Bundesliga, 13. Spieltag, Sonntag, 28.11.99 im Bremer Weserstadion bei trockenem Wetter und 12 Grad C.

SV Werder Bremen - Hamburger SV 2:1 (0:0)

2 Halbzeiten wie Licht und Schatten. Und leider auch genau in dieser Reihenfolge.

Der HSV spielte in Bremen eine super 1. Halbzeit und dann leider auch eine ebenso beschissene 2. Halbzeit.

Ein Lächeln kam mir schon bei der Mannschaftsaufstellung über die Wangen. Da spielte Dimi auf der linken Seite und Fischer (-Sexmachine) durfte auf der rechten Seite ran. Das muß ja wieder eine schöne Demütigung für meinen „speziellen“ Freund Hollerbach gewesen sein, daß sogar das „Auslaufmodell“ Fischer ihm vorgezogen wird. Allerdings bot Fischi auch wirklich keine schlechte Leistung. Kuststück – er spielte ja auch nur in der ersten Halbzeit und nicht einmal diese komplett. Dann mußte er verletzt raus.

Die 1. Halbzeit stand wie gesagt ganz im Zeichen des HSV. Man war den Bremern eigentlich recht deutlich überlegen. Es gab keine wirklich brenzlige Chancer der Werderaner. Dafür aber mehrere des HSV. 

Schon nach 3 Minuten hatte Roy die erste Großchance. Eine Ecke rutsche an allen Spielern vorbei und Roy konnte aus ca. 10 m abziehen. Allerdings aus einem sehr ungünstigen Winkel, sodaß sein Schuß dann am langen Eck am Tor vorbeistrich.
Auch danach war der HSV das bessere Team. Es gab eine Menge vielversprechende Angriffe, bei denen es dann aber leider zu oft am letzten Paß hängen blieb. Die Flanken waren dann zu ungenau. Im Gegensatz zur 2. Halbzeit spielte der HSV jetzt auch noch sehr viel über die Flügel, was seinem Spiel sehr gut tat.

Das dickste Ding vergab dann aber Tony Yeboah. Nach einem Angriff der Bremer konterte der HSV perfekt. Dimi Grammozis spielte Yeboah super in den freien Raum an.  Tony lief ziemlich allein auf den Torwart zu. Den umspielte er dann auch noch super, als ich schon befürchtete, daß er ihn jetzt anschießen würde. Ja,  und dann stand Tony seitlich vor dem leeren Tor und schob den Ball locker – gegen den Pfosten. Das war dann wohl die beste vergebene Chance des HSV, die ich je gesehen habe. Er hätte ihn nur noch einschieben müssen. 

Sowas nennt man in Aufsätzen, wenn ich das noch richtig weiß aus der Schule, das retardierende Moment. Den nun kippte die Handlung. Den Rest der ersten Halbzeit ging es noch ganz positiv für den HSV weiter, aber in der Halbzeit ist dann wohl leider schon die ein oder andere Schlaftabelle an die HSV-Mannen gereicht worden. Denn nun kam 45 Minuten lang die „Abteilung“ Schatten zum Zuge.

In der zweiten Halbzeit gelang dem HSV aber auch wirklich gar nichts.

Davor gab es aber noch eines der Highlights des Abends. Und zwar die Einspielung der „Hightlights“ des Spiels in der Halbzeitpause auf den Videowänden. Das war echt klasse. Da wurden insgesamt zwei Bremer „Chancen“ gezeigt und keine des HSV. Super, sach ich ma. Spontan applaudierten auch alle HSV-Fans, denn die gezeigten Bremer Aktionen waren total lächerlich und nur schwerlich als Chance zu bewerten. Es waren zwei Flanken, die jeweils an Freund und Feind vorbei am Tor vorbeistrichen. Lächerlich, höchst lächerlich.

Aber im Gegensatz zur 2. Halbzeit wenigstens noch lustig. In der 2. Halbzeit gab es dann nichts mehr zu lachen. Bremen wurde immer besser und schließlich erzielten sie nach einer Ecke per Bode-Kopfball aus spitzem Winkel das 1:0. Das 2:0 folgte dann durch Ailton, der Butt umkurvte und dann (aus wesentlich spitzerem Winkel als Yeboah) einlochte. 
Der HSV hatte dann auch noch Hoogma rausgenommen, um noch etwas zu erreichen. Aber das brachte leider auch gar nichts. Er führte lediglich dazu, daß die Bremer uns nun ein ums andere mal deftig auskontern konnten. Ich kann es jetzt nicht mehr so beschwören, aber ich glaube, daß mindestens 3 – 4 mal allein Bremer auf Butt zugerannt sind. Doch unser Super-Goalie konnte die Dinger immer parieren. Die meisten Schüsse waren aber auch erbärmlich und gingen immer direkt auf Butt.

In der Schlußminute kam der HSV dann noch zu einem Elfer, dessen Berechtigung ich (bisher ohne TV-Bilder) aus der Entfernung nicht beurteilen kann. Natürlich lief Butt an und ich dachte mir so, daß er, wenn er denn mal einen Aussetzer hätte, sich diesen eigentlich heute hätte genehmigen können. Aber das tat er nicht. Er versenkte den Ball gewohnt sicher. Allerdings das erste mal in die Torwartecke. Eigentlich schafft er es ja immer, in die andere Ecke zu schießen. Der Ball war aber trotzdem plaziert und hoch genug.

Ein Wort verlieren möchte ich noch über Schiri und Stimmung.

Die Stimmung war in der ersten Halbzeit wieder einmal bombastisch von Seiten der HSV-Fans. Das macht in Bremen ja immer Spaß. Früher konnte man ja noch argumentieren, daß die Kurver der Werder-Fans nicht überdacht ist und sie deshalb nicht so gut zu hören seien. Aber das ist ja nun nicht mehr der Fall und gestern habe ich echt mal drauf geachtet. Da kam wirklich wenig.
Allerdings kam dann in der 2. Halbzeit auch von uns HSV-Fans viel zu wenig. Der HSV spielte dann zwar grottenschlecht, aber wir hätten versuchen sollen, sie aus diesem Tief rauszuschreien.
Aber da bin ich genauso „schuldig“ wie die anderen Fans auch.

Schiri Fandel hat mich wirklich häufig aufgeregt an diesem Abend. Er hat zwar mit seinen Entscheidungen das Spiel nicht entschieden, aber doch zu einem für mich erheblichen Ungleichgewicht beigetragen. Die Fouls der HSV-Spieler wurden recht wahllos mit gelben Karten bestraft. Die der Werderaner jedoch ganz und gar nicht. Das Eilts das Ende des Spiels auf dem Grün erleben durfte, war für mich unfaßbar. Er hat zwar nicht übermäßig böse gefoult, aber er war schon viel zu spät mit Gelb bedacht worden und dann foulte er auch munter immernoch weiter. Ich denke, daß man da durchaus auch die Quantität der Fouls sehen muß. Und wenn jemand, der bereits den gelben Karton gesehen hat, noch etliche weitere Fouls begeht, dann ist er normalerweise fällig.

Herr Fandel sah das aber wohl, wie auch einige andere Dinge auch, anders an diesem Abend. Letztendlich schickte er dann sogar noch Pagel erstmals in seiner Trainerlaufbahn auf die Tribüne. Passiert war folgendes: Präger wurde an der Mittelinie umgemäht, was Herr Fandel aber einmal mehr als Schwalbe deutete. Pagel rastete daraufhin aus, weil Pärger liegen blieb und das Spiel weiter ging. Er trat daraufhin gegen so ein Begrenzungshütchen, welches umgehend auf das Spielfeld flog. Herr Fandel verbannte ihn dann auf die Tribüne. Das war wohl auch korrekt so, wenn Pagels Entgleisung allerdings auch mehr als verständlich war.

Als Erfolg war zu vermelden, daß wir den Parkplatz des Weserstadions diesmal schon eine Stunde nach Abpfiff wieder verlassen konnten. Soviel Glück hat man auf diesem Sauparkplatz ja auch nicht immer. Früher war das Ärgernis ja wenigstens noch kostenlos, aber inzwischen darf man für den „Zeitvertreib“ auch noch DM 5,00 löhnen.

Meine Spielerbewertungen:
Butt: hat wirklich gut gehalten. Beim ersten Tor sah er vielleicht ein ganz klein wenig unglücklich aus, aber trotzdem kein Vorwurf. Parierte etliche hochprozentige. Note 2

Hoogma: ist mir kaum aufgefallen. Note 4

Panadic: Säbelte beim 2:0 kräftig über den Ball. Sonst auch sehr unauffällig. Note 4

Hertzsch: wird weiterhin immer besser. In der ersten Halbzeit meldete er Ailton total ab. Außerdem übt Hertzscher immer mehr das Spiel nach vorne. Note 3 +

Grammozis: gefiel mir wieder ganz gut. Zeigt immer einen schönen Zug nach vorn und läuft auch die Linie runter. Note 3

Fischer: spielte nur die erste, bessere Halbzeit des HSV. Note 3

Simunic (kam für Fischer): Der hat mir nun gar nicht gefallen. Nichts konstruktives nach vorn und besetzt die Außenposition auch nicht so richtig. Er ist wohl besser in der Verteidigung aufgehoben. Note 5

Kovac: solide, aber nicht sehr positiv aufgefallen. Note 4

Cardoso: in der ersten Halbzeit super, aber in der 2. Konnte auch er das Spiel des HSV nicht mehr so richtig ordnen. Note 3

Doll: nicht so doll. Note 4

Präger: in der ersten sehr auffällig. In der 2. HZ lief auch bei ihm nichts mehr. Note 4

Yeboah: was soll ich dazu sagen. Tony hat eigentlich bei DEM Angriff des Spiels ALLES richtig gemacht. Bis er das leere Tor verfehlte. Auch ansonsten war nicht viel zu sehen. Leider kann man Tony heute nicht davon freisprechen, daß er mit seiner versiebten Chance, den HSV auf die Verliererstraße gebracht hat. Note 5 

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sat 1 ran berichtet: 

ERGEBNIS   2 : 1 (0 : 0) 
DATUM   28.11.99   17:30 Uhr 
ZUSCHAUER   35.838 
SCHIEDSRICHTER   Herbert Fandel 
TORE   1:0 Marco Bode (62.), 2:0 Ailton (81.), 2:1 Hans-Jörg Butt (90.)

 
AUFSTELLUNG
Werder Bremen: Frank Rost, Marco Bode, Andreas Herzog, Julio Cesar, Dieter Eilts, Jurij Maximov, Claudio Pizarro, Frank Baumann, Torsten Frings, Razundara Tjikuzu, Ailton

Hamburger SV: Hans-Jörg Butt, Andreas Fischer, Rodolfo E. Cardoso, Niko Kovac, Anthony Yeboah, Thomas Doll, Ingo Hertzsch, Roy Präger, Nico Jan Hoogma, Andrej Panadic, Dimitrios Grammozis
 
WECHSEL   Werder Bremen
Pawel Wojtala für Julio Cesar (54.)
Christoph Dabrowski für Andreas Herzog (73.)
Bernhard Trares für Ailton (86.)

Hamburger SV
Josip Simunic für Andreas Fischer (39.)
Jacek Dembinski für Thomas Doll (63.)
Vanja Grubac für Nico Jan Hoogma (74.)

GELBE KARTEN   Werder Bremen
Dieter Eilts (57.)
Andreas Herzog (71.)
Christoph Dabrowski (74.)

Hamburger SV
Niko Kovac (10.)
Roy Präger (15.)
Ingo Hertzsch (39.) 

Keine Zeit für Träume 
Es begann kühl, es wurde hitzig, und am Ende stand ein zerstörter Traum. Das Nordderby bot alles, was das Fussball-Herz begehrt, besonders das der Bremer. Dreieinhalb Jahre musste der SV Werder auf einen Sieg gegen den Hamburger SV warten, mit dem 2:1 am Sonntag Abend setzte sich die Truppe von Trainer Schaaf in der Spitzengruppe der Liga fest. Die Gäste aber hatten vergeblich auf die Tabellenführung gehofft.
Die 36.000 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion erwarteten vor allem eines: Tore. 27 Mal hatten die Bremer bislang getroffen, 28 Mal gar die Hamburger. Ja, das roch nach Schützenfest. Es blieb vorerst beim Geruch. Zwar gelang beiden Teams ein netter Spielaufbau, und alle rannten sie munter nach vorn, aber wirklich große Chancen brachte das nicht ein. Besonders die Gastgeber versprühten wenig Gefahr. Dafür wurde es hitzig, Fouls und Nickligkeiten trieben das Adrenalin in die Höhe, hüben wie drüben. Bis Yeboah kam. Allein sprintete er auf Rost zu, kraftvoll, er umkurvte den Torhüter, das Tor war leer. Yeboah schoss - und traf den Pfosten, unfassbar (38.). 24 Minuten lang beherrschte das Missgeschick des Ghanaers die Gespräche auf den Rängen. 
Dann trat Herzog einen Eckball, und Bode köpfte, und der Ball war im Tor. 1:0 in der 62. Minute, das achte Bremer Kopfballtor in dieser Saison, mehr schaffte keiner. Die Führung verlieh den Gastgebern neue Kräfte, besonders einem: Ailton. Der Brasilianer schwang sich zum besten Mann auf, wie gegen Frankfurt: lauffreudig, trickreich, in Bestform. Eine Chance vergab er (71.), im zweiten Anlauf traf er zum 2:0 (81.). Und für die Hamburger, jetzt ohne Mut und Kraft, hätte das Derby bitter enden können. Chance um Chance hatten die Bremer. Was, wenn Wojtala (84.), Bode (87.) und Dabrowski (90.) nicht am starken Butt gescheitert wären?
Apropos Butt: Sein sechstes Saisontor schoss der Torwart - per Elfmeter, na klar. Wojtala hatte Yeboah gefoult, der Rest war Routine, 2:1 - die Krönung einer turbulenten Schlussphase. Sieben Spiele verloren die Hamburger nicht, jetzt ist die Serie kaputt, und die Bremer kleben ihnen an den Fersen. Der HSV hat 23 Punkte und ist Dritter, Werder hat 22 Punkte und ist Vierter. Platz eins ist nicht weit, aber Zeit zum Träumen haben beide nicht - das nächste Spiel kommt bestimmt

Daten:
Fakten:
Werder-Serie 
Werder Bremen ist seit fünf Spielen ungeschlagen und erzielte dabei vier Siege. Die Torfabrik der Liga traf jetzt insgesamt 29 Mal. Dank dieser Treffer stehen die Bremer zum ersten Mal in dieser Saison auf dem vierten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Champions League in der nächsten Saison berechtigen würde. 

Chance vertan 
Der Hamburger SV verpasste den möglichen Sprung an die Tabellenspitze. Die Hamburger sind zwar immer noch Dritter in der Tabelle, doch bei nur einem Erfolg in den letzten fünf Spielen wäre mehr möglich gewesen. 

Kopfballtor durch Bode 
Marco Bode erzielte sein viertes Kopfballtor der Saison. Vorrausgegangen war eine Ecke, womit die Bremer jetzt schon fünf Tore nach Ecken erzielen konnten - Bestleistung in dieser Saison. 

Routine war kein Trumpf 
Die Hamburger waren zum ersten Mal in dieser Saison über 29 Jahre im Durchschnitt alt. Am 14.11.98, vor über einem Jahr im Heimspiel gegen Frankfurt, war dies zum letzten Mal der Fall. 

Schlaglichter:
Ailton herausragend
Der Brasilianer Ailton war einer der auffälligsten Spieler auf dem Platz. Sehr lauffreudig und flink war der schon als Fehleinkauf titulierte Stürmer. Die meisten Torschüsse der Bremer (vier) und drei Assists zu Torschüssen konnte er auf seinem Konto verbuchen, dazu das vorentscheidende Tor zum 2:0. Zum Dank durfte er in der 86. Minute den Platz mit Applaus der Zuschauer verlassen. 

Cardoso besser, aber nicht effizient
Das Duell der beiden Mittelfeldregisseure konnte der Argentinier in den Reihen der Hamburger, Rodolfo Esteban Cardoso, zwar nach Punkten für sich entscheiden, aber Andreas Herzog hatte mit weniger Aufwand den größeren Erfolg. Die Werte: Cardoso kam auf 92 Ballkontakte, das waren die meisten aller auf dem Feld und fast dreimal so viele wie Herzog bis zu seiner Auswechslung in der 73. Minute (33) hatte. Herzog schoss dreimal aufs Tor und legte zu drei Torschüssen auf, Cardoso zielte einmal mehr auf das Tor der Bremer und assistierte ebenfalls zu drei Abschlüssen. Die Zweikampfwerte sprechen für Cardoso, 64 % gewonnener Duelle stehen einer ausgeglichenen Bilanz von Herzog gegenüber. Entscheidend im Fußball sind jedoch Tore und eins davon, nämlich das erste, bereitete Herzog mit einer scharf nach innen hereingezogenen Ecke auf den Kopf von Bode mustergültig vor. 

Fleißiger Frings 
Aus einer guten Mannschaftsleistung der Bremer ist Torsten Frings heraus zu heben. Der eifrige Mittelfeldmann der Bremer spielte sehr uneigennützig, legte er doch seinen Mitspielern fünf Torschüsse auf, so viele, wie sonst keiner auf dem Platz, zudem hatte er die meisten Ballkontakte bei den Spielern aus der Weser-Stadt und bestritt die meisten Zweikämpfe aller Akteure (37) , wovon er 55 % positiv gestalten konnte. 

Yeboah kaum zu sehen
Nach seiner starken Vorstellung im Spiel gegen Bielefeld, in dem er drei Treffer erzielen konnte, und nach seinen markigen Sprüche unter der Woche, fand der Ghanaer Anthony Yeboah im Weserstadion keine Bindung zum Spiel. Insgesamt kam er nur auf 21 Ballkontakte, die wenigsten aller Spieler, mit Ausnahme der Eingewechselten, und war äußerst schwach in den Duellen Mann gegen Mann: Er gewann nur vier von 19 Zweikämpfen, einer davon führte allerdings zum Elfmeter und damit zum Anschlußtreffer der Hamburger. Immerhin ein kleiner Lichtblick. 

Kommentar Werner Hansch:
"Der Sieg der Bremer geht in Ordnung, weil sie in der zweiten Halbzeit deutlich zugelegt haben. Bei ihren zahlreichen Kontern hätten sie noch höher gewinnen müssen. Knackpunkt der Partie war die vergebene Chance von Yeboah vor der Pause. Hätte der Ghanaer diese Möglichkeit genutzt, wäre vielleicht alles anders gelaufen."
Spielwertung: 3 (von 4 möglichen Bällen)

Stimmen:
Trainer Thomas Schaaf (Werder Bremen)
"Wir mussten einige Kritik einstecken am Donnerstag, deshalb freut es mich heute, bei so einem tollen Spiel als Sieger vom Platz zu gehen. Ailton hat heute wieder ein sensationelles Spiel gemacht, aber das mit dem Abseits müssen wir ihm noch 'mal erklären. Der HSV war die erwartet starke Mannschaft." 

Trainer Frank Pagelsdorf (Hamburger SV)
"Die erste Halbzeit war ganz gut, aber auf Grund der zweiten Halbzeit hat Bremen verdient gewonnen. Bremen hatte in den zweiten 45 Minuten hochkarätige Chancen. Das Spiel hätte auch 5:2 ausgehen können." 

Story:
Bode und der Konkurrent
Marco Bode gilt als intelligenter Bursche. Flexibel ist er auch. Oft spielt er im Sturm, doch gegen den HSV fügte Trainer Schaaf ihn hinten ein, links in der Viererkette. Bei Ecken kam er trotzdem mit nach vorne, logisch. Man kennt das: Dann schraubt er seine einsneunundachtzig in die Luft, und der Torwart des Gegners zittert schon. Sein achtes Saisontor erzielte Bode im Nordderby, sein viertes mit dem Kopf - Platz eins in der Torjägerliste. Da lässt es sich scherzen. "Blöd, dass auch ein direkter Konkurrent getroffen hat." Na, wer denn? "Jörg Butt." Der ist Torwart - und Torjäger. Flexibel eben.

1:0 für Pagelsdorf
Früher war Frank Pagelsdorf selbst Fussball-Profi. In Hannover, in Bielefeld, in Dortmund. Bei der Arminia ist er noch immer Rekordtorschütze. Und heute? Lässt es nach, dass Gefühl im Fuss? Das Spiel in Bremen bewegte sich dem Ende zu, da versuchte der Hamburger Trainer sich an einer fussballerischen Einlage. Ein wehrloses Hütchen trat er, dermaßen heftig, dass es aufs Feld flog. Pagelsdorf flog auch - vom Platz nämlich. Die letzten Minuten erlebte er auf der Tribüne. Warum? Frings hatte Präger gefoult, das Spiel ging weiter, Präger wälzte sich am Boden. Und Pagelsdorf machte sich "ernsthafte Sorgen", um die Gesundheit des Spielers. Das Hütchen? "Ich hab' nicht gedacht, dass es so weit fliegt." 20 Zentimeter sollten es werden, Ziel knapp verpasst. P.S.: Präger ging's bald besser, das Hütchen blieb heil - 1:0 für Pagelsdorf.


 
dpa meldet: HSV verpasste Sprung an die Spitze - 1:2 im Nordderby bei Werder 
Von Hans-Joachim Zwingmann, dpa 
Bremen (dpa) - Der Hamburger SV hat den Sprung an die Tabellenspitze der Fußball- Bundesliga verpasst. Nationalspieler Marco Bode (62. Minute) mit seinem achten Saisontor und der Brasilianer Ailton (81.) sorgten am Freitagabend für den 2:1 (0:0)- Sieg des SV Werder Bremen gegen die Hamburger. 

Das Ehrentor der Gäste durch einen verwandelten Foulelfmeter von HSV- Torhüter Hans- Jörg Butt in der Nachspielzeit kam zu spät.

Die 36 000 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion sahen im 71. Bundesliga- Nordderby einen am Ende verdienten Sieg der Bremer, die sich mit ihren Fans zugleich für die 0:3- Schlappe vor drei Tagen im Uefa- Cup bei Olympique Lyon versöhnten. Bode, der einen Eckball des Österreichers Andreas Herzog per Kopf ins Tor bugsierte, setzte sich damit allein an die Spitze der Torjägerliste. Das 2:0 fiel nach einem herrlichen Solo des Brasilianers. HSV- Trainer Frank Pagelsdorf sah in der 85. Minute wegen einer Unsportlichkeit die Rote Karte.

Wenn das Flutlichtspiel bis zur 80. Minute auch keinen von den Sitzen riss - die Fans sahen erstmals seit März 1996 zumindest wieder Tore im Nord- Schlager zwischen Bremen und dem HSV. Dreimal in Folge endete das Prestigeduell danach 0:0. Auch diesmal wurde es keine berauschende Partie, obwohl beide Mannschaften offensiv eingestellt waren. Doch am Strafraum waren die Sturmspitzen auf beiden Seiten lange Zeit mit ihrem Latein am Ende. HSV- Angreifer Roy Präger zerrte zwar an den Ketten und wirbelte über den Platz, hatte aber keine echte Torchance. Bei den Bremern konnte das südamerikanische Sturmduo Ailton und Claudio Pizarro zunächst kaum Akzente setzen.

In der 38. Minute stockte den Werder- Fans der Atem: Anthony Yeboah kreuzte nach einem Konter allein vor dem leeren Tor auf, Bremens Keeper Frank Rost hatte er zuvor ausgetrickst. Doch der HSV- Torjäger aus Ghana, der zuletzt im Heimspiel gegen Bielefeld noch drei Mal getroffen hatte, schoss den Ball an den Pfosten. "Ich habe Pech gehabt, das Ding muss normaler Weise drin sein", meinte der Pechvogel, der ansonsten bei seinen Bewachern Frank Baumann bzw. Julio Cesar gut aufgehoben war.

Der HSV hatte in der an Zweikämpfen reichen, an Torszenen jedoch armen Partie sogar leichte Feldvorteile, war von Trainer Pagelsdorf hervorragend eingestellt. Der ehemalige Bremer Rodolfo Cardoso hatte als Regisseur im HSV- Mittelfeld viele Freiräume. Nach der Pause drehten die Bremer auf: Ein Warnschuss von Ailton (48.) weckte die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf aus dem "Winterschlaf". Vier Minuten später hatte Pizarro die große Chance zum 1:0, doch der Peruaner verpasste die Kugel - zumal in Abseits verdächtiger Position - ganz knapp.