Bundesliga, 16. Spieltag, Mittwoch, 15.12.99 um 20:00 Uhr in Unterhaching.

SpVgg Unterhaching - Hamburger SV 1:1 (0:1)

Das Spiel habe ich nicht live gesehen und möchte daher auch nichts dazu schreiben. Ich halte nicht viel davon, seine eigene Meinung nach TV-Berichten zu fertigen.

Weiter unten findet Ihr aber z.B. einen Bericht von einem HSV-Fan, der live beim Spiel anwesend war.

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



 
Sport1.de berichtet: Hexentanz verzaubert den HSV
SpVgg Unterhaching  1 : 1 (0 : 1) Hamburger SV 

Furchteinflößende Holzmasken und ein traditioneller Tanz in der Halbzeitpause. Ein bayerischer Brauch, dem Winter das Fürchten zu lehren. Auch den kühlen Hanseaten war der Veitstanz der Süddeutschen nicht geheuer. Technisch überlegen in Hälfte eins, schön lief der Ball durch die eigenen Reihen, verdiente Führung zur Pause. Alles wie weggezaubert in Durchgang zwei. Haching nutzte das aus und erkämpfte sich ein Unentschieden. Die Tradition macht´s möglich. 

Flott ging es los im Sportpark. Der Boden knüppelhart gefroren, die Hamburger unbeeindruckt. Mit einstudierten Kombinationen ließen sie Ball und Gegner laufen. Haching hielt rustikal dagegen - nicht´s zu machen. Verdient dann die Führung nach 24 Minuten: Gewaltschuss von Yeboah, Wittmann wehrte ab, jedoch direkt vor die Füße von Mahdavikia. Der setzte den Ball gegen die Laufrichtung des Keepers in die Maschen. Der HSV so unterkühlt wie die Witterung. 

Zum Pausentee dann der magische Brauch, und vorbei war es mit der Hamburger Herrlichkeit. Pomadig, ja fast schon arrogant, wollten sie das Ergebnis nach Hause schaukeln. Haching besann sich auf alte Werte. Plötzlich lief es besser. Die Köstner-Elf rannte, kämpfte und erspielte sich Torchancen. 20 Minuten vor Schluss ein Bodenabstoß von Butt, dem Ex-Hamburger Seitz fiel der Ball vor die Füße, und 40 Meter vor dem Tor begann er seinen Sololauf. "Schön anzusehen", dachte sich die HSV-Abwehr und ließ ihn gewähren. "Genug gelaufen", dachte sich Seitz und schlenzte den Ball ins rechte Eck zum verdienten Ausgleich.

Die Moral? Die Hamburger haben fünf Punkte Rückstand auf die Bayern, Haching 24 Spiele in Folge zu Hause ungeschlagen, und: Unterschätze niemals alte Bräuche. 

SpVgg Unterhaching  1 : 1 (0 : 1) Hamburger SV 

ERGEBNIS :   1 : 1 (0 : 1) 
DATUM :   15.12.99   20:00 Uhr 
ZUSCHAUER :   9,000 
SCHIEDSRICHTER :   Edgar Steinborn 
TORE :  0:1 Mehdi Mahdavikia (24.), 1:1 Jochen Seitz (68.)

AUFSTELLUNG 
SpVgg Unterhaching: Jürgen Wittmann, Oliver Straube, Ralf Bucher, Matthias Zimmermann, Alexander Strehmel, Altin Rraklli, Dennis Grassow, Markus Oberleitner, Jochen Seitz, Danny Schwarz, Marco Haber

Hamburger SV: Hans-Jörg Butt, Nico Jan Hoogma, Dimitrios Grammozis, Niko Kovac, Thomas Gravesen, Fabian Ernst, Rodolfo E. Cardoso, Mehdi Mahdavikia, Anthony Yeboah, Bernd Hollerbach, Roy Präger

WECHSEL 
SpVgg Unterhaching
Andre Breitenreiter für Danny Schwarz (56.), Peter Zeiler für Markus Oberleitner (78.), Jan Seifert für Altin Rraklli (87.)

Hamburger SV
Thomas Doll für Roy Präger (89.)

GELBE KARTEN 
SpVgg Unterhaching
Oliver Straube (49.)

Fakten:
Hachinger Heimnimbus 
Die SpVgg Unterhaching ist jetzt 24 Heimspiele in Folge ohne Niederlage (16 Mal in der zweiten Liga und acht Mal in der Bundesliga). Im Sportpark kassierten die Hachinger in der ganzen Hinrunde gerade mal drei Gegentore. 

Ohne Hertzsch 
Der Hamburger SV musste beim schweren Gang in Unterhaching auf den grippegeschwächten Abwehrrecken Ingo Hertzsch verzichten. Zuvor hatte Hertzsch in dieser Saison jedesmal in der Anfangself gestanden und war nur zweimal ausgewechselt worden. 

Seitz meldet sich zurück 
Jochen Seitz erzielte gegen den HSV seinen dritten Saisontreffer. Zuvor hatte der Hachinger Angreifer am siebten Spieltag in Kaiserslautern zwei Treffer erzielt.

Knoten platzte 
Im 14. Bundesligaeinsatz für den HSV gelang Mehdi Mahdavikia sein erstes Saisontor. Insgesamt war es für den ehemaligen Bochumer der vierte Treffer in der höchsten deutschen Spielklasse. 

Schlaglichter:
Starke Anfangsphase des HSV 
Dominant zeigte sich der Hamburger Sportverein zu Spielbeginn in der Festung Sportpark. Überlegene Ballbesitzzeiten, die Mehrzahl an gewonnenen Zweikämpfen (57%) und sechs zu null Torschüsse dokumentieren das klare Übergewicht. So war das 1:0 in der 25. Spielminute durch Mehdi Mahdavikia hoch verdient. Die Führung nahmen die Hanseaten mit in die Pause, obwohl die Hachinger ab der 30. Minute stärker wurden und mit fünf Torschüssen noch vor dem Seitenwechsel für Gefahr sorgten.

Hoogma Mr. 100% 
In der ersten Halbzeit war Nico-Jan Hoogma wieder einmal die Zuverlässigkeit in Person auf Seiten des HSV. Alle 27 Pässe kamen an und auch seine fünf Zweikämpfe konnte er für sich entscheiden. Aufgrund des druckvollen Spiels der Unterhachinger nach der Pause konnte er diese Quote nicht halten. Insgesamt gewann er sehr gute 67% seiner Zweikämpfe und lediglich zwei Pässe erreichten nicht den vorgesehenen Mitspieler. 

Verdienter Ausgleich 
Mit seinem dritten Saisontor gelang Jochen Seitz für die in der zweiten Hälfte wesentlich engagierter spielenden Hachinger der verdiente Ausgleich. Herausragender Offensivspieler der SpVgg war Altin Rraklli, der dank seiner Antrittsschnelligkeit mit drei Torschüssen und drei Assists an sechs der insgesamt 13 Unterhachinger Torschüsse direkt beteiligt war. 

Hamburger Offensive ließ stark nach 
Nachdem die Hamburger Angreifer zu Spielbeginn sehr aktiv waren und den Hachingern erst das dritte Heimgegentor der Saison zufügten, blieben sie im weiteren Spielverlauf blaß. Symptomatisch für die fehlende Durchschlagskraft, vor allem in der zweiten Hälfte, war Roy Präger. Viele Fehlpässe, in nur vier von 16 Zweikämpfen erfolgreich und mit keinem Torschuß sowie lediglich einer Torschußvorlage im zweiten Durchgang tauchte er völlig ab. Seine Sturmkollegen Yeboah und Mahdavikia waren zwar einsatzfreudiger, aber auch ihnen fehlte die Durchschlagskraft.

Kommentar von Markus Hoehner: "Ein gerechtes Unentschieden nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten. Der HSV, im ersten Durchgang deutlich überlegen, wurde in der zweiten Hälfte von Unterhaching regelrecht nieder gekämpft. Am Ende waren für die Hachinger sogar noch drei Punkte drin." 

Spielwertung: 2 (von 4 möglichen) Bällen. 

FuXX des Spieles:  Die Hamburger Fans 
"In der Nacht angereist, räumten die Hamburger Fans den Schnee vom Feld und ermöglichten somit, dass die Partie angepfiffen werden konnte. Hut ab!" 

Stimmen:
Lorenz-Günther Köstner (Trainer SpVgg Unterhaching): 
"Der HSV ist verdient in Führung gegangen. Aber das 0:1 war für uns wie ein Wachmacher. Da hat sich die Mannschaft darauf besonnen, was eigentlich möglich ist. Wir sind besser in die Zweikämpfe gekommen und haben Druck gemacht. Wir hatten allerdings Glück, als Haber über den Ball schlug und Yeboah nur den Pfosten traf. Wir haben gegen eine der erfolgreichsten Bundesliga-Mannschaften aber eine gute zweite Halbzeit gezeigt. Dafür muss ich der Mannschaft Respekt zollen." 

Frank Pagelsdorf (Trainer Hamburger SV): 
"Wir haben ein gerechtes Unentschieden gesehen. Die erste Halbzeit waren wir besser, vor allem von der Spielanlage her. In der zweiten Halbzeit hat Haching dann enorm viel Druck gemacht. Man hat gesehen, dass die Hachinger zwei komplette Tage mehr frei hatten als wir. Man kann froh über diesen Punkt sein." 

Story:
Hexerei, oder einfach tolle Moral 
Am zweiten August 1998 war es. Damals spielte Unterhaching im ersten Spiel der 2. Liga zu Hause gegen Arminia Bielefeld. 0:2 hieß es nach 90 Minuten. Am Ende der Saison stiegen beide Teams in die Bundesliga auf. Das Datum ist mittlerweile von historischer Bedeutung, denn es folgten 24 Heimspiele ohne Niederlage. Seit 500 Tagen hat es niemand geschafft, die Hachinger Bastion einzunehmen. Vor der Saison noch als einer der sicheren Absteiger gehandelt, sammeln die Hachinger fleißig Punkte und sind nun Tabellenelfter. Heute sah es in der ersten Hälfte nach einer klaren Niederlage aus. Doch dann kam der traditionelle Tanz zur Pause, und die Süddeutschen überzeugten durch Kampfgeist. Magie, oder liegt es am Ende doch an der tollen Moral? 


 
dpa meldet: Unterhaching 1:1 gegen HSV :
Ausgerechnet der Ex- Hamburger Jochen Seitz hat den Heimnimbus von Bundesliga- Aufsteiger SpVgg Unterhaching bewahrt und den Traum des HSV von der Herbstmeisterschaft zerstört. 
Seitz' Treffer in der 67. Minute sicherte den seit dem 2. August 1998 im heimischen Sportpark ungeschlagenen Münchner Vorstädtern am Mittwochabend das verdiente 1:1 (0:1) gegen den Hamburger SV. Vor 9 000 Zuschauern hatte Mehdi Mahdavikia die Gäste in der 26. Minute eines auf schwachem Niveau stehenden Spiels in Führung gebracht, ais er einen Fehler von Hachings Torhüter Jürgen Wittmann bestrafte. Eine gemeinschaftliche Schneeräum- Aktion von Fans beider Clubs hatte die Austragung der Partie überhaupt erst möglich gemacht. Am Nachmittag befreiten rund 110 Anhänger den Rasen im Sportpark von einer etwa acht Zentimeter dicken Schneeschicht.
Auf erstaunlich gut bespielbarem Boden stellten die Hamburger die technisch bessere Mannschaft mit der reiferen Spielanlage. Während die Gäste den Ball gekonnt durch die eigenen Reihen laufen ließen, wirkten die im heimischem Stadion auf Konter lauernden Hachinger in ihren Aktionen zu ungestüm. In der 16. Minute verhinderte SpVgg- Torhüter Wittmann gegen Rodolfo Cardoso den drohenden Rückstand. Zehn Minuten später war der Schlussmann des Neulings dann nicht im Bilde, als er einen Schuss von Anthony Yeboah abprallen ließ. Mahdavikia staubte zu seinem ersten Saisontor ab. Wenig später verhinderte der Iraner auf der anderen Seite den Ausgleich, als er bei einem Kopfball von Alexander Strehmel (33.) für seinen Torhüter Hans- Jörg Butt auf der Linie rettete.
Bei einsetzendem Schneetreiben zeigte den HSV den Hausherren auch im zweiten Durchgang ihre spielerischen Grenzen auf, allerdings machte die SpVgg dieses Defizit durch großen Einsatz wett. In der 67. Minute wurden die Münchner Vorstädter für ihren nie erlahmenden Einsatz belohnt, als Seitz mit einem Flachschuss aus 20 Metern zum Ausgleich traf. In der Schlussphase waren die aufopferungsvoll kämpfenden Unterhachinger einem zweiten Tor sogar näher als die Hamburger, die sich immer mehr in die Defensive gedrängt sahen. 

 
Sir Tobi mailte mir folgenden Spielbericht:
140 gutgelaunte Zugfahrer, verteilt auf zwei Züge, machten sich auf zu "der Kult-Fahrt" des Jahres. Einmal Unterhaching sehen und sterben...  Doch die Nervosität an Bord war nicht zu übersehen. Es lag allerdings nicht daran, daß man Angst vor den heimstarken Unterhachingern hatte, sondern vielmehr daran, daß die Ungewissheit bezüglich einer Spielabsage im Zug herrschte. Nicht noch einmal so ein "Bochum-Effekt". Zumal sich viele extra Urlaub genommen hatten und die Reise auch nicht billig war. Bei einer Absage hätte man wohl auf keinen Pfennig von der Bahn hoffen können! Jeder Halt in den Bahnhöfen wurde so zur Show. Zig Handys klingelten und hunderte von Kurzmitteilungen gingen ein. Und immer der gleiche Tenor: "Noch ist nicht abgesagt". Darauf erst einmal wieder ein Bier. Die Stimmung stieg und erste Lieder wurden eingeprobt, obwohl das Wetter in Richtung Süden immer schlechter wurde. Dann kam die erlösende und doch irgendwie unglaubliche Nachricht. Das Spiel findet statt, weil 80 HSV-Fans die mit Bus und Auto angereist waren den Paltz und das Stadion freigeschippt hatten. Erst hielten wir es für eine Ente, doch es stellte sich als absolut wahr heraus. Das dürfte einmalig in der Bundesliaggeschichte sein. Die Gästefans machen den Platz bespielbar. Irre.
Nun ja, in München angekommen und wie immer das gleiche Bild! Polizisten, die uns am Ausgang ordentlich filzten. Auch einmalig in der Bundesliga! Egal, auf gings zum Sportpark. Mit der S-Bahn ging es nach Haching. Am Hachinger 
Bahnhof ausgestiegen leuchtete er schon in seiner vollen Pracht. DER Sportpark Tempel! "Nein" , "Gibt es nicht" und "Was ist das denn?" Waren die ersten Kommentare! Wirklich ein putziger Ground. Von weitem sieht man 4 
Flutlichmasten mitten in der Pampa. Nix drumherum! Egal, auf zur nächsten Glühweinbude. Und dann wurde mein Bild von den Hachingern schon gleich ganz anders. Wirklich nette und lustige Leute, die selbst mit einer gewissen Portion Ironie zu den Heimspielen fahren. Kein hochnäsiges Verhalten und pure Fußballfreude kam uns entgegen. Einfach toll!
Nach ein paar Weinchen ging es in die Arena! Und da hörten wir ihn schon. Der Stadionsprecher bedankt sich 50 mal bei den HSV-Fans für das Schneeschippen und er kann gar nicht oft genug betonen, wie gut die HSV-Fans doch drauf sind. Hey, der Mann war gut!
Grob geschätzt fanden sich knappe 1000 HSV-Anhänger im Stadion ein. Für einen Mittwoch abend und so weit entfernt von der Heimat, schon ein toller Support!
Dann das Spiel. die ersten 25 Minuten der HSV hochüberlegen und auch mit dem erlösenden Tor. Doch danach die große gähnende Leere. Unterhaching reißt sich zusammen und stürmt auf das HSV-Tor. Zur Halbzeit wäre der Ausgleich schon längst verdient gewesen.
In der Pause machten dann die HSV-Fans die gute Arbeit der morgentlichen Schneeschipper wieder zu Nichte. Eine wahre Schneeballschlacht begann. Und die leidtragenden waren die Auswechselspieler und die Ordner. Somit war der 
Strafraum wieder fast weiß! 
Nach der Pause dann das gleiche Bild. Unterhaching stürmt und der HSV hofft darauf, das 0:1 nach Hause zu schaukeln. Nee, dann kam was kommen mußte. Groß wurde es in den Gazetten angekündigt: "Die drei Exilhamburger" waren heiß auf den HSV. Und eben jener Seitz macht dann den Ausgleich, der mehr als verdient war. Hurra, ganz Haching jubelt, die Blaskapelle gibt alles und die extra angagierten Geister freuen sich über ihren "Fluch-Erfolg". Dann aber wieder ein neues Bild. Wie in der ersten Halbzeit der HSV nach dem Treffer, machte es auch Haching und zog sich zurück. Daraus folgte, das der HSV zu erneuten Chancen kam. Nun will ich das nicht breitreten, doch Yeboahs Pfostentreffer (Bremen läßt grüßen) war wieder symbolisch für unseren HSV. Mußten wir uns also mit einem Unentschieden zufrieden geben.Nun ja, in Haching werden noch ganz andere Mannschaften stolpern, doch wir 
hätten die drei Punkte gut gebrauchen können.
Nach dem Spiel ging es gleich zurück gen Hauptbahnhof. Hier wartete noch ein schöne Überraschung auf uns. Der Zug fuhr nicht um 23.17 sondern schon um 23.01 Uhr. Ich weiß nicht wieviele Hamburger jetzt den Zug verpasst haben, 
aber es dürften doch ein paar gewesen sein!
Fazit: Unterhaching ist mit Sicherheit eine Reise wert und wenn es so sein soll, fahren wir nächstes Jahr wieder dort hin. Doch dann bitte im Sommer, denn es gibt direkt neben dem Stadion einen schönen Biergarten, wo man sich sicher den ganzen Tag bei schönem Bier die Sonne auf den Pelz scheinen lassen kann! 
Nix mit Millenium-Meister!

Schwarz-weiß-blauer Gruß
SirTobi