Bundesliga 2003/2004, 30. Spieltag, Samstag, 24.04.04 in der Hamburger AOL Arena bei 14 Grad C und Sonne.

Hamburger SV - 1 FC Köln 4:2 (1:1)

Mit welchen Erwartungen geht man in so ein Spiel ?

Ich kenne ja nun meine Schweine am Gang und habe schon sämtliche Pferde vor der Apotheke kotzen sehen ( gleich 10 DEM!!! auf ein einmal ins Phrasenschwein ;-)))

Von daher konnte ich mir auch vorstellen, dass wir den Kölnern zu Ihrem ersten Auswärtssieg bzw. zumindest zu einem Punkt verhelfen.

Andererseits muß es ja auch irgendeinen Grund haben, wenn eine Mannschaft so dermaßen schlecht auswärts ist. Irgendwo hatte ich noch gelesen oder es sagte mir jemand, dass Köln eine sehr schlechte Chancenverwertung hat. Nach dem Spiel wusste ich dann auch, was damit gemeint war.

Das Spiel ging ganz interessant los. Der HSV hatte ein paar Chancen, die aber nicht genutzt werden konnte. Köln hatte aber auch so seine Chancen und hätte durchaus in Führung gehen können. Wenn ich mir unsere Abwehr einzeln ansehe, kann ich gar nicht sagen, dass mir einer oder mehrere besonders schlecht gefielen. Aber insgesamt war es doch irgendwie ein Hühnerhaufen. Wir haben den Kölnern jedenfalls viel zu viele Chancen ermöglicht, die sie aber teilweise kläglich vergaben. 

Dann bekamen wir einen Freistoss in vielleicht 25 – 30 m Entfernung und wie zuletzt immer schritt Christian Rahn zur Tat. Und wie ebenfalls zuletzt immer wieder, war er damit an einem HSV-Tor beteiligt. Naja, „beteiligt“ ist natürlich untertrieben, denn er war ja nicht nur beteiligt, sondern hat das Ding fett direkt rechts im Tor versenkt. Der Torwart war offensichtlich chancenlos ob dieses Hammers.

Leider stellte die Abwehr sicher, dass wir nicht mit der Führung in die Pause gehen konnten. Unser Tor in der 41. Minute wurde durch (wen schon sonst?) Lukas Podolski in der 44. Minute ausgeglichen. Während dieses ganzen Angriffs der Kölner wetterte ich aber schon wie ein Rohrspatz. Es waren nämlich nur 2 Kölner, die in unserer Hälfte auf den Strafraum zuliefen und dazu gesellten sich 4 Hamburger (könnten auch 5 gewesen sein). Und NIEMAND griff den ballführenden an. Sie liefen immer weiter zurück und eskortierten die Kölner nur. Unglaublich!!! Ich schrie immer schon „rauf!“, aber das nützt ja bekanntlich nicht viel. Der Kölner gab zu Podolski und der Junge, der übrigens wirklich bissig war das ganze Spiel über, schoss den Ball trocken ins lange Eck.

Das folgende Gepfeife zum Halbzeitpfiff konnte ich trotzdem nicht so recht verstehen. Offensiv fand ich den HSV ganz o.k.

Die zweite Halbzeit hätte sogar eine durchgehende Jubelarie werden können, wenn sich Rahn nicht verletzt hätte. Aber eins nach dem anderen.

Die Kölner hatten jetzt kaum noch nennenswerte Chancen. Dafür kamen wir aber häufiger gefährlich vors Tor.

Zunächst ist es Mahdavikia, der auch eine ansteigende Form offenbarte und über die linke Seite in den Strafraum kam. Seine Flache Hereingabe verpasst Romeo, aber dahinter steht Barbarez, der den Ball aus kurzer Distanz einschiebt.

Für mich bemerkenswert: Er jubelte überhaupt nicht. Nach seiner doch recht langen Durststrecke ohne Treffer (und leider auch ohne berauschende Spiele) blickte er nur lange gen Himmel und stand fast regungslos da.

Vielleicht auch, weil er immer als erster bei einem Fehlpass ausgepfiffen wird und es auch vorher und nacher wieder Gejaule gab, wenn ihm etwas nicht gelingt. 

Beim nächsten Tor sollte dann aber so richtig fett gejubelt werden.

Bei einem Konter führt Barbarez in der Mitte den Ball. Links läuft Romeo, rechts Jarolim. Im richtigen Moment schickt Barbarez Jarolim auf die Reise, der somit mit dem Ball in den Strafraum läuft und es wirklich äußerst schwer gehabt hätte, diesen Ball noch abzugeben (wobei es vielleicht sogar möglich gewesen wäre, den Ball quer zu Romeo zu schieben). Aber tatsächlich schiebt Jarolim den Ball einfach am Kölner Keeper vorbei ins Tor. 

Kaum einem gönne ich ein Tor so sehr wie Jarolim. Viele scheinen ja nicht so viel von ihm zu halten, aber ich finde ihn wirklich wichtig und sehr gut für das HSV-Spiel. Umso schlechter, dass er sich die 5. Gelbe Karte holte und damit in Bremen fehlen wird.

Nach diesem Tor liefen aber wirklich alle (na ja, ich glaube Wächter nicht) auf Jarolim zu und erdrückten ihn unter sich. Ich glaube, dass es wirklich alle Feldspieler der HSV waren, die da auf einem Knäuel lagen.

Ist ja auch kein Wunder, denn es war Jarolims erstes HSV-Tor. Und er scheut Torschüsse ja sonst wie der Teufel das Weihwasser ;-)
In der ersten Halbzeit stand er auch einmal aussichtsreich, aber wollte unbedingt noch abgeben, was nicht gelang. Nun hatte es aber endlich geklappt.

Und dann sollte noch ein weiteres, für HSV-Fälle, praktisch unglaubliches Tor folgen. Nach einer Ecke!!!!!, natürlich von Rahn geschossen, machte der HSV das erste richtige Ecken-Tor nach geschätzten 27,35643 Jahren.... ;-)

Nein, so lange war es nicht und offiziell haben wir letzte Woche ja auch schon ein Ecken-Tor gemacht. Aber das war durch ein Eigentor. Jetzt köpften wir es selbst. Milan Fussball-Fukal-Gott war es höchstpersönlich, der seine erneute Einsatzchance nutze und den Ball kurz über Grasnarbe ins Tor köpfte.  Sehr, sehr schön. Fukal scheint ohnehin sehr viel Fansympathien zu haben, denn er wurde auch zum Spieler des Tages gewählt. Mal sehen, ob er nun bleiben darf. Ich bin kein so großer Anhänger von ihm, aber wenn wir weiter mit 4er-Kette spielen, kann er sicher auch dabei bleiben. In einer 3er-Kette würde ich ihn allerdings nicht sehen wollen.

Somit stand es 4:1 nach knapp 70 Minuten. Jetzt durfte (nach etlichen Anfeuerungs-Chorälen) auch endlich Rodolfo Cardoso aufs Feld kommen. Kurz: Er war überhaupt nicht zu sehen auf dem Feld, aber seine Einwechslung wurde frenetisch gefeiert. 

Da in der 1. Halbzeit schon Reinhard gegen Benjamin verletzungsbedingt ausgewechselt wurde und nun auch noch Hleb kam, war es verhängnisvoll, dass sich wenig später Rahn bei einem Pass in die Tiefe von Cardoso scheinbar einen Muskelfaserriss o.ä. zuzog. Somit mussten wir mit 10 Mann zu Ende spielen und der Offensivlauf und erhoffte weitere Tore gab es nicht mehr. 

Allerdings machten die Kölner noch eine Bude. Davon habe ich nur absolut gar nix gesehen, weil ich zu der Zeit auf die Gästefankurve schaute. Ich weiß nicht, wodurch sich die Kölner gereizt fühlten, aber ihre vorher noch halbwegs sarkastisch-gute Stimmung schwang um und es gab wilde Pöbeleien gegen den benachbarten Sitzplatzblock. Haufenweise flogen Bierbecher rüber, die allerdings m.E. nur die dicht daneben sitzenden Kölner Fans trafen und nicht wie beabsichtigt die Hamburger....

Dieses Treiben schaute ich mir jedenfalls an. Und als ich dann nach links blickte, sah ich nur noch, wie ein Kölner mit dem Ball unterm Arm Richtung Mittellinie lief. Da der Wechsel der Sportart von Fußball zu Rugby wohl eher unwahrscheintlich war, musste da also ein Tor gefallen sein. Gesehen habe ich davon jedenfalls gar nichts. Gelesen habe ich inzwischen, dass es wohl ein Torwartfehler vom heute ohnehin unsicheren Wächter war.

Mehr brannte allerdings nicht  an und so siegten wir zufriedenstellend mit 4:2.

Durch die Schalker Niederlage sind wir nur noch 1 Punkt vom Siebten, Schalke, entfernt. Allerdings müssen wir nun ja nach Bremen. Ohnehin hätten wir da kaum Chancen, aber nun werden wohl Rahn und Jarolim ausfallen und ich glaube, dass die beiden aktuell wirklich kaum zu ersetzen sind. In der jetzigen Form würde ich sie als die beiden wichtigstens Offensivspieler aktuell bezeichnen. Naja, schaun mer mal.

Meine Spielerwertung:
Wächter: ich fand ihn gestern wirklich des öfteren recht unsicher. Nun habe ich aber im TV erst so richtig bemerkt, daß er auch einige gute Paraden dabei hatte. Deshalb noch: Note 4

Fukal: kein tolles, aber ein ordentliches Spiel. Zumindest sorft er durch seine Kopfballstärkle bei Standards für Gefahr. Note 3

Reinhardt: kam kaum dazu, sich in der knappen halbe Stunde bis zu seiner Verletzung auszuzeichen: Note 4

Ujfalusi: hat sich gegen den schwachen Gegner sogar ein paar Mal wieder etwas mit nach vorne getraut. Note 3-

Wicky: gefiel mir eigentlich wieder am besten in der Verteidigung, obwohl er diesmal auf der ungewohnten linken Seite spielte.

Schlicke: rückte für den verletzten Reinhardt in die Innenverteidigung und stellte sich vor dem Ausgleichstreffer Podolskis saudoof an: Note 4

Benjamin: wurde für Reinhardt eingewechselt, spielte im defensiven Mittelfeld und fiel mir kaum auf. Note 4

Rahn: wieder an fast allen entscheidenden Szenen beteiligt. Es ist eigentlich unglaublich, daß man jemanden auf dem Feld hat, der Standards plötzlich wieder so gefährlich macht. Aus dem Spiel heraus habe ich ihn sonst kaum gesehen: Note 2+

Jarolim: ich fand ihn wie immer gut. Und es hat mich besonders gefreut, daß er heute ein Tor erzielt hat: Note 2

Mahdavikia: mit ansteigender Form und Torvorlage: Note 3

Barbarez: als die Mannschaft in der zweiten Hälfte gut spielte, hatte er auch viele gute Momente, aber vorher war es wieder zu wenig. Trotzdem freut es mich auch für meinen Lieblingsspieler, daß er endlich wieder getroffen hat: Note 3

Romeo: Heute war er nicht sehr auffällig, obwohl er wirklich mehrere gute Torchancen hatte. Aber kein Vorwurf: Note 3-

Schiri: Der Schiri hat zwar nichts grobes verpfiffen, aber er war unglaublich kleinlich. Nahezu jeder Körperkontakt würde abgepfiffen. Allerdings in beide Richtungen. Trotzdem nervte das: Note 4-

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1: 
Torfestival bei Kölner "Abschiedsspiel"

Selbst Trainer Klaus Toppmöller vom Hamburger SV schwärmte nach dem 4:2 (1:1)-Erfolg seiner Mannschaft in höchsten Tönen vom 18-Jährigen: 
"Das ist ein Jahrhunderttalent. Er hat alles, was man haben muss. Er ist kompakt, schnell und kann schon provozieren". 
"Alles andere muss der Rudi machen"
Und er trifft. Mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 (44. ) schraubte er seine Torquote auf sechs Treffer in 15 Spielen. Mit Blick auf die Nationalelf sagte er: "Ich kann mich nur durch Leistung auf dem Rasen anbieten, alles andere muss der Rudi machen", sagte er, "aber wenn er anruft, kann ich mich nicht wehren." 
Für das Länderspiel am Mittwoch gegen Rumänien hatte sich Völler noch nicht gemeldet - trotz des Fehlens von Benjamin Lauth und Miroslav Klose. "Ich gehe eigentlich davon aus, dass ich im Sommer mit der 'U21' spiele", meinte Podolski. 

Dritter Abstieg in sechs Jahren steht bevor
Den dritten Kölner Abstieg nach 1998 und 2002 wird allerdings auch Podolski wohl kaum mehr verhindern können. Zwar ist theoretisch noch alles möglich, bei elf Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz und noch zwölf zu vergebenden Zählern aber gibt es wohl keine Hoffnung mehr. 
Der Kölner Jungstar hat sich mit dem Abstieg längst abgefunden. Seinen Vertrag bis 2007 will er erfüllen: "Natürlich gehe ich mit in Liga zwei", sagte er und kündigte voller Selbstvertrauen an: "Na klar steigen wir nächstes Jahr wieder auf. Wir haben eine junge und gute Mannschaft." 

Sinkiewicz mit gutem Debüt
Ein gutes Erstliga-Debüt feierte vor 48.413 Zuschauern der 18-Jährige Lukas Sinkiewicz. "Ich bin sehr zufrieden mit ihm, er hat vor allem in der ersten Hälfte seine Aufgabe hervorragend gelöst", sagte Koller, der auch in der zweiten Liga Trainer bleibt. Der Schweizer musste in Hamburg aber auch feststellen: "Nur mit Jungen geht es nicht." 

Unachtsamkeiten und unnötige Ballverluste  
Denn nach dem 2:1 für den HSV durch Sergej Barbarez (21.) brach seine Mannschaft völlig ein. David Jarolim (64.) und Milan Fukal (68.) schossen die Gastgeber jeweils mit ihren ersten Saisontoren entscheidend in Front. Christian Springer (83.) gelang nur noch der Anschluss. 
"Es war wie so oft in dieser Saison, wir nutzen unsere Chancen nicht, leisten uns Unachtsamkeiten und überflüssige Ballverluste und verlieren", meinte Koller. 

Drei wichtige Punkte für den UI-Cup
"Das war im Kampf um die UI-Cup-Teilnahme ein ganz wichtiger Sieg für uns, wir haben den achten Platz behauptet und Abstand nach unten gehalten", sagte Toppmöller, "schließlich stehen uns jetzt in Bremen und gegen Stuttgart zwei ganz schwere Partien bevor." 
Im Weserstadion werden ihm Verteidiger Bastian Reinhardt (Nasenbeinbruch) und David Jarolim (Gelbsperre) fehlen. Am schwersten aber wird ihm der Verlust von Nationalspieler Christian Rahn treffen. 

Rahn der tragische Held
Der 24-Jährige war der tragische Held des Nachmittags. Mit seinem 7. Saisontor, einem Traumfreistoß aus 25 Metern, hatte er den HSV in Front geschossen (41.), auch das Tor von Fukal vorbereitet und deutlich seinen Anspruch auf die Nationalmannschaft angemeldet. 
Doch in der 75. Minute erlitt er ohne Einwirkung eines Gegenspielers einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel. Drei Wochen Pause, Länderspiel am Mittwoch ade. 
Toppmöller ist jedoch optimistisch: "Bis zur EM-Vorbereitung kriegen wir ihn wieder hin, und es werden auch noch andere Nationalspieler ausfallen." Und das könnte dann doch noch eine Chance für Lukas Podolski sein. 
 

Daten: Pleite Nummer 20 für Köln

Mini-Lauf
Der HSV gewann erstmals in der Rückrunde zwei Spiele in Folge.

Trauriger Rekord
Erstmalig in der Vereingeschichte musste der FC 20 Niederlagen in einer Saison hinnehmen - und vier Spiele stehen ja noch aus... 

Negativrekord
Der 1.FC Köln wartet seit 15 Auswärtsspielen auf einen Sieg. Damit stellten die Kölner einen neuen Vereinsnegativrekord auf.

Tordebüt
David Jarolim erzielte im 24. Spiel sein erstes Tor im HSV-Dress.

Köln baute ab
In den ersten 30 Minuten dominierte eindeutig der 1. FC Köln die Partie (9:3 Torschüsse), verpasste jedoch mehrfach die Führung. Danach baute der FC jedoch unverständlicherweise ab, so lautete das Torschussverhältnis ab der 30. Minute 17:5 für den HSV, der letztendlich durch diese Steigerung einen verdienten Sieg feierte.

Rahn blüht auf
Was wäre der HSV momentan ohne Christian Rahn. Gegen Köln war der Nationalspieler an elf der 20 HSV-Torschüsse und zwei Toren direkt beteiligt, damit ist der Linksfuß mit elf Torbeteiligungen der erfolgreichste Mittelfeldspieler der Rückrunde. Leider verletzte sich der Nationalspieler am Ende der Partie erneut am Oberschenkel.

Ordentliches Sinkiewicz-Debüt
Lukas Sinkiewicz feierte in Hamburg sein Bundesligadebüt und avancierte gleich zum zweikampfstärksten Kölner (63 Prozent gewonnen). Der einzig dunkle Fleck auf seiner Weste war der verlorene Zweikampf gegen Barbarez, als dieser den HSV 2:1 in Führung brachte. Trotzdem hat der 18-Jährige eine weitere Chance verdient. 

Fukal meldete sich zurück
Die gesamte Mannschaft freute sich mit Milan Fukal als dieser in der 68. Minute sein erstes Tor seit fast einem Jahr erzielte. Gerade die Offensivstärke des lange verletzten Rechtsverteidigers fehlte dem HSV oft diese Saison. 
Aber auch in der Defensive überzeugte Fukal, so verhinderte er mehrfach einen Gegentreffer und war am Ende zweikampfstärkster Abwehrspieler der Partie (73 Prozent gewonnen). Deutliche Argumente für die noch ausstehende Vertragsverlängerung. 


 
kicker: 
Hamburger SV:  Wächter - Fukal, Reinhardt, Ujfalusi, Wicky - Schlicke - Jarolim - Mahdavikia, Rahn - Romeo, Barbarez - Trainer: Toppmöller

1. FC Köln:  Wessels - O. Schröder, Dogan, Sinkiewicz, Voigt - Grujic, Sinkala - Kringe - Scherz, Federico - Podolski - Trainer: Koller

Tore:   1:0 Rahn (41., direkter Freistoß, Linksschuss), 1:1 Podolski (44., Rechtsschuss, Vorarbeit Federico), 2:1 Barbarez (52., Linksschuss, Mahdavikia), 3:1 Jarolim (64., Rechtsschuss, Barbarez), 4:1 Fukal (68., Kopfball, Rahn), 4:2 Springer (83., Kopfball, Feulner)

Eingewechselt:   31. Benjamin für Reinhardt, 73. Cardoso für Romeo, 73. V. Hleb für Barbarez - 60. Streit für Federico, 60. Feulner für Voigt, 76. Springer für Scherz

Schiedsrichter:  Weiner 

Zuschauer:  48413

Gelbe Karten:  Jarolim - Kringe, Grujic, Sinkala
 

Spielbericht
Kölns Trainer Marcel Koller nahm nach der jüngsten 1:2-Niederlage gegen Bochum eine Änderung vor. Abwehrspieler Sinkiewicz gab sein Profidebüt für Sichone. Zwei Wechsel gab es dagegen beim HSV. Coach Toppmöller brachte Mahdavikia für den Gelb-gesperrten Hoogma von Beginn an, Fukal rückte für den Niederländer aus dem Mittelfeld in die Abwehr. Außerdem erhielt Schlicke den Vorzug vor Benjamin.

Beide Teams präsentierten sich verhalten in der Anfangsphase. Die Hanseaten eroberten sich zwar Feldvorteile, zwingend wirkten die Aktionen bis auf Romeos Kopfball (12.) aber nicht.

Die Rheinländer machten schnell deutlich, sich nicht hinten reinstellen zu wollen. So spielte die Koller-Elf gefällig mit, die Aktionen waren aber selten durchdacht. Erst nach gut einer Viertelstunde wurden die Offensivversuche der Domstädter gefährlicher. Vornehmlich über die rechte Seite zog der FC seine Vorstöße auf und versuchte, mit direktem Spiel Lücken in die HSV-Defensive zu reißen. Doch was phasenweise gut aussah war vor dem Hamburger Gehäuse ein Muster an Harmlosigkeit.

Die Norddeutschen kamen erst nach gut 30 Minuten wieder besser ins Spiel und konnten die Kölner in deren Hälfte drücken. Die Fehler und taktischen Fouls in der FC-Hintermannschaft mehrten sich nun, die Hamburger Führung lag in der Luft und folgte prompt: Konnte Wessels Romeos Schlenzer noch abwehren (34.), kam der Keeper bei Rahns fulminanten Freistoß aus 26 Metern halbrechter Position zu spät. Das Leder schlug neben dem rechten Pfosten zum 1:0 ein (41.).

In der Folgezeit beherrschten die Hanseaten einen nun verunsicherten Gegner, der jedoch wie aus heiterem Himmel zurückschlagen konnte. Federico schickte Podolski steil auf halbrechts. Der 18-Jährige nahm das Leder an, drang in den Strafraum ein, setzte sich gegen den zögerlichen Schlicke durch und vollendete aus zwölf Metern mit rechts ins linke untere Eck (45.).

Die Hanseaten kamen mit viel Elan aus der Kabine. Über die Außenpositionen versuchten die "Rothosen" nun, in den Rücken der Kölner Abwehrreihe zu gelangen. In der Mitte wurde immer wieder Barbarez gesucht, der zunächst in aussichtsreicher Lage nach Fukals Hereingabe von der rechten Seite das Leder nicht richtig traf (47.). In der 52. Minute machte es der Bosnier besser: Mahdavikia war in halbrechter Poition in den Strafraum eingedrungen und hatte Federico überlaufen. Seine präzise Hereingabe schob Barbarez mit links ins rechte Eck zur erneuten Führung ein.

Wer nun dachte, die Rheinländer könnten erneut postwendend reagieren, sah sich getäuscht. Der HSV blieb am Drücker und legte gegen nun ungeordnete Kölner sogar nach. Jarolim eroberte sich an der Mittellinie den Ball gegen Grujic und passte weiter auf Barbarez. Dieser verzögerte kurz und schickte dann den in den halbrechten Strafraum kreuzenden Jarolim steil. Der Tscheche blieb eiskalt und verwandelte sicher ins linke untere Eck (64.).

Damit nicht genug, die Kölner zeigten nun Auflösungserscheinungen. Hamburg konnte sich in der gegnerischen Hälfte nun frei entfalten. Nach einer Rahn-Ecke von der linken Seite an den Fünfmeterraum hechtete Fukal in den Ball und drückte ihn per Flugkopball aus fünf Metern ins rechte Eck (68.). 

Damit war die Partie gelaufen. Köln konnte sich glücklich schätzen, dass Romeo (71.) und Mahdavikia (71.) kein Kapital aus ihren Großchancen ziehen konnten. 

Gegen Ende der Partie war die Partie frei von jeglichen taktischen Zwängen, der HSV war zu diesem Zeitpunkt nach Rahns Ausscheiden (Muskelfaserriss im Oberschenkel) nur noch zu zehnt. Es ergaben sich Chancen auf beiden Seiten, die Kölner konnten sogar noch verkürzen. Nach einem Feulner-Freistoß von der linken Seite stieg Springer am höchsten, auch, weil Keeper Wächter zu spät aus seinem Kasten kam. Das Leder trudelte ins leere Tor (82.).

Hamburg steuert weiter sicher auf einen Platz im UI-Cup zu, für die Kölner gibt es keine Hoffnung mehr. Schon am nächsten Spieltag könnte bei nun mindestens elf Punkten Rückstand auf Platz 15 der endgültige Abstieg feststehen. 

Spielereignisse im Detail
Schlusspfiff 
 
82
 Die Kölner verkürzen. Nach einem Feulner-Freistoß von der linken Seite steigt Springer am höchsten, auch, weil Keeper Wächter zu spät aus seinem Kasten kommt. Das Leder trudelt ins leere Tor. 
 
71 Riesenchancen zum 5:1! Zunächst bekommt Romeo den Ball aus vier Metern nicht im Tor unter, kurz später klärt Wächter im 1-gegen-1 gegen Mahdavikia per Handreflex. 
 
68
 Die Entscheidung? Rahn bringt einen Eckball von der linken Seite an den Fünfmeterraum. Dort hechtet sich Fukal in den Ball und verwandelt per Flugkopball aus fünf Metern ins rechte Eck. 
 
64
 Jarolim erobert sich an der Mittellinie den Ball gegen Grujic, passt weiter auf Barbarez. Dieser verzögert kurz und schickt dann den in den halbrechten Strafraum kreuzenden Jarolim. Der Tscheche verwandelt sicher ins linke untere Eck. 
 
52
 Mahdavikia dringt in halblinker Postion in den Strafraum ein und überläuft Federico. An seine präzise Hereingabe vor das Tor kommt Barbarez, der mit links aus fünf Metern einschieben kann. 
 
47 Fukal setzt sich auf der rechten Seite durch und kommt bis zur Grundlinie. Seine präzise Hereingabe findet Barbarez, der den kniehohen Ball in aussichtsreicher Position nicht richtig trifft. 
 
  Anpfiff 2. Halbzeit 
 
  Halbzeit 
 
44
 Federico schickt Podolski in halbrechter Position steil. Der Youngster nimmt den Ball an, dringt in den Strafraum ein, setzt sich gegen Schlicke durch und vollendet aus zwölf Metern mit rechts ins untere linke Eck. 
 
41
 Die Hamburger Führung. Rahn zieht einen Freistoß aus 26 Metern halbrechter Position mit links über die Mauer. Das Leder schlägt knapp neben dem rechten Pfosten ein. Wessels kommt einen Tick zu spät. 
 
34 Grujic verliert in der eigenen Hälfte das Leder, Romeo hat urplötzlich viel Platz und geht auf das Tor zu. Sein Schlenzer aus 17 Metern kann Wessels gerade noch um den linken Pfosten lenken. 
 
31
 Reinhardt kann nach einer Platzwunde am Kopf nicht weitermachen, für ihn kommt Benjamin ins Spiel. Schlicke rückt so aus dem Mittelfeld in die Viererkette. 
 
28 Reinhardts Kopfballabwehr gerät zu kurz, so dass Kringe das Leder volley von der Strafraumgrenze nehmen kann. Wächter passt erneut auf und hält sicher. 
 
27 Kringe schleicht sich nach einem Einwurf von der linken Seite von seinem Gegenspieler fort. Keeper Wächter hat jedoch aufgepasst und verkürzt geschickt den Winkel. Kringe hat aus linker Position vier Meter vor dem Tor keine Chance. 
 
21 Getümmel im HSV-Strafraum. Die Hanseaten bekommen nach einer Kringe-Hereingabe von rechts den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Grujic und Podolski verpassen jedoch, beim Nachschuss wartet Scherz zu lange. 
 
19 Rahn versucht es mit einem Vollspann-Freistoß aus 25 Meter. Das Leder zischt an der Mauer vorbei, Wessels kann den wenig platzierten Ball jedoch im Nachfassen halten. 
 
14 Kringe und Podolski spielen 25 Meter vor dem Tor Doppelpass, anschließend zieht Podolski volley ab. Sein Versuch geht weit links am Tor vorbei. 
 
12 Fukal fängt einen Ball auf der rechten Seite ab, umgehend flankt der Tscheche nach innen. Sechs Meter vor dem Tor steigt Romeo am höchsten, sein Kopfball ist jedoch zu unplatziert. Wessels hält sicher. 
 
8 Die Hamburger sind leicht feldüberlegen, klare Chancen konnten sich die Hanseaten aber noch nicht erarbeiten. Das Geschehen spielt sich weitgehend im Mittelfeld ab. 
 
1 Herzlich Willkommen beim kicker Live-Ticker. Hamburg mit zwei Änderungen, für Hoogma und Benjamin liefen Schlicke und Mahdavikia auf. Bei den Kölnern gibt Abwehrspieler Sinkiewicz sein Profi-Debüt für Sichone. 
Anpfiff 


 
dpa: Köln verliert jede Hoffnung auf die Rettung

Von Dagmar Garbe, dpa
Hamburg (dpa) - Frühlingserwachen beim Hamburger SV, Endzeitstimmung in Köln: 48 413 Zuschauer feierten das 4:2 (1:1) des HSV gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln im Hamburger Volkspark wie ein Volkfest und der zuletzt nach schwachen Leistungen seiner Mannschaft ernüchterte Clubchef Bernd Hoffmann sprach gelöst: «Das war ein richtiges Happening.» 

Der scharfe Wind, der Trainer Klaus Toppmöller noch in dieser Woche entgegen blies, legte sich an diesem lauen Frühlingstag nach der besten Rückrundenleistung seines Teams - und der Anhang stimmte erstmals seit langem wieder «So ein Tag, so wunderschön wie heute» an. «Wir haben den Fans gezeigt, dass wir um jeden Ball kämpfen», meinte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer erleichtert.

So schön der 30. Spieltag für den HSV auch war, der durch Tore von Christian Rahn (40.), Sergej Barbarez (52.), David Jarolim (64.) und Milan Fukal (69.) zum zweiten Mal in dieser Saison vier Treffer erzielte, so traurig war die Bilanz für das Team von Trainer Marcel Koller. «Wir haben eine gute erste Halbzeit gezeigt, aber wie so oft zu viele Torchancen ausgelassen», sagte Koller, dessen «Geißböcke» bei elf Punkten Rückstand zum rettenden 15. Platz nun am nächsten Spieltag als erster Absteiger feststehen könnten.

In der Tat trafen trotz zahlreicher Möglichkeiten nur Jungstar Lukas Podolski (44.) und der eingewechselte Christian Springer (82.). «Wenn wir wüssten, woran es liegt, dass wir das Tor nicht treffen, hätte der Trainer das schon abgestellt», sagte Podolski, der nochmals bekräftigte, auch in der 2. Liga für Köln zu spielen. «Ich bleibe zu 100 Prozent in Köln, und wir steigen zu 100 Prozent wieder auf», sagte der 18-Jährige, dem Klaus Toppmöller großes Lob zollte: «Er ist ein Riesentalent, kompakt und schnell und hat alles, was man als Spieler haben muss», urteilte der HSV-Coach beeindruckt.

Doch auch mit seinen Spielern war Toppmöller nach anfänglichen Problemen zufrieden. «Ich habe die Mannschaft in der Halbzeit wach gerüttelt, denn mir war klar, dass die jungen Kölner ihr hohes Tempo nicht halten konnten.» Kopfschüttelnd machte der Trainer erneut deutlich, dass er seine Arbeit in Hamburg in der Öffentlichkeit nicht genug gewürdigt sieht: «Schalke steht einen Platz und einen Punkt vor uns in der Tabelle und wird jede Woche gelobt. Da wird schon mit zweierlei Maß gemessen.»

Köln und der HSV stehen vor schweren Aufgaben. «Wir arbeiten konzentriert weiter und werden uns nicht hängen lassen», sagte Koller mit Blick auf das Duell mit Bayern München. Toppmöller freut sich sogar «wahnsinnig» auf das Spiel bei Werder Bremen, obwohl ihn große Personalsorgen plagen: Rahn fällt mit einem Muskelfaserriss für rund drei Wochen aus, Bastian Reinhardt erlitt einen Nasenbeinbruch und eine Gehirnerschütterung, Jarolim ist gesperrt. «Bremens Vorsprung ist groß, sie können ruhig ein bisschen Nordhilfe leisten», meinte Toppmöller, «ganz Deutschland wird nächste Woche auf uns gucken, das wird ein Highlight für jeden Spieler.»

Barbarez machte klar, dass er sich nicht mit Tabellenplatz acht zufrieden geben will, denn als Siebter würde man eine Runde später in den anvisierten UI Cup einsteigen: «Ich werde mir bestimmt den A... aufreißen, um weiter nach vorne zu kommen, denn dann bekommen wir fünf Tage mehr Urlaub. In meinem Alter freut man sich schon darüber.»