Bundesliga 2003/2004, 8. Spieltag, Samstag, 04.10.03, 15:30 Uhr in der Hamburger AOL Arena bei 14 Grad C

Hamburger SV - VfL Borussia Mönchengladbach 2:1 (0:1)

Da weiß ich heute ja wieder gar nicht, was ich schreiben soll. Das Spiel übertraf fast 60 Minuten lang eigentlich noch die Minusleistung aus dem letzten Spiel in Berlin.

Die Mannschaft fing schlecht an und machte dann auch so weiter. Nach 10 Minuten meinte mein Kumpel Jörg noch, daß wir ja nun keine Angst mehr zu haben bräuchten, weil wir in den letzten Heimspielen die Gegentore immer schon in den ersten 10 Minuten bekommen haben. Tja, weit gefehlt. Diesmal dauerte es zwar länger als 10 Minuten, aber dafür war es ein ebenso anfängerhafter Fehler in der Abwehr wie wir sie nun bereits zu hauf gesehen haben. Und es war auch einmal mehr Tomas Ujfalusi, der direkt ein Gegentor verschuldet hat. Er ließ sich von Arie van Lent im Strafraum den Ball abnehmen und der netzte ihn auch direkt und schön hoch ein. Die Stimmung war dann natürlich direkt auf dem Nullpunkt. Naja, eigentlich nicht ganz auf dem Nullpunkt. Der wurde eigentlich erst wenige Minuten nach dem 0:1 erreicht. Da dachte sich Hoogma wohl, daß Ujfalusi auch nicht der einzige Abwehrspieler sein soll, der grottenschlecht aussieht. Also schnappte er sich als letzter Mann den Ball und suchte das Dribbling gegen einen Gladbacher. Das verlor er natürlich und der Gladbacher lief allein auf Pieckenhagen zu. Der kam aus dem Tor und lief dem Gladbacher entgegen. Nun entschied sich der Gladbacher für einen Schuß und brachte das Kunststücl fertig, den Ball an die Querlatte zu schießen. Dann kam sogar noch van Lent zu einem etwas verunglückten Nach-Kopf-Versuch, der allerdings auch nicht den Weg ins Tor finden sollte.

Nun folgte eine noch nie gesehene Wechselorgie von Kurt Jara. Er wollte wohl einen Offensivmann mit Takahara bringen und dafür Wicky rausnehmen. Allerdings lag gerade jetzt Mehdi Mahdavikia im Seitenaus und mußte behandelt werden, weil ein Gladbacher beim Laufen über den gestürzten Mahdavikia diesem mit dem Knie ordentlich gegen den Kopf trat. Und dann wechselt Jara, mein ungekrönter Wechselheld doch genau in dieser Behandlungspause tatsächlich Wicky aus und bringt Takahara. Wie blöd kann man eigentlich sein ? Da liegt ein Spieler verletzt am Boden und bevor es irgendein Zeichen gibt, ob er überhaupt weiterspielen kann, nimmt der Trainer einen anderen raus. Unfaßbar. Und natürlich kam es, wie es dann wohl kommen mußte. Mahdavikia konnte nicht weiter spielen. Er wurde sogar mit Riechsalz behandelt, aber auch das half ihm nichts. So wie der andere Spieler ihm gegen den Kopf getreten hatte, wunderte mich das auch nicht sonderlich. Mahdavikia wurde dann per Trage aus dem Stadion befördert und da unser geschickter Trainer ja nicht abwarten konnte, was überhaupt mit Mahdavikia ist, stand nun der nächste Wechsel an. Nun wollte Kurti aber seinen nächsten Schachzug dem verwunderten Fanvolk präsentieren. Nachder er für den defensiven Mittelfeldspieler Wicky den Stürmer Takahara gebracht hatte, wechselte er nun den Verteidiger Reinhardt ein. Sorry, der Mann hat doch eindeutig einen an der Mütze!  Während er auch noch Benjamin, Beinlich und Cardoso gehabt hätte, bringt er jetzt einen Verteidiger, nachdem er gerade vorher einen Schritt für ein offensiveres Spiel gemacht hatte. Ich glaube, für so ein desaströses Wechselverhalten würde sogar der Trainer einer Buben-Mannschaft nur Kopfschütteln ernten.

So lief die erste Halbzeit weiter mehr schlecht als recht zu Ende und schon vor dem Halbzeitpfiff mußte ich denken, daß sich die Spieeler heute aber auch wirklich jeden Pfiff zur Halbzeit verdient hatten. Wer so eine Missleistung abliefert und sich irgendwie auch nicht sonderliche Mühe dabei gibt, darf sich auch nicht äußern, wenn das wirklich prall gefüllte Stadion sein Missfallen äußert.

Leider ging es in der 2. Halbzeit auch erstmal so weiter. Nachdem ich mich in der 1. Halbzeit eigentlich nur an eine einzige HSV-Chance erinnern kann durch Maltritz, sollte nun die nächste richtig gute Chance zum Treffer führen. Nach einer Strafraumszene in der viele HSV-Spieler einen Handelfer forderten fiel der Ball Barbarez halbrechts am 16er vor die Füße und der zog den Ball sofort direkt perfekt ins lange Eck. Ein sehr schönes Tor, daß ich natürlich insbesondere meinem Liebling Barbarez sehr gönne. Nun hatten wir das 1:1 erzielt und das 2:1 ließ auch nicht lange auf sich warten. Diesmal setzte sich Jarolim schön auf dem rechten Flügel durch und flankte zur Mitte, wo abermals Barbarez einen Treffer erzielen konnte. Diesmal allerdings per Kopf.

Nun spielte der HSV auch wesentlich ansehnlicher und insbesondere der in der 2. Halbzeit noch eingewechselte Cardoso konnte das Publikum durch schöne Pässe und geschicktes Ballhalten begeistern. Letztendlich blieb es bei dem 2:1, obwohl der HSV noch mindestens 2 Konterchancen hatte, die man einfach besser hätte nutzen müssen. Einmal lief man mit 4 Hamburgern auf 2 Gladbacher zu und konnte nichts daraus machen. Trotzdem waren natürlich alle sehr glücklich, deren Herz am HSV hängt, daß erneut ein Spiel umgebogen werden konnte und ein weiterer Heinsieg dabei herauskam.

An der Leistung kann man aber trotzdem nur wenig schönreden. Auch in der besseren HSV-Phase ab der 55. Minute würde ich nicht von einem guten Spiel reden wollen. Nur merkte man Gladbach dann eben noch mehr an, daß sie eben auch alles andere als eine gute Mannschaft haben. So sehr es die Mannschaft und Zuschauer auch freuen mag, daß man schon wieder ein Spiel umbiegen konnte nach einem Rückstand, so unmissverständlich muß der Mannschaft von den Verantwortlichen jetzt klargemacht werden, daß man so nicht spielen kann. Es ist ja nicht nur, daß schon nach wenigen Minuten das Spielen aufgegeben wird und die Bälle nur hoch nach vorne gedroschen werden. Man hat leider teilweise auch das Gefühl, daß der letzte Einsatz fehlt und vor allem kommen mir viele Spieler total verunsichert vor. Und das schon, bevor wir in Rückstand geraten. Was sich z.B. Ujfalusi in der Abwehr für Dinger abkneift seit einigen Wochen. Aber über den wird ja kein Wort verloren, so lange man auf jemandem wie Barbarez rumhacken kann. Nun ja, zumindest das fällt heute wohl schwer....

Nun haben wir 1,5 Wochen pause bis zum UEFA.CUP.Rückspiel in Dnjepropetrowsk. Und dann folgt das nächste Auswärtsspiel in Kaiserslautern, bei dem ich nicht wirklich von einem Erfolg ausgehen mag...

Meine Spielerbewertung:

Pieckenhagen: unschuldig beim Gegentor und sonst bei den seltenen Prüfungen sicher: Note 3

Ujfalusi: in der 2. Halbzeit, in der er etwas mehr rechts und teilweise sogar echt offensiv spielte, war er ganz gut. In der 1. Halbzeit allerdings zuerst unsicher und dann wirklich katastrophal vorm Gegentor: Note 5

Hoogma: fast ebenso unglaublich wie auch Ujfalusi. Fast möchte man sich fragen, was die beiden sich eigentlich noch alles erlauben können, bis einer endlich mal von Beginn an von Reinhardt, Schlicke oder sonstwem ersetzt wird?: Note 5

Maltritz: spielte heute m.E. viel defensiver als sonst. Ich kann mich zwar auch verguckt haben, aber ich glaube, er hat direkt hinten in der Abwehrkette gespielt. Dabei ist er mir praktisch überhaupt nicht aufgefallen: Note 4

Schlicke: Ich fand ihn auch heute wieder recht positiv. Er strahlt (insbesondere gemessen an seinem Alter) wirklich eine große Ruhe am Ball aus: Note 3

Rahn: Heute war er ganz gut dabei und hatte zumindest keine so groben Schnitzer wie teilweise zuletzt: Note 3-

Wicky: Wahrscheinlich wußte der arme Kerl gar nicht, wieso gerade er schon nach knapp 20 Minuten vom Feld mußte. ICH weiß es auch nicht. Ich fand ihn zumindest nicht schlechter als die anderen. Note 4

Jarolim: gefiel mir heute eigentlich nicht ganz so gut. Ich denke, daß er noch viel mehr kann. Trotzdem hat er das Siegtor mit einem schönen Dribbling und Flanke vorbereitet: Note 3

Mahdavikia: praktisch nicht zu bewerten, da er frühzeitig verletzt raus mußte. Bis dahin hatte er allerdings nichts herausragendes geleistet: Note 4

Barbarez: Mir gefiel er gar nicht so gut wie sonst manchmal, da er kaum Chancen der Mitspieler vorbereitete. Dafür hat er allerdings die entscheidenden 2 Tore gemacht. Mehr kann man wohl nicht erwarten: Note 1

Romeo: eigentlich so ähnlich wie immer. Hatte am Ende aber auch noch Chancen, die er hätte nutzen können: Note 4

Takahara (eingewechselt für Wicky): spielte und kämpfte sehr gut. Leider wurde er nicht mit einem Tor belohnt: Note3+

Reinhardt (eingewechselt für Mahdavikia): solide Leistung. Gewann natürlich viele Kopfballduelle in der Defensive. Ansonsten fiel er allerdings nicht auf: Note 4ü

Cardoso (eingewechselt für Maltritz): spielte nur 30 Minuten und riss dabei das Spiel aber sofort an sich und hatte die Zügel in der Hand. Man kann nur hoffen, daß Jara richtig zugeguckt hat und nun wieder öfter auf den Argentinier setzt: Note 2

Schiri: Der Mann war ja unglaublich. Und zwar unglaublich schlecht. Er hat wirklich fast jeden Zweikampf abgepfiffen. Dabei auch jeder Vorteilsregel außer Acht gelassen. Wirklich lächerlich. Und zwar für/gegen beide Mannschaften. Ich hatte teilweise den Eindruck, er würde pro Pfiff bezahlt werden. Nach der Foulstatistik haben wir vermutlich eines der unfairsten Spiele gesehen der letzten Jahre... und dabei war absolut nix los. Nee, so einen Schiri möchte ich nicht so schnell wieder sehen: Note 6

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1: 

Jara tobt und Barbarez trifft doppelt
Auf der Rückfahrt im Bus konnten die Gladbacher immer noch nicht richtig begreifen, was ihnen da in Hamburg passiert war. 
"Ich hätte nie gedacht, dass wir dieses Spiel verlieren", sagt Arie van Lent. Und trotzdem kassierte Borussia Mönchengladbach eine 1:2 (1:0)-Niederlage beim Hamburger SV, steckt weiterhin tief im Tabellenkeller und stellte außerdem den neuen traurigen Vereinsrekord von 19 Auswärtsspielen ohne Sieg in Folge auf. 

Gladbacher Fans sauer
Bei der Ausfahrt aus den Katakomben der AOL-Arena mussten sich die glücklosen Spieler dann auch noch Schmährufe der enttäuschten Anhänger anhören: "Wir sind Gladbacher und ihr nicht."
Dabei waren die Fans Zeuge der besten und couragiertesten Leistung auf Gegners Platz seit Monaten geworden. 
Mutig attackierten sie schon im Mittelfeld, suchten vorne ihre Chancen und ließen hinten keine HSV-Gelegenheiten zu. 

Fach sieht Fortschritte
Alles wunderbar - aber nur eine Stunde lang. Der neue Trainer Holger Fach hat da offenbar schon nach zwei Partien seine Handschrift hinterlassen und bemühte sich trotz des enttäuschenden Ergebnisses optimistisch in die Zukunft zu schauen. 
"Gegen Bochum waren wir nur 35 Minuten gut, heute 60. Bald sind wir so weit, dass wir es auch mal über ein ganzes Spiel schaffen." 
Hoffnung gibt Fach auch, dass sich sein Lazarett langsam lichten wird, zehn Stammspieler musste er in Hamburg ersetzen: "Wir werden sicherlich bald mehr Qualität haben."

Mahdavikia verletzt raus
90 gute Minuten am Stück wünscht sich auch HSV-Trainer Kurt Jara, der auch noch den Ausfall von Mehdi Mahdavikia verkraften musste. 
Der Iraner erlitt in der 34. Minute eine schwere Gehirnerschütterung und musste zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus bleiben. 
So war Jara restlos bedient von dem, was sich da in der ersten Halbzeit abspielte: "Wir haben in den letzten drei Spielen nur insgesamt 90 Minuten gut gespielt und dabei sieben Punkte geholt, das geht eigentlich nicht."

HSV wie fast immer im Rückstand
Niemand hatte eine Erklärung für das erneute Versagen am Anfang, das auf übliche Art und Weise bestraft wurde. 
Van Lent nutzte die lasche Zweikampfführung von Thomas Ujfalusi (18.) zur Gästeführung. Zum sechsten Mal in dieser Bundesligasaison geriet der HSV damit 0:1 in Rückstand und hatte Glück, dass eine Minute später Vaclav Sverkos nach einem Fauxpas von Nico-Jan Hoogma nur die Latte traf. 
"Wenn da das 0:2 fällt, kriegen wir vier oder fünf", sagte Matchwinner Sergej Barbarez, "der Fußballgott hat heute ein HSV-Trikot angehabt."

Doppelpack von Barbarez
Wahrscheinlich war es eins mit der Nummer 10 hinten drauf, eben das Hemd von Barbarez. Der Bosnier glich erst nach einer verunglückten Abwehr von Jeff Strasser aus (59.) und köpfte in der 73. Minute nach Flanke von David Jarolim noch den Siegtreffer, als er sich gegen zwei Verteidiger im Luftkampf durchsetzte. 

Richtige Antwort des Bosniers
"Ohne meine Mitspieler hätte ich die Treffer nie gemacht, sie haben sich alle den Sieg verdient", sagte Barbarez, der nach den Schmähungen der Fans vor zwei Wochen diesmal mit Sprechchören gefeiert wurde. 
Doch das erneute Happy End konnte Jara nicht wirklich versöhnen: "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, keine Frage. Aber auch er war heute in der ersten Hälfte schlecht."

Laut in der HSV-Kabine 
Es ist heiß hergegangen bei der Pausenbesprechung, der Coach hat getobt: "Es wurde aggressiv in der Kabine", meinte der HSV-Trainer, dem natürlich klar war: "Immer können wir keine Spiele drehen, das geht nicht immer gut." 
Einschließlich des Uefa-Cups haben sie das jetzt in den letzten vier Partien in Folge geschafft, die Moral stimmt immerhin. 
 

HSV kämpft sich ins Spiel
Mit Heimstärke aufwärts
Inklusive des Uefa Cups gewann der HSV die letzten drei Heimspiele in Folge und knüpft an die Heimstärke der letzten Saison an (zuvor beide 2:1 nach 0:1-Rückstand). 

Vereinsnegativrekord aufgestellt
Seit nunmehr 19 Gastspielen in Folge wartet die Borussia auf einen Auswärtssieg in der Bundesliga und stellte einen neuen Vereinsnegativrekord auf. 

Gladbach? Gerne!
Der HSV ist gegen Borussia Mönchengladbach seit sieben Heimspielen ohne Niederlage (fünf Siege, zwei Remis). 

Abwärts
Gladbach verlor fünf der letzten sechsten Spiele und rutscht immer tiefer in den Abstiegskampf.

Kampfspiel gewonnen
Der HSV zwang die Borussia mit seiner Zweikampfstärke in die Knie: 61 Prozent der Duelle gewannen die Hansestädter und steckten nie zurück. 27:27 Fouls haben schon etwas von Abstiegskampf an sich gehabt.

Spiel gedreht
War der HSV vor der Pause kaum auf dem Platz (3:7 Torschüsse), scheint die Halbzeitansprache gefruchtet zu haben - nach der Pause schoss der HSV zwölf Mal, Gladbach nur zwei Mal.

Hoogma steigerte sich
So mancher Trainer hätte Nico Jan Hoogma nach seinem Schnitzer direkt nach dem 0:1, als er Sverkos eine Riesenchance ermöglichte, ausgewechselt. Doch Hoogma durfte weiterspielen und wurde noch zum Turm in der Schlacht. Starke 73 prozent seiner Duelle hatte er beim Abpfiff gewonnen.

Grüner Gaede
Der Sprung aus der Oberligamannschaft Borussias in die Bundesliga war für den 21-jährigen Enrico Gaede nur schwer zu meistern. Ganze 22 Prozent seiner Zweikämpfe gewann der Youngster, der häufig einen Tick zu spät kam.

Doppelpack von Barbarez
Seine Saisontore zwei und drei bedeuten den ersten Doppelpack für Sergej Barbarez in dieser Saison. Es war der neunte Bundesliga-Doppelpack des Bosniers in der Bundesliga. Sein letzter gelang ihm im Mai 2001 gegen Energie Cottbus. 


 
kicker:

Hamburger SV:  Pieckenhagen - Schlicke, Hoogma, Ujfalusi - Maltritz, Wicky, Rahn - Mahdavikia, Jarolim, Barbarez - Romeo - Trainer: Jara

Bor. M'gladbach:  Stiel - Korzynietz, Asanin, Strasser, Gaede - Obradovic, Ulich, Kirch, Kolkka - van Lent, Sverkos - Trainer: Fach

Tore:   0:1 van Lent (18., Linksschuss, Vorarbeit Kolkka), 1:1 Barbarez (59., Linksschuss), 2:1 Barbarez (74., Kopfball, Jarolim)

Eingewechselt:   32. Takahara für Wicky, 35. Reinhardt für Mahdavikia, 60. Cardoso für Maltritz - 72. Skoubo für Kirch, 77. Ketelaer für Kolkka, 83. Van Houdt für Sverkos

Schiedsrichter:  Wagner 

Zuschauer:  51325

Gelbe Karten:  Ujfalusi, Maltritz, Pieckenhagen - Strasser, Obradovic
 

Spielbericht
Hamburgs Coach Jara baute sein Team im Vergleich zum jüngsten 1:1 in Berlin auf drei Positionen um: Kapitän Hoogma kehrte nach seiner Gelb-Rot-Sperre für Reinhardt zurück in die Startelf, in der Offensive ersetzte Romeo Beinlich. Auf der linken Bahn erhielt Rahn den Vorzug vor Kling. Gladbachs Trainer Fach nahm nach dem 2:2-Remis gegen Bochum zwei Veränderungen vor. Gaede erhielt im Mittelfeld eine Chance für den verletzen Kluge (Knöchelprellung). Außerdem ersetzte in der Defensive Obradovic Eberl.

Kellerduell in der AOL-Arena – der HSV gab von der ersten Minute an Gas, um die Borussia in deren Hälfte zu binden. Anfänglich ging diese Taktik auf, wenn auch diverse Flankenversuche nicht den Adressaten fanden. Nach kurzer Zeit befreite sich Gladbach und machte durch kampfbetonte Aktionen deutlich, dass man mitspielen wollte. 

Der Schwung der ersten Minuten verflachte bald. Hamburg fand vorne kein spielerisches Mittel gegen die neuformierte Gladbacher Viererkette, und in der Defensive leistete sich der HSV erneut haarsträubende Fehler. So in der 18. Minute, als Kolkka an der linken Grundlinie relativ ungestört flanken durfte, Ujfalusi im Zweikampf mit van Lent über den Ball trat, und van Lent trocken aus sieben Metern mit links vollendete. Nur wenig später hätte Sturmkollege Sverkos bereits das 2:0 erzielen können. Diesmal lud Hoogma zu munterem Toreschießen ein. Als letzter Mann versuchte dieser ein Dribbling gegen den Tschechen, der ihm prompt das Leder abluchste und aus 16 Metern per Schlenzer an der Querlatte scheiterte (20.).

Damit waren die Weichen für die erste Hälfte gestellt: Die Borussia wartete entspannt in der eigenen Hälfte ab, vertraute auf die vielbeinige und dicht gestaffelte Abwehr und versuchte von Zeit zu Zeit mit Schnellangriffen für Gefahr zu sorgen. Die Hanseaten waren zwar gewillt, wirkten aber bieder und uninspiriert. Die Verunsicherung in der Hintermannschaft schien sich auf die Vorderleute übertragen zu haben. So waren ein verunglückter Drehschuss von Barbarez – der etwa drei Meter am Tor vorbei flog – und ein Flachschuss von Maltritz die ansehnlichsten Aktionen (38., 45.).

Am auffälligsten im Spiel der Norddeutschen waren so die frühen Auswechslungen. Bereits in der 32. Minute hatte Coach Jara offenbar genug gesehen und brachte mit Takahara für Wicky einen weiteren Stürmer. Diese offensivere Ausrichtung war aber schon bald wieder hinfällig, denn Mahdavikia musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausscheiden, Verteidiger Reinhardt kam für den Iraner (35.).

Nach der Pause wurde die Partie ruppiger, was vor allem an den Hanseaten lag. Die „Rothosen“ gingen nun bissiger zu Werke. Etliche Abseitsentscheidungen stoppten aber zunächst den Hamburger Spielfluss bereits im Ansatz. So bedurfte es ein wenig Glück, die Borussia-Defensive endlich zu knacken. Strasser blockte einen Schussversuch von Ujfalusi unglücklich ab. Barbarez sprang das Leder vor die Füße, sein überlegter Schlenzer mit links fand genau den Weg ins linke Eck (59.).

Im Anschluss an den Ausgleich fanden die Hamburger mehr und mehr ins Spiel. Plötzlich klappte all das, was zuvor kläglich misslang. Direkte Kombinationen, gepflegtes Passspiel und Spiel über die Außen.

Das zweite Tor schien nur eine Frage der Zeit, in der 74. Minute klingelte es schließlich: Jarolim tanzte auf rechts Obradovic aus und flankte präzise nach innen. Dort stieg Barbarez nach oben und nickte aus fünf Metern ein.

Von der „Fohlen“-Elf war nichts mehr zu sehen, auch wenn sie gegen Ende der Partie ihre Bemühungen nochmals intensivierte. Den Hanseaten schienen zufrieden und versuchten, das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Romeo vergab kurz vor Schluss noch die Chance zur endgültigen Entscheidung (90.).

Am Ende steht ein nicht unverdientes 2:1 für den HSV, der nach dem Wechsel deutlich zulegen konnte und sich nach dem Ausgleich beste Torchancen herausarbeitete. Gladbach hätte zur Hälfte höher führen können, ließ sich aber in Halbzeit zwei zu weit zurückdrängen. 
 

Spielereignisse im Detail
Schlusspfiff 
 
90 Romeo verpasst kurz vor Schluss die endgültige Entscheidung. Nach gekonntem Anspiel von Barbarez scheitert der Argentinier letzlich an Korzynietz. 
 
83 Romeo, steil geschickt von Babarez, flankt halbhoch von rechts nach innen. Dort kommt Takahara per Kopf an den Ball, sein Kopfstoß wird allerdings abgeblockt. 
 
74
 Ujfalusi passt zu Jarolim auf der rechten Seite. Der Tscheche lässt Obradovic aussteigen und flankt nach innen. Dort steigt fünf Meter vor dem Tor Barbarez in die Höhe und nickt zur Führung ein. 
 
71 Nach einer Ecke von links verpassen Freund und Feind das Leder. Romeo am langen Pfosten kommt an den Ball, ist aber zu überrascht. 
 
66 Takahara schickt Barbarez steil in den Strafraum. Der könnte querlegen auf Romeo, schliesst jedoch aus linker Position ab. Das Leder geht am langen Pfosten vorbei ins Aus. 
 
59
 Der Ausgleich! Barbarez legt Ujfalusi den Ball in den Lauf, der Tscheche zieht aus 15 Metern ab, Strasser blockt ab. Von dort springt der Ball erneut Barbarez vor die Füße. Sein Linksschuss aus 15 Metern findet den Weg ins linke Eck. 
 
58 Konter der Borussia: Korzynietz spielt mit einem schönen Flankenwechsel Kolkka auf rechts frei. Der Finne legt flach ab nach innen, Ulich kommt nur einen Schritt zu spät. 
 
56 Nach einer verunglückten Kopfball-Abwehr von Asanin fasst sich Rahn aus 27 Metern halblinker Position ein Herz. Das Leder hoppelt rechts am Tor vorbei, keine Gefahr für Keeper Stiel. 
 
54 Der HSV agiert nun bissiger. Etliche Abseitsentscheidungen gegen die Hanseaten stoppen den Spielfluss aber schon im Ansatz. 
 
  Anpfiff 2. Halbzeit 
 
  Halbzeit 
 
45 Romeo schickt Maltritz steil in den rechten Strafraum. Der nimmt das Leder geschickt mit und zieht aus acht Metern ab. Stiel klärt per Fußabwehr. 
 
42 Ulich kreuzt geschickt von links nach rechts und zieht aus 28 Metern halblinker Position ab. Sein Schuss geht etwa einen Meter am rechten Pfosten vorbei ins Aus. 
 
36 Barbarez nimmt einen langen Ball aus der eigenen Hälfte im Strafraum an, schirmt das Leder geschickt ab und schliesst per Drehschuss ab - weit links am Tor vorbei. 
 
35
 Der HSV agiert weiter äußerst harmlos und fällt vornehmlich durch Wechsel auf. Mahdavikia muss mit Verdacht auf Gehirnerschütterung passen, Reinhardt kommt. Dieser rückt für Ujfalusi in die zentrale Abwehr, der Tscheche nach links. 
 
32
 HSV-Coach Jara hat nun genug gesehen und setzt auf verstärkte Offensive. Stürmer Takahara ersetzt den Mittelfeldakteur Wicky. 
 
20 Nur kurz nach der Führung hat Sverkos das zweite Tor auf dem Schlappen. Hoogma versucht als letzter Mann, den Tschechen auszutänzeln. Der nimmt Hoogma den Ball ab und scheitert aus 16 Metern mit einem Schlenzer an der Querlatte. 
 
18
 Da ist das 0:1! Kolkka kommt an der linken Grundlinie zum flanken und gibt halbhoch herein. Ujfalusi haut im Duell mit van Lent über das Leder, van Lent bedankt sich und vollendet aus acht Metern mit einem satten Linksschuss. 
 
15 Hoogma passt in die Spitze auf Romeo. Der Argentinier versucht ein Doppelpass-Spiel mit Barbarez, scheitert jedoch in der Ballmitnahme. Damit ist auch diese Chance vergeben. 
 
10 Nach anfänglichem Sturmlauf der Hamburger kommt die Borussia nun besser ins Spiel. Torchancen sind derzeit aber Mangelware. 
 
3 Asanin prüft seinen eigenen Keeper. Nach einer Wicky-Flanke von rechts lenkt Asanin das Leder unglücklich ab, Stiel hält jedoch sicher. 
 
Anpfiff 


 
dpa meldet:
Barbarez schießt HSV zum Sieg gegen Gladbach

Von Volker Gundrum, dpa

Hamburg (dpa) - Ausgerechnet der viel gescholtene Sergej Barbarez hat den Hamburger SV mit seinen beiden Toren im Kellerduell der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach vor einer Blamage bewahrt. 

Die beiden Treffer des Bosniers bescherten den Hanseaten nach einer katastrophalen ersten Halbzeit doch noch den zweiten Heimsieg der Saison. Vor 51 325 Zuschauern in der AOL-Arena hatte Arie van Lent (18.) die Gäste hochverdient in Führung gebracht, ehe Barbarez mit seinen Toren in der 59. und 73. Minute die Wende schaffte. Während der HSV die Abstiegszone verließ, rutschte Gladbach auf den vorletzten Tabellenplatz ab.

Auf den neuen Gladbach-Trainer Holger Fach wartet viel Arbeit. «Ich bin sehr enttäuscht», meinte der Coach. «Dabei hatten wir in der ersten Halbzeit doch ein sehr gutes Spiel gezeigt.» Fachs Kollege Kurt Jara sah es «seitenverkehrt» und meinte: «Es weiß keiner, warum wir in der ersten Halbzeit immer so schlecht spielen.» Der HSV-Trainer erinnerte kopfschüttelnd an das gleiche Muster in den Partien gegen Hansa Rostock (2:1) und Hertha BSC (1:1). «Das wird noch mal schief gehen.» Der Österreicher fordert für das UEFA-Cup-Rückspiel bei Dnjepr Dnjepropetrowsk von seiner Mannschaft «Tempo von Anfang an».

Wie der Blitz aus heiterem Himmel war das Führungstor der Mönchengladbacher gefallen. Nach einem umstrittenen Freistoß hinter der Mittellinie tauchte van Lent nach einem langen Pass von Joonas Kolkka vor HSV-Keeper Martin Pieckenhagen auf und hatte nach einem Fehler von Tomas Ujfalusi keine Probleme, den Hamburger Schlussmann mit einem Schuss in den Winkel zu überwinden. Wenige Sekunden später hatte der HSV eine Riesenportion Glück, als Vaclav Sverkos nach einem Fehler von Libero Nico-Jan Hoogma mit einem Kopfball nur die Latte traf. «Was wir in der ersten Halbzeit gemacht haben, war kurz vor hervorragend», meinte van Lent. «Leider haben wir da nicht weitergemacht und in der zweiten Halbzeit um den Ausgleich gebettelt.»

Gegen die mit dem letzten Aufgebot angetretenen Gladbacher kam der HSV erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte zu seiner ersten Torchance. Doch Borussen-Keeper Jörg Stiel rettete gegen Marcel Maltritz. «Es wurde laut in der Kabine. So kann man nicht spielen. Das macht keinen Sinn», schimpfte Sportchef Dietmar Beiersdorfer und nahm die Profis in die Pflicht.

Die Standpauke hatte Wirkung gezeigt. Der HSV, der den nach einem Tritt gegen die Schläfe mit einer Gehirnerschütterung ausgeschiedenen Iraner Mehdi Mahdavikia (35.) ersetzen musste, versuchte mit aller Macht, das Blatt zu wenden. Nationalspieler Christian Rahn (55.) sorgte mit einem Fernschuss erstmals für Gefahr. Danach war es Barbarez, der eine unübersichtliche Situation in der Gladbacher Abwehr ausnutzte und mit seinem Treffer die HSV-Fans erlöste.

Nach dem Ausgleich kam Rodolfo Esteban Cardoso für Marcel Maltritz und das HSV-Spiel endlich in Schwung. «So viele Torchancen hatten wir schon lange nicht mehr», staunte Cardoso. «Kompliment an die Mannschaft in der zweiten Halbzeit.» Die Flanke zum Siegtreffer gab der ebenfalls starke David Jarolim - Barbarez hatte keine Mühe den Ball mit dem Kopf an Stiel vorbei über die Linie zu drücken. Seinen dritten Saisontreffer feierte der Bosnier überschwänglich und die Fans hatten ihn wieder lieb.