Bundesliga 2005/2006, Bundesliga, 15. Spieltag, Samstag, 03.12.05 in der Hamburger AOL Arena bei 2 Grad C.

Hamburger SV - 1. FC Köln 3:1 (1:0)

Na, das war ja mal was. Zwar kein schönes Spiel, aber doch mit einigen Erlebnissen. Die waren jedoch hauptsächlich auf die zweite Halbzeit beschränkt.

Die erste Halbzeit war insgesamt sehr unansehnlich. Beide Mannschaften erspielten sich kaum eine richtige Torchance. Und das, obwohl die Kölner keineswegs so defensiv spielten, wie ich es vor dem Spiel befürchtet hatte. Nee, die waren eigentlich ganz munter dabei und versuchten es sogar lange mit Forechecking.

Bitte für den HSV war das Ausscheiden Rafael van der Vaarts, der sich nach 15 Minuten auswechseln lassen mußte. Kurz zuvor hatte er sich schon behandeln lassen, aber dann ging es offenbar doch nicht weiter. Er stapfte vom Feld und schmiß vorm Spielertunnel noch wütend seine Handschuhe auf den Boden. Ich hoffe, daß er nicht längerfristig ausfällt.

Man muß wohl zugeben, daß es dann doch irgendwie glücklich war, daß wir zu einem strategisch sehr wichtitgen Zeitpunkt – direkt vor der Pause – noch mit 1:0 in Führung gehen konnten. 

Ich glaube, es war Trochowski, der den Ball auf Barbarez in den 16er spielte. Barbarez schoß aus der Drehung und ein Kölner konnte den Ball abwehren. Er landete allerdings direkt vor Atoubas Füßen, der den Ball aus halblinker Position im linken kurzen Eck versenkte. Ich denke, daß man da von einem Torwartfehler sprechen kann, denn das war genau Wessels Pfosten. Da darf der Ball meiner Meinung nach nicht rein.

Die Führung zur Halbzeit tat dem HSV gut, sodaß man in der zweiten Halbzeit auch etwas besser spielte; allerdings noch ein  ganzes Stück von „gut“ entfernt.

Zunächst hatte Benny Lauth eine wirklich hundertprozentige Chance, nachdem er von Barbarez im Strafraum sehr schön freigespielt wurde. Wir man den Ball aus so kurzer Distanz nicht mal aufs Tor bringt, kann ich wirklich nicht verstehen.

Als er dann bei einm der nächsten Angriffe auch noch so blöd ein Foul monierte statt dem Ball hinterherzulaufen, hatte er mich wirklich so weit, daß ich angefangen habe, mich über ihn zu ärgern (obwohl ich eigentlich immer die Hoffnung habe, daß wir da ein echtes Juwel in unseren Reihen haben). Ich fange also gerade an, zusammen mit meinem Nachbarn über Benny rumzumaulen, da schießt er aus dem Gewühl heraus das 2:0. Naja, der Geschwindigkeit des Balles nach, war es wohl weniger ein Schuß als mehr ein Kullern. Aber niemand kam da ran und so trudelte er über die Linie.

Danach gab es allerdings unschöne Szenen. Ich sah nach dem Jubel mit meinen Freunden nur, wie ein HSVer am Boden lag und Daniel Van Buyten ihn dann aufhob und wegtrug. Da dachte ich im ersten Moment, ob das nicht ein bißchen übertrieben sei. 

Dann sah ich allerding, daß Laas (der war das auf dem Arm) ein blutrotes Gesicht hatte. Offensichtlich haben die Kölner Fans also mit irgendwelchen Bierbechern oder was auch immer auf unsere Spieler beim Jubeln geworfen. Was für Idioten!

Natürlich muß ich zugeben, daß es mir als Fan auch nicht gefallen würde, wenn die gegnerischen Spieler ausgerechnet vor unserem Block feiern „müssen“, aber das berechtigt meinetwegen zu Rufen, aber doch nicht dazu, die Verletzung anderer Menschen in Kauf zu nehmen.

Laas wurde dann jedenfalls eine Zeit lang behandelt und die Kölner nutzten diese Zeit der Überzahl zum Anschlußtreffer zum 1:2.

Danach kam Laas wieder aufs Feld und wir gaben das Spiel glücklicherweise nicht aus der Hand, sondern konnten noch das 3:1 erzielen. Das war allerdings sehr kurios. Von links wurde eigentlich eine Kerze in den Strafraum geschlagen (Flanke kann man das kaum nennen...) und Barbarez stand da völlig frei (und ich nahm an meterweit im Abseits). Dann lief der Kölner Torwart auch noch zu Barbarez hinaus, der aber über 10m vom Tor entfernt war. Das schaffte Wessels nicht und somit kam Barbarez klar zuerst an den Ball und köpfte ihn über den Keeper hinweg ins Tor. Nettes Tor ! ;-)

Nun war der Drops auch endgültig gelutscht. Das Spiel plätscherte dann so dem Abpfiff entgegen und es passierte nichts Außergewöhnliches mehr. 

Sehr schön, daß wir das Spiel gewonnen haben, aber man muß auch sagen, daß das keine Glanzleistung war. Ich würde zwar sagen, daß es insgesamt verdient war, aber mehr ein Arbeitssieg als für die Galerie.

Etwas lächerlich fand ich beim Gehen noch, daß die Ordner die Westtribünenbesucher unten im Umlauf des Stadions nicht in den Bereich der Nordtribüne gingen ließen. Dazwischen waren sie aufgereiht und ließen die Fans in beide Richtungen nicht durch. Vermutlich um zu verhindern, daß die Nordtribünenbesucher zu den Kölnern hinkommen. Lächerlich dann aber, wenn man nur dort steht und 5 m weiter am Ausgang von hinten dann doch zur Nordtribüne kommen konnte bzw. andersherum. Unsinn. Aber naja, macht ja nichts.

Schön war es, daß Bayern in Stuttgart nicht gewinnen konnte und somit nur noch 4 Punkte vor uns ist. Wichtiger wäre es mir allerdings gewesen, wenn Schalke nicht in Bielefeld gewonnen hätte. Das Werder gegen Duisburg Punkte einbüßt war wohl auch nicht zu erwarten. Immerhin haben aber die UEFA-Cup-Platz-Anwärter-Borussen aus Dortmund und Gladbach beide Ihre Heimspiele verloren – schön für uns.

Meine Spielerwertung:

Kirschstein: Hatte kaum etwas zu tun. Beim Gegentor machtlos, ansonsten wirkte er bei den wenigen Chancen souverän und entschlossen: Note 3

Mahdavikia: spielte erneut eine sehr gute Partie auf der rechten Seite: Note 3

Demel: Sicher in der Innenverteidigung, wenn auch nur wenig gefordert: Note 3

Van Buyten: siehe Demel: Note 3

Atouba: Eigentlich fand ich ihn eher unauffällig und etwas schlechter als seine Abwehrkollegen. ABer er hat ja endlich sein erstes Bundesligator für den HSV gemacht. Note 3

Beinlich: er lenkte das Spiel des HSV mit einer tollen Übersicht: Note 2

Jarolim: wirkte heute etwas weniger auffällig als sonst. Vielleicht ist er doch mal müde: Note 4

van der Vaart: mußte leider schon nach 15 Minuten raus. Nicht zu bewerten: Note-

Laas: wurde für van der Vaart eingewechselt. Fügte sich ordentlich ins Team. Fiel nicht auf. ABer auch nicht ab! Note 4

Trochowski: mir fallen jetzt kaum noch Szenen von ihm ein. Unauffällig: Note 4

Lauth: bis zu seinem Tor fing er doch an, mich zu ärgern. Es ist insgesamt zu wenig, was er bringt. Nach dem Tor war er aber dann doch etwas gelöster: Note 3-

Barbarez: Aus dem Spiel heraus gefiel er mir nicht sonderlich. Allerdings ist mir schon im Stadion aufgefallen, daß er an fast allen gefährlichen Szenen des HSV beteiligt war. Und im TV bestätigte sich das dann noch. Note 2

Schiri: Ich fand ihn im Spiel etwas seltsam, aber nicht spielentscheidend. Jedenfalls kein Heimschiri! Note 3

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
kicker: 1. Bundesliga, 2005/06, 15. Spieltag 
Hamburger SV -  1. FC Köln  3:1 (1:0) 

Allgemeine Informationen
Hamburger SV:  Kirschstein - Mahdavikia, Demel, van Buyten, Atouba - Beinlich - Jarolim, Trochowski - van der Vaart - Lauth, Barbarez - Trainer: Doll

1. FC Köln:  Wessels - Sinkiewicz, Schlicke, Alpay, Benschneider - Schindzielorz, Matip - A. Streit, Podolski, Epstein - Szabics - Trainer: Rapolder

Tore:   1:0 Atouba (43., Linksschuss), 2:0 Lauth (54., Rechtsschuss, Vorarbeit Barbarez), 2:1 Schlicke (58., Kopfball, Podolski), 3:1 Barbarez (73., Kopfball, Beinlich)

Eingewechselt:   17. Laas für van der Vaart, 75. Ziegler für Trochowski, 89. Takahara für Lauth - 74. Scherz für Podolski, 74. Y. Mokhtari für Alpay, 84. Lell für Szabics

Schiedsrichter:  Drees, Dr. 
Zuschauer:  55800 (ausverkauft)
Gelbe Karten:  Jarolim - Schlicke

Spielbericht
Thomas Doll setzte nach dem 1:0-Sieg in Leverkusen auf die gleiche Anfangsformation. Die Grippewelle beim HSV war rechtzeitig zum Wochenende wieder überwunden.

Die Kölner mussten am letzten Spieltag witterungsbedingt zuschauen. Im Vergleich zur Partie gegen Schalke (2:2) veränderte Uwe Rapolder seine Mannschaft auf insgesamt drei Positionen. Für Lell, Mokhtari und Scherz durften Matip, Epstein und Szabics, der sein Debüt für Köln gab, von Beginn an ran.

Die Kölner überraschten mit aggressiven Anfangsminuten. So wurde der HSV früh attackiert und kam die ersten fünf Minuten nicht mal in die Hälfte der "Geißböcke". Hamburg ließ es vor ausverkauften Rängen gemächlich angehen. Einzige Offensivaktion war ein Freistoß von van der Vaart, der aus spitzem Winkel allerdings zur Beute von Torhüter Wessels wurde (11.). 

Für den Holländer war wenig später Schluss, mit einer Knöchelverletzung musste er (für Laas) ausgewechselt werden (17.). Trochowski versuchte in der Folge, die Position hinter den Spitzen auszufüllen. Er war es auch, der die beste Möglichkeit hatte. Barbarez schickte Trochowski steil, erst wenige Meter vor dem Tor konnte Sinkiewicz für die Kölner klären (25.).

Hamburg wachte jetzt auf und drängte die Rapolder-Elf zusehends in die eigene Hälfte, während Köln auf Konter lauerte. Zu oft suchten die Hanseaten den Weg durch die Mitte. Die gefürchteten Vorstöße von Mahdavikia und Atouba blieben aus. Durch viele kleine Fouls im Mittelfeld mochte kaum Spielfluss aufkommen, meistens blieben die Angriffe in der kompakten Defensive der Gäste hängen. Nach einem Einwurf von Atouba bekam dann schließlich Barbarez den Ball an der linken Strafraumgrenze, drehte sich und passte scharf vor das Tor. Alpay wollte klären, schob den Ball jedoch direkt Atouba vor die Füße, der aus kurzer Distanz mit einem satten Linksschuss für die Halbzeitführung sorgte und sich über sein erstes Bundesligator freuen durfte (43.).

In der zweiten Spielhälfte ging es ohne weitere personelle Veränderungen turbulent zu. Nach einer Ecke von Beinlich verlängerte Barbarez per Kopf auf Lauth, der aus zwei Metern den Ball hinter die Linie drückte (54.), nachdem er kurz vorher noch aus kurzer Distanz und völlig freistehend das Tor knapp verfehlte. Beim Torjubel wurden Gegenstände auf das Spielfeld geworfen, der Leidtragende war Laas, der eine Platzwunde davon trug und behandelt werden musste. 

Köln ließ sich nun keineswegs gehen, sondern sorgte gleich für den Anschlusstreffer. Einen Freistoß von Podolski köpfte Schlicke im Duell mit van Buyten zum 1:2 ins Netz (58.). Der HSV war zu diesem Zeitpunkt in Unterzahl, weil Laas noch behandelt wurde. Danach war die Partie völlig offen. Köln machte mehr auf, so dass sich für die Hamburger in der Offensive jetzt mehr Platz ergab. Dann war es wieder ein Fehler von Alpay der den dritten Treffer vorbereitete. Er passte völlig unbedrängt Beinlich in die Füße, der den Ball gleich hoch in den Strafraum spielte, wo Barbarez über Wessels ins Tor köpfte. Der Keeper sah dabei nicht besonders gut aus (73.). Auch nach dem neuerlichen Rückschlag blieb Köln kämpferisch, den Rheinländern fehlten aber die spielerischen Mittel, um die kompakte Viererkette der Hamburger zu überwinden.

Hamburg gelang gegen Köln der 600. Bundesligasieg in der Geschichte des Vereins. Nach einer mäßigen ersten Hälfte entwickelte sich nach der Pause eine gute Partie. Hamburg war am Ende der verdiente Sieger gegen Kölner, die zwar kämpferisch mithalten konnten, aber spielerische Defizite offenbarten.

Spielereignisse im Detail
  Schlusspfiff 
 
87 Streit versucht es mit einem Volleyschuss aus 17 Metern, der Ball kommt aufs Tor, Kirschstein ist zur Stelle und fängt das Leder sicher. 
 
82 Freistoß für Köln aus 18 Metern - Streit tritt an und schlenzt den Ball über Hamburgs Mauer, aber schwach geschossen das Leder fliegt weit am Gehäuse von Kirschstein vorbei. 
 
73
 Alpay will den Ball nach vorne spielen, aber er landet bei Beinlich, der gleich hoch in den Strafraum flankt, dort steigt Barbarez hoch und köpft das Leder über Wessels, der zu spät herauskommt oder drinbleiben muss. 
 
70 Atouba nutzt den Raum, der ihm auf der linken Seite gegeben wird, sein Pass in die Zentrale findet allerdings keinen Abnehmer und der Ball geht ins Aus. 
 
66 Trochowski versucht es aus 20 Metern mit einem Schuss, die Kugel fliegt dann aber doch weit am Tor vorbei. 
 
58
 Köln mit dem Anschlusstreffer! Podolski zirkelt einen Freistoß auf die Höhe des Fünfmeterraums, wo sich Schlicke im Kopfballduell gegen van Buyten durchsetzt und ins Tor köpft. 
 
55 Beim Torjubel fliegen Gegenstände aufs Spielfeld, der Leidtragende ist Laas, der blutüberströmt vom Spielfeld muss und behandelt wird. 
 
54
 Beinlich schießt eine Ecke hoch in den Strafraum, Barbarez verlängert auf Lauth, der sich die Chance diesmal nicht entgehen lässt und aus zwei Metern die Kugel hinter die Linie drückt. 
 
53  
 
52 Barbarez spielt Lauth im Strafraum herrlich frei, aber der Hamburger Stürmer schlenzt das Leder knapp am Lattenkreuz vorbei - Wessels wäre chancenlos gewesen. 
 
46 Bei beiden Mannschaften keine Wechsel in der Halbzeitpause. 
 
  Anpfiff 2. Halbzeit 
 
45 Nachdem die ersten Minuten der Partie noch den Kölner gehörten, kam der HSV immer besser ins Spiel und drängte Köln in die eigene Hälfte. Die Führung kurz vor der Pause ist verdient, weil die Doll-Elf die aktivere Mannschaft ist. 
 
  Halbzeitpause 
 
  Abpfiff 1. Halbzeit 
 
43
 Nach einem Einwurf für den HSV hat Barbarez den Ball an der linken Strafraumgrenze und passt scharf vor das Tor. Alpay wehrt zwar ab, schiebt den Ball aber Atouba direkt vor die Füße, der aus elf Metern die Kugel ins Netz jagt. 
 
38 Freistoß aus 20 Metern für den HSV - Beinlich legt für van Buyten quer, der Vollspann auf das Tor zieht - das Leder wird abgefälscht und geht am Kasten vorbei. 
 
29
 Jarolim spielte den Ball mit der Hand, danach hat er noch gemeckert und die Folge ist seine fünfte Gelbe Karte, damit ist er gegen Berlin nur Zuschauer. 
 
25 Die Hamburger wachen langsam auf. Barbarez schickt Trochowski steil, der 30 Meter auf das Gehäuse der Kölner zu sprintet - im letzten Moment rutscht ihm Sinkiewicz in die Parade und klärt. 
 
17
 Für den Holländer geht es nicht weiter, der linke Knöchel scheint angeschlagen zu sein. Laas kommt für ihn in die Partie. 
 
16 Van der Vaart ist angeschlagen und wird zum wiederholten Mal behandelt. 
 
11 Van der Vaart zieht einen Freistoß aus rechter Position direkt aufs Tor, der Winkel war zu spitz und Wessels hat keine Probleme. Auf der Gegenseits schon wieder Köln, ein Distanzschuss von Matip geht allerdings einen Meter vorbei. 
 
7 Barbarez köpft einen langen Ball nur um Zemtimeter am Pfosten vorbei - die Aufregung war umsonst, Schiedsrichter Dr. Drees zeigt eine Abseitsposition an. 
 
3 Köln hat die erste Ecke der Partie - der Ball wird aus dem Strafraum geköpft und Epstein haut einfach mal drauf, der Ball trudelt jedoch weit am Tor des HSV vorbei. 
 
1 Keine Veränderungen beim HSV im Vergleich zur letzten Partie. Bei Köln durften Matip, Szabics und Epstein für Lell, Mokhtari und Scherz von Beginn an ran. 
 
  Anpfiff 
 
0 Die Partie in Duisburg vergangene Woche fiel den schlechten Witterungsbedingungen zum Opfer. Nach der Zwangspause fahren die "Geißböcke" ausgeruht in die AOL Arena. 
 
0 Eine Grippewelle überrollte Anfang der Woche einige HSV-Profis. Pünktlich zum Wochenende scheinen aber wieder alle fit geworden zu sein. Trainer Thomas Doll muss weiterhin auf Keeper Wächter, Boulahrouz und Wicky verzichten. 


 
dpa: HSV trotz Sieg gegen Köln ohne Größenwahn

Von Britta Körber, dpa

Hamburg (dpa) - Beim Hamburger SV läuft es wie geschmiert, beim 1. FC Köln liegen die Nerven blank. Der Türke Özalan Alpay stand nach einer nicht geahndeten Tätlichkeit beim 1:3 ebenso im Brennpunkt wie Trainer Uwe Rapolder.

Für Rapolder kann das Nachholspiel beim MSV Duisburg über seinen Arbeitsplatz entscheiden. «Ich tue das Beste, was ich kann. Natürlich kenne ich das Geschäft, aber ich mache mir keine Gedanken», sagte Rapolder, der mit Köln das erste Mal auf einem Abstiegsplatz steht. Manager Andreas Rettig wollte sich nicht klar äußern: «Der Druck ist so, wie er ist, eine Steigerungsform von Druck gibt es nicht.» Ganz unbeschwert und bescheiden kann dagegen HSV-Coach Thomas Doll seinen Weg gehen: «Wir werden jetzt nicht größenwahnsinnig und sagen, wir jagen die Bayern.»

Klare Worte fand Rapolder, der seit neun Partien auf ein Erfolgserlebnis wartet, für Alpays Ellenbogen-Check gegen Guy Demel: «Dafür habe ich kein Verständnis, das werden wir ganz hart ahnden. Wir sind beim Fußball und nicht auf einem Kriegsschauplatz.» Zwar warnte Rettig davor, Alpay unter dem Eindruck der skandalösen Vorfälle in der Türkei beim WM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz auch in der Bundesliga pauschal zu verurteilen. Die Fernsehbilder sprechen aber eine eindeutige Sprache, zudem gibt es Zeugen für aggressives Verhalten von Alpay in der Halbzeit. Schiedsrichter Jochen Drees sagte nachher: «Wenn ich die Szene so wahrgenommen hätte, hätte ich sie als grobe Unsportlichkeit werten müssen.» Alpay wird nicht nur mit einer vereinsinternen Strafe rechnen müssen.

Die Atmosphäre in der AOL-Arena wurde zusätzlich angeheizt durch den folgenschweren Wurf eines Trommelstocks aus dem Kölner Fanblock nach dem 2:0 von Benjamin Lauth (54.) an den Kopf des Hamburgers Alexander Laas. «Wir werden dafür bestraft werden», sagte Rettig, der froh war, dass der Übeltäter gleich festgenommen wurde. Der HSV wurde in der Szene doppelt bestraft, denn in der Behandlungspause des blutenden Laas markierte der Ex-Hamburger Björn Schlicke den Anschlusstreffer. Doch die Kölner Auflösungserscheinungen um den indisponierten Lukas Podolski begünstigten den Erfolg der Hanseaten, die vom überragenden Sergej Barbarez geführt wurden. Mit Torvorlagen für Thimothee Atouba (44.) und Lauth sowie seinem eigenen Treffer (73.) lieferte der Bosnier beste Argumente für einen neuen Vertrag.

«Das war wieder ein Charaktertest, wenn man nach zehn Minuten van der Vaart verliert, dann noch die Trommelstockattacke, Hut ab vor der Leistung», sagte HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann. Unter Schmerzen hatte Spielmacher Rafael van der Vaart mit einer Knöchelverletzung das Feld verlassen und muss am Montag zur Kernspin-Tomographie. «Wir hoffen auf einen Einsatz gegen Hertha am Samstag. Denn mehr Ausfälle können wir nicht verkraften», betonte Doll, «wir pfeifen aus dem letzten Loch.»

Zwei Tage trainingsfrei bis zum Nikolaus sollen die durch eine Grippe geschwächten und nach dem 30. Pflichtspiel ausgelaugten Profis für den Jahres-Endspurt motivieren. «Wir wollen uns in der Spitzengruppe festbeißen», ließ sich Doll entlocken. Zur Vereinsphilosophie passt auch, dass das Abspielen des alten HSV- Meisterlieds in der AOL-Arena ab sofort verboten wurde, um die Euphorie nicht unnötig anzuheizen.


 
sport1: Hamburger SV - 1. FC Köln  3 : 1 (1 : 0)   

Durch seinem 600. Sieg seit Bestehen der Bundesliga bleibt der Hamburger SV Spitzenreiter Bayern München weiter auf den Fersen.
Die seit sechs Punktspielen in Serie ungeschlagenen Hanseaten bezwangen den 1. FC Köln mit 3:1 (1:0) und manifestierten damit ihre Rolle als erster Verfolger des Deutschen Rekordmeisters.

Laas von "Drumstick" getroffen
Die Rheinländer, die nun schon seit elf Wochen auf einen Dreier warten, stehen nach der Pleite derweil weiter im Tabellenkeller.
Überschattet wurde die Begegnung von einem Vorfall in der 58. Minute. Der Hamburger Mittelfeldspieler Alexander Laas wurde von einem Schlagzeug-Stock, der aus dem Kölner Fanblock abgefeuert worden war, am Kopf verletzt.

Van der Vaart verletzt raus
Vor 55.800 in der ausverkauften AOL-Arena brachte Thimotee Atouba die Gastgeber nach 43 Minuten in Führung. Benjamin Lauth erhöhte auf 2:0 (54.), bevor Björn Schlicke für die Kölner verkürzte (58.). Für die endgültige Entscheidung sorgte Sergez Barbarez mit seinem sechsten Saisontreffer in der 73. Minute.
Die Hamburger hatten zunächst erhebliche Probleme, in die Partie zu kommen. Nachdem sich Unkonzentriertheiten und Ungenauigkeiten im Spielaufbau aneinander gereiht hatten, mussten zu allem Überfluss auch noch Regisseur Rafael van der Vaart verletzt vom Feld.
Der Niederländer hat einen Schlag aufs Sprunggelenk bekommen und wurde nach einer Viertelstunde gegen den jungen Laas ausgetauscht.

Atouba mit erstem Bundesliga-Tor
Auch in der Folgezeit gelang es den Hanseaten nicht, die Kölner dauerhaft unter Druck zu setzen. Die beste Möglichkeit hatte noch Piotr Trochowski, der nach einem schönen Zuspiel von Barbarez jedoch in letzter Sekunde am Torschuss gehindert werden konnte (25.).
Zwei Minuten vor der Pause machte es Atouba dann besser. Der Kameruner überwand Kölns Schlussmann Stefan Wessels mit einem beherzten Schuss aus spitzem Winkel.
Die Gäste präsentierten sich zwar im Spiel ohne Ball geschickt, brachten in der Offensive aber kaum etwas zustande. Einzig Marvin Matip sorgte mit einem Schuss aus 20 Metern ansatzweise für Gefahr (11.).

Lauth trifft zum 2:0
Sieben Minuten nach dem Seitenwechsel vergab Lauth zunächst die große Chance, die Platzherren mit 2:0 in Führung zu bringen. Keine 120 Sekunden später hatte der Angreifer dann aber mehr Glück. Nach einer Ecke drückte er den Ball aus kurzer Distanz über die Torlinie.
Im Anschluss an den Treffer kam es dann aber zum Eklat. Die Hamburger Jubeltraube wurde aus dem Gästeblock mit Gegenständen beworfen. Ein Trommelstock traf Laas an der Schläfe. Nach kurzer Behandlungspause konnte der zunächst blutüberströmte Youngster aber mit einem Kopfverband weitermachen.

Barbarez überragend
Dennoch wirkte die HSV-Elf geschockt und musste vier Minuten später Schlickes Gegentreffer hinnehmen. Barbarez stellte dann aber den alten Vorsprung wieder her.
Bei den Hamburgern waren Barbarez und Stefan Beinlich die Besten. Bei den Gästen wussten Nationalspieler Lukas Sinkiewicz und Torschütze Schlicke einigermaßen zu überzeugen.

 
Nachbericht: Blutiger Pyrrhussieg für Hamburg 
 
Es war die hässlichste Szene des Spieltags, wenn nicht sogar der ganzen Saison:
Als sich die HSV-Spieler in der 55. Minute zur Eckfahne aufmachten, um das 2:0 von Benny Lauth gegen den 1. FC Köln zu feiern, ging ein Hagel an Wurfgeschossen aus dem Kölner Fanblock auf die Hamburger nieder.
Plötzlich ging Youngster Alexander Laas blutüberströmt zu Boden. Ein Trommelstock hatte ihn getroffen. 
Kapitän Daniel van Buyten hob den 21-Jährigen geistesgegenwärtig auf und trug ihn schnellstmöglich aus der Gefahrenzone.

Kölner Entschuldigung - Werfer gefasst
"Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Ich war schockiert, als ich das ganze Blut gesehen habe", sagte Laas. Er erlitt eine oberflächliche Platzwunde, die am Spielfeldrand geklebt werden konnte.
Der Verursacher aus dem Kölner Block stellte sich später, er meldete sich bei Kölns Fanbeauftragtem. Sein Verhalten löste Fassungslosigkeit aus.
"Jeden Morgen steht ein Dummer auf, der eine gesamte Gruppe in Verruf bringt. Das bin ich nicht gewohnt von unseren Fans, die haben sich bisher eigentlich immer gut benommen. Wir verurteilen das natürlich. Das sind unschöne Szenen, die überhaupt nichts am Fußballplatz zu suchen haben", sagte Trainer Uwe Rapolder.
Andreas Rettig rechnet mit Konsequenzen. "Ich gehe davon aus, dass das nicht ungestraft bleibt", meinte der Manager und fügte an: "Ich möchte mich beim HSV und vor allem bei Alexander Laas für dieses Fehlverhalten in aller Form entschuldigen."

Alpay mit Ellenbogencheck gegen Demel
Ärger kommt auch auf den Kölner Abwehrspieler Alpay Öcalan zu, der Guy Demel in der 64. Minute den Ellenbogen ins Gesicht gerammt und damit für die zweite hässliche Szene des Spiels gesorgt hatte.
Schiedsrichter Jochen Drees bestätigte nach Sichtung der TV-Bilder: "Wenn ich das wahrgenommen hätte, wäre es ein Feldverweis gewesen." Der DFB-Kontrollausschuss wird tätig werden, zumal es bereits in der Halbzeitpause zu einem Gerangel zwischen Demel und Alpay gekommen war. Auch hier soll der Türke der Auslöser gewesen sein.
"Er hat mich provoziert und schlecht über meine Familie gesprochen", meinte Demel.
Rettig sagte am Sonntagmorgen im DSF-Doppelpass: "Wir haben heute morgen mit dem Spieler gesprochen. Er hat sich hinreißen lassen, er bedauert das. Wir haben ihm mitgeteilt, dass wir ihn arbeitsrechtlich bestrafen. Der Trainer hat danach erklärt, dass er ihn für das Spiel gegen Duisburg nicht mit in den Kader nehmen wird." 

"Werde bis zum Schluss kämpfen"
Alpays Kredit beim FC scheint aufgebraucht, die Zeichen stehen auf Trennung. Doch auch Rapolder muss sich nach dem neunten Spiel ohne Sieg und dem erstmaligem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz ernsthafte Gedanken um seine Zukunft machen.
Er wirkte schon etwas resigniert als er beteuerte, er tue das Beste, was er kann. "Ich werde bis zum Schluss kämpfen, das ist gar keine Frage. Nur im Moment gibt es viele Nebenschauplätze und im Moment sind die Mittel auch begrenzt."
Die Entscheidung liege sowieso nicht in seiner Hand. "Die Verantwortlichen müssen wissen, wie die Zukunft des 1. FC Köln aussieht."

Van der Vaart verletzt
Auf Hamburger Seite herrschte trotz des 600. Bundesligasieges und der Festigung des zweiten Tabellenplatzes gedämpfte Stimmung. Denn die Verletzung von Rafael van der Vaart, der bereits nach 17 Minuten ausgewechselt werden musste, sowie die fünfte Gelbe Karte für Mittelfeldrenner David Jarolim machten den Jubiläumserfolg zu einem Pyrrhussieg.
So gerieten das erste Bundesligator von Thimotee Atouba (43.) und die herausragende Leistung von Sergej Barbarez fast zur Nebensache. Der Bosnier bereitete neben dem Atouba-Tor auch den Treffer von Lauth vor und vollendete in der 73. Minute zum 3:1-Endstand.
  
Doll: "Bayern spielt in einer anderen Liga"
Mit den Verletzten van der Vaart, der sich das linke Sprunggelenk verdrehte, Wicky, Wächter, Mpenza und Boulahrouz (alle bereits gegen Köln nicht dabei), sowie dem gesperrten Jarolim, droht gegen Hertha nun gleich der Ausfall von sechs Stammspielern.
Trainer Thomas Doll blieb am Ende nur die Erkenntnis: "Wir pfeifen zurzeit ein bisschen aus dem letzten Loch. Umso bemerkenswerter, wie jeder spielt, wie jeder seine Position ausfüllt."
Auf lange Sicht könne man dem FC Bayern so aber nicht Paroli bieten. "Bayern spielt in einer anderen Liga und wir schauen weiter nach unten, das ist am Besten", meinte Doll. Er fügte allerdings an: "Unsere Fans dürfen aber weiter träumen."