Ruhe von rechts Flanken. In der Mitte wurde Mahdavikia beim Kopfball nicht gestört, so dass der Iraner mühelos einköpfen konnte. Danach nahm der HSV merklich das Tempo aus dem Spiel, kam aber nach wie vor gegen die schlecht postierten Nürnberger Verteidiger zu Torchancen. Doch die Hamburger Stürmer, vor allem Barbarez, ließen auch beste Gelegenheiten aus, und Club-Torhüter Kampa tat sein Bestes, um die Niederlage in Grenzen zu halten. Offensive Akzente konnten die Franken auch in der zweiten Hälfte nicht setzen. Bis auf wenige Distanzschüsse musste HSV-Keeper Pieckenhagen nicht eingreifen. Der HSV nutzte am Ende des Spiels gegen eine Nürnberger Deckung, die einem Hühnerhaufen glich, noch eine der sich in Vielzahl bietenden Chancen. Takahara konnte eine Flanke von Mahdavikia aus fünf Metern völlig unbedrängt ins Tor köpfen.

Mühelos brachte der HSV den Sieg unter Dach und Fach und konnte es sich sogar leisten, Torchancen im Dutzend zu vergeben. Nürnberg zeigte eine desolate Leistung und muss in dieser Verfassung als Topfavorit für den Abstieg aus der Bundesliga gehandelt werden.

Spielereignisse im Detail 

Schlusspfiff 

86     Meijer flankt von links auf Takahara, der wieder völlig frei vor Kampa auftaucht. Doch der Nürnberger Torhüter riskiert Kopf und Kragen und kann dem Japaner den Ball vom Fuß angeln. 

77     Kollektiver Tiefschlaf in der Nürnberger Abwehr. Takahara steht völlig alleine fünf Meter vor dem Tor. Mahdavikia bedient ihn mit der Flanke und der Japaner kann mühelos einköpfen. 

69     Krzynowek hämmert aus über 25 Meter drauf, doch der Ball geht am HSV-Tor vorbei. 

64     Nikl mal wieder mit einer Art Chance für Nürnberg. Doch der 20-Meter-Schuss des Verteidigers stellt HSV-Keeper Pieckenhagen vor keine grossen Probleme. 

63     Hollerbach flankt auf den Kopf von Barbarez, doch der Kopfball des Bosniers geht über den Kasten der Nürnberger. 

55     Hollerbach darf völlig unbedrängt vor das Nürnberger Tor Flanken, wo Mahdavikia beim Kopfball nicht gestört wird und problemlos einköpfen kann. 

53     Romeo setzt Barbarez auf der linken Seite ein. Der Bosnier steuert alleine auf Torhüter Kampa zu, doch der Club-Keeper kann mit einer Fußabwehr klären. 

52     Der Club verliert den Ball in der eigenen Hälfte. Barbarez schnappt sich das Leder und versucht einen Kunstschuss aus 19 Metern. Der Ball geht nur knapp am langen Pfosten vorbei. 

47     Weiter gehts mit HSV-Chancen. Mahdavikia setzt Romeo ein, der alleine vor Kampa auftaucht, den Nürnberger Keeper aber nicht überlisten kann. 

 Anpfiff 2. Halbzeit 

 Halbzeit 

45     Kampa kann sich gerade noch in eine Flanke von Barbarez werfen, um vor dem einschußbereiten Romeo zu retten. 

44     Ledesma hebt einen Pass in den Lauf von Romeo, der unbedrängt durch die Reihen der Nürnberger spaziert. Elf Meter vor dem Tor zieht Romeo ab und lässt Kampa keine Chance. 

39     Romeo legt ab für Hollerbach, der mit einem Direktschuss aus 22 Metern nur das Aussennetz trifft. 

36     Bei einem Freistoß von Mahdavikia kommt Fukal zehn Meter vor dem Nürnberger Tor frei zum Kopfball. Der tschechische Verteidiger lässt Kampa im Tor der Nürnberger keine Chance. 

35     Cacau legt den Ball vor dem Strafraum ab auf Paßlack, der aus 21 Metern draufhämmert. Mit Mühe kann Pieckenhagen den Ball halten. 

28     Müller dreht einen Freistoß von der Seitenauslinie auf das HSV-Tor. Pieckenhagen berechnet den Ball falsch, hat aber Glück, dass das Leder am linken Pfosten vorbei geht. 

23     Wieder eine Riesenchance für den HSV. Fukal kommt nach einer Ecke frei zum Kopfball, kann den Ball aber nicht richtig drücken. Der Ball fliegt knapp über Kampas Tor. 

19     Barbarez überläuft Paßlack und Stehle und zieht aus 18 Metern ab, doch der Ball streicht über das Tor von Kampa. 

18     Ujfalusi bekommt eine Ecke von Cardoso auf den Kopf, doch der Ball geht genau auf die Brust von Nürnbergs Torhüter Kampa, der den Ball festhalten kann. 

12     Hollerbach zieht von halblinks aus 22 Metern direkt ab. Der Ball verfehlt die lange Ecke des Nürnberger Tores nur um Zentimeter. 

8     Nürnberg mit einer ersten Offensivaktion. Müller zieht aus 20 Metern am linken Strafraumeck ab, doch der Flachschuß ist kein Problem für Pieckenhagen im HSV-Tor. 

4     Romeo versucht es mit einem Aufsetzer aus 23 Metern. Der Ball springt auf dem holprigen Boden unberechenbar auf, doch Torhüter Kampa kann klären. 

2     Fukal mit der ersten Kopfballchance nach einer Ecke für den HSV. Doch der Ball geht über das, von Kampa gehütete, Nürnberger Tor. 

Anpfiff 


 
dpa meldet: Nürnbergs Offenbarungseid beim Hamburger SV

Von Britta Körber, dpa

Uwe Seelers Analyse nach der 4:0-Demontage des 1. FC Nürnberg durch den Hamburger SV fiel schonungslos aus: «Das war erschreckend schwach, für mich ist der Club Abstiegskandidat Nummer eins. Was die heute geboten haben, reicht ja nicht mal für die Regionalliga.» 

Was das HSV-Idol nach dem Offenbarungseid auf dem Feld aussprach, dachten viele der 43 627 Zuschauer in der AOL- Arena, und sogar die Nürnberger schienen angesichts der Aussichtslosigkeit auf Rang 17 mit 30 Zählern zu resignieren. «Rechnerisch ist noch was möglich, aber nach dieser Niederlage fehlt mir die Euphorie, daran zu glauben», gab Coach Klaus Augenthaler zu.

Der Trainer flüchtete sich sogar in Zynismus: «Der HSV hatte 150 Kilo Power mehr auf dem Platz, da ist es schwer dagegenzuhalten.» Tatsächlich verloren die «Clubberer» die meisten Zweikämpfe, eine Gelbe Karte wegen Meckerns zeugt von der Harmlosigkeit. Zwar musste Augenthaler zum wiederholten Mal wegen Verletzungen und Sperren (Jarolim) das Team umstellen, doch zusätzlich zum mangelnden Zusammenspiel kam fehlender Einsatzwillen der Profis.

«Eigentlich hätten wir heute 8:0 gewinnen müssen», meinte Seeler, der den HSV nach dem höchsten Saisonsieg auf UEFA-Cup-Kurs sieht. Allein Nürnbergs Keeper Darius Kampa verhinderte einen Kantersieg und konnte sich für neue Arbeitgeber ins Gespräch bringen. «Mit so einer Leistung halten wir die Klasse nicht. Aber wir haben nur diesen Kader und wussten vorher, dass es schwer wird», sagte der Torhüter, der das Klima in der Mannschaft ausdrücklich lobte: «Wir verstehen uns hervorragend, aber leider nur außerhalb des Platzes». Sein Vorschlag vor dem Heimspiel gegen 1860 München: «Vielleicht sollte Auge uns eine Woche frei geben.»

Doch der denkt gar nicht daran und will noch einmal alles aus seiner Truppe herauskitzeln: «Wenn die Spieler auch nur ein bisschen Ehre haben, treten sie anders gegen 60 auf.» Auch für den HSV war das 1860-Spiel in der Vorwoche das Schlüsselerlebnis. Nach einem unbefriedigenden 1:1 hielt Trainer Kurt Jara eine deftige Standpauke und erlebte nun ein ausgewechseltes, bissiges Team. Angeführt vom Iraner Mehdi Mahdavikia, der zwei Torvorlagen gab und einen Treffer (55.) selbst erzielte, spielten die Norddeutschen temporeichen Kombinationsfußball. Milan Fukal (36.), Bernardo Romeo (43.) und Naohira Takahara (76.) steuerten sehenswerte Treffer bei.

«Warum sollen wir nicht noch nach oben schauen? Wir hätten auch in der Champions League keine Minderwertigkeitskomplexe», sagte HSV-Chef Bernd Hoffmann mit einem Lächeln. Mit 48 Punkten auf Rang fünf und einem Restprogramm ausschließlich gegen «Kellerkinder» wird man an der Elbe übermütig. Dazu kommen Spekulationen über einen Wechsel von Tomas Ujfalusi, den Juventus Turin angeblich für 14 Millionen Euro kaufen will. Ein Angebot, das der HSV nicht ablehnen könnte. Denn damit wäre der «Bundesliga-Dino» auf einen Schlag seine Schulden in Höhe von 12 Millionen Euro los.