Bundesliga, 20. Spieltag, Sonntag, 13.02.00 um 17:30 Uhr im Hamburger Volkspark bei Temperaturen um 5 Grad C und teilweise Regenschauern.

Hamburger SV - FC Schalke 04  3:1 (0:1)

Ich hatte irgendwie ein sehr seltsames Gefühl vor diesem Spiel. Es war nämlich so, daß ich völlig unbesorgt war und sehr sicher, daß wir dieses Spiel gewinnen würden. Das liegt bestimmt hauptsächlich daran, daß ich die letzten Spiele auf Schalke in so geiler Erinnerung habe. Es hat mich aber schon fast wieder skeptisch gemacht, wie selbstsicher ich plötzlich war. Das ist nämlich eigentlich eher nicht meine Art.

Das Spiel war dann in der ersten Halbzeit auch eher grauslig. Die erste Halbzeit war für mich eine der schlechtesten Halbzeiten in dieser Saison. Zumindest in einem Heimspiel. Schalke konnte relativ früh in Führung gehen und dabei sah unser Keeper und die Abwher ganz schlecht aus. Zuerst hatte die Abwehr Wilmots unbedrängt aus ca. 20 m schießen lassen und dann hat Butt diesen Ball nicht festgehalten. Natürlich waren Ball und Boder total nass, aber das darf trotzdem nicht passieren, zumal Butt schon bei einem Schuß früher ähnlich schlecht aussah. Diesmal war aber leider der wirklich Mpenza da und konnte das 0:1 erzielen.

Ich fand diese Führung der Schalker in der 1. Halbzeit trotzdem recht glücklich, weil Schalke eigentlich kaum hochprozentige Chancen hatte. Wir hatten zwar auch einige Chancen, aber irgendwie haben wir nicht zwingend gespielt und haben vor allen Dingen überhaupt nicht unsere spielerische Linie gefunden. Unsere Chancen fand ich aber dennoch besser als die der Schalker. Ein Kopfball ging direkt links neben das Tor (den hätte Reck niemals gehalten) und ein weiteres mal mußte ein Schalker auf der Linie klären. Beide Male war Kovac der Absender. 

Natürlich war auch nicht sehr förderlich, daß schon recht früh Panadic ausgewechselt werden mußte, da er sich bei einem Zusammenstoß mit einem Schalker verletzt hatte. Dafür kam dann Fischer. Das machte mir zunächst ein wenig Angst, da Ebbe Sand zur Zeit ja doch sehr gut drauf ist und Pana vorher gegen ihn spielte, aber Fischer meisterte seine Sache wirklich hervorragend und avancierte  für mich über die ganze Partie gesehen zum besten Mann. Dazu aber später noch mehr.

Der negative Höhepunkt der ersten Halbzeit war aber der Elfmeter der Schalker. Mein Kumpel Kuno meinte, daß das niemals ein Elfer war. Allerdings habe ich das doch gleich etwas anders gesehen und konnte mir durchaus vorstellen, daß es da ein Foul gab. Die TV-Bilder haben mich da bestätigt. Aber dieser Elfer zog ja eine ganze Reihe von Ereignissen nach sich. 

Ich hatte nun das Gefühl, daß das Spiel entschieden werden würde. Neben mir saßen zwei Schalker Fans, die ich selbst mitgebracht hatte (*schäm*). Zu dem einen davon, meinem Arbeitskollegen, sagte ich nur, daß Butt ja bisher eine 100%ige Quote bei Elfern hat. Denn genau das hatten wir vorher im Auto noch besprochen. Allerdings war das bei mir mehr das „Pfeifen im Walde“, denn ich sah das Sieg nun dahinschwinden. Nun ja, Wilmots, der Gefoulte, trat selbst zum Elfer an. Und da kann ich nur sagen: Soll man das tun ??? Nein, wie jeder Fußballfan weiß. Beim Anlauf wurde er von Gravesen, der vorher auch das Foul begangen hatte, am Trikot gehalten. Da war es mir schon vollkommen unterständlich, weshalb Wilmots nicht einfach stehen blieb. Er lief aber weiter und wollte den Ball wohl einfach hart in die Mitte hämmern. Da Butt sich aber wie immer erst recht spät für eine Seite entscheidet, konnte er es schaffen, den Ball mit den Füßen abzuwehren. Das war aber noch nicht das Ende der Elfer-Story. Der Ball flog von Butt zurück in die Mitte. Wilmots verpaßte ihn und ein anderer Schalke drosch das Leder wieder in Richtung Tor. Dabei wehrte Hoogma diesen Schuß mit dem Arm ab. Ich meine, daß man da nie und nimmer einen Handelfer hätte geben können. Die Hand war zwar klar am Ball und der Ball wäre auch in Richtung Tor geflogen, aber der Ball war auch so hart geschossen, daß man Hoogma m.E. keinerlei Bewegung der Hand ZUM Ball vorwerfen könnte.
Ich erwähne diese Handszene, die für mich im Stadion schon eindeutig war, nur, weil Udo Lattek auf DSF zu dieser ganzen Elfer-Szene den Kommentar gab, daß man den Foul-Elfer nicht hätte pfeifen müssen, aber für das Handspiel hätte er dann schon einen Elfer geben wollen. Ich weiß ja nicht, wo der gute Mann hingesehen hat ....

Damit war nun aber Teil 1 der Elfer-Story beendet.

Wir gingen dann eben mit einem 0:1 nach einem ziemlich lauen HSV-Spiel in die Halbzeit und ich hatte, ehrlich gesagt, irgendwie nur sehr wenig Hoffnung, daß wir dieses Spiel noch rumreißen könnten. Pagel scheint den Jungs aber in der Halbzeit ziemlich den Kopf gewaschen zu haben, denn in der 2. Halbzeit bekamen wir wieder den sehr starken HSV zu sehen, den wir diese Saison schon so oft bewundern durften.

Wir legten echt los wie die Feuerwehr. Die Schalker Verteidigung wurde kräftig durcheinander gewirbelt. Für den angeschlagenen Hollerbach kam zur zweiten Halbzeit Harald Spörl, der nach langer Zeit mal wieder auflaufen durfte. Wenn ich es richtig sehe, war das ein erster Einsatz im neuen Stadion (bin mir aber nicht sicher).

Es gab gleich eine Serie von 4 Eckbällen hintereinander, bei denen auch zwei hochprozentige Chancen des HSV dabei waren. Zuerst wurde ein Kopfball von Fischi per Kopf von einem Schalker Verteidiger aus dem Winkel gekratzt und bei einer der folgenden Ecken hatte der heute wieder bärenstarke Hoogma Olli Reck bereits überwunden. Leider wurde der Ball aber erneut von einem Schalker Verteidiger vor der Linie zur Ecke geklärt.

Meine Schalker „Beisitzer“ mußten sich schon sehr die Haare raufen, denn da lag ein Tor der HSV in der Luft. Trotzdem hatte Schalke auch in dieser Phase des Spiels noch einmal die Möglichkeit, daß Spiel für sich zu entscheiden. Nach einem guten Konter schoß der wirklich sauschnelle Mpenza das Leder an den Winkel. Glücklicherweise aber nicht IN den Winkel.

Dann folgte, was uns alle in Verzückung versetzte: Super-Tore des HSV.

Den Anfang machte Niko Kovac. Eine Flanke von der rechten Seite nahm er per Fallrückzieher ab und der paßte perfekt ins linke untere Eck. Keine Chance für Reck. Was für ein Tor !!! Wunderschön.

Der HSV machte weiter Druck und jetzt kam etwas, was viele vielleicht nicht verstehen. Ich fand es jedoch supergeil, denn Pagel wechselte AirBäron ein. Dafür nahm er aber nicht etwa einen der Stürmer oder einen Mittelfeldspieler raus. Nein, er nahm Fischi, der ja in der ersten HZ erst eingewechselt worden war, wieder raus. Das sehe ich allerdings keineswegs als Kritki an der Leistung der „Sexmachine“, denn Fischi hatte wirklich ein Super-Match hingelegt. Pagel wollte einfach kein Unentschieden sondern unbedingt gewinnen. Genau das wünsche und fordere ich immer vom HSV. Ein Unentschieden zu Hause ist BESCHISSEN. Da kann man lieber alles auf eine Karte setzen und zur Not auch mal ein Spiel verlieren. Unentschieden haben uns schon zu oft entscheidenen Punkte gekostet (z.B. auch letztes Jahr). Denn am Ende eine Bilanz zu haben, nie in der Saison zu Hause verloren zu haben, bringt uns gar nichts, wenn uns vielleicht 2 entscheidende Punkte fehlen.

Pagel ging wie gesagt, dieses Risiko bewußt ein. SUPER !!! 

Und es zahlte sich auch umgehend aus. Bäron war kaum auf dem Platz, da griff er im 16er auch schon ein. Der Ball wurde hoch zu Yeboah befördert. Der konnte den Ball auch heben; wurde danach allerdings von Olli Reck, der völlig blind herangesprungen kam, umgenietet. Der Schiri deutete wieder auf den gleichen Elfer-Punkt wie in der ersten HZ. Ganz ehrlich, auch nach Studium der TV-Bilder bin ich mir da nicht ganz sicher, ob ich den Elfer gegeben hätte, denn Tony hatte den Ball immerhin schon geschossen als Reck schließlich in ihn reinrauschte. Diesen Elfer wollte z.B. DSF-Kommentator Lattek unbedingt geben. Man merke: Herr Lattek und ich beurteilen Elfmeterszenen wohl doch grundsätzlich unterschiedlich.

Es kam natürlich, wer kommen mußte: Buuut, Buuut, Buuut, Buuuut. Und wieder sagte ich zu meinem Arbeitskollegen nur „100 %“. Und Mister „Ich-versenke-jeden-Elfer-und-lasse-keinen-rein!!!“ war auch diesmal wieder hundertprozentig bei der Sache. Er verwandelte sicher in die linke Ecke des Tores und wir führten mit 2:1. Da war das Blatt gewendet, was ich kaum für möglich gehalten hatte und Bärons Einwechslung mochte nun doch fast verfrüht erscheinen, aber ich finde die Entscheidung trotzdem super. Konnte ja auch keiner Wissen, daß es sofort „klingelt“, wenn Bäre auf dem Platz ist.

Der HSV legte sofort mit der nächsten Großchance nach; doch Mahdavikia vergab die gute Einschußchance sehr kläglich. Doch der HSV sollte noch zu einem weiteren Supertor kommen: Yeboah setze sich auf dem linken Flügel in seiner unwiderstehlichen Art gegen 2 Schalker durch. Ein Schalker versuchte ihn zu halten, fiel, und schlug den Ball Yeboah dann auch noch mit der Hand vom Fuß. Dafür gab es die gerechte Strafe: Die gelb-rote Karte. Wie lahmarschig der Schalker nun vom Feld trottete, mutete schon etwas seltsam an, denn schließlich lag SEINE Mannschaft ja zurück und mußte noch was reißen. Das konnten Sie sich dann allerdings nach dem Freistoß sparen. Mahdavikia zog den Ball hoch in Richtung des kurzen Pfostens in den Strafraum und Niko Kovac versenkte den Ball mit einem mustergültigen Flugkopfball. Sein zweites Traumtor und wir waren auch auf der Westtribüne alle aus dem Häuschen !!!

Viele aufregende Szene gab es dann nicht mehr und die Schalker gaben sich zu meiner Verwunderung irgendwie nicht mal richtig Mühe, das Spiel noch umzubiegen.

Ein paar Randbemerkungen muß ich aber doch noch zum Spiel loswerden:

Die Schalker spielten einmal mehr gewohnt unfair. Ich finde, daß die Schalker wirklich unheimlich oft foulen. Dabei sind es nicht so grobe Fouls, aber sie zerstören durch ständige Fouls das Aufbauspiel des Gegners. Manch einer mag das ja auch für einen tollen taktischen Zug halten....

Der Schiri war heute wirklich unter aller Kanone. Was der alles für Schalke entschieden hat. Nee, nee, nee. Neben mir saß wie gesagt ein Schalke-Fan, der auch noch selbst Schiedsrichter ist und sogar der mußte zugeben, daß der Schiri wohl nicht gerade ein Heimschiri sei. Und wenn das schon ein Schalke-Fan sagt, der selbst Schiri ist....  Ich habe es auch selten erlebt, daß ein Schiri so kleinlich ist. Wie oft da die Mannschaften mit dem Ball ein oder zwei Meter bei Freistößen/Einwürden zurückgehen sollten. Einfach unglaublich. Sowas kenne ich sonst nur aus Jugendspielen, wo man die „Kleinen“ noch zur genauen Einhaltung der Regeln erziehen will.

Matchwinner des heutigen Spiels waren wohl eindeutig Butt und Kovac. Butt hat zwar mit einem „kapitalen Bock“ den Schalkern zur 1:0-Führung verholfen, aber das hat er durch den gehalten Elfmeter und den selbst verwandelten Elfer mehr als wiedergutgemacht.
Und Kovac habe ich während des Spiels gar nicht so gut gesehen. Er ist mir eigentlich erst nach seinem ersten Tor richtig positiv aufgefallen. Wie ich aber inzwischen im Fernsehen gesehen habe, hatte er ja auch noch die beiden hochprozentigen Chancen aus der ersten Halbzeit und eine weitere sehr gute Möglichkeit in der zweiten Halbzeit. Mehr darf wohl auch ich nicht verlangen.

Der beste HSVer des Abends bleibt für mich aber Fischi. Er kam kalt ins Spiel, weil sich Panadic verletzt hatte und stand sofort seinen Mann. In der Abwehr ließ er absolut nichts anbrennen und auch in den Angriff schaltete er sich hier und da ein. Seine Auswechslung kann wie gesagt absolut nichts mit seiner Leistung zu tun haben und ich schätze die „Sexmachine“ auch so ein, daß er darüber nun nicht schmollt. Normalerweise sind Spieler zu Tode beleidigt, wenn Sie während des Spiels erst ein- und dann auch noch während des Spiels wieder ausgewechselt werden.

Meine Spielerbewertung:

Butt: Haarsträubender Fehler vorm 0:1. Allerdings hat er danach wirklich ALLES richtig gemacht. Note 2 +

Panadic: kaum zu bewerten. Solange er auf dem Feld stand, hat er ordentlich gespielt. Note 3

Hoogma: bärenstark. Hielt die Abwehr zusammen, konnte viele Angriffe abwehren und schaltet sich dann auch immer wieder beim schnellen Umschalten mit in den Angriff ein. Note 2+++

Hertzsch: wirkte heute teilweise etwas unsicher. Aber mit Mpenza werden auch noch ganz andere Manndecker Ihre Probleme haben: Note 3

Fischer: hat mir hervorragend gefallen, wie ich bereits oben beschrieben habe. Note 1
Nachtrag: Jetzt habe ich gerade online gelesen, daß auch Fischer wegen einer Verletzung ausgewechselt wurde. Das ändert zwar nichts an meiner vorgenannten Meinung, aber es wirft evtl. Probleme für die nächste(n) Partie(n) auf.

Hollerbach: Total unauffällig bis zu seiner Verletzung. Ich glaube, meine Note hat nicht nur etwas damit zu tun, daß ich ihn nicht mag. Er hat nur in der ersten Halbzeit gespielt und die war vom HSV nun einmal insgesamt ganz flau. Daher: Note 4

Spörl: hat sich nach seiner langen Abstinenz sehr gut ins Spiel eingefunden. Eine echte Alternative für das rechte Mittelfeld, solange Groth und Grammozis verletzt sind. Ich würde ihn  beim nächsten mal von Anfang an spielen lassen, Graver in´s defensive, zentrale Mittelfeld und Kovac ins linke Mittelfeld. Für Spörl gibt’s heute: Note 2

Gravesen: blieb heute recht blaß. Ist aber trotzdem immer da, wo es brennt. Den Elfer hat er allerdings dusselig verursacht: Note 4+

Kovac: ohne die Fernsehbilder hätte er trotz seiner zwei Tore keine 1 bekommen. Da ich nun aber auch noch seine ganzen anderen gefährlichen Chancen gesehen habe, hat er sich die Traumnote heute wirklich verdient. Seine beiden Tore waren ja schon fast das Eintrittsgeld wert !!! : Note 1

Cardoso: war heute kaum zu sehen: Note 4

Präger: zwar ohne nennenswerte Torchancen, aber gewohnt aufoperungsvoll kämpfend: Note 3

Mahdavikia: Nach seinem Superauftritt in Stuttgart, habe ich ihn heute leider wieder kaum gesehen: Note 4

Yeboah: Auch ohne Tore ist der Mann gold wert. Gewinnt unendlich viele Zweikämpfe und ist immer anspielbar. Da er heute aber kaum eine Torchance hatte: Note 3+

Bäron: hat gezeigt, daß er körperlich voll mithalten kann und auch keine Angst vor Zweikämpfen hat: Note 3

Mailt mir auch Euren Kommentar.
Ich pinne ihn dann hier unten dran und Ihr könnt noch in Jahren lesen, was Euch einstmals bewegte.



Sport1 meldet: 
Dramatik pur im Volksparksstadion

Hamburger SV  3 : 1 (0 : 1) FC Schalke 04 

Was für ein Spiel im Hamburger Volksparkstadion. Dank einer großartigen Leistung in der zweiten Halbzeit gewann der HSV 3:1 gegen Schalke 04 und hält weiterhin Anschluss an die Tabellenspitze. 

Butt mal wieder der Held
Hans-Jörg Butt, Niko Kovac, Marc Wilmots und Schiedsrichter Sippel - die Hauptakteure in einer dramatischen Partie. Es wird bald langweilig, aber der Hamburger Keeper stand mal wieder im Mittelpunkt. Butt patzte beim Schalker Führungstreffer, indem er einen Wilmots-Schuss nur abklatschen konnte - genau vor die Füße von Mpenza. Der Belgier konnte aus kurzer Distanz sein zweites Bundesligator erzielen (15.). 
Eine Viertelstunde später machte Butt seinen Fehler wieder gut. Er parierte einen Elfer von Wilmots. Und in der 72. Minute traf er zum 2:1. Cool und locker verlud er seinen Torwartkollegen Reck und erzielte damit bereits seinen achten Elfmetertreffer in dieser Saison.

Kovac bärenstark
Die restlichen Tore machte der überragende Niko Kovac. Beim 1:1 (60.) trat der Kroate in die Fußstapfen von Klaus Fischer. Mit einem herrlichen Fallrückzieher brachte er den HSV wieder ins Spiel. Auch schön sein zweiter Treffer zum 3:1 (77.). Reck zögerte bei einer Mahdavikia-Flanke, Kovac sprintete dazwischen und köpfte ein.

Jetzt zum Negativen: Für Wilmots lief heute alles schief. Zwar rackerte der Belgier wie immer, gab alles, ihm klebte aber einfach das Pech an den Stiefeln. Im Elfmeterduell gegen Butt blieb er nur zweiter Sieger, zudem ließ er einige hochkarätige Chancen aus. Symptomatisch die 54. Minute. Wilmots kam nach einer Kmetsch-Flanke frei zum Kopfball und hätte sich die Ecke aussuchen können. "Kampfschwein" Willi setzte den Ball aber am Tor vorbei.

Schalke im Pech
Auch Schiedsrichter Peter Sippel agierte in einigen Situationen unglücklich. Und es traf immer die Schalker. Den Elfer für den HSV, Reck und Yeboah rasselten in der Luft zusammen, musste man nicht unbedingt pfeifen. Zudem war die gelb-rote Karte für Waldoch überzogen (77.). Mit zehn Mann war für die "Königsblauen" gegen die starken Hanseaten nichts mehr zu holen.

Fakten:
Same procedure 
Führung für Schalke, 3:1-Sieg für den HSV, verschossener Elfmeter der Gelsenkirchener - das alles gab es schon im Hinspiel. Die Knappen haben nun zum vierten Mal in dieser Saison ein Spiel nach eigener Führung verloren, das ist in dieser Häufigkeit keiner anderen Mannschaft in Deutschlands höchster Spielklasse passiert. Der HSV dagegen bleibt nach dem spannenden Sonntagspiel im Volksparkstadion ungeschlagen. 

Kovac mit Doppelpack 
Zum ersten Mal in seiner Karriere traf Nico Kovac in einem Bundesligaspiel zweifach. Der Kroate erzielte die Tore zum 2:1 und 3:1 für die Hamburger. Mit nun sechs Toren hat der ehemalige Leverkusener seinen bisherigen Saison-Rekord schon am 20. Spieltag übertroffen. In seinen Jahren bei Bayer 04 hatte er es höchstens auf vier Saisontore gebracht. 

Strafstoßkönig Butt 
Zum vierten Mal in dieser Saison wehrte Hans-Jörg Butt einen Strafstoß gegen den HSV ab - so viele Elfmeter innerhalb einer Saison hatte zuletzt der Mönchengladbacher Uli Sude in der Spielzeit 84/85 abgewehrt. Zweiter Teil der Buttschen Erfolgsstory: Zum achten Mal trat der ehemalige Oldenburger in dieser Spielzeit zum Elfmeter an - und zum achten Mal traf der Keeper. Acht Treffer in einer Saison sind selbst für den torgefährlichsten Torwart der Liga ein persönlicher Rekord, und das bereits am 20. Spieltag. 

Spörl-Comeback 
Gegen Schalke kam Harald Spörl zu seinem ersten Saisoneinsatz. Das letzte Mal spielte Spörl am 29.05.1999 (Hertha - Hamburg 6:1). 

Schlaglichter:
Hamburger drehten erst in der 2. Hälfte auf 
Die Hamburger zeigten erst in der zweiten Halbzeit ihre wahre Stärke. Das Torschussverhältnis zur Pause betrug nur neun zu sieben für die Gastgeber. Im zweiten Durchgang wurde der HSV aber immer besser. Zwischenzeitlich kamen die Hanseaten in der zweiten Hälfte auf ein Torschussverhältnis von dreizehn zu drei. Letztendlich spricht das Verhältnis von 22 Hamburger zu 12 Schalker Versuchen eine klare Sprache - ein hart erkämpfter aber verdienter Sieg des Hamburger SV.

Cardoso lenkte das Spiel 
Rodolfo Esteban Cardoso war der Lenker des Hamburger Spiels. Der Argentinier hatte von allen Akteuren mit 79 die meisten Ballkontakte und war mit sieben Torschussvorlagen und drei eigenen Versuchen an insgesamt zehn von 22 Hamburger Torschüssen beteiligt. Obendrein stimmte auch die kämpferische Einstellung, was Cardoso mit 63% gewonnenen Zweikämpfen unterstrich.

Wilmots war der tragische Held 
Marc Wilmots war der Spieler der ersten Hälfte. Immer wieder war er die Schaltzentrale der schnellen Schalker Konter. Das 1:0 von Mpenza entsprang seiner Vorbereitung, und die Halbzeitführung war nicht zuletzt sein Verdienst. Insgesamt gab der Belgier mit sechs Versuchen die meisten Torschüsse aller Spieler auf dem Platz ab. Einer dieser Torschüsse war allerdings der vergebene Strafstoß, mit dem er sicherlich eine kleine "Vorentscheidung" hätte herbeiführen können. Es kam anders - Wilmots verschoss, und Schalke verlor das Spiel. 

Bärons erster Ballkontakt 
In der 70. Minute wurde Karsten Bäron eingewechselt und war gleich an einer entscheidenden Szene beteiligt. Mit seinem ersten Ballkontakt spielte er den Ball in der Schalker Strafraum, und dort wurde Anthony Yeboah von Oliver Reck gefoult. Den fälligen Strafstoß verwandelte HSV-Keeper Butt zur 2:1-Führung für die Hamburger. Ansonsten sah der Arbeitsnachweis von Bäron in den verbleibenden 20 Minuten so aus: Neun Ballkontakte, drei gewonnene und sechs verlorene Zweikämpfe, kein Torschuss und eine Torschussvorlage. Sein erster Ballkontakt jedoch war der wichigste.

Kommentar von Erich Laser:
"Ein wunderbares Fußballspiel im Hamburger Volksparkstadion. Die Schalker nutzten ihre Chancen nicht, dafür schlug die beste Offensive der Liga wieder eiskalt zu. Der HSV war in der zweiten Halbzeit die klar bessere Mannschaft, war kämpferisch bärenstark und spielerisch überzeugend." 

Spielwertung: 4 Bälle (von 4 möglichen)

FuXX des Spieles:  Niko Kovac 
"Niko Kovac war der beste Mann auf dem Platz, erzielte per Fallrückzieher ein sensationelles Tor und krönte seine Leistung mit seinem zweiten Treffer. Der Wechsel von Leverkusen an die Elbe hat dem Kroaten offensichtlich gut getan." 

Stimmen:
Frank Pagelsdorf (Hamburger SV): 
"Schalke hat in der ersten Hälfte ein sehr gutes Spiel gemacht. Bei uns konnte es in der zweiten Hälfte nur besser werden. Wir versuchen, zuhause immer druckvoll nach vorn zu spielen und Tore zu machen. Ein Fehler wie beim 0:1 kann immer passieren. Natürlich muss man Mpenza ein Kompliment machen, dass er so schnell nachgesetzt hat." 

Huub Stevens (Schalke 04): 
"Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten gespielt. Auch in der zweiten Hälfte, als der Druck immer größer wurde, hatten wir unsere Chancen. Wir haben diese nicht genutzt, das 2:0 oder 3:0 zu machen. Wir waren schon im Hinspiel gut und auch heute. Letztendlich spricht keiner mehr darüber, weil wir jeweils drei Punkte verloren haben." 

Story:
Schwarzer Tag für Reck 
Das war nicht der Tag von Schalkes Keeper Oliver Reck. In der Partie beim Hamburger SV machte er einige Male eine unglückliche Figur. Zu ungestüm versuchte er im Luftduell gegen Anthony Yeboah zu klären - rasselte dabei mit dem HSV-Goalgetter zusammen. Schiri Sippel zeigte auf den Punkt und Hans-Jörg Butt verwandelte sicher gegen Reck. Doch damit nicht genug. Das 3:1 durch Kovac ging klar auf seine Kappe. Reck zögerte beim Herauslaufen - fing Mahdavikias Flanke nicht ab. So konnte Kovac zum Kopfball kommen und für den HSV vollstrecken. 


 
dpa meldet: 3:1 gegen Schalke: Dank Butt und Kovac hält der HSV Anschluss 
Von Bernd Müller, dpa 
Hamburg (dpa) - Elfmeter- Held Hans- Jörg Butt und Doppel- Torschütze Niko Kovac haben für den Hamburger SV ein schon verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer gerissen. Mit dem vierten gehaltenen und dem achten verwandelten Strafstoß in dieser Saison legte der Schlussmann am Sonntagabend den Grundstein zum 3:1 (0:1)- Sieg der Hanseaten gegen den FC Schalke 04. 

Kovac (60./78.) mit seinen Saison- Treffern fünf und sechs und Butt (72.) machten für den erst in der zweiten Hälfte stark aufspielenden HSV vor 40 000 Zuschauern im Volksparkstadion das 0:1 wett, das Millionen- Stürmer Emile Mpenza (15.) für die eine Halbzeit lang stark auftrumpfenden "Königsblauen" erzielt hatte. Mit einem gehaltenen Elfmeter von Marc Wilmots verhinderte Butt in der 30. Minute das drohende 0:2. Während der HSV mit dem zehnten Saisonsieg Anschluss an das Spitzenduo aus München und Leverkusen hielt, kassierte Schalke seine erste Niederlage in der Bundesliga- Rückrunde und verlor überdies Tomasz Waldoch (77.) durch die Gelb- Rote Karte wegen Handspiels.

Eine Halbzeit lang wirbelten fast ausschließlich die Gäste, die die HSV- Abwehr mit ihrem schnellen Angriffstrio Wilmots, Sand und Mpenza von einer Verlegenheit in die andere stürzten. Mit ihrer aggressiven und resoluten Spielweise ließen die "Königsblauen" die Norddeutschen nicht wie gewohnt ins Spiel kommen. Bezeichnend für die Schwäche des HSV, dass er sich in den ersten 45 Minuten nicht eine Chance herausspielen konnte. Den wenigen Torszenen gingen Standardsituationen voraus. Nach einem Eckball von Rodolfo Cardoso und Kopfball von Niko Kovac rettete Radek Latal (8.) für seinen Keeper Oliver Reck auf der Linie. Dann köpfte Kovac (22.) eine Freistoßflanke von Cardoso vorbei.

Dagegen nutzten die Schalker die sich im Mittelfeld bietenden Räume zu blitzschnellen Vorstößen, die zumeist in Wilmots ihren Ausgangspunkt. Der Belgier leistete mit seinem von Butt nur angeklatschten 16- Meter- Schuss die Vorarbeit für Mpenzas zweites Saisontor, scheiterte allerdings dann mit seinem zu unplatziert geschossenen Elfmeter am HSV- Keeper, nachdem er selbst von Thomas Gravesen zu Fall gebracht worden war. In der 39. Minute bewahrte Butt seine Mannschaft nach Mpenza- Flanke gegen Wilmots vor dem zweiten Gegentor.

Mit stürmischen Attacken versuchten die Hamburger nach dem Seitenwechsel das Blatt zu wenden, mussten dabei aber stets vor den gefährlichen Schalker Kontern auf der Hut sein. So scheiterte Mpenza (57.) nach einem spektakulären Solo an der Latte. Erst nach einer Stunde Spielzeit wurde das jetzt schwungvolle Spiel der Hanseaten mit dem Ausgleich belohnt, den Kovac nach Vorarbeit von Roy Präger auf spektakuläre Weise per Fallrückzieher markierte. Eine umstrittene Elfmeter- Entscheidung von Schiedsrichter Sippel aus Würzburg nach einem Rempler von Reck an Anthony Yeboah brachte den HSV in der Schlussphase doch noch auf die Siegerstraße.


 
kicker: 
Hamburger SV: Butt (3) - Hertzsch (3), Hoogma (2,5), Panadic - Gravesen (4) - N. Kovac (1), Hollerbach (3) - Cardoso (4) - Mahdavikia (2,5), Yeboah (4), Präger (3,5) - Trainer: Pagelsdorf
FC Schalke 04: Reck (4) - Oude Kamphuis (4), Waldoch (4), Happe (3) - Thon (5) - Latal (4), Kmetsch (3), Nemec (4) - Wilmots (3) - E. Mpenza (2,5), Sand (4) - Trainer: Stevens
Eingewechselt:  17. Fischer (3,5) für Panadic, 46. Spörl (3) für Hollerbach, 70. Bäron für Fischer - 74. Asamoah für Latal, 81. Alpugan für Nemec, 85. Held für Oude Kamphuis
Tore:  0:1 E. Mpenza (15., Rechtsschuß, Vorarbeit Wilmots), 1:1 N. Kovac (60., Rechtsschuß, Mahdavikia), 2:1 Butt (72., Foulelfmeter, Yeboah), 3:1 N. Kovac (78., Kopfball, Mahdavikia)
Chancenverhältnis: 8:5
Eckenverhältnis: 9:1
Schiedsrichter: Sippel (Würzburg), Note 5 - zweifelhafter Elfmeter für den HSV und eine unbegründete Gelbe Karte für Waldoch
Zuschauer: 40000
Gelb-Rote Karten: Waldoch (77. wiederholtes Foulspiel)
Gelbe Karten: Hollerbach, Präger - Kmetsch, Reck, Sand, Thon
Bes. Vorkommnisse: Butt hält Foulelfmeter von Wilmots (30.)
Spielnote: 2,5
Spieler des Spiels: N. Kovac - Herrlicher Fallrückzieher zum 1:1 und das 3:1 per Kopf, war der entscheidende HSV-Spieler.

Analyse 
Personal: Auf Hamburger Seite gab es gegenüber dem Stuttgart- Spiel (3:1) eine Umstellung. Für Fischer kehrte Hollerbach ins Team zurück. Die zuletzt 3:1 gegen Bremen siegreiche Schalker Elf präsentierte sich auf zwei Positionen verändert. Thon (nach seiner Gelb-Sperre) ersetzte wieder Müller als Libero, Oude Kamphuis übernahm den Platz von Alpugan.

Taktik: Die Schalker hatten sich auf die drei HSV-Spitzen mit einer Dreier-Kette mit Happe, Waldoch und Oude Kamphuis eingestellt. Davor agierte Olaf Thon als freier Mann. Kmetsch übernahm die Aufgabe, Cardosos Kreise zu stören. Latal (rechts) und Nemec (links) machten die Räume außen eng und sollten für Flanken sorgen. Wilmots spielte hinter den beiden Spitzen Mpenza und Sand. Der HSV spielte die bekannte 3-4-3-Formation, wobei Kovac rechts und Hollerbach links die Außenpositionen besetzten. Hoogma, Gravesen und Cardoso bildeten die zentrale Achse. Wegen Verletzungen (Panadic, Hollerbach) musste Trainer Pagelsdorf allerdings schon bald umstellen. Spörl spielte nach dem Seitenwechsel rechts und Kovac links. Die Schalker schafften im Mittelfeld immer wieder Überzahl, was den Gastgebern ein Durchkommen äßerts schwer machte.

Spielverlauf: Nach offensivem Beginn der Hamburger fand sich Schalke immer besser zurecht, hatte allerdings Glück, als Latal einen Kopfball von Kovac von der Linie kratzte. Die kompakt auftretenden Schalker versuchte immer wieder Wilmots ins Spiel zu bringen, dessen abgefälschten Schuss Mpenza nach einem groben Schnitzer von Butt über die Linie drückte. Wilmots vergab das 2:0, als er nach einem Foulspiel von Gravesen den fälligen Elfmeter gegen Butt vergab. Der HSV-Torwart machte seinen Fehler allerdings wett, indem er einen Wilmots-Elfmeter hielt und den Strafstoß zum 2:1 verwandelte. Danach gerieten die Schalker völlig aus der Bahn.

Fazit: Der HSV tat sich lange schwer, fand durch einen glücklichen Elfmeter ins Spiel und nutzte danach die Konfusion der Schalker eiskalt.


 
 
Mein Arbeitskollege und Schalke-Fan Frank mailte mir folgenden Spielbericht:
Liebe HSV-Fans, 

trotz des schlechten Wetters habe ich mich gestern endlich einmal überwunden meine Schalker live in Hamburg unter die Lupe zu nehmen. Positiv ist mir in der Mannschaft natürlich Emile Mpenza aufgefallen, sowie Mark Wilmots. Emile hat einen sehr guten Antritt, gute Technik und versteht sich schon sehr gut mit Wilmots und Sand. Positiv ist mir außerdem noch Euer Stadion aufgefallen. Trotz des Sauwetters (Wind und Regen), muß ich sagen, bin ich dank der genialen Dachkonstruktion verhältnismäßig trocken geblieben (oder lag es an meinem Sitznachbarn, wie hieß er man noch gleich? Ch... :-). Natürlich ist noch nicht alles Gold was glänzt, doch man muß sagen, in einem Jahr wird das Volksparkstadion noch das modernste und beste Stadion Deutschlands sein. Gratulation.

Nun muß ich Euch leider auch noch zu Eurem gestrigen Sieg gratulieren. Nachdem wir Schalker die 2. Halbzeit ja fast völlig verpennt haben. Die erste Halbzeit gehörte ja nun fast uns, sieht man von einer ca. 10-minütigen Drangperiode des HSV ab. Leider haben wir es verpasst klarste Chancen (Elfmeter, diesen hätte ich als SR wiederholen lassen, nach der Unsportlichkeit von Gravesen, obwohl Wilmots auch hätte abbrechen müssen, und dem Lattenschuß von Mpenza) erfolgreich abzuschließen. Solche Nachlässigkeiten zahlen sich meistens aus. In der 2. Halbzeit muß man wirklich eingestehen, war der HSV überlegen. Abgesehen von 2-3 Chancen, wurden wir fast ausnahmslos in unserer Hälfte eingeschnürt. Leider hat es der Trainer auch versäumt Waldoch auszuwechseln, um wenigstens mit 11 Spielern das Spiel zu Ende zu bringen. Die Gelb/Rote-Karte war leider zu deutlich, um von diesem blinden Schiedsrichter übersehen zu werden. Ich habe auch den nötigen Mut vermisst, um nach dem Ausgleichstreffer gleich einen dritten „echten“ Stürmer zu bringen. Wilmots spielt im Moment einen zu guten Part hinter den Spitzen, als das man ihn opfern könnte. Asamoh hätte zu einem früheren Zeitpunkt bestimmt mehr bewirken können, als in den verbleibenden 16 Minuten. Sieht man die gesamten 90 Minuten, war der HSV-Sieg völlig verdient, zumal der HSV auch mehrere Chancen besaß, die die Schalker alle auf der Linie geklärt haben. Man kann nun folgendes Fazit ziehen: Die Schalker können nach einer frühen Führung nicht gegen den HSV gewinnen, der HSV wird, wenn er so konzentriert weiterspielt wie 70 % des Spiels, einen CL-Platz erreichen und die Schlaker werden dank des „Wundersturms“ mit Sand und Mpenza im nächsten Jahr endlich wieder international dabei sein.

Cu
Frank (ein Beisitzer)  ;-)


 
 
Peter R. mailte mir folgenden Spielbericht:
Das Spiel hatte alles, was ein perfektes Fußballspiel benötigt:  2 gute Mannschaften, eine nach einen langen Rückstand auftrumpfende und den Gegner niederkämpfende Mannschaft (die ich dabei natürlich favorisiere), Top-Leistungen der Lieblingsspieler (Kovac, Butt und auch Hoogma), einen gehaltenen Elfmeter, einen durch den eigenen Torwart verwandelten Elfmeter, eine rote Karte für den Gegner, irgendwie auch der ungemütliche Regen in der HZ-Pause, der wie schon gegen Frankfurt ein "Stimmungsmacher" zu sein scheint, eine sehr stimmungsreiche Atmosphäre am Ende, ach ja und ein "Tor des Monats" (mindestens!!!) natürlich. Was wollen wir mehr, dachten mein Freund und ich freudetrunken auf den Heimweg.  Aber von vorne:  Schalke war für mich leider von Anfang an die bessere Mannschaft in der 1. Hälfte.  Auch wenn Kovac, in meinen Augen der mit Abstand bester Mann auf dem Platz, nach einer Ecke auch beinahe schon das Tor gemacht hätte, aber ein Schalker köpte den Ball noch auf der Linie weg.   

Schalke spielte aber ganz und gar nicht wie eine Auswärtsmannschaft und kontrollierte zunächst das Spiel.  Schon vor dem 0-1 wurde Andrej Panadic hart angegangen und wurde nach einer Behandlung von Hermann Rieger zunächst wieder aufs Feld geschickt; wenig später wurde er jedoch ausgewechselt.

Dazwischen lag allerdings zu meinem Leidwesen das Gegentor.  Butt konnte leider einen Wilmots-Schuss nicht festhalten, so dass Mpenza nur noch abzustauben brauchte, nachdem er - jaa! - Andrej Panadic entwischt war.  Klar ging das Tor zu einem Großteil auf Butts Kappe, aber ich bin der Meinung, dass Wilmots gar nicht so frei zum Schuss hätte kommen dürfen, da v.a. Gravesen aber auch Hoogma ihn hätten angreifen müssen.  Das sollte allerdings Butts einziger Fehler des Spiels bleiben.

Der HSV bemühte sich fortan, Schalke blieb jedoch durch Konter gefährlich.  UNd leider (oder soll ich sagen zum Glück?) kam es dann zu einem Elfer für Schalke. 
Wilmots wurde von Gravesen "gefoult", allerdings wollte Thomas, wie ich im TV gesehen habe, den Ball treffen.  Er streifte jedoch Wilmots, der sich natürlich theatralisch fallen ließ.  

Und Butt scheint wirklich jedem, wenn es um Elfer geht, Angst einzuflößen.  
Jedenfalls hielt er auch diesen wieder, UNGLAUBLICH der Mann, und auch wenn der nicht toll geschossen war:  Den muss man auch erstmal halten !!  Allerdings muss ich sagen, dass nicht alles mit rechtem Dingen zugegangen zu sein schien, wie ich später bei "Finish" gesehen habe, denn Gravesen hatte Wilmots BEIM Anlauf am Arm gehalten, was eigentlich hätte Gelb geben müssen, aber Wilmots hätte a) nicht weiteranlaufen müssen und b) sah er nicht so aus, als ob er dadurch entscheiden gestört wurde.

Sei's drum, ich war am feiern!  Das Spiel plätscherte bis zur Halbzeit so vor sich hin, Schalke schien das Spiel einigermaßen im Griff zu haben, aber der HSV spielte nun auch nicht so schlecht, dass ich die Hoffnung auf ein Unentschieden aufgegeben hatte.  Angetrieben wurde der HSV aber immer wieder von Niko Kovac, der den eher schwachen Cardoso viel Arbeit abnahm.  Er hatte auch noch die letzte gefährliche Aktion des HSVs vor der Halbzeit, nämlich ein Kopfball, der knapp am Tor vorbeiging.

In die Halbzeit ging es dann erstmals in dieser Saison mit einem Rückstand.  Und ich muss schon sagen, dass ist total ungewohnt!  Sollte die Heimserie platzen?? 
Mitnichten, gottseidank.  Es begann erst einmal mit unglaublichen Szenen, nämlich 4 Ecken hintereinander für den HSV und 3 davon gekrönt mit Großchancen:

1.) Ein Fischer-Kopfball an die Latte, dann an den Kopf einen Schalkers, und dann wieder an die Latte.
2.) Nach Gestochere kommt der Ball zu Hoogma, der schießt den Ball durch Olli Recks Hosenträger, doch wiederum kann der Ball auf der Linie geklärt werden und 
3.) Ein Kovac-Kopfball aus kurzer Distanz knapp über das Tor.

Es war zum Haareraufen!!!  Diese Aktionen waren echt mindestens ein Tor wert!  

Übrigens muss ich hier auch Schalkes ewiges Geruppe zur Sprache bringen: Jedesmal, wenn ein HSVer gefährlich über die Mitellinie kam, wurde er umgegrätscht/ geschubst.  Also echt, und die beschweren sich noch über den Schiri!   

Spörl wurde zur Halbzeit für den heute eher schwachen Hollerbach eingewechselt und fand sich eigentlich recht gut und schnell in das Spiel ein; erstaunlich nach der langen Pause.  So stellt er durchaus eine weitere Alternative da.

Der HSV kam aber echt ganz anders aus der Kabine; was hat Pagelsdorf da bloß wieder gemacht?  Sie kämpften jetzt richtig, und der Funke sprang auch richtig aufs Publikum über.  

2 Schalker Großchancen gab es dann noch vor eines der schönsten HSV-Tore meiner Fankariere.  Erst ein Wilmots-Kopfball, der auch nur knapp vorbeistrich und ein Mpenza-Knaller an die Latte; aber ich glaube Butt hätte den auch gehabt.  

Tja, und dann dieses schon kurz angesprochene Tor.  Präger hatte eine Flanke hineingeschlagen, Mahdavikias Gegenspieler verlängerte unfreiwillig und der Ball flog auf Kovac, der mit dem Rücken zum Tor stand.  Und dann DIESES Tor: FALLRÜCKZIEHER-TRAUMTOR!!!
Ich flippte schon da total aus.  Ich habe meines Wissens noch nie einen HSV-Spieler so ein Traumding machen sehen.  Und dann macht das ausgerechnet auch noch mein Lieblings-Feldspieler.

In der Euphorie wurde der HSV weiter nach vorne gepusht, angetrieben nun von einem HSV-Publikum in Höchstform.  Sie igelten sich in Schalkes Hälfte ein.  In der 70. machte dann Pagel einen kaum zu glaubenden Wechsel:  Fischer (defensiver Spieler) für BÄRON (allseits bekannt).  Nun sollte also der Sieg erzwungen werden.  Und kaum war er drin, geschah folgendes:  Karsten spitzelt den Ball zu Tony Yeboah (wieder wertvolle Arbeit heute von ihm), der den Ball über Reck lupfen will und dabei von dem ungestümen "Pannen-Olli" beim Rauslaufen umgerempelt wird.  Für mich ein klares Ding.  Das ganze Stadion schrie wieder nach "Buuutt, Buuutt, Buuutt" und der zeigte dann Wilmots cool, wie man Elfer verwandelt.  

GÄNSEHAUT UND EXTASISCHER JUBEL TOTAL!!!

In der Euphorie umarmte ich wahrscheinlich zig Leute, aber das musste einfach raus.  Als ich mich wieder auf das Spiel konzentrierte,  bekam ein Schalker (Waldoch) auch schon die Gelb-Rote Karte.  
Die Schalker beschwerten sich später über diese vermeintliche Ungerechtigkeit,aber ich kann nur sagen, dass die mit den wenigen Gelben und der Roten noch gut weggekommen sind, nicht wahr, Herr Thon und Herr KMETSCH (wie war das noch:  "Ich gehe wegen der besseren sportlichen Perspektive nach Schalke".  War wohl nix :-))  Ich gratulierte meinen Freund ob seiner Hellseherkünste, denn er hatte schon in Hälfte 1 prophezeit "Bei denen fliegt noch einer".  Und gleich bei dem darauffolgenden Mahdavikia-Freistoß legte der HSV wiederum in Form von Niko Kovac nach.  Er krönte seine überragende Leistung durch einen Flugkopfball Marke Uwe Seeler.  Der Rest war trotz noch 1, 2 Schalker Chancen (und die nicht zu klein) Jubel und Party total.  Am Ende wurde der HSV zurecht für die größte Energieleistung der Saison gefeiert, und mit dem Sieg, an den ich zwischenzeitlich nicht geglaubt habe, haben wir jetzt 6 Punkte Vorsprung auf den 5. Tabellenplatz.  Ich halte es aber weiterhin mit Nico-Jan Hoogma. Zitat von ihm in Sport 3: "Erst einmal 55 Punkte sichern, was zur UEFA-Cup-Quali reichen sollte, wenn dann noch Zeit ist, können wir uns neue Ziele stecken."

Jawohl!  Noch einmal an dieser Stelle mein Sonderlob an Kovac, Butt (nach dem Patzer beim 0:1 der Fels in der Brandung) und Hoogma.  Und wenn sie weiterhin die Leistung aus Hälfte 2 abrufen können, sehe ich rosarot!