Bundesliga 2005/2006, 5. Spieltag, Samstag, 17.09.05 in der Hamburger AOL Arena bei sonnigen 18 Grad C.

Hamburger SV - SG Eintracht Frankfurt 1:1 (0:0)

Ich glaube nicht, daß ich hyperkritisch gegenüber dem HSV bin, aber das ging heute wirklich nicht. 

Nachdem ich erst einfach nur schreiben wollte, dass der HSV offenbar keine Lust hatte, sich zu bemühen und ich das daher auch nicht habe, ist mir eben, nach dem Lesen einiger Spielberichte und Aussagen der Verantwortlichen doch ein wenig die Galle übergelaufen...

Ja, die Mannschaft hatte nur eine sehr kurze Pause nach dem UEFA-Cup-Spielende am Donnerstag um 22:20 Uhr bis zum Anpfiff am Samstag um 15:30 Uhr. 

Aber, BITTE, das sind Sportprofis! Das wird jawohl einmal möglich sein. Außerdem habe ich vorher immer gelesen, was für einen toll ausgeglichenen Kader wir hätten und dass nach dem UEFA-Cup-Spiel rotiert werden solle. Im Team standen Beinlich und Barbarez (die beide gegen Kopenhagen nicht spielen konnten/durften) und ansonsten war da nix mit Rotation. 

Ich kann diese entschuldigende Scheiße echt nicht lesen, dass die Jungs müde Beine hatten. Natürlich wird das so sein, aber doch nicht schon in den ersten 5 Minuten, oder ?

Das Spiel war nämlich von Beginn an in meinen Augen nur ein müdes Gegurke. Ich habe wirklich schon nach wenigen Minuten gedacht, dass Offensivspiel irgendwie anders aussieht. 

An und für sich braucht man über die Darbietung überhaupt kein Wort zu verlieren. Das war ein Kick wie im Hochsommer bei 50 Grad C auf dem Platz. Nur war es eben nicht so warm. Ich kann mich wirklich kaum erinnern, mal so etwas langweiliges im Stadion gesehen zu haben. Wie ein Spiel „Not“ gegen „Elend“ oder „kann nicht“ gegen „will nicht“, wobei man sich jeweils fragen kann, welche Rolle der HSV spielte... ?

Mir war das also viel zu wenig. Und, wenn man mal einen Funken ehrlich ist, wäre ein Sieg für uns auch vollkommen unberechtigt gewesen. 

Die Chancen der Frankfurter waren zwar auch sehr leicht abzählbar, aber immerhin die besseren. Zwei Mal musste Wächter in der ersten Halbzeit Glanzparaden zeigen und Bälle aus dem Winkel fischen. Das tat er bravourös. Aber im Nachhinein wäre das vielleicht ein guter Weckruf für unsere Jungs gewesen.

So quälte sich das Spiel dem Ende entgegen, bis Fortuna uns in der 85. Minute hold schien und die Führung erzielen ließ. Da musste ich schon arg grinsen und meinte zu einem meiner Nachbarn im Spaß, dass so eben Spitzenteams spielen – abgeklärt schlecht und dann ein Tor. So macht Bayern es ja auch gern. Oder eben nicht, weil die so ein Spiel eben doch kontrollieren. UND vor allen Dingen niemals so dämlich wären, eine fünf Minuten vor Schluß erzielte Führung sich noch wieder abnehmen zu lassen durch ein Gegentor in der letzten Minute.

Nee, nee, Jungs, das war eindeutig vom Bemühen her zu wenig. Wer zumindest um den UEFA-Cup mitspielen will, der muß wenigstens mal phasenweise was gegen einen Abstiegsaspiranten zeigen können. Und da war heute ja absolut gar nichts. 

So, auf eine einzelne Spielerbewertung habe ich keinen Bock mehr. Die waren für mich eigentlich durchweg im Bereich 4 – 5 angesiedelt. Ausnahmen habe ich in Wächter gesehen, der uns vor einer Niederlage bewahrte und Atouba, der mir wenigstens ein Fünkchen besser gefiel als der Rest. Das allerdings auch nur defensiv!

Mir wird übrigens schon leicht beim Gedanken an die nächsten Wochen. Wenn wir die nächsten drei Spiele ähnlich enthusiastisch angehen wie das heutige, dann sind wir in 2 Wochen wieder auf dem gewohnten Stand. Wenn schlecht läuft, verlieren wir jetzt in Stuttgart, gegen Bayern zu Hause sowieso und was ich dann in Kopenhagen befürchte, brauche ich wohl nicht ausdrücklich zu schreiben. 
Reißt Euch zusammen, Jungs, und reißt jetzt nicht mit dem Arsch all das um, was ihr Euch in langen Wochen der Vorbereitung bis jetzt aufgebaut habt!

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
kicker: 1. Bundesliga, 2005/06, 5. Spieltag 
Hamburger SV -  Eintracht Frankfurt  1:1 (0:0) 

Allgemeine Informationen
Hamburger SV:  Wächter - Demel, B. Reinhardt, van Buyten, Atouba - Beinlich - Mahdavikia, Jarolim - van der Vaart - Lauth, Barbarez - Trainer: Doll

Eintracht Frankfurt:  Nikolov - Rehmer, Chris, Vasoski - Lexa, Preuß, Jones, Spycher - A. Meier, Köhler - Amanatidis - Trainer: Funkel

Tore:   1:0 van Buyten (86., Rechtsschuss, Vorarbeit B. Reinhardt), 1:1 D.-R. Cha (90., Kopfball, Vasoski)
Eingewechselt:   60. Ziegler für Mahdavikia, 70. Trochowski für Jarolim, 83. Takahara für Lauth - 66. P. Ochs für Lexa, 88. D.-R. Cha für Preuß, 88. van Lent für Chris
Schiedsrichter:  Kinhöfer 
Zuschauer:  48509
Gelbe Karten:  Beinlich, Atouba - Chris, Amanatidis

Spielbericht
Gerade einmal gut 41 Stunden nach dem mageren 1:1 gegen den FC Kopenhagen im UEFA-Cup musste der Hamburger SV gegen den Ligarivalen aus Frankfurt antreten. Wie schon am Donnerstag fehlten Boulahrouz (Meniskusreizung) und Wicky (Muskelfaserris). Beinlich kam für Klingbeil in die Mannschaft, im Angriff stand Geburtstagskind Barbarez an Stelle von Takahara wieder in der Startelf. 

Nach der 0:2-Niederlage in Hannover in der vergangenen Woche veränderte Eintracht-Trainer Funkel seine Anfangsformation im zweiten Auswärtsspiel in Serie auf drei Positionen. Chris, Preuß und Lexa spielten für Ochs, Huggel und Cha. Erneut war Amanatidis der einzige nominelle Stürmer. 

Die Hanseaten starteten engagiert in die Partie und hatten früh durch Reinhardt eine gute Kopfballgelegenheit, doch war den Hamburgern fehlende Konzentration gerade im Abwehrbereich anzumerken. Die Eintracht nutzte dies durch schnelles Spiel nach vorne aus und kam so auch zu Chancen. Zwar waren die Doll-Schützlinge spielerisch leicht überlegen und hätten durch Barbarez und Mahdavikia auch in Führung gehen können, doch die besseren Tormöglichkeiten in der ersten Hälfte hatten die Hessen. Lexa mit einem Freistoß sowie Amanatidis per Volleyschuss scheiterten am gut aufgelegten Wächter im HSV-Gehäuse. Letztlich war das torlose Remis zur Halbzeit leistungsgerecht. 

Zu Beginn des zweiten Abschnitts zeigten sich die Frankfurter mit mehr Zug zum Tor, ohne jedoch hochkarätige Gelegenheiten herauszuarbeiten. Danach verflachte die ohnehin nicht gerade hochklassige Partie weiter. Beide Mannschaften waren vor allen Dingen auf sichere Defensivarbeit bedacht. Erst in der Schlussphase erhöhten die Hanseaten noch einmal die Intensität. Fünf Minuten vor dem Ende gelang der Doll-Elf dann, als alles schon auf ein 0:0 hindeutete, der vermeintliche Siegtreffer. Nach einer Ecke und einem unkontrollierten Kopfball von Reinhardt fiel der Ball vor die Füße von van Buyten, der aus kurzer Distanz mit einem Schuss ins linke Eck einnetzte (86.). Dies brachte Frankfurts Trainer Funkel so sehr in Rage, dass er von Referee Kinhöfer nach turbulenten Szenen an der Außenlinie auf die Tribüne geschickt wurde. Doch sein Team konnte dennoch noch einmal kontern. Der kurz zuvor eingewechselte Cha erzielte nach einer Standardsituation aus kurzer Distanz am rechten Pfosten den von den Hessen umjubelten Ausgleichstreffer (90.). 

Die Frankfurter Eintracht kommt beim Hamburger SV zu einem nicht unverdienten Punkt, gleichzeitig der erste Auswärtspunkt dieser Saison für die Hessen. Den Hanseaten war nach dem UEFA-Cup-Spiel weniger als zwei Tage zuvor deutlich fehlende Spritzigkeit und Konzentrationsmängel anzumerken. Dennoch bleibt der HSV damit in dieser Spielzeit in Pflichtspielen unbesiegt. 

Spielereignisse im Detail:

90
 Ausgleich!! Der gerade erst eingewechselte Cha kommt nach einer Standardsituation nach Kopfballvorlage von Vasoski am rechten Pfosten zum Abschluss und drückt das Leder in die Maschen. 
 
  Schlusspfiff 
 
89 Frankfurts Trainer Funkel muss sich die Schlussminten wegen Meckerns von der Tribüne aus ansehen. 
 
86
 Das späte Siegtor!? Nach einem Eckball von der rechten Seite gewinnt zunächst Reinhardt ein Kopfballduell. Van Buyten kommt an den Ball und vollendet aus kurzer Distanz neben den linken Pfosten. 
 
80 Ziegler und Jones prallen im Zweikampf mit den Köpfen zusammen und bleiben benommen liegen. Nach kurzer Behandlungspause können beide aber weitermachen. 
 
78 Weil die Hanseaten die Schlussoffensive gestartet haben, steigt die Gefahr durch Frankfurter Kontern. 
 
77 Beide Teams erhöhen in der beginnenden Schlussphase noch einmal die Intensität, doch hochkarätige Chancen ergeben sich bislang noch nicht. 
 
64 Große Kopfballchance für van Buyten: Der Belgier kann nach Freistoßflanke vom linken Strafraumrand unbedrängt hochsteigen, doch setzt den Ball über das Tor. 
 
60
 Der Schweizer Ziegler - ohne Kaufoption von Tottenham ausgeliehen - kommt beim HSV für Mahdavikia. Der Youngster übernimmt die linke Seite in der Mittelfeldraute, Jarolim rückt auf rechts. 
 
58 Im Moment plätschert die Begegnung in der AOL-Arena weitgehend ereignislos dahin. Beide Teams sind vor allem auf gesichterte Defensive bedacht. 
 
48 Die erste kleinere Gelegenheit des zweiten Abschnitts haben die Hessen. Preuß' Schuss aus halbrechter Position geht aber deutlich am Tor vorbei. 
 
  Anpfiff 2. Halbzeit 
 
45 Dem HSV scheint bislang noch die Müdigkeit nach dem UEFA-Cup-Spiel am Donnerstag in den Knochen zu stecken. Auch wenn die Hamburger spielerisch etwas stärker waren, hatte die Eintracht im ersten Abschnitt die besseren Chancen. 
 
  Halbzeitpause 
 
  Abpfiff 1. Halbzeit 
 
43
 Beinlich sieht die Gelbe Karte wegen eines taktischen Handspiels weit in der Hälfte der Frankfurter. Der Routinier unterband mit seiner Aktion einen sich anbahnenden Konter der Hessen. 
 
38 Die Eintracht hält das Geschehen in der AOL-Arena weiterhin offen. Zwar haben die Doll-Schützlinge etwas mehr Spielanteile, doch nutzen die Frankfurter die sich gelegentlich bietenden Räume clever aus. 
 
29 Wieder kann Wächter den HSV vor der Eintracht-Führung bewahren, indem er einen strammen Volleyschuss von Amanatidis gerade noch aus der Ecke fischt. 
 
28 Riesenchance für Mahdavikia: Der Iraner kommt am Elfmeterpunkt frei zum Schuss, aber verzieht deutlich am linken Pfosten vorbei. 
 
23 Der HSV wirkt defensiv unkonzentriert. Zumindest auf Wächter ist bislang Verlass. Einen Freistoß aus halblinker Position von Lexa lenkt der HSV-Keeper sehenswert zum Eckball. 
 
18 Aus spitzem Winkel links im Strafraum versucht Barbarez das Leder über Nikolov ins lange Eck zu schlenzen, aber der Eintracht-Torhüter macht sich lang und kann halten. 
 
12 Ein Distanzschuss von Jones streicht nur wenige Zentimeter am rechten Pfosten des HSV-Tors vorbei. Wächter wäre aber wohl noch dran gekommen. 
 
11 Die Eintracht spielt bislang munter mit und kommt zu gelegentlichen Kontern. Aber auch die Hanseaten sind um konstruktives Spiel nach vorne bemüht. 
 
4 Erste gute Chance für den HSV: Reinhardt kommt nach einem Eckball unbedrängt im Fünfmeterraum zum Kopfball, doch Nikolov rettet per Glanzparade. 
 
1 Drei Wechsel in der Anfangself bei der Eintracht, die noch ohne Punkt und Tor in der Fremde ist. Chris, Preuß und Lexa stehen für Ochs, Huggel und Cha neu im Team. 
 
  Anpfiff 
 
0 Nur gut 41 Stunden nach dem mageren 1:1 im UEFA-Cup gegen Kopenhagen muss der HSV in der Liga gegen Frankfurt ran. Beinlich und Barbarez kommen im Vergleich zum Donnerstag für Klingbeil und Takahara neu ins Team. 


 
 
dpa: Müder HSV nur 1:1 gegen Frankfurt

Hamburg (dpa) - 41 Stunden nach seinem UEFA-Cup- Einstand gegen den FC Kopenhagen ist ein müder Hamburger SV erneut nicht über ein Remis hinausgekommen. 

1:1 trennten sich die Gastgeber vor 48 509 Zuschauern in der AOL-Arena von Eintracht Frankfurt und blieben damit auf dem dritten Tabellenplatz. Daniel van Buyten (85.) erzielte die Führung für den HSV, Du-Ri Cha glich wenige Sekunden vor dem Abpfiff aus. Damit ist der HSV nunmehr bereits seit 15 Pflichtspielen ungeschlagen (11 Siege, 4 Remis). Dagegen hat Aufsteiger Frankfurt Mühe, mit vier Punkten in fünf Spielen Kontakt zum Mittelfeld der Bundesliga zu halten. Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel wurde die letzten Minuten sogar auf die Tribüne verbannt, weil er nach der Hamburger Führung wütend eine Flasche auf den Boden geworfen hatten.

Die Platzherren boten eine dürftige Vorstellung. Zwei Tage nach der Europacup-Partie gegen Kopenhagen (1:1) waren die Beine schwer. Ein spezieller Ernährungsplan und die medizinische Rundum-Betreuung für das HSV-Team in den Stunden vor dem Anpfiff hatten nicht den erhofften Erfolg. «Wir hatten Anlaufschwierigkeiten. Das ist normal nach dem Spiel am Donnerstag», entschuldigte HSV-Trainer Thomas Doll die Leistung seiner Elf. «Ich möchte so etwas nicht noch mal mitmachen.»

Der gegen die Dänen gesperrte Sergej Barbarez blieb an seinem 34. Geburtstag ebenso unauffällig wie seine Nebenleute. Auch der genesene Stefan Beinlich, der den verletzten Raphael Wicky auf der ungewohnten zentralen Defensivposition vor der Abwehr ersetzte, konnte dem Spiel der Gastgeber kaum Impulse verleihen. Lediglich Bastian Reinhardt und Benjamin Lauth im Nachfassen sowie Mehdi Mahdavikia, der frei vor Eintracht-Torhüter Oka Nikolov (4.) verzog, hatten in der ersten Halbzeit Einschussmöglichkeiten.

Die Hessen waren ihrem ersten Auswärtssieg in dieser Saison zumindest in der ersten Halbzeit nahe. «Es gibt doch noch Gerechtigkeit im Fußball», sagte Funkel. «Wir haben uns nicht nur hinten reingestellt, sondern gut mitgespielt. Wir hatten gezeigt, dass wir keine Angst hatten. Das Unentschieden ist mehr als gerecht.» Der HSV hatte Glück, dass er vor der Pause nicht in Rückstand geriet. Torhüter Stefan Wächter musste alle seine Fähigkeiten aufbieten, um einen Freistoß von Stefan Lexa (24.) und einen Distanzschuss von Ioannis Amanatidis (29.) aus dem Toreck zu kratzen. Der neben dem FSV Mainz 05 harmloseste Angriff der Liga mit lediglich zwei Torerfolgen konnte sich aber auch gegen die müden Hamburger nicht entscheidend in Szene setzen.

In den letzten 15 Minuten bäumten sich die Gastgeber noch einmal auf und erhöhten den Druck, doch die Abwehr der Eintracht beherrschte die Situation zunächst. Kapitän Daniel van Buyten scheiterte erst mit einem Kopfball, dann schlug der Ball jedoch nach einem Gewaltschuss des Belgiers fünf Minuten vor Schluss im Frankfurter Tor ein. Doch die Freude währte nicht lange: Sekunden vor dem Abpfiff glich der erst Minuten zuvor eingewechselte Cha aus. «In den letzten Sekunden waren wir nicht mehr ganz da», meinte van Buyten.


 
 
sport1: Hamburg verschenkt wichtige Punkte
 
Der Hamburger SV hat in der Fußball-Bundesliga trotz seines 15. Saison-Pflichtspiels ohne Niederlage in Folge einen Dämpfer hinnehmen müssen. 
Gegen Aufsteiger Eintracht Frankfurt kamen die Hanseaten nach einer turbulenten Schlussphase nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Daniel van Buyten brachte die Hausherren vor 48.509 Zuschauern erst vier Minuten vor dem Abpfiff glücklich in Führung. 
Doch der HSV verlor durch den Ausgleich der Hessen von Cha Du-Ri in der Schlussminute noch zwei Heimpunkte und damit den direkten Kontakt zu Tabellenführer Bayern München.

Hamburg wirkte müde
Keine 48 Stunden nach dem UEFA-Pokal-Spiel gegen den FC Kopenhagen war den Hamburgern der Kräfteverschleiß deutlich anzumerken. Gegen die sehr kompakt verteidigenden Hessen schafften es die Hanseaten nur selten, zu einem guten Kombinationsspiel zu kommen. 
Die Spieler von Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel wirkten in vielen Zweikampfsituationen frischer und waren bei ihren Kontern immer wieder gefährlich.

Wächter hielt HSV im Rennen
So hatte es der HSV in der ersten Halbzeit vor allem Torwart Stefan Wächter zu verdanken, dass er nicht in Rückstand geriet. 
Der Schlussmann parierte in der 23. Minute einen Freistoß von Stefan Lexa erstklassig. Ebenso stark war Wächters Parade in der 29. Minute nach einem 20-Meter-Schuss von Ioanis Amanatidis.
  
Geburtstagskind blieb blass
Wächters Gegenüber Oka Nikolov konnte sich in der vierten Minute auszeichnen, als er einen Kopfball von Bastian Reinhardt mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte. Dies war aber auch fast die einzige Großchance für die Gastgeber. 
In der 28. Minute schoss Mehdi Mahdavikia nach einem Zuspiel von Benjamin Lauth freistehend aus zwölf Metern den Ball neben das Tor. Ein "Lupfer" von Sergej Barbarez, der an seinem 34. Geburtstag kaum Akzente setzen konnte, in der 18. Minute war für Nikolov kein Problem.

Van Buyten gefährlichster Hamburger
Mit zunehmender Spieldauer wurden die Angriffsaktionen der Mannschaft von HSV-Coach Thomas Doll immer harmloser. Gefahr ging im Grunde nur noch von Standardsituationen aus. 
So hatte Frankfurt Glück, als HSV-Kapitän Van Buyten nach einem Freistoß aus fünf Metern über das Tor köpfte. Doch obwohl die Gastgeber zunehmend platter wirkten, verpasste es der Aufsteiger, energischer seine Chance auf einen "Dreier" zu suchen. 

Frankfurt beschränkte sich zu früh auf Defensive
Die Hessen beschränkten sich vor ihrer Schlussoffensive nach Van Byutens Treffer im Wesentlichen darauf, ihr Tor zu verteidigen und zeigten kaum durchdachte Angriffsaktionen.
Beste Hamburger waren Wächter und der unermüdliche David Jarolim, dessen Akku allerdings nach 70 Minuten leer war und der anschließend ausgewechselt werden musste. Bei der Eintracht gefiel neben Innenverteidiger Chris auch Mittelfeldspeiler Benjamin Köhler. 

Nachbericht:
Ausgepumpt und ideenlos
"89 Minuten haben wir alles richtig gemacht", sagt Sportchef Dietmar Beiersdorfer vom Hamburger SV, "wenn du dann 1:0 führst, ist im Prinzip alles aufgegangen." 
Nun weiß aber jeder Fußballer spätestens seit Sepp Herberger, dass ein Spiel 90 Minuten dauert. Und in dieser 90. Minute hat der HSV beim 1:1 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt zwei wichtige Punkte verloren und gezeigt, was eben doch noch zu einer absoluten Spitzenmannschaft fehlt. 
"Wenn man dauerhaft mit oben dabei sein will, muss man so ein Spiel über die Bühne bringen", erklärte Verteidiger Bastian Reinhardt. 

"Die kurze Pause ist ungerecht"
Sichtbar steckte den HSV-Spielern das schwere Uefa-Cup-Spiel gegen den FC Kopenhagen vom Donnerstag noch in den Knochen. "Ein Feuerwerk der Spielkunst war von uns sicher nicht zu erwarten", sagte Beiersdorfer. "Für die betroffenen Mannschaften ist die kurze Pause ungerecht." 
Von den fünf Bundesliga-Teams, die Donnerstag im Uefa-Cup angetreten waren, spielten der FSV Mainz 05 und der VfB Stuttgart gegeneinander, Hertha BSC Berlin und Schalke 04 hatten bis Sonntag Pause. 
"Wir werden natürlich versuchen, dass so etwas nach dem Rückspiel nicht wieder passiert", sagte Beiersdorfer, "aber wir haben da keinen direkten Einfluss drauf. Es gibt klare TV-Richtlinien, dass nur zwei Spiele am Sonntag ausgetragen werden." 

Hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott
Hinten dicht halten und mit Geduld auf eine zwingende Torchance warten - so lautete angesichts des körperlichen Zustandes der Hamburger Plan, und der schien auch aufzugehen, als Daniel van Buyten in der 86. Minute die Führung erzielte. 
Doch in letzter Sekunde verloren Sergej Barbarez und Pjotr Trochowski nacheinander zwei Kopfball-Duelle im eigenen Strafraum und Du Ri Cha konnte noch den verdienten Ausgleich für die Gäste erzielen. 
"Seitdem glaube ich wieder an Gerechtigkeit im Fußball", freute sich Eintracht-Coach Friedhelm Funkel über den ersten Auswärtspunkt des Aufsteigers: "Wir haben keine Angst gezeigt, gegen eine starke Mannschaft sehr engagiert gespielt und gut mitgehalten. Das ist für unsere Moral sehr wichtig." 
  
Mit Selbstvertrauen zu den Bayern
Auch der erst kurz zuvor eingewechselte Torschütze sah es ähnlich: "Man versucht als Stürmer immer, noch was zu reißen, und manchmal hat man Glück", sagte Cha, "durch das Tor konnten wir uns viel Selbstvertrauen holen und haben jetzt auch im Heimspiel gegen Bayern München nichts zu verlieren." 
HSV-Trainer Thomas Doll blickte schnell wieder voraus: "Schön, dass wir jetzt mal durchpusten können", sagte er, "Mittwoch beim VfB Stuttgart werden wir wieder frisch sein". 
Seinen Torwart Stefan Wächter, der beim Gegentreffer zumindest unglücklich aussah, nahm Doll übrigens ausdrücklich in Schutz: "Ihm kann man überhaupt keine Schuld geben, wir hatten genug Leute im Strafraum." 

Noch keine Spitzenmannschaft
Schlecht spielen und trotzdem siegen - das können eben scheinbar doch nur die absoluten Top-Teams: "Bayern hat auch nur durch eine Standardsituation gewonnen", sagte Doll. Für den Meister aber reicht das gegen Hannover 96 zum "Dreier". 
Unmittelbar nach dem Rückstand hatte Funkel mit Cha und Arie van Lent praktisch die "Brechstange" eingewechselt. Den Punktgewinn aber konnte er nur im Spielertunnel bejubeln, denn Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer hatte ihn zuvor von seiner Bank verwiesen. 
"Ich hatte nach dem Gegentor eine Wasserflasche auf den Boden geworfen, aber ich habe niemanden verletzt", erzählte Funkel, "ich finde, der Schiedsrichter hat etwas überreagiert." Aber nach dem anschließenden Erfolgserlebnis konnte er sich darüber gar nicht mehr richtig aufregen. 

Schweres Programm
Beim HSV heißt es nun nach vorne zu schauen - in die Woche der Wahrheit. Mit dem VfB Stuttgart, den Münchner Bayern und dem Rückspiel in Kopenhagen wird sich eine Richtung für die Hamburger heraus kristallisieren. 
Und erst danach kann die Frage beantwortet werden: Ist der HSV schon eine Spitzenmannschaft?