Bundesliga 2004/2005, 21. Spieltag, Samstag, 12.02.05 in der Hamburger AOL Arena bei 10 Grad C.

Hamburger SV - VfB Stuttgart 2:1 (1:1)

Eigentlich kann ich es nicht glauben. Der HSV hat heute mal wirklich etwas geschafft, was üblicherweise nicht geschieht. Wir haben einen big-point gemacht und ein ganz wichtiges Spiel gewonnen. Vom Gefühl her ist es so, daß wir solche Spiele IMMER verloren haben in all den Jahren. Wenn wir mal richtig etwas für uns tun konnten, haben wir das meistens nicht geschafft. Heute ist es aber endlich gelungen. Wir haben das Spiel gegen den bisherigen Tabellendritten, VfB Stuttgart, tatsächlich gewonnen. Stuttgart war vor dem Spiel 4 Punkte vor uns; nun ist es nur noch einer.

An dieser Stelle habe ich nach dem Spiel aufgehört zu schreiben. Und nun ist es eine Woche später und wir fahren bereits zum Heimspiel gegen Kaiserslautern.

Ich versuche dann mal, mein schlechtes Gedächtnis ein wenig zu bemühen. Einzelne Szenen fallen wir allerdings nur noch sehr vage ein. Eben die, die man auch nochmal im TV gesehen hat.

Ich fand, daß wir sehr gut begonnen haben. Und eigentlich haben wir auch das ganze Spiel über gut gespielt. Allerdings hat Stuttgart mit dem ersten ordentlichen Angriff dann auch leider gleich das Führungstor erzielt. Das war allerdings wirklich klasse wie Imre Szabics den Ball da aus dem kurzen Winkel so ins Eck geballert hat, daß er zunächst an den Innenpfosten und dann an die Latte schlug, um leider seinen Weg ins Tor zu finden.

Das geile daran war, daß der HSV sich nicht zurückwerfen lassen ließ und wenige Minuten später gleich den Ausgleich erzielen konnte. Nach einer Ecke von Paule Beinlich konnte Sergej Barbarez den Ball aus kürzester Distanz im Tor unterbringen.

Mit diesem 1:1 ging es in die Halbzeit. Und nach der Halbzeit ging es gleich gut weiter für den HSV, denn man konnte ziemlich schnell das Führungstor zum 2:1 erzielen. Diesmal war es ein Freistoß von der linken Seite, der von Mahdavikia ausgeführt wurde und bei dem Van Buyten dann vollkommen ungestört zum Kopfball hochsteigen konnte. Das tat er allerdings auch so imposant, daß Sammer später im Interview lobende Worte darüber verlor und sagte, daß Daniel dabei 7 m in der Luft gestanden hätte.

Tja, der gute Sammer. Er verlor nicht nur Worte über unseren Kapitän, sondern während des Spiels schon reichlich die Contenance. 

Ich mag den Sammer ja, weil er kein Blatt vor den Mund nimmt und allen gegenüber seine Meinung offen sagt. Ich stimm ihm zwar oft nicht zu, aber ich finde es auch gut, daß er selbst gegenüber der Presse immer unbequeme Meinungen vertritt und sich nicht verbiegen läßt.

Dieses Spiel hat allerdings dazu geführt, daß er hinterher so in Rage war, daß er sich selbst einen Maulkorb verordnete und nur noch sagte, daß er besser gar nichts mehr sage, weil ihm sonst drohe, seine Trainerlaufbahn beenden zu müssen.

Sammer war schon ohnehin ganz gut in Rage und dann kamen zwei Szenen, die ihn völlig außer Rand und Band brachten. Zunächst einmal gab es eine Elfer-Szene für Stuttgart. Szabics lief einem Steilpass in den Strafraum hinterher und stieß dann mit dem herauslaufenden Pieckenhagen zusammen, der sich zum Ball warf. Fraglich war nun, ob Pieckenhagen den Ball berührte oder nur den Gegner umgesemmelt hat. Den Bildern nach war es wohl doch eher ein Elfer, wobei ich wirklich nicht sicher bin, ob piecke den Ball nicht doch berührt haben könnte. Jedenfalls sagte er das zum Schiri, der ihn dazu befragte. Es gab jedenfalls keinen Elfer und Sammer war gut aus dem Häuschen.

Das wurde dann nochmal schlimmer, als Zivkovic die gelb-rote Karte erhielt. Die fanden viele in der Nachbetrachtung nach dem Foul an Taka zu hart. Ich muß allerdings sagen, daß ich die zweite gelbe Karte o.k. fand, weil er da wirklich nur absichtlich in Taka gesprungen ist. In langsamen Wiederholungen sah das natürlich auch anders auch.

Jetzt war Sammer jedenfalls ganz oben auf der Palme., Leider verlor der HSV nun aber auch seine Linie und konnte trotz Überzahl kaum noch Chancen erarbeiten. Trotzdem hatte ich eigentlich nie richtig Angst, daß wir noch den Ausgleichstreffer bekommen, denn Chancen hatte Stuttgart kaum.

Ich finde, daß wir das Spiel verdient gewonnen haben und Stuttgart war wesentlich weniger stark als ich erwartet hätte. 

Zu den Spielern kann ich jetzt nicht mehr so recht was schreiben. Van Buyten und Barbarez, die beiden Torschützen, haben mir auch im Spiel sehr gut gefallen.

Tabelle des Spieltages

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
kicker: Hamburger SV -  VfB Stuttgart  2:1 (1:1) 

Allgemeine Informationen
Hamburger SV:  Pieckenhagen - Schlicke, Boulahrouz, van Buyten, Klingbeil - Benjamin - Mahdavikia, Beinlich - Jarolim - Barbarez, Takahara - Trainer: Doll

VfB Stuttgart:  Hildebrand - Stranzl, Fernando Meira, Zivkovic - Hinkel, Soldo, H. Gerber - Tiffert, Meißner - A. Hleb - Szabics - Trainer: Sammer

Tore:   0:1 Szabics (15., Rechtsschuss, Vorarbeit Tiffert), 1:1 Barbarez (17., Linksschuss, Beinlich), 2:1 van Buyten (54., Kopfball, Mahdavikia)

Eingewechselt:   46. Mpenza für Klingbeil, 76. Lauth für Takahara, 79. Brecko für Mahdavikia - 82. Gomez für H. Gerber

Schiedsrichter:  Kemmling 

Zuschauer:  48214

Gelb-Rote Karten:  Zivkovic (73.)

Gelbe Karten:  Barbarez, Mpenza - Tiffert, Meißner, Soldo
 

Spielbericht
Beim Hamburger SV gab es im Vergleich zum jüngsten 3:1-Erfolg in Nürnberg nur eine personelle Änderung: Benjamin ersetzte im defensiven Mittelfeld Wicky.
Stuttgarts Trainer Matthias Sammer brachte nach dem 1:1-Unentschieden gegen Kaiserslautern Szabics für den Gelb-gesperrten Cacau. Weil Kuranyi mit Leistenproblemen ausfiel, agierte der VfB mit nur einer echten Spitze und massiertem Mittelfeld. Meira, Gerber und Tiffert kamen für Babbel, Heldt und Kuranyi.

Von Beginn an entwickelte sich eine schnelle, aber auch sehr hektische und nervöse Partie. Beide Teams agierten sehr verbissen, gaben keinen Meter des Spielfeldes kampflos preis.

Die Hamburger gewannen zunehmend die Oberhand, drängten die Schwaben in die Defensive, doch diese antworteten mit schnellen Gegenangriffen, von welchen einer nach einer Viertelstunde zur etwas überraschenden Führung führte: Herrlicher Steilpass von Tiffert aus dem Mittelfeld in die rechte Strafraumhälfte auf Szabics, der völlig frei aus neun Metern halbrechter Position abzieht und in den rechten Winkel trifft.

Doch der HSV reagierte prompt: Beinlich bringt eine Ecke von rechts herein, Gerber rutscht der Ball über den Scheitel, Tiffert will auf der Linie klären, schießt aber praktisch Barbarez ans linke Bein, wovon der Ball ins Tor geht (17.).

Die Norddeutschen bestimmten weitgehend das Spielgeschehen, agierten etwas zweikampfstärker und hatten mehr Ballbesitz. Stuttgart setzte auf schnelle Gegenstöße, probierte es aber zu häufig durch die Mitte, wo sich die Schwaben ein ums andere Mal festrannten.

Beide Teams kombinierten schnell und gefällig, standen aber auch in der Defensive meist sattelfest, so dass der unterhaltsamen Partie die hochkarätigen Chancen fehlten.

Gegen Ende der ersten Hälfte neutralisierten sich die Kontrahenten meist im Mittelfeld. Dem VfB fehlten mitunter die Anspielstationen, da das Spiel ohne Ball nicht mehr funktionierte. Der HSV tappte zudem immer wieder in die Abseitsfalle der Stuttgarter.

Nach dem Wechsel brachte Hamburgs Trainer Thomas Doll mit Mpenza einen weiteren Stürmer und ließ Defensivkraft Klingbeil draußen.

Die Hanseaten blieben das aktivere Team, waren oft einen Schritt schneller als die Sammer-Schützlinge, benötigten aber eine Standardsituation, um in Führung zu gehen: Mahdavikia bringt einen Freistoß mit rechts und Effet vom linken Strafraumeck nach innen, van Buyten springt unbedrängt hoch und köpft aus sechs Metern unhaltbar für Hildebrand ein (54.).

Fünf Minuten später fühlte sich der VfB stark benachteiligt, als Schiedsrichter Kemmling nach einem Zusammenprall von Szabics mit Pieckenhagen, bei dem der Ungar im Strafraum zu Fall kam, das Spiel weiterlaufen ließ.

Das Tempo der Partie blieb hoch, es schlichen sich aber hüben wie drüben immer mehr Ungenauigkeiten ein, zudem unterbanden zahlreiche Unterbrechungen nach Fouls ein attraktiveres Spiel. Kampf mit Haken und Ösen ersetzte gelungenen Kombinationsfußball.

Ab der 73. Minute waren die Stuttgarter in Unterzahl, nachdem der bereits verwarnte Zivkovic nach einem Luftzweikampf gegen Takahara die Gelb-Rote Karte sah.

Der HSV stand in der Folge etwas weiter zurückgezogen, machte die Räume geschickt eng und lauerte auf schnelle Gegenangriffe. Die Stuttgarter taten sich schwer gegen das vielbeinige Bollwerk, konnten sich kaum einmal durchsetzen. VfB-Regisseur Hleb konnte keine entscheidenden Akzente setzen, verlor viele Zweikämpfe und blieb weit unter seinen Möglichkeiten.

In den Schlussminuten erhöhte der VfB nochmal die Schlagzahl, die Hanseaten verteidigten den Vorsprung aber dichtgestaffelt mit Überblick und Geschick.

Der Hamburger SV stellte über die gesamte Spielzeit das cleverere und aktivere Team und gewann insgesamt verdient gegen die nun seit drei Spielen sieglosen Stuttgarter, die nicht nur die Partie verloren, sondern auch Zivkovic, der mit Gelb-Rot vorzeitig zum Duschen musste. Während der HSV nun ganz dicht an die Fleischtöpfe des internationalen Geschäfts rangerückt ist, hat sich der VfB ein weiteres Stück vom Titelrennen entfernt.
 

Spielereignisse im Detail
Schlusspfiff 

90 In den Schlussminuten erhöht der VfB nochmal die Schlagzahl, die Hanseaten verteidigen den Vorsprung aber dichtgestaffelt mit Überblick und Geschick. 

88 Dem freistehenden Benjamin rutscht der Ball sieben Meter vor dem Tor nach Jarolim-Flanke über den Scheitel. 

86 Tiffert flankt nach Barbarez-Fehler freistehend aus der rechten Strafraumhälfte über Freund und Feind hinweg. Der VfB agiert zu harmlos. 

84 Der HSV macht die Räume geschickt eng, steht weiter zurückgezogen und lauert auf Konter. Der VfB zeigt sich einfallslos gegen das vielbeinige Bollwerk. 

78 Pieckenhagen lässt den ball nach einer Ecke von Hleb fallen, die Hamburger können aber klären.

73 Zivkovic erhält nach einem Luftzweikampf gegen Takahara die Gelb-Rote Karte. 

71 Jarolim bedient Takahara mit einer Flanke, doch der Japaner stützt sich auf Zivkovic. Freistoß VfB. 

69 Beinlich flankt von der linken Seite zu Takahara, dessen Flugkopfball aus elf Metern für Hildebrand aber kein größeres Problem darstellt. 

62 Ein 23-Meter-Freistoß von Beinlich prallt von der Mauer zur Ecke ab. In deren Anschluss behindert Takahara Hildebrand, der VfB erhält einen Freistoß. 

54
 Mahdavikia bringt einen Freistoß mit rechts und Effet vom linken Strafraumeck nach innen, van Buyten springt unbedrängt hoch und köpft aus sechs Metern unhaltbar für Hildebrand ein. 

50 Hleb bringt eine Ecke von links herein, die HSV-Abwehrhünen können aber klären. Eine weitere Ecke von Hleb klärt Pieckenhagen mit der Faust. 

46 HSV-Trainer Thomas Doll verstärkt die Offensive, bringt Mpenza für den defensiven Klingbeil. 

Anpfiff 2. Halbzeit 

Halbzeitpause 

Abpfiff 1. Halbzeit 

41 Takahara versucht's mal mit rechts vom linken Strafraumeck, schießt den ball aber in den dritten Stock. 

33 Jarolim flankt von der rechten Grundlinie weit zurück an den Strafraum, Beinlich zieht volley aus 17 Metern ab, doch Meira lenkt den Ball mit der Fußspitze zur Ecke ab, die nichts einbringt. 

29 Hinkel zieht mit links aus 17 Metern halbrechter Position ab und zwingt Pieckenhagen zu einer Glanzparade. 

26 Der HSV ist das Spiel bestimmende Team, ist zweikampfstärker und besitzt mehr Spielanteile. Der VfB spielt schnell nach vorne, verliert den Ball aber meist wieder zügig. 

17 Prompte Antwort des HSV: Beinlich bringt eine Ecke von rechts herein, Gerber rutscht der Ball über den Scheitel, Tiffert will auf der Linie klären, schießt aber praktisch Barbarez ans linke Bein, wovon der Ball ins Tor geht. 

15 Herrlicher Steilpass aus dem Mittelfeld in die rechte Strafraumhälfte auf Szabics, der völlig frei aus neun Metern halbrechter Position abzieht und in den rechten Winkel trifft. 

13 Hinkel klärt einen Schuss von Mahdavikia zur Ecke. Der Iraner tritt sie selbst, Hildebrand fängt den Ball aber ab. 

10 Hinkel fasst sich aus 27 Metern ein Herz, zieht mit rechts stramm ab, doch Pieckenhagen taucht ab und fängt sicher. 

8 Schlicke flankt von der rechten Grundlinie scharf und flach nach innen, doch in der Mitte verpasst Barbarez den Ball um Haaresbreite. 

6 Mahdavikia bringt einen Freistoß von links mit dem rechten Fuß herein, van Buyten verlängert mit dem Kopf, doch der Ball geht genau auf Hildebrand, der Keeper hat keine Probleme. 

5 Nervöser und hektischer Beginn. Beide Teams agieren sehr verbissen, viele Nickligkeiten verhindern Spielfluss. 

Anpfiff 


 
 
dpa: Stuttgart fühlt sich nach 1:2 beim HSV betrogen

Von Britta Körber, dpa

Hamburg (dpa) - Matthias Sammer kochte vor Wut und musste sich vor seiner Rage selbst schützen. «Ich bin so erbost. Wenn ich etwas sage, werde ich lebenslang gesperrt. Aber das war nicht die erste negative Erfahrung mit Herrn Kemmling», echauffierte sich Stuttgarts Trainer nach dem 1:2 (1:1) beim Hamburger SV.

Sammers Ärger resultierte aus mehreren strittigen Entscheidungen des Schiedsrichters aus Burgwedel. «Und einen Tag vor einem Bundesliga-Spiel kann es so ein Urteil wie in Frankfurt nicht geben. Das geht nicht, das geht nicht», zeterte Sammer. Sein Spieler Silvio Meißner wurde noch deutlicher: «Gestern kriegen sie zwei Millionen und heute drei Punkte!»

Tatsächlich bot die Leistung von Kemmling, der den Schwaben einen Elfmeter verwehrte, reichlich Diskussionsstoff. Der Unparteiische erregte die Gemüter zusätzlich, als er HSV-Keeper Martin Pieckenhagen fragte, ob er den Ball berührt habe, als Imre Szabics in aussichtsreicher Position zu Fall kam. Der grinste hinterher und meinte: «Ich war noch am Ball, und von daher war es richtig entschieden.» Sammer glaubte ihm nicht: «Der Täter hat ein Problem, aber auch der, der ihn gefragt hat.» Kemmling entgegnete: «Meine Sicht ist so gewesen, dass Pieckenhagen am Ball war. Und deswegen habe ich ihn befragt», sagte er im ZDF-«Sportstudio».

Wütend war auch Nationaltorhüter Timo Hildebrand: «Das kotzt mich an. Das war eine Katastrophe. Ich weiß nicht, ob sich der Schiedsrichter in der Pause gesagt hat, jetzt pfeife ich für den HSV.» Kritisiert wurde auch ein berechtigter Freistoß für die Hamburger, den Abwehrrecke Daniel van Buyten (54.) nach den Toren von Szabics (15.) und Sergej Barbarez (17.) zum Siegtor einköpfte. Als zu hart empfanden die Gäste zudem die Gelb-Rote Karte in der 73. Minute für Boris Zivkovic. Doch zu Zehnt waren sie besser und gefährlicher als zuvor, ließen den HSV bis zuletzt um die drei Punkte zittern. HSV-Coach Thomas Doll wollte nichts dramatisieren: «Es war sicherlich die eine oder andere Situation dabei, wo man ein Auge hätte zudrücken können. Vielleicht haben wir ein bisschen Glück gehabt.»

Über ein «perfektes Wochenende» freute sich der HSV- Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann. Die Äußerungen Sammers und die Verhaftung von Robert Hoyzer, der das Pokalspiel gegen Paderborn manipuliert hatte, wollte er nicht kommentieren. «Ich bin froh, dass das Thema abgeschlossen ist und wir heute erfolgreich waren.» Für seine geschickte Verhandlungsführung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhielt er Beifall aus den eigenen Reihen. «Ich muss ihm ein Riesenkompliment machen, dass er uns den Weg durch die Instanzen erspart hat», sagte Doll, der sein Team gegen den ersatzgeschwächten VfB exzellent eingestellt hatte.

«Wir sind oben dran und das ist schön, aber von der Champions League sprechen wir noch nicht», meinte der 38 Jahre alte Jungtrainer, der den Hamburgern das Kurzpassspiel vermittelt hat und sich über die neue Stärke bei Standardsituationen freute. «Im modernen Fußball kann man viele Spiele durch sie gewinnen.» Stuttgart dagegen kassierte schon den elften Treffer nach Standards. «Jetzt müssen wir schnell wieder aufstehen und in Parma Flagge zeigen», lautete Sammers sportlicher Kommentar vor der UEFA-Cup-Partie in Italien.


 
 
sport1:
HSV macht Boden gut - der VfB hadert

Hamburg - Die Szene, welche die schwäbischen Gemüter in der AOL-Arena erregte, passierte in der 59. Minute: Imre Szabics zieht in den Strafraum, wird vom HSV-Keeper Martin Pieckenhagen elfmeterreif von den Beinen geholt, aber die Pfeife von Schiedsrichter Uwe Kemmling bleibt stumm.
"Ich gehe an ihm vorbei und er trifft mich", sagte der betroffene Szabics. "Ich habe ganz klar von meinem Gefühl den Ball berührt - kein Elfer", meinte hingegen der Hamburger Keeper.

Sammer vorsichtshalber wortlos
"Das ist ja der Gipfel. Ich bin so erbost - alles was ich dazu sage, sperrt mich lebenslang", sagte ein aufgebrachter VfB-Trainer Matthias Sammer. 
"Eigentlich soll man ja nicht gegen den Schiedsrichter meckern, aber heute war es einfach zu extrem", meinte Torwart Timo Hildebrand.

Kuranyi und Cacau fehlten
Dabei hatte es so gut für die Stuttgarter begonnen. Szabics hatte die Gäste in der 15. Minute in Führung gebracht, aber nur zwei Minuten später gelang Sergej Barbarez der Ausgleich. "Unser Problem war, dass wir das 1:0 nicht länger gehalten haben", stellte Sammer fest. 
Aber der Coach machte es nicht nur daran fest: "Mit Kevin Kuranyi und Cacau hatten wir heute leider zwei Stürmer nicht dabei." Der deutsche Nationalspieler stand wegen Leistenproblemen gar nicht im Kader, und der Brasilianer saß seine Gelbsperre ab.

Achillesferse VfB-Abwehr
Auch in der Abwehr mussten die Schwaben umstellen und spielten zum sechsten Mal mit einer anderen Verteidigung. Dazu kam noch, dass Alexander Hleb mit der Manndeckung durch Collin Benjamin überhaupt nicht zurecht kam und wirkungslos blieb.
Und in der Deckung liegt auch die Achillesferse der Schwaben: In den letzten sechs Spielen hat die Sammer-Elf immer mindestens einen Gegentreffer kassiert.

Titelkampf ade
Durch die Niederlage hat sich der VfB wohl aus dem Titelkampf verabschiedet. Die Schwaben liegen nun mit 35 Punkten auf fünften Platz.
"So ist das eben. Gestern kriegen sie zwei Millionen und heute drei Punkte", meinte Silvio Meißner in Anspielung auf Hamburgs Einigung mit dem DFB im Wett- und Manipulationsskandal. 

HSV weiter auf der Überholspur
Die Hamburger feierten durch das Tor des Kapitäns Daniel van Buyten in der 54. Minute bereits den siebten Sieg im neunten Spiel.
"Vor 14, 15 Spielen waren wir eine Zweitliga-Truppe. Jetzt sind wir wahrscheinlich schon nahe am Meistertitel. Aber ich glaube, die Mannschaft kann das ganz gut und realistisch einschätzen", meinte Stefan Beinlich, der mit Mehdi Mahdavikia bester Spieler auf dem Feld war.

"Es macht einfach Spaß"
Beinlich lieferte auch die Begründung für den Aufschwung: "Das hundertprozentige Vertrauen des Trainers ist da und außerdem spiele ich auf meiner Lieblingsposition. Es macht einfach Spaß, in dieser Truppe zu spielen." 
Und auch Trainer Thomas Doll freute sich: "Ich muss meiner Mannschaft erneut ein sehr großes Kompliment machen. Dass sie sich im Spiel immer wieder findet und immer wieder an sich glaubt, ist wirklich großartig. Wie wir in der zweiten Hälfte gespielt haben, das war echt klasse."

Hamburg schnuppert am CL-Platz
Und die Hanseaten haben auf einen Champions-League-Platz nur noch drei Zähler Rückstand. 
34 Punkte bedeuten Platz sechs, aber "wir bleiben auf dem Teppich, unser Weg geht immer wieder weiter", so Doll, der anfügte: "Wir sind oben dran und das ist schön."
 

Daten: Torjäger van Buyten

Die Null steht nicht mehr
Stuttgart hat in den letzten sechs Spielen immer mindestens ein Gegentor kassiert - die einstige Betonabwehr ist nur noch "Schnee von gestern".

Raus aus dem Titelrennen? 
Der VfB holte aus den letzten drei Spielen nur einen von neun möglichen Punkten - zu wenig, um im Kampf um die Meisterschale mitmischen zu können.

Kurs Champions League
Der HSV hat die letzten drei Spiele gewonnen - der Rückstand auf den VfB Stuttgart beträgt nur noch einen Punkt.

Rekord
Mit Zivkovic flog schon der 83. VfB-Spieler in der Bundesliga-Historie vom Platz - kein Team wurde in der langen Geschichte so oft dezimiert wie die Schwaben

VfB zu harmlos
In den 90 Minuten in der AOL-Arena gaben die Schwaben nur fünf Torschüsse ab - weniger Abschlussaktionen gab es von den Schwaben in dieser Saison noch nicht. Vor allem nach der Pause waren alle VfB-Aktionen zu wenig zielstrebig: zwei Torschüsse nach dem Seitenwechsel - so kann man einen Rückstand nicht aufholen und hat sich auch keinen Punkt verdient.

Torjäger van Buyten
Der Sohn eines ehemaligen Kirmes-Catchers präsentierte sich gegen den VfB in Gala-Form. Wie ein Fels stand der Belgier in der Abwehr und gewann starke 75 Prozent seiner Zweikämpfe. Er nahm sich allerdings auch immer wieder die Freiheit mit nach vorne zu gehen und verwertete nach der Pause einen Freistoß Mahdavikias zum Siegtreffer. Damit stehen für van Buyten nun schon vierten Saisontreffer zu Buche - kein anderer Verteidiger in der Liga traf öfter.

Starker Iraner
Mehdi ist zurück - so muss die Schlagzeile nach dem dritten Spiel in der Anfangself über den kleinen Iraner lauten. Unermüdlich kurbelte er das HSV-Spiel an und war insgesamt an acht der 13 HSV-Torschüsse beteiligt. Außerdem feierte er eine Saisonpremiere: Sein Freistoß auf den Sieg-Torschützen van Buyten war die erste Torvorlage für den früheren Vorlagenspezialisten. Phänomenal auch sein Zweikampfverhalten gegen Stuttgart: Mahdavikia entschied 77 Prozent seiner Duelle für sich und war damit der zweikampfstärkste Spieler auf dem Platz.

Paule gibt den Takt an
Stefan Beinlich lieferte gegen Stuttgart eine gewohnt starke Leistung ab. Ruhig am Ball, immer anspielbar - so sah einmal mehr sein Spiel aus. So hatte er die meisten Ballkontakte auf dem Platz (80) und verwertete diese auch effektiv. So schlug Beinlich erstmals für den HSV eine Ecke mit Torfolge und war insgesamt an sieben Torschüssen direkt beteiligt. Immerhin war er in dieser Spielzeit schon an sieben Treffern beteiligt und hat nun nach 21 Spieltagen schon mehr Scorer-Punkte auf dem Konto als in der kompletten letzten Saison.

Nichts Neues von Barbarez
Natürlich gehörte Sergej Barbarez auch gegen Stuttgart zu den überragenden HSV-Spielern. So erzielte er postwendend nach der VfB-Führung den Ausgleich. Für Barbarez war es schon das neunte Saisontor und mittlerweile sammelte er unter dem Erfolgstrainer Doll schon 14 Scorer-Punkte. Dabei zeichnete er sich gegen den VfB als Mister 100 Prozent aus: ein Torschuss, ein Tor. Zudem ackerte er unermüdlich und bestritt von allen Spielern auf dem Platz die meisten Zweikämpfe (33) von denen er starke 61 Prozent für sich entschied.